US-Regisseur Robert Harmons Spielfilmdebüt „Hitcher“ aus dem Jahre 1986 ist ein ordentlicher Action-Thriller, wird meines Erachtens aber gemeinhin ein wenig überbewertet. Jim (C. Thomas Howell, „Die Outsider“, „E.T.“) nimmt den Anhalter John (Rutger Hauer, „Der Blade Runner“) mit, welcher sich als der gesuchte Highway-Killer entpuppt und nun auch Jim ans Leder will. Dieser kann entkommen, doch war das lediglich der Auftakt zu einem Katz- und Mausspiel, bei dem John perfiderweise munter weitermordet, es zunehmend aber so aussehen lässt, als wäre Jim der Killer. Somit muss sich Jim fortan nicht mehr nur vor John, sondern auch vor der Polizei in Acht nehmen.purgatorio hat geschrieben:na mal schauen was der Bux sagt
Harmons verstand es, die weiten, endlos erscheinenden US-Highways effektiv in Szene zu setzen und als einen vereinsamten Ort der Isolation und der Gefahr zu zeichnen. John scheint Jim immer einen Schritt voraus zu sein und taucht stets dort auf, wo jener sich gerade aufhält. Das verleiht der von Rutger Hauer mit einer eiskalten Abgebrühtheit interpretierten Rolle etwas Übermächtiges, Unberechenbares. C. Thomas Howell scheint anfänglich noch eine gute Besetzung für den sympathischen, aber völlig durchschnittlichen Jüngling gewesen zu sein, vermag es aber nichts, seiner Rolle angesichts ihrer Entwicklung glaubwürdige Emotionen in einer Form einzuhauchen, die sich seine Mimik ins cineastische Langzeitgedächtnis einzuprägen erlauben würde.
Vor dem Hintergrund eines etwas drögen, nichtssagenden 80er-Synthie-Soundtracks spielen sich zahlreiche Actionszenen auf Leben und Tod ab, Schießereien, Stunts, Explosionen. Am stärksten ist „Hitcher“ aber mit seinen herben, unvorhersehbaren Schockmomenten, die zu den richtigen Zeitpunkten eingesetzt werden und nie ihre Wirkung verfehlen. Ansonsten hapert es aber bisweilen etwas mit dem Timing; ein paar unschöne Längen haben sich eingeschlichen, die man einem Debüt aber gern verzeiht. Dafür fängt die Kamera vermehrt beeindruckende Landschaftspanoramen wie aus einem Fotografiebildband ein, die der kalten Bedrohlichkeit des Asphalts eine trügerische Schönheit entgegensetzen, die letztlich das Gefühl der Verlorenheit aber noch unterstreicht und dadurch fast schon höhnisch wirkt.
Mit zunehmender Spielzeit nutzt sich die Geschichte aber etwas ab und das letzte Drittel wirkt mit Jims seltsamem Auftritt bei der Polizei ein wenig konfus. Die Dramatik des Finales, in dem dann auch für den begriffsstutzigsten Zuschauer deutlich wird, dass John auf seine „Erlösung“ durch Jim wartet, erscheint mir dann doch zu dick aufgetragen und wenn man schon eine Frau von zwei LKW zerreißen lassen muss, dann doch bitte auch mit adäquaten Spezialeffekten und nicht feige im Off. Überhaupt gibt sich „Hitcher“ trotz einiger blutigerer Szenen ziemlich zugeknöpft, was die Folgen des brutalen Handelns betrifft. Die bleiben genauso der Phantasie des Zuschauers überlassen wie die Frage nach dem Motiv bzw. dem pathologischen Hintergrund des Psychokillers. Dahingehend erfährt man nichts, obwohl man mir immer wieder damit zu kokettieren scheint, gegen Ende ein „Aha-Erlebnis“ zu ermöglichen. Dieses bleibt aus, wodurch „Hitcher“ leider eben nicht, wie evtl. geplant, noch bedrohlicher und fieser wirkt, sondern in dieser Form distanziert-realitätsfern und beliebig, was ihn endgültig in den Bereich der Phantastik verweist.
Fazit: Auf dem Highway ist die Hölle los. Ein guter, unterhaltsamer Action-Thriller mit vielen Stärken, aber unterm Strich einigen Drehbuchschwächen sowie Abzügen in der B-Note, die mich von Begeisterungsstürmen abhalten.