Hochhaus des Schreckens - Freddie Francis / Ken Wiederhorn

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Hochhaus des Schreckens - Freddie Francis / Ken Wiederhorn

Beitrag von buxtebrawler »

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Originaltitel: Dark Tower

Herstellungsland: USA / 1987

Regie: Freddie Francis / Ken Wiederhorn

Darsteller: Jenny Agutter, Michael Moriarty, Theodore Bikel, Kevin McCarthy, Carol Lynley, Ricardo Azulay, Anne Lockhart, Patch Mackenzie u. A.
Ein neuerbautes Hochhaus in Barcelona ist Schauplatz mysteriöser Todesfälle. Der Sicherheitsbeauftragte Randall (Michael Moriarty) und der Parapsychologe Gold (Theodore Bikel) finden schnell den Grund: Offenbar ist eine übersinnliche Kraft am Werk.
Quelle: www.ofdb.de
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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buxtebrawler
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Re: Hochhaus des Schreckens - Freddie Francis / Ken Wiederhorn

Beitrag von buxtebrawler »

Auf Sand gebaut

„Einmal ist Zufall, zweimal ist ein Unfall und dreimal bedeutet Feindeinwirkung!“

Die US-Horror-Produktion „Hochhaus des Schreckens“ aus dem Jahre 1987 wurde, von einer Folge für die „Geschichten aus der Gruft“-Serie einmal abgesehen, die letzte Regiearbeit des Briten Freddie Francis („Draculas Rückkehr“), der seine Karriere 1962 begonnen und sich einen Namen als fleißiger Horror-Regisseur für diverse britische Filmstudios gemacht hatte. Darf man Frank Trebbin, Autor von Sekundärliteratur zum Thema Horrorfilme, Glauben schenken, griff Produzent und Co-Autor Ken Wiederhorn („Return of the Living Dead II“) in die Regie ein und stellte den Film fertig, weshalb der Regisseur offiziell mit dem Pseudonym „Ken Barnett“ angegeben wurde.

Im neu errichteten UNICO-Hochhaus in Barcelona kommen unter mysteriösen Umständen Menschen ums Leben. Sicherheitsbeauftragter Randall (Michael Moriarty, „Stuff – Ein tödlicher Leckerbissen“) versucht, den Todesfällen auf den Grund zu gehen. Die Spur führt zu einem früheren nie aufgeklärten Ableben und Randall sieht sich gezwungen, einen Parapsychologen hinzuzuziehen.

„Sind Sie eigentlich verheiratet?“ – „Nein, ich bevorzuge es, zu trinken!“

Haunted-House-Horror in urbanem Ambiente, genauer: in einem spanischen Wolkenkratzer. Bei mir wurden schnell Erinnerungen an „Fahrstuhl des Grauens“ wach, doch damit hat „Hochhaus des Schreckens“ nicht viel zu tun – wenngleich ein Wachmann tödlich mit dem Fahrstuhl abstürzt. Doch in typischem End-'80er-Look findet zunächst ein Fensterputzer den Tod, nachdem er mit einer unsichtbaren Kraft zu kämpfen schien und aus dem 29. Stock gestoßen wurde. Als sich Schrauben wie von Geisterhand lösen, wird ein Mitglied des Wachpersonals beinahe erschlagen. Ein anderer Mann wird plötzlich von irgendetwas besessen und läuft Amok. Diesen Szenen ist gemein, dass sie nicht explizit bis zum Äußersten gehen, sondern in der Regel vorher abgeblendet wird. Das passt zum TV-Film-Niveau, auf dem sich die Inszenierung befindet. Die Handlung führt die etwas undurchsichtige, offenbar sexuell wenig ausgelastete Bürodame Carolyn Page (Jenny Agutter, „American Werewolf“) ein, von der man zunächst nicht wirklich weiß, ob sie ihren Ehemann (den der Zuschauer von Fotos kennenlernt) mit Randall betrügt oder sich diese Szenen lediglich in ihrer Phantasie abspielen.

Irgendwann vollzieht der Film dann seinen erste vorwärtsbringende Wendung, wenn er erklärt, dass Carolyns Mann Philip bereits vor zwei Jahren unter mysteriösen Umständen gestorben ist, seine Leiche aber nie gefunden wurde. Er war angesehener Architekt, aber seine Frau noch besser: Seine Pläne für das Gebäude wurden abgelehnt, doch die von seiner Frau eingereichte überarbeitete Fassung angenommen. So weit, so gut. Dass das Drehbuch Randall Menschen sehen lässt, die plötzlich verschwinden, passt ebenfalls zu den phantastischen Elementen des Films. Dass er plötzlich auch noch hellsehen kann, erscheint dann jedoch reichlich beliebig.

(Achtung, Spoiler!) Für das Finale wird schließlich ein Parapsychologe hinzugezogen und zusammen mit einem Medium versucht man, den bösen Geist des Gebäudes zu besiegen. Ab diesem Zeitpunkt wird „Hochhaus des Schreckens“ endlich visuell expliziter und damit ansprechender. Dass Philip Pages Tod erwartungsgemäß aufgeklärt wird, ist schön und gut und hätte ein Schlusspunkt unter einen atmosphärisch eher drögen Genrefilm sein können. Doch „Hochhaus des Schreckens“ ist noch längst nicht am Ende und möchte gern noch einen draufsetzen. Dafür verwandelt sich Randall völlig unvermittelt in ein Monster, wobei das Erschreckendste neben der haarsträubenden Sinnlosigkeit die starre Maskenarbeit ist. Doch „Ken Barnett“ beschert dem Publikum ein Wechselbad der Gefühle, wenn in der grandiosen, besten Szene des Films der Leichnam Philip Pages im Beton aufgedeckt wird – und sich plötzlich zu bewegen beginnt! Dieser späte Schlüsselmoment rettet den Film (wohlgemerkt aus wohlwollender Genre-Fan-Sicht) in den Durchschnittsbereich, der mit seinem dominanten, teilweise mit Chorälen versehenen Düster-Soundtrack lange Zeit vergeblich versuchte, Gänsehautstimmung aufkommen zu lassen und leider auch keine sonderlich erinnerungswürdigen schauspielerischen Leistungen anzubieten hat – einmal abgesehen von Nervensäge Moriartys Auftreten, das hier schlecht wie nie ausfiel. Freddie Francis hätte ich ein besseres Händchen für seinen letzten Film gewünscht.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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