Hell or High Water - David Mackenzie (2016)
Moderator: jogiwan
Re: Hell or High Water - David Mackenzie (2016)
"Neo-Western" mit Chris Pine und Ben Foster als ungleiche Brüder, die Banken ausrauben, um die elterliche Farm bei der Bank auslösen zu können und somit Pines Kindern eine Zukunft zu ermöglichen. Ben Foster spielt wie immer den nicht besonders klugen, viel zu impulsiven und gewalttätigen Texaner. Da weiß man, das Ganze kann nicht gut ausgehen. Ihnen auf der Spur ist ein nicht wiederzuerkennender Jeff Bridges als Sheriff kurz vor der Pensionierung, der seinen Gehilfen (Halb Indianer, halb Mexikaner) mit rassistischen Sprüchen überzieht, was dieser stoisch hinnimmt, weil er weiß, dass sein Chef Probleme hat, sich anderen auf irgendeine Weise zu öffnen und mit ihnen zu kommunizieren. Das ganze wird in wundervolle Bilder gegossen, bei denen New Mexico mal eben Texas doubelt. Dazu spielt tolle Musik (Nick Cave/Warren Ellis) und werden schöne Texas-Songs gespielt. Über allem liegt eine tief traurige Melancholie und man rechnet eigentlich ständig mit dem Schlimmsten. Der ruhig erzählte Film kann auch mal in Gewalt ausbrechen, behält aber den schlurfenden Gang eines alten Cowboys, der schon alles gesehen hat, bei. Guter Film.
Früher war mehr Lametta
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Re: Hell or High Water - David Mackenzie (2016)
„Hell or High Water“: FOX arbeitet an Serien-Adaption des Indie-Erfolgs
Film mit Chris Pine und Jeff Bridges kam 2016 in die Kinos
Angesichts des großen Erfolgs von „Yellowstone“ beim Paramount Network überrascht es nicht, dass sich andere US-Sender ähnlichem Material bei der Entwicklung neuer Serien zuwenden. So plant FOX derzeit eine Adaption des Dramas „Hell or High Water“, das 2016 in die Kinos kam und dessen Drehbuch von „Yellowstone“-Schöpfer Taylor Sheridan stammte.
Quelle und weitere Infos:
https://www.fernsehserien.de/news/hell- ... ie-erfolgs
Film mit Chris Pine und Jeff Bridges kam 2016 in die Kinos
Angesichts des großen Erfolgs von „Yellowstone“ beim Paramount Network überrascht es nicht, dass sich andere US-Sender ähnlichem Material bei der Entwicklung neuer Serien zuwenden. So plant FOX derzeit eine Adaption des Dramas „Hell or High Water“, das 2016 in die Kinos kam und dessen Drehbuch von „Yellowstone“-Schöpfer Taylor Sheridan stammte.
Quelle und weitere Infos:
https://www.fernsehserien.de/news/hell- ... ie-erfolgs
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: Hell or High Water - David Mackenzie (2016)
Hell or High Water
Hell or high water
USA 2016
Regie: David Mackenzie
Chris Pine, Ben Foster, Jeff Bridges, Katy Mixon, Gil Birmingham, Kevin Rankin, Dale Dickey,
Melanie Papalia, Buck Taylor, Ricky Lee, Amber Midthunder, Lora Martinez-Cunningham
OFDB
Hell or high water
USA 2016
Regie: David Mackenzie
Chris Pine, Ben Foster, Jeff Bridges, Katy Mixon, Gil Birmingham, Kevin Rankin, Dale Dickey,
Melanie Papalia, Buck Taylor, Ricky Lee, Amber Midthunder, Lora Martinez-Cunningham
OFDB
Armut ist wie eine ansteckende Krankheit. Sie zieht sich durch das ganze Leben. Toby war sein Leben lang arm, die Eltern waren arm, und die Großeltern waren ebenfalls arm. Damit seine eigenen Kinder nicht mehr arm sind, überfällt Toby zusammen mit seinem Bruder Tanner Banken. Und zwar nur und ausschließlich Banken der Texas Midland, weil das genau die Bank ist, die ihnen die Ranch wegnehmen will und ihnen mit den Bedingungen ihres Kredits allmählich die Luft zum Atmen abschnürt. Toby und Tanner wollen die Bank mit deren eigenem Geld bezahlen, und weil die Texas Midland Bank überall in Texas das gleiche Geschäftsgebaren an den Tag legt, ist auch keiner so richtig bereit, dem alten und aufrechten Texas Ranger Marcus Hamilton zu helfen. Nein, die Brüder sind keine Robin Hoods, und es gibt auch keinen ruhmreichen Namen zu gewinnen. Nur entweder eine Ranch für die Kinder, oder eine Kugel im Kopf …
Wenn man sich die Merkmale eines Noirs anschaut, wie etwa die gebrochenen Menschen ohne wirkliche Hoffnung, die sich gegen eine feindliche Umwelt zur Wehr setzen müssen, die innerlich zerrissen sind und genau wissen dass sie keine Zukunft haben, genauso wie die starken Frauen die selber für ihr Überleben kämpfen müssen; wenn man sich diese Aspekte vergegenwärtigt kommt man schnell dahin, dass HELL OR HIGH WATER auf jeden Fall der Kategorie des Noir zuzuordnen ist.
Das Genre Noir lässt sich aber noch ein wenig ausformulieren, so gab es in der silbernen Zeit Hollywoods das Subgenre des Noir Western - Filme wie TAG DER GESETZLOSEN oder STADT DER VERDAMMTEN fallen mir dazu ein, und die (durchaus diskutablen) Merkmale eines Noir finden sich auch hier. Starke und tödliche Frauen (etwa in 40 GEWEHRE) genauso wie die verlorenen Charaktere die sich oft genug einer Gesellschaft erwehren müssen, die sie nicht (mehr) haben will. Und hier schließt sich der Kreis zu HELL OR HIGH WATER, denn auch Toby und Tanner stehen längst außerhalb der etablierten Gesellschaft, leben in ihrer Armut in einem Teufelskreis aus Verzweiflung, aus dem Gewalt der einzige Ausweg zu sein scheint. Oder ist es nicht vielmehr so, dass die Texas Midland der Außenseiter in einer Gesellschaft aus verarmten Farmern ist? Gut möglich, aber die Texas Midland gibt die Regeln vor und ist damit der Stärkere, und wer die Regeln des Stärkeren bricht, der stellt sich, ob freiwillig oder gezwungenermaßen, ins Abseits. So wie Toby und Tanner.
Die Verzweiflung die Toby spürt und zu welchen Mitteln er in seiner Einsamkeit greift, um wenigstens seiner Familie einen Weg aus der Armut zu zeigen, ist von der Verzweiflung etwa eines Burt Lancaster in GEWAGTES ALIBI genausowenig zu unterscheiden wie von der Einsamkeit eines Robert Mitchum in BLONDES GIFT. Hier wie da ein im Abseits stehender und innerlich vertrockneter Mensch, der in der Kriminalität den einzigen Weg sieht eine mögliche Zukunft aufzubauen, und wenn es „nur“ die Zukunft der Kinder ist. Ein Mensch, der in seiner Verzweiflung eine Waffe in die Hand nimmt und sich nur immer tiefer in die Scheiße reitet. Ein Unterschied mag vielleicht noch sein, dass Burt Lancasters Charakter an seiner Handlung zerbricht, Toby hingegen genau weiß auf was er sich eingelassen hat.
Ein Noir Western also. Angesiedelt in Texas und gedreht in New Mexiko, ist die Umgebung nur und ausschließlich Leere. Diejenige Leere, die direkt aus der Seele kommt und sie damit auch repräsentiert. Das Ödland fängt genau hier an und zieht sich bis zum Horizont und noch ein ganzes Stück weiter. Grasland, Staub, Einöde, am Rande der Wahrnehmung ein paar Hügel. Und mittendrin kleine Ortschaften mit Namen wie Olney oder Post, die aus ein paar heruntergekommenen Häusern, Straßen, For Sale-Schildern, einem Diner und eben einer Filiale der Texas Midland Bank bestehen. Wo die Bösen einreiten wie die Bankräuber 150 Jahre zuvor, und wenn es sein muss unter Einsatz von Schusswaffen wieder herauskommen. Wo jeder Dorftrottel eine Waffe spazieren trägt, und die aufrechten Bürger des Ortes sich hinstellen und wie wild auf die Bankräuber schießen. Ja sogar eine Posse zusammenstellen und die Räuber quer durch die Wüste verfolgen. Jeff Bridges als Ranger hätte in diesem Fall die Rolle, die früher mal Ronald Reagan bekommen hätte – Ein guter Mann, der weiß was er wert ist, und der sich mit der Auflösung dieses Falles einen guten Abgang in den Ruhestand verschaffen will. Und der alle anderen mit seiner besserwisserischen Rassisten-Attitüde unglaublich nervt. Doch weder sind Hamiltons Sprüche und Frotzeleien gegenüber seinem halb-indianisch und halb-mexikanischem Partner wirklich witzig, noch ist jemand wie zum Beispiel die kräftige Bedienung im Diner eine komische Figur. Regisseur David Mackenzie nimmt alle seine Figuren ernst, so ernst wie die Perspektive eines Menschen der arm ist. Und die einzige Perspektive die es in dieser Welt gibt, neben der Armut und der Gewalt, ist diejenige, die bis zum Horizont reicht. Und bis dahin hat es nur diese erwähnte Leere, die so allumfassend zu sein scheint ...
Mit der wunderschönen Musik von Nick Cave veredelt und starken Schauspielern gewürzt, ist HELL OR HIGH WATER ein trauriger und bitterer Ritt durch die Wüste der menschlichen Seele, die im Sinkflug begriffen versucht, sich ihre Würde zu bewahren. Ein starker Noir-Western mit genau der richtigen Mischung aus Action und Melancholie, um Bauch und Kopf gleichzeitig zufriedenzustellen. Kino wie aus der silbernen Zeit Hollywoods …
7/10
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Jack Grimaldi