Here comes the Devil - Adrián Garcia Bogliano (2012)
Moderator: jogiwan
Here comes the Devil - Adrián Garcia Bogliano (2012)
Here comes the Devil
Originaltitel: Ahì va el diablo
Herstellungsland: Mexiko, USA / 2012
Regie: Adirán Garcia Bogliano
Darsteller: Francisco Barreiro, Laura Caro, Alan Martinez, Michele Garcia, David Arturo Cabezud
Story:
Felix und seine Frau sind glücklich verheiratet. Als ihre beiden Kinder während einer Reise verschwinden, droht das Glück zu zerbrechen. Am nächsten Tag tauchen Tochter und Sohn scheinbar unversehrt wieder auf. Doch ihr Verhalten ist merkwürdig, fast unmenschlich. Die Gräueltaten in ihrer Nähe mehren sich. Was hat ihr Verschwinden mit den blutigen Taten eines Serienmörders und der Legende vom absolut Bösen zu tun? Die grausame Wahrheit übersteigt jegliche menschliche Vorstellungskraft. (quelle: cover)
Originaltitel: Ahì va el diablo
Herstellungsland: Mexiko, USA / 2012
Regie: Adirán Garcia Bogliano
Darsteller: Francisco Barreiro, Laura Caro, Alan Martinez, Michele Garcia, David Arturo Cabezud
Story:
Felix und seine Frau sind glücklich verheiratet. Als ihre beiden Kinder während einer Reise verschwinden, droht das Glück zu zerbrechen. Am nächsten Tag tauchen Tochter und Sohn scheinbar unversehrt wieder auf. Doch ihr Verhalten ist merkwürdig, fast unmenschlich. Die Gräueltaten in ihrer Nähe mehren sich. Was hat ihr Verschwinden mit den blutigen Taten eines Serienmörders und der Legende vom absolut Bösen zu tun? Die grausame Wahrheit übersteigt jegliche menschliche Vorstellungskraft. (quelle: cover)
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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Re: Here comes the Devil - Adrián Garcia Bogliano (2012)
Fast schon ungewohnt ruppiger und grimmiger Horrorstreifen in bester Exploitation-Tradition und einer Zeit, in der Filmemacher und Publikum man auch vor unbequemen und kontroversen Themen und nackter Haut nicht zurückschreckten. Die Geschichte über zwei verschwundene Kinder, die später verstört und verändert wieder auftauchen ist ja schon etwas herber und noch dazu recht "kostengünstig" inszeniert, was den mexikanischen Streifen aber noch bedrückender und authentischer wirken lässt. Generell etwas gegen den Strich gebürstet verliert Herr Bogliano aber manchmal sein Ziel etwas aus den Augen und präsentiert auch zwei gorige Momente, die ich in dem ansonsten recht atmosphärischen Werk als etwas störend empfunden haben, da "Here comes the Devil" ja gerade davon lebt, dass man eben nicht weiß, was genau geschehen ist. Insgesamt fand ich den eher kompromißlosen Streifen inklusive seinem Ende aber schon gelungen, auch wenn "Here comes the Devil" sicherlich ein Geschmacksspalter ist, der nicht überall auf Gegenliebe stoßen wird. Ich weiß auch nicht, ob ich den geordert hätte, wenn ich im Vorfeld gewusst hätte, dass Bogliano auch für den furchtbar grottigen "I'll never die alone" verantwortlich ist. So hat sich der gute Mann ja fast gänzlich rehabilitiert. Eingeschränkt empfehlenswert.
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Re: Here comes the Devil - Adrián Garcia Bogliano (2012)
Bei einem Familienausflug verschwinden die Kinder von Sol (Laura Caro) und Felix (Francisco Barreiro) in den Bergen. Nach einer verzweifelten Nacht des Wartens, werden die beiden Geschwister am nächsten Tag von der Polizei gefunden und wieder zurück zu ihren Eltern gebracht. Doch Sara (Michele Garcia) und Lucio (David Arturo Cabezud) scheinen verändert zu sein. Irgendetwas muss da oben in den Bergen passiert sein, was die Kinder traumatisiert hat. Als eine ärztliche Untersuchung ergibt, dass Sara keine Jungfrau mehr ist, scheint für Felix und Sol klar zu sein, dass sie einem Vergewaltiger zum Opfer fielen. Sie haben auch schon einen Verdacht, wer für das Unglück der Kinder verantwortlich sein könnte. Doch die Wahrheit ist noch viel grauenhafter…
Nicht häufig hat man die Gelegenheit, einen Horrorfilm aus Mexiko zu sehen. Dabei hat das Genre hier eine große Tradition, vor allem in den 50er und 60er Jahren. Hier kämpften nicht nur maskierte Ringer, wie der legendäre „Santos“, gegen Vampire, sondern es wurden auch zahlreiche, sehr stimmungsvolle schwarz-weiß Gruseler gedreht. Von diesen fanden aber leider nur sehr wenige, wie z.B. „Vampiro“ (der gerade bei Subkultur erschienen ist), ihren Weg nach Deutschland. Seit dem Ende der goldenen 70ern (in denen vor allem René Cardona Jr. die Fahne hoch hielt) kam nur noch sporadisch eine Genrefilm aus Mexiko über den großen Teich zu uns, auch wenn es gerade in den letzten Jahren doch immer mal wieder ein Film, wie kürzlich beispielsweise „Wir sind was wir sind“, dann doch schaffte. Schön also, dass sich das Label Pierrot le Fou, das sich nun verstärkt um künstlerisch anspruchsvollere oder kontroverse Horrorfilme kümmern will, Adrián García Boglianos Film „Here comes the Devil“ angenommen hat.
Der 1980 in Madrid geborene Regisseur hat in der Vergangenheit vor allem in Argentinien, aber auch Costa Rica, einige deftige Splatterfilme gedreht, die allerdings sowohl bei Kritik, als auch Horrorfans, keinen besonders guten Ruf genießen. Umso erstaunlicher, dass er mit „Here comes the Devil“ einen eher ruhigen, sich ganz auf eine irritierend-unangenehme Stimmung verlassenden Film gedreht hat. Offensichtliches Vorbild ist „Picknick am Valentinstag“. Ebenso wie in Peter Weirs verstörendem Klassiker, verschwinden hier Heranwachsende auf einem scheinbar verwunschenen Berg. Wie Irma in Weirs Film kehren beide zwar zurück, doch man erfährt zunächst nicht, was sich dort in den Hügeln zugetragen hat. Diese Unsicherheit und die schleichende Erkenntnis, dass vielleicht etwas Übernatürliches seine Finger im Spiel gehabt haben könnte (oder auch nicht), verbindet „Here comes the Devil“ und „Picknick am Valentinstag“. Bogliano gelingt es sogar, eine ähnlich traumhafte Atmosphäre wie Weir aufzubauen, wobei Bogliano diese schnell zu einer doch konkret albtraumhaften umschlagen lässt. Und im Gegensatz zu Weir, erlaubt Bogliano dem Zuschauer dann schließlich doch keine Zweifel daran, was sich da oben in den Hügel zugetragen hat. Dabei bedient er sich ganz offen bei Elementen anderer Genrefilmen, wie „Rosemary’s Baby“ oder „Gefahr aus dem Weltall“. Leider erinnert sich Bogliano irgendwann wieder an seine vorherige Karriere als Splatterfilm-Regisseur und baut in der Mitte des Filmes einen sehr heftigen Gore-Effekt ein. Dieser wäre nicht unbedingt nötig gewesen und wirft nicht nur das eher subtile Konzept des Filmes über den Haufen, sondern mag auch gar nicht recht zu den Figuren passen. Der Zuschauer wird hier im wahrsten Sinne des Wortes brutal aus dem Film heraus gerissen. Die fragliche Szene wirkt, ebenso wie der sehr exploitive Beginn, der uns gleich mit einer recht intensiven Sexszenen und einem brutalen Überfall konfrontiert, wie aus einem ganz anderen Film hier hinein kopiert. Da wäre weniger wieder einmal mehr gewesen.
Adrian Garcia Boglianos Vorbilder liegen klar in den 70er Jahren. Nicht nur entdeckt er den mittlerweile „verbotenen“ Zoom wieder, auch die ganz Stimmung und die Darsteller könnten aus einem der paranoiden Horrorthriller der 70er stammen. Bogliano hat keine stromlinienförmigen, geklont wirkende, schöne Menschen besetzt, sondern echte Gesichter mit Charakter. Die Mutter wird von Laura Caro gespielt, einer in Mexiko bekannten R&B Sängerin, die hier ihre erste Filmrolle spielt. Ihr sowieso schon markantes, nicht schönes im klassischen Sinne, und dann doch wieder interessantes Gesicht, wird von Bogliano nicht glattgebügelt, sondern in all seiner Natürlichkeit und mit seiner unreinen Haut gezeigt. Was dem Film dann trotz seines übernatürlichen Themas einen gewissen Realismus gibt. Auch Francisco Barreiro als Vater ist kein klassischer Filmheld und vor allem kein Sympathieträger. Er könnte der Typ sein, der nebenan wohnt und dem man morgens gerne aus dem Weg geht. Obwohl Laura Caro von Bogliano immer mal wieder nackt gezeigt wird, haben diese Szenen keine erotische Wirkung, sondern zeigen sie meistens nur schutzlos und verletzlich. Umso mehr befremdet in diesem Zusammenhang die dampfend inszenierte Softsexszene am Anfang des Filmes, die zwei junge Frauen beim Sex zeigt und – wie bereit erwähnt – sich nicht in den folgenden Film einfügen will. Dieser ist auch eher rau und schroff, oftmals in grauen Farben fotografiert. Aber es gibt auch immer wieder kunstvoll gestaltete Szenen, in denen die Farbe zurückkehrt und förmlich wie ein Hammer zuschlägt. Zum Beispiel in der beängstigenden Rückblende, in der die Babysitterin erzählt, was sie mit den beiden Kindern erlebt hat. Dabei werden die unheimlichsten Augenblicke dem Zuschauer nicht gezeigt, sondern direkt in seinen Kopf gepflanzt. Nicht nur an dieser Stelle werden Erinnerungen an „Rosemary’s Baby“ wach.
Ansonsten lässt Bogliano seinen Film vor Symbolismus und Allegorien fast platzen. Selbstverständlich ist es kein Zufall, dass die Höhle, in der die Geschwister verschwinden, an eine Vagina denken lässt, aus der die Kinder „neu geboren“ wieder hervor kommen. Und dass Tochter Sara am Tag ihres Verschwindens ihre erste Menstruation hat, ist ein Verweis auf die Veränderung des Körpers in der Pubertät, der Transformation vom Kind zum Erwachsenen. Und so kann man den Film durchaus auch Metapher auf das Erwachsenwerden, das Entfremden der Kinder von den Eltern und die Entdeckung der eigenen Sexualität deuten. Letztere lässt das „Kind“ verschwinden und etwas anderes (den pubertierenden, sich seltsam verhaltenen Teenie) sich an seine Stelle setzten. Es ist die Zeit, in der die Eltern nicht mehr wissen, was ihre Kinder eigentlich treiben, wenn sie nicht dabei sind. Und kann das Ende nicht auch als Emanzipation der Eltern von ihren Kindern, der Einstieg in ein Leben „danach“ – wenn die Kinder aus dem Haus sind – gedeutet werden?
Mit „Here comes the Devil“ ist Adrian Garcia Bogliano ein unheimlicher und über weite Strecken angenehm subtil inszenierter Film gelungen. Allerdings nehmen ihm ein unpassender, wie aus einem anderen Film stammender, exploitiver Beginn, und vor allem eine deplatzierte, heftige Splatterszene in der Mitte, dann leider doch etwas von seiner Intensität. Dabei funktioniert Boglianos Film nicht nur als ein – an die paranoiden Terrorstreifen der 70er Jahre gemahnender – Horrorfilm, sondern auch eine intensive Allegorie auf das Erwachsenwerden der eigenen Kinder.
Nicht häufig hat man die Gelegenheit, einen Horrorfilm aus Mexiko zu sehen. Dabei hat das Genre hier eine große Tradition, vor allem in den 50er und 60er Jahren. Hier kämpften nicht nur maskierte Ringer, wie der legendäre „Santos“, gegen Vampire, sondern es wurden auch zahlreiche, sehr stimmungsvolle schwarz-weiß Gruseler gedreht. Von diesen fanden aber leider nur sehr wenige, wie z.B. „Vampiro“ (der gerade bei Subkultur erschienen ist), ihren Weg nach Deutschland. Seit dem Ende der goldenen 70ern (in denen vor allem René Cardona Jr. die Fahne hoch hielt) kam nur noch sporadisch eine Genrefilm aus Mexiko über den großen Teich zu uns, auch wenn es gerade in den letzten Jahren doch immer mal wieder ein Film, wie kürzlich beispielsweise „Wir sind was wir sind“, dann doch schaffte. Schön also, dass sich das Label Pierrot le Fou, das sich nun verstärkt um künstlerisch anspruchsvollere oder kontroverse Horrorfilme kümmern will, Adrián García Boglianos Film „Here comes the Devil“ angenommen hat.
Der 1980 in Madrid geborene Regisseur hat in der Vergangenheit vor allem in Argentinien, aber auch Costa Rica, einige deftige Splatterfilme gedreht, die allerdings sowohl bei Kritik, als auch Horrorfans, keinen besonders guten Ruf genießen. Umso erstaunlicher, dass er mit „Here comes the Devil“ einen eher ruhigen, sich ganz auf eine irritierend-unangenehme Stimmung verlassenden Film gedreht hat. Offensichtliches Vorbild ist „Picknick am Valentinstag“. Ebenso wie in Peter Weirs verstörendem Klassiker, verschwinden hier Heranwachsende auf einem scheinbar verwunschenen Berg. Wie Irma in Weirs Film kehren beide zwar zurück, doch man erfährt zunächst nicht, was sich dort in den Hügeln zugetragen hat. Diese Unsicherheit und die schleichende Erkenntnis, dass vielleicht etwas Übernatürliches seine Finger im Spiel gehabt haben könnte (oder auch nicht), verbindet „Here comes the Devil“ und „Picknick am Valentinstag“. Bogliano gelingt es sogar, eine ähnlich traumhafte Atmosphäre wie Weir aufzubauen, wobei Bogliano diese schnell zu einer doch konkret albtraumhaften umschlagen lässt. Und im Gegensatz zu Weir, erlaubt Bogliano dem Zuschauer dann schließlich doch keine Zweifel daran, was sich da oben in den Hügel zugetragen hat. Dabei bedient er sich ganz offen bei Elementen anderer Genrefilmen, wie „Rosemary’s Baby“ oder „Gefahr aus dem Weltall“. Leider erinnert sich Bogliano irgendwann wieder an seine vorherige Karriere als Splatterfilm-Regisseur und baut in der Mitte des Filmes einen sehr heftigen Gore-Effekt ein. Dieser wäre nicht unbedingt nötig gewesen und wirft nicht nur das eher subtile Konzept des Filmes über den Haufen, sondern mag auch gar nicht recht zu den Figuren passen. Der Zuschauer wird hier im wahrsten Sinne des Wortes brutal aus dem Film heraus gerissen. Die fragliche Szene wirkt, ebenso wie der sehr exploitive Beginn, der uns gleich mit einer recht intensiven Sexszenen und einem brutalen Überfall konfrontiert, wie aus einem ganz anderen Film hier hinein kopiert. Da wäre weniger wieder einmal mehr gewesen.
Adrian Garcia Boglianos Vorbilder liegen klar in den 70er Jahren. Nicht nur entdeckt er den mittlerweile „verbotenen“ Zoom wieder, auch die ganz Stimmung und die Darsteller könnten aus einem der paranoiden Horrorthriller der 70er stammen. Bogliano hat keine stromlinienförmigen, geklont wirkende, schöne Menschen besetzt, sondern echte Gesichter mit Charakter. Die Mutter wird von Laura Caro gespielt, einer in Mexiko bekannten R&B Sängerin, die hier ihre erste Filmrolle spielt. Ihr sowieso schon markantes, nicht schönes im klassischen Sinne, und dann doch wieder interessantes Gesicht, wird von Bogliano nicht glattgebügelt, sondern in all seiner Natürlichkeit und mit seiner unreinen Haut gezeigt. Was dem Film dann trotz seines übernatürlichen Themas einen gewissen Realismus gibt. Auch Francisco Barreiro als Vater ist kein klassischer Filmheld und vor allem kein Sympathieträger. Er könnte der Typ sein, der nebenan wohnt und dem man morgens gerne aus dem Weg geht. Obwohl Laura Caro von Bogliano immer mal wieder nackt gezeigt wird, haben diese Szenen keine erotische Wirkung, sondern zeigen sie meistens nur schutzlos und verletzlich. Umso mehr befremdet in diesem Zusammenhang die dampfend inszenierte Softsexszene am Anfang des Filmes, die zwei junge Frauen beim Sex zeigt und – wie bereit erwähnt – sich nicht in den folgenden Film einfügen will. Dieser ist auch eher rau und schroff, oftmals in grauen Farben fotografiert. Aber es gibt auch immer wieder kunstvoll gestaltete Szenen, in denen die Farbe zurückkehrt und förmlich wie ein Hammer zuschlägt. Zum Beispiel in der beängstigenden Rückblende, in der die Babysitterin erzählt, was sie mit den beiden Kindern erlebt hat. Dabei werden die unheimlichsten Augenblicke dem Zuschauer nicht gezeigt, sondern direkt in seinen Kopf gepflanzt. Nicht nur an dieser Stelle werden Erinnerungen an „Rosemary’s Baby“ wach.
Ansonsten lässt Bogliano seinen Film vor Symbolismus und Allegorien fast platzen. Selbstverständlich ist es kein Zufall, dass die Höhle, in der die Geschwister verschwinden, an eine Vagina denken lässt, aus der die Kinder „neu geboren“ wieder hervor kommen. Und dass Tochter Sara am Tag ihres Verschwindens ihre erste Menstruation hat, ist ein Verweis auf die Veränderung des Körpers in der Pubertät, der Transformation vom Kind zum Erwachsenen. Und so kann man den Film durchaus auch Metapher auf das Erwachsenwerden, das Entfremden der Kinder von den Eltern und die Entdeckung der eigenen Sexualität deuten. Letztere lässt das „Kind“ verschwinden und etwas anderes (den pubertierenden, sich seltsam verhaltenen Teenie) sich an seine Stelle setzten. Es ist die Zeit, in der die Eltern nicht mehr wissen, was ihre Kinder eigentlich treiben, wenn sie nicht dabei sind. Und kann das Ende nicht auch als Emanzipation der Eltern von ihren Kindern, der Einstieg in ein Leben „danach“ – wenn die Kinder aus dem Haus sind – gedeutet werden?
Mit „Here comes the Devil“ ist Adrian Garcia Bogliano ein unheimlicher und über weite Strecken angenehm subtil inszenierter Film gelungen. Allerdings nehmen ihm ein unpassender, wie aus einem anderen Film stammender, exploitiver Beginn, und vor allem eine deplatzierte, heftige Splatterszene in der Mitte, dann leider doch etwas von seiner Intensität. Dabei funktioniert Boglianos Film nicht nur als ein – an die paranoiden Terrorstreifen der 70er Jahre gemahnender – Horrorfilm, sondern auch eine intensive Allegorie auf das Erwachsenwerden der eigenen Kinder.
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Re: Here comes the Devil - Adrián Garcia Bogliano (2012)
Im Rahmen des CINEMA OBSCURE Festival, das derzeit durch verschiedene Städte tourt, hatte ich nun auch die Möglichkeit, HERE COMES THE DEVIL auf der großen Leinwand sehen zu dürfen. Die DVD/BluRay gibt es ja seit geraumer Zeit, als geselliger Filmfreund ziehe ich aber einen gemeinsamen Kinobesuch mit Gleichgesinnten dem alleine "glotzen" vor
Vor dem Film noch eine informative Einführung in die spanisch-sprachige Filmlandschaft durch unseren im Forum bekannten "Magdebürger". Der Film an sich wurde idealerweise im spanischen Original mit deutschen Untertiteln vorgeführt. Das machte das gesehene noch intensiver. Eine Thematik, die sich um Kinder, sexuelles erwachen, Missbrauchsvorwürfe & Besessenheit dreht, ist schon harter Tobak. Wenn ich nun so recht über den Film nachdenke, ist HERE COMES THE DEVIL schon ein sehr konservativer Film da... Sehr interessant !
Vor dem Film noch eine informative Einführung in die spanisch-sprachige Filmlandschaft durch unseren im Forum bekannten "Magdebürger". Der Film an sich wurde idealerweise im spanischen Original mit deutschen Untertiteln vorgeführt. Das machte das gesehene noch intensiver. Eine Thematik, die sich um Kinder, sexuelles erwachen, Missbrauchsvorwürfe & Besessenheit dreht, ist schon harter Tobak. Wenn ich nun so recht über den Film nachdenke, ist HERE COMES THE DEVIL schon ein sehr konservativer Film da...
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Re: Here comes the Devil - Adrián Garcia Bogliano (2012)
Kann man so interpretieren. Ich sehe das allerdings eher als Allegorie auf das Abnabeln der Kinder von den Eltern während der Pubertät, wenn sie den Eltern plötzlich fremd werden. Siehe oben.McBrewer hat geschrieben:Wenn ich nun so recht über den Film nachdenke, ist HERE COMES THE DEVIL schon ein sehr konservativer Film da...Sehr interessant !► Text zeigen
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Re: Here comes the Devil - Adrián Garcia Bogliano (2012)
Hat mich durchaus positiv überrascht, der Film. Sehr empfehlenswert. Trotz der rauhen, ungeschönten Bilder bleibt eine Art mystische Grundstimmung. Die heftige hat meinen Mit-Zuschauer empfindlich zusammenzucken lassen.
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- Salvatore Baccaro
- Beiträge: 3072
- Registriert: Fr 24. Sep 2010, 20:10
Re: Here comes the Devil - Adrián Garcia Bogliano (2012)
Ein Mann und eine Frau sind mit ihren Kindern, Junge und Mädchen, aufs Land gefahren, um den Sonntag im Schatten einer öden Felslandschaft zu verbringen. Der Nachwuchs möchte noch einmal kurz die Felsformationen erklimmen und lässt die Eltern wartend im Auto zurück. Beide nutzen sie die Gunst der Stunde. Schon viel zu lange, beklagt sich Felix, der männliche Part des Paares, bei seiner Angetrauten Sol, liege ihr letzter Intimkontakt zurück. Erst sträubt sich Sol. Sie sei müde, sagt sie, und habe Kopfschmerzen. Doch Felix versteht es, sie mit Geschichten aus seiner Kindheit anzuregen. Er erzählt vom ersten Mal, dass ein Mädchen ihm sein Geschlechtsorgan gezeigt habe, und wie es gerochen, wie es sich angefühlt hat. Dabei schiebt sich seine Hand näher und näher an das seiner Ehefrau. Sol lässt sich betasten, wird feucht, schweift selbst unter Stöhnen ab in ihre Vergangenheit und ihre ersten sexuellen Kontakte mit Jungs. Während dieser langen Dialogszene, in der wir das, worum sie sich dreht, nämlich die Geschlechtsteile unserer Protagonisten, freilich kein bisschen zu Gesicht bekommen, sind immer wieder scheinbar zusammenhanglos Aufnahmen von Sara und Adolfo eingestreut, den Kindern, wie sie zu einer Felshöhle hinaufsteigen. Sara hat übrigens wenige Stunden zuvor ihre erste Periode gehabt. Die Höhle sieht übrigens aus wie eine klaffende Vulva, mit den sie umlagernden Felsbrocken als gespreizten Beinen. Die Schnitte werden schneller, die Kinder verschwinden im Schwarz, Sol und Felix kommen, am Fuße des Hügels, ihrem Höhepunkt entgegen. Anhaltend ist ihr Hochgefühl indes nicht. Bald liegen die Nerven blank: Sara und Adolfo kehren nicht zum Auto zurück, sind spurlos verschwunden. Erst am nächsten Morgen werden sie aufgefunden, verstört und apathisch, nach einer Nacht in der Höhle...
In vielerlei Hinsicht kann man diese großartige, relativ am Anfang des mexikanischen Films AHÍ VA EL DIABLO von 2012 stehende Szene als symptomatisch für die restlichen knapp neunzig Minuten seiner Laufzeit erachten. Nahezu sämtliche Makel und Vorzüge dieses Werks, mit dem der 1980 in Madrid geborene Adrián García Bogliano sich nach einer ansehnlichen Reihe von mir allerdings komplett unbekannten Kurz- und Langfilmen einem breiteren Publikum vorstellt, sind, meine ich, schon in den etwa fünf bis sechs Minuten vereint, mit denen AHÍ VA EL DIABLO beginnt, das vorgebliche Familienidyll seiner Helden zu zersetzen.
Bogliano scheint eine besondere Vorliebe für Allegorien und Symbole zu haben. Die Höhle, die, wie wir später herausfinden werden, das gesamte Unglück in sich birgt, mit dem unsere Helden konfrontiert werden sollen, ist, wie bereits erwähnt, eine nicht im Geringsten verschleierte Vagina. Dass die Kinder – von denen eins kurz zuvor, wie man sagt, zur Frau geworden ist und ein Paar blutbefleckter Unterhosen produziert hat – mit dem Betreten der Höhle im wahrsten Sinne des Wortes ihre Unschuld verlieren und in den Bannkreis der Sexualität geraten, wäre wohl jedem Zuschauer allein durch Schnitt und Aussehen besagter Höhle klargeworden, selbst wenn Bogliano diese Szenen nicht zwischen die der Eltern gemengt hätte, die, nach einer offenkundig abstinenten Phase, relativ abrupt und heftig ihre Leidenschaft füreinander wiederentdecken. Dennoch wirkt diese Synchronisierung von Ereignissen, die im Prinzip die gleiche Aussage treffen, für mich nicht überkomponiert. Im Gegenteil erweckt es bei mir den Eindruck, dass Bogliano trotz der Unmissverständlichkeit seiner Symbolismen mit diesen niemals auf eine allzu übertriebene Weise hausieren geht. Dies liegt, glaube ich, an einer weiteren fundamentalen Stärke von AHÍ VA EL DIABLO.
Obwohl der Film nämlich nicht wenig und vor allem mit voranschreitender Laufzeit gerne in gleichnishaften Bildern schwelgt, die bewusst so komponiert sind, dass sie dem Zuschauer, neben ihrer rein inhaltlichen, storyorientierten Komponente, einen visuellen Kommentar, die psychologischen bzw., erneut im wahrsten Sinne des Wortes, okkulten Implikationen der jeweiligen Szenen betreffend, liefern, bleibt er doch in seinem Kern zumeist geerdet und realistisch. Während die Kinder, ähnlich wie weiland die von geheimnisvollen Mächten becircten Schulmädchen in Peter Weirs PICNIC AT HANGING ROCK, willenlos zur Höhle hinaufsteigen und in ihr versinken, und dies in einer entrückten, bedrohlichen, beinahe märchenhaften Stimmung geschieht, ist das verbale wie manuelle Treiben ihrer Eltern unten im Wagen ein Lehrstück darin, wie man Sexualität filmisch ohne falsche Scham und ohne falsche Glorifizierung inszenieren kann. Weder Sol noch Felix wirken, überwältigt von ihrer Geilheit, anders als zwei normale Menschen in zwei normalen Körpern mit normalen Gelüsten, die sich auf recht normale, sprich: ordinäre, Art gegenseitig zu erregen versuchen. Bogliano schneidet zunächst kaum, lässt den Dialog zwischen den Eltern sich entwickeln, ganz dicht bei seinen Charakteren. Sols und Felixs Sex ist nicht erotisch, nicht schmutzig, stattdessen zeigt Bogliano ihn so naturalistisch wie möglich.
Auch im weiteren Verlauf wird AHÍ VA EL DIABLO diesen grundlegenden Realismus ebenso wenig verlieren wie die immer wieder in die unsentimentale und uns daher vertraute Welt hereinbrechende symbolgeladene Phantastik. So bleiben Sols und Felixs Handlungen stets nachvollziehbar. Bogliano filmt sie beim Streiten, beim Duschen, beim Bangen um ihre Kinder, die nach der Höhlennacht mehr und mehr seltsame Verhaltensweisen an den Tag legen, und richtet die Kamera dabei fortwährend mit der gleichen Chronistenpflicht auf sie: er möchte offenbar nicht beschönigen, nichts überdramatisieren. Sol und Felix bleiben zwei ganz normale Menschen, die, ohne eigenes Verschulden, in Konflikt mit einer übersinnlichen Anomalie geraten. Demgegenüber stehen die rätselhaften Momente, die, wie gesagt, schleichend zunehmend bis sie ihren wohl effektivsten und spektakulärsten Ausdruck in einer Art Traum-, Rausch-, Halluzinations-Sequenz finden, die eine von Sol und Felix engagiertes Kindermädchen im Beisein von Alfredo und Sara durchleiden muss. Psychedelische Farben fressen sich durch die Bilder, heftige Schnitte lassen die Grenzen von Raum und Zeit verwischen, dass es eine wahre Lust ist und ein bisschen so wirkt wie die moderne Version von Träumen, Räuschen, Halluzinationen des 70er-Kinos von Italo-Regisseuren wie Sergio Martino oder Renato Polselli.
Überhaupt ist Bogliano diesem Goldenen Zeitalter des Exploitation-Films überaus verpflichtet, nur kehrt er seine Affinitäten niemals derart demonstrativ nach außen wie ein Quentin Tarantino oder das französische Regie-Duo Robin und Gaillard das getan hätten. Grund hierfür ist, meiner Meinung nach, erneut der realistische Ansatz, aus dem heraus Bogliano seine im Grunde unter positivistischer Perspektive kaum glaubhafte Geschichte erzählt. Über weite Strecke wirkt AHÍ VA EL DIABLO wie ein ernstes Drama über eine allmählich in die Dysfunktionalität abdriftende Familie. Wenn Bogliano seine Figuren dann aber in Bildkompositionen anordnet, die in keinem Italo-Western negativ auffallen würden – er mag es zum Beispiel, Gesichter weit im Vordergrund zu platzieren, sodass deren Blicke das Geschehen hinter ihnen kommentieren können, wo wir andere Figuren in etwas Distanz miteinander agieren sehen -, oder wenn er Nebencharaktere auf urbane Legenden anspielen lässt von Teufelserscheinungen und einst in der Gegend meuchelnden Serienkillern, oder wenn er, ohne seine Nüchternheit zu komprimieren, solche Szenen einstreut wie zwei blutüberströmte nackte Körper, die sich unter eine Dusche stellen, dann verhehlt Bogliano zwar kaum, wo seine subjektiven Präferenzen liegen, und dass der Look seines Films nicht zufällig an den irgendwelcher Grindhouse-Features aus den großen Tagen US-amerikanischer Autokinos erinnert – zugleich aber sind all diese Querverweise, Huldigungen oder Adaptionen dem Film mit einer Subtilität inkorporiert, dass man sie genauso leicht übersehen kann wie den manchmal äußerst stillen, feinen Humor, der für mich vor allem in zwei meiner liebsten Szenen zum Ausdruck kommt. Die sind zunächst einmal überhaupt nicht witzig, denn Sol und Felix bekommen Besuch von Sgt. Flores, der sie eines Verbrechens verdächtigt und sich bemüht, sie mittels falscher Aussagen zu überführen. Obwohl Laura Caro und Francisco Barreiro in ihrer Elternrolle eine außerordentlich gute Figur machen, stiehlt ihnen für mich doch Giancarlo Ruiz als ermittelnder Kommissar jedes Mal die Schau, wenn er das Bild betritt. Permanent flüsternd, so, als traue er sich kaum, seine Stimme zu heben, sich auf der Türschwelle immer nochmal Columbo-like umdrehend und eine letzte, entscheidende Nachfrage in den Raum werfend, eine Tasse Kaffee zwar annehmend, dann aber nicht aus ihr trinkend und ständig das, was er eigentlich meint, in ausufernden Monologen um den heißen Brei herum versteckend, ist er an sich alles andere als eine überzeichnete Figur, dadurch aber, dass Bogliano ihm zum einen zahllose Genre-Stereotypen verpasst, ihn dann jedoch ebenso ungekünstelt behandelt wie all seine übrigen Charaktere, explodiert für mich in Sgt. Flores eine unterschwellige Komik, die mir bei jeder seiner beiden großen Szenen ein breites Grinsen ins Gesicht zauberte – und das trotz des wirklich düsteren, harten, tabuthematischen Restfilms, bei dem es so gut wie nichts zum Lachen gibt.
Um meine Begeisterungswellen wenigstens zum Schluss ein bisschen im Sande verlaufen zu lassen, möchte ich doch noch den einen oder anderen Stilgriff Boglianos erwähnen, der mich nicht hat überzeugen können. Seine vielen motivationslosen Zooms beispielweise, die er zwar, wie ich las, in einem Interview als bewusst gewähltes ästhetisches Stilmittel verteidigt, mir aber irgendwann ziemlich auf die Nerven gegangen sind. Oder die Musik bzw. die generelle Tonspurgestaltung, bei der er es mit schaurigen Sounds für meinen Geschmack öfter über- als untertreibt. Oder die einzig nennenswerte, reichlich deplatzierte Splatterszene, die gut und gerne auch mit der Hälfte an Blutfontänen hätte auskommen dürfen, und haarscharf am Rande der Karikatur vorbeispritzt. Oder natürlich die Botschaft, die der Film, zumindest in meiner Interpretation, vermittelt: So kann man, wenn man tief genug gräbt, in AHÍ VA EL DIABLO ein erzkonservatives Herz pochen schlagen sehen, das Sexualität, sei sie nun eine homosexuelle, eine heterosexuelle oder eine frühkindliche, per se dem Satan zuschreibt. Zur Gänze im Einklang mit der christlich-jüdischen Sexualitätsfeindseligkeit, Leibesverachtung und Etablierung des Teufels als Antichrist, dem sämtliche physischen Attribute wie Sinnlichkeit und Ekstase angeheftet werden, zeichnet AHÍ VA EL DIABLO den Sündenfall einer Familie in ungezügelte Lust und Teufelskult. Wen das nicht stört und wer sowieso Mitglied in der örtlichen Freikirche ist, dem sei AHÍ VA EL DIABLO wärmstens als positives Beispiel dafür empfohlen, wie man auf intelligente Weise eine Kunstform der Vergangenheit in die Gegenwart überführen kann, ohne ei5nerseits zu sklavisch an ihr zu kleben und ohne sie andererseits zu sehr den vermeintlichen Bedürfnissen der Jetzt-Zeit zu unterwerfen.
In vielerlei Hinsicht kann man diese großartige, relativ am Anfang des mexikanischen Films AHÍ VA EL DIABLO von 2012 stehende Szene als symptomatisch für die restlichen knapp neunzig Minuten seiner Laufzeit erachten. Nahezu sämtliche Makel und Vorzüge dieses Werks, mit dem der 1980 in Madrid geborene Adrián García Bogliano sich nach einer ansehnlichen Reihe von mir allerdings komplett unbekannten Kurz- und Langfilmen einem breiteren Publikum vorstellt, sind, meine ich, schon in den etwa fünf bis sechs Minuten vereint, mit denen AHÍ VA EL DIABLO beginnt, das vorgebliche Familienidyll seiner Helden zu zersetzen.
Bogliano scheint eine besondere Vorliebe für Allegorien und Symbole zu haben. Die Höhle, die, wie wir später herausfinden werden, das gesamte Unglück in sich birgt, mit dem unsere Helden konfrontiert werden sollen, ist, wie bereits erwähnt, eine nicht im Geringsten verschleierte Vagina. Dass die Kinder – von denen eins kurz zuvor, wie man sagt, zur Frau geworden ist und ein Paar blutbefleckter Unterhosen produziert hat – mit dem Betreten der Höhle im wahrsten Sinne des Wortes ihre Unschuld verlieren und in den Bannkreis der Sexualität geraten, wäre wohl jedem Zuschauer allein durch Schnitt und Aussehen besagter Höhle klargeworden, selbst wenn Bogliano diese Szenen nicht zwischen die der Eltern gemengt hätte, die, nach einer offenkundig abstinenten Phase, relativ abrupt und heftig ihre Leidenschaft füreinander wiederentdecken. Dennoch wirkt diese Synchronisierung von Ereignissen, die im Prinzip die gleiche Aussage treffen, für mich nicht überkomponiert. Im Gegenteil erweckt es bei mir den Eindruck, dass Bogliano trotz der Unmissverständlichkeit seiner Symbolismen mit diesen niemals auf eine allzu übertriebene Weise hausieren geht. Dies liegt, glaube ich, an einer weiteren fundamentalen Stärke von AHÍ VA EL DIABLO.
Obwohl der Film nämlich nicht wenig und vor allem mit voranschreitender Laufzeit gerne in gleichnishaften Bildern schwelgt, die bewusst so komponiert sind, dass sie dem Zuschauer, neben ihrer rein inhaltlichen, storyorientierten Komponente, einen visuellen Kommentar, die psychologischen bzw., erneut im wahrsten Sinne des Wortes, okkulten Implikationen der jeweiligen Szenen betreffend, liefern, bleibt er doch in seinem Kern zumeist geerdet und realistisch. Während die Kinder, ähnlich wie weiland die von geheimnisvollen Mächten becircten Schulmädchen in Peter Weirs PICNIC AT HANGING ROCK, willenlos zur Höhle hinaufsteigen und in ihr versinken, und dies in einer entrückten, bedrohlichen, beinahe märchenhaften Stimmung geschieht, ist das verbale wie manuelle Treiben ihrer Eltern unten im Wagen ein Lehrstück darin, wie man Sexualität filmisch ohne falsche Scham und ohne falsche Glorifizierung inszenieren kann. Weder Sol noch Felix wirken, überwältigt von ihrer Geilheit, anders als zwei normale Menschen in zwei normalen Körpern mit normalen Gelüsten, die sich auf recht normale, sprich: ordinäre, Art gegenseitig zu erregen versuchen. Bogliano schneidet zunächst kaum, lässt den Dialog zwischen den Eltern sich entwickeln, ganz dicht bei seinen Charakteren. Sols und Felixs Sex ist nicht erotisch, nicht schmutzig, stattdessen zeigt Bogliano ihn so naturalistisch wie möglich.
Auch im weiteren Verlauf wird AHÍ VA EL DIABLO diesen grundlegenden Realismus ebenso wenig verlieren wie die immer wieder in die unsentimentale und uns daher vertraute Welt hereinbrechende symbolgeladene Phantastik. So bleiben Sols und Felixs Handlungen stets nachvollziehbar. Bogliano filmt sie beim Streiten, beim Duschen, beim Bangen um ihre Kinder, die nach der Höhlennacht mehr und mehr seltsame Verhaltensweisen an den Tag legen, und richtet die Kamera dabei fortwährend mit der gleichen Chronistenpflicht auf sie: er möchte offenbar nicht beschönigen, nichts überdramatisieren. Sol und Felix bleiben zwei ganz normale Menschen, die, ohne eigenes Verschulden, in Konflikt mit einer übersinnlichen Anomalie geraten. Demgegenüber stehen die rätselhaften Momente, die, wie gesagt, schleichend zunehmend bis sie ihren wohl effektivsten und spektakulärsten Ausdruck in einer Art Traum-, Rausch-, Halluzinations-Sequenz finden, die eine von Sol und Felix engagiertes Kindermädchen im Beisein von Alfredo und Sara durchleiden muss. Psychedelische Farben fressen sich durch die Bilder, heftige Schnitte lassen die Grenzen von Raum und Zeit verwischen, dass es eine wahre Lust ist und ein bisschen so wirkt wie die moderne Version von Träumen, Räuschen, Halluzinationen des 70er-Kinos von Italo-Regisseuren wie Sergio Martino oder Renato Polselli.
Überhaupt ist Bogliano diesem Goldenen Zeitalter des Exploitation-Films überaus verpflichtet, nur kehrt er seine Affinitäten niemals derart demonstrativ nach außen wie ein Quentin Tarantino oder das französische Regie-Duo Robin und Gaillard das getan hätten. Grund hierfür ist, meiner Meinung nach, erneut der realistische Ansatz, aus dem heraus Bogliano seine im Grunde unter positivistischer Perspektive kaum glaubhafte Geschichte erzählt. Über weite Strecke wirkt AHÍ VA EL DIABLO wie ein ernstes Drama über eine allmählich in die Dysfunktionalität abdriftende Familie. Wenn Bogliano seine Figuren dann aber in Bildkompositionen anordnet, die in keinem Italo-Western negativ auffallen würden – er mag es zum Beispiel, Gesichter weit im Vordergrund zu platzieren, sodass deren Blicke das Geschehen hinter ihnen kommentieren können, wo wir andere Figuren in etwas Distanz miteinander agieren sehen -, oder wenn er Nebencharaktere auf urbane Legenden anspielen lässt von Teufelserscheinungen und einst in der Gegend meuchelnden Serienkillern, oder wenn er, ohne seine Nüchternheit zu komprimieren, solche Szenen einstreut wie zwei blutüberströmte nackte Körper, die sich unter eine Dusche stellen, dann verhehlt Bogliano zwar kaum, wo seine subjektiven Präferenzen liegen, und dass der Look seines Films nicht zufällig an den irgendwelcher Grindhouse-Features aus den großen Tagen US-amerikanischer Autokinos erinnert – zugleich aber sind all diese Querverweise, Huldigungen oder Adaptionen dem Film mit einer Subtilität inkorporiert, dass man sie genauso leicht übersehen kann wie den manchmal äußerst stillen, feinen Humor, der für mich vor allem in zwei meiner liebsten Szenen zum Ausdruck kommt. Die sind zunächst einmal überhaupt nicht witzig, denn Sol und Felix bekommen Besuch von Sgt. Flores, der sie eines Verbrechens verdächtigt und sich bemüht, sie mittels falscher Aussagen zu überführen. Obwohl Laura Caro und Francisco Barreiro in ihrer Elternrolle eine außerordentlich gute Figur machen, stiehlt ihnen für mich doch Giancarlo Ruiz als ermittelnder Kommissar jedes Mal die Schau, wenn er das Bild betritt. Permanent flüsternd, so, als traue er sich kaum, seine Stimme zu heben, sich auf der Türschwelle immer nochmal Columbo-like umdrehend und eine letzte, entscheidende Nachfrage in den Raum werfend, eine Tasse Kaffee zwar annehmend, dann aber nicht aus ihr trinkend und ständig das, was er eigentlich meint, in ausufernden Monologen um den heißen Brei herum versteckend, ist er an sich alles andere als eine überzeichnete Figur, dadurch aber, dass Bogliano ihm zum einen zahllose Genre-Stereotypen verpasst, ihn dann jedoch ebenso ungekünstelt behandelt wie all seine übrigen Charaktere, explodiert für mich in Sgt. Flores eine unterschwellige Komik, die mir bei jeder seiner beiden großen Szenen ein breites Grinsen ins Gesicht zauberte – und das trotz des wirklich düsteren, harten, tabuthematischen Restfilms, bei dem es so gut wie nichts zum Lachen gibt.
Um meine Begeisterungswellen wenigstens zum Schluss ein bisschen im Sande verlaufen zu lassen, möchte ich doch noch den einen oder anderen Stilgriff Boglianos erwähnen, der mich nicht hat überzeugen können. Seine vielen motivationslosen Zooms beispielweise, die er zwar, wie ich las, in einem Interview als bewusst gewähltes ästhetisches Stilmittel verteidigt, mir aber irgendwann ziemlich auf die Nerven gegangen sind. Oder die Musik bzw. die generelle Tonspurgestaltung, bei der er es mit schaurigen Sounds für meinen Geschmack öfter über- als untertreibt. Oder die einzig nennenswerte, reichlich deplatzierte Splatterszene, die gut und gerne auch mit der Hälfte an Blutfontänen hätte auskommen dürfen, und haarscharf am Rande der Karikatur vorbeispritzt. Oder natürlich die Botschaft, die der Film, zumindest in meiner Interpretation, vermittelt: So kann man, wenn man tief genug gräbt, in AHÍ VA EL DIABLO ein erzkonservatives Herz pochen schlagen sehen, das Sexualität, sei sie nun eine homosexuelle, eine heterosexuelle oder eine frühkindliche, per se dem Satan zuschreibt. Zur Gänze im Einklang mit der christlich-jüdischen Sexualitätsfeindseligkeit, Leibesverachtung und Etablierung des Teufels als Antichrist, dem sämtliche physischen Attribute wie Sinnlichkeit und Ekstase angeheftet werden, zeichnet AHÍ VA EL DIABLO den Sündenfall einer Familie in ungezügelte Lust und Teufelskult. Wen das nicht stört und wer sowieso Mitglied in der örtlichen Freikirche ist, dem sei AHÍ VA EL DIABLO wärmstens als positives Beispiel dafür empfohlen, wie man auf intelligente Weise eine Kunstform der Vergangenheit in die Gegenwart überführen kann, ohne ei5nerseits zu sklavisch an ihr zu kleben und ohne sie andererseits zu sehr den vermeintlichen Bedürfnissen der Jetzt-Zeit zu unterwerfen.