Hugo Cabret - Martin Scorsese (2011)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Hugo Cabret - Martin Scorsese (2011)

Beitrag von jogiwan »

Hugo Cabret

Bild

Originaltitel: Hugo

Herstellungsland: USA / 2011

Regie: Martin Scorsese

Darsteller: Ben Kingsley, Sacha Baron Cohen, Asa Butterfield, Chloë Grace Moretz, Ray Winstone, u.a.

Story:

Paris, frühe 20er Jahre - Hugo (Asa Butterfield) lebt in den Dachräumen und versteckten Bereichen des Hauptbahnhofs, von wo aus er sich um die großen Bahnhofsuhren kümmert, die er aufziehen und stellen muss. Diesen Job hatte er von seinem Onkel Claude (Ray Winstone) übernommen, der ihn hierhin nahm, nachdem Hugos Vater (Jude Law) bei einem Brand gestorben war. Doch sein Onkel ist seit Monaten verschwunden und Hugo lebt allein im Bahnhof und ernährt sich durch kleine Diebstähle, weshalb ihn der Bahnhofspolizist (Sacha Baron Cohan), der seit dem Krieg behindert ist, schon lange jagt. Wichtiger ist Hugo aber, möglichst viele Ersatzteile für einen Automaten zu besorgen, den er unbedingt reparieren will, da dieser das einzige ist, was er noch von seinem Vater hat. Doch es fehlt ihm der herzförmige Schlüssel, mit dem er den Automaten aktivieren kann... (quelle: ofdb.de)
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Onkel Joe
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Re: Hugo Cabret - Martin Scorsese (2011)

Beitrag von Onkel Joe »

Von dem Film habe ich Ausschnitte gesehen, die sind unglaublich gut gewesen.Ich freu mich auf diesen Film !
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
purgatorio
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Re: Hugo Cabret - Martin Scorsese (2011)

Beitrag von purgatorio »

HUGO CABRET (HUGO, USA 2011, Regie: Martin Scorsese)

Man darf sich sicherlich fragen, was das werden sollte? Familienfilm? Fantasie- und Kiddieabenteuer? Was fürs Herz? 3D-Spektakel? Alles nicht Scorseses Baustelle, was man dem Film durchaus auch anmerkt – und zwar durchgehend! Aber ich sah den Film, weil ich von der thematischen Orientierung am Kinomagier Georges Méliès las. Und tatsächlich: Der Fokus entscheidet! Schaut man Scorseses HUGO als Hommage an die Kinomagie, als Liebeserklärung an den frühen Film und seine Meister, als die Tricktechnik erfunden wurde und Träume sich zu bewegen lernten, als aus der Jahrmarktattraktion des einfahrenden Zuges eine neue Kunstform wurde, dann ist er wunderschön, berührend und atemberaubend. Ben Kingsley als alter Méliès ist toll und die zum Ende hin stetig gehäuften Ausflüge in die Vergangenheit, als die Tricktechnik für das Medium entdeckt und entwickelt wurde, sind ganz großartig. Ja, dieser Film beschwört die Magie des Films und setzt Herrn Georges Méliès ein angenehm modernes Denkmal! Aber… aber das wollte er primär eigentlich nicht. Es sollte ein Kinder- und Fantasiefilm werden. Und in diesem Punkt ist HUGO trotz faszinierender Details, schöner Aufnahmen und der aufregenden Kleinteiligkeit der Uhrwerke irgendwie gescheitert. Aber der Fokus entscheidet! Seht den Film als Hommage an die Fantasie, als Verbeugung vor dem frühen Film und ihrer fast vergessenen Helden! Denn dann gilt: Seht den Film!
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jogiwan
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Re: Hugo Cabret - Martin Scorsese (2011)

Beitrag von jogiwan »

purgatorio hat geschrieben:Schaut man Scorseses HUGO als Hommage an die Kinomagie, als Liebeserklärung an den frühen Film und seine Meister, als die Tricktechnik erfunden wurde und Träume sich zu bewegen lernten, als aus der Jahrmarktattraktion des einfahrenden Zuges eine neue Kunstform wurde, dann ist er wunderschön, berührend und atemberaubend.
Dann guck dir auch unbedingt "Cinema Paradiso" an! :nick:
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purgatorio
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Re: Hugo Cabret - Martin Scorsese (2011)

Beitrag von purgatorio »

jogiwan hat geschrieben:
purgatorio hat geschrieben:Schaut man Scorseses HUGO als Hommage an die Kinomagie, als Liebeserklärung an den frühen Film und seine Meister, als die Tricktechnik erfunden wurde und Träume sich zu bewegen lernten, als aus der Jahrmarktattraktion des einfahrenden Zuges eine neue Kunstform wurde, dann ist er wunderschön, berührend und atemberaubend.
Dann guck dir auch unbedingt "Cinema Paradiso" an! :nick:
steht auch schon länger auf der Liste :nick: Danke für die Erinnerung :thup:
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Maulwurf
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Re: Hugo Cabret - Martin Scorsese (2011)

Beitrag von Maulwurf »

 
Hugo Cabret
Hugo
USA 2011
Regie: Martin Scorsese
Ben Kingsley, Sacha Baron Cohen, Asa Butterfield, Chloë Grace Moretz, Ray Winstone, Emily Mortimer,
Christopher Lee, Helen McCrory, Michael Stuhlbarg, Frances de la Tour, Richard Griffiths, Jude Law

Hugo Cabret.jpg
Hugo Cabret.jpg (462.18 KiB) 166 mal betrachtet
OFDB

Den Roman Hugo Cabret von Brian Selznick habe ich vor deutlich mehr als 10 Jahren gelesen, ein direkter Vergleich zwischen Roman und Film verbietet sich also allein schon wegen der unzuverlässigen Erinnerung. Aber was ich noch im Kopf habe ist diese Magie, die ich beim Lesen verspürt habe. Die Magie eines Kinderbuches, das auch Erwachsene in seinen Bann ziehen kann. Das eine Geschichte spinnt, die Zeiten und Räume genauso mühelos überwinden kann wie Generationen.

Magie. Diejenige Art Magie, die von guten Erzählern verwendet wird, und die sich beim Gießen der Geschichte in einen Film so oft fast restlos verflüchtigt. Kürzlich ist mir das erst mit Tintenherz so gegangen, der als Buch so voller Leben und Liebe, voller Zauber und Schrecken ist, und der als Film zwar ganz toll aufwendig gemacht ist und sich auch nah am Buch hält, der aber seine Seele bei dieser Übertragung verloren hat.

HUGO CABRET geht es genauso wie dem armen TINTENHERZ. Die großartigen Bilder, die im Buch mit wunderbaren Worten gemalt werden, sind nach ihrem Übertrag auf die Leinwand – seelenlos. Mit dem für das moderne Kino mittlerweile üblichen Bombast werden Special Effects aneinander gehängt, kann der Zuschauer über computergenerierte Plansequenzen staunen, und sich an dem erstklassigen Spiel großartiger Schauspieler erfreuen. Aber wo bitte schön ist eigentlich die Seele der Geschichte geblieben?

Die zweite Hälfte des Films hat mich als Filmliebhaber natürlich erfreut. Die Fabel um die Wiederentdeckung des großen Georges Méliès ist herzallerliebst, die Ausschnitte aus Méliès‘ Filmen noch viel mehr, und hier passt einfach alles zusammen: Die eingesetzte Technik, die Schauspieler und die Story ergeben tatsächlich ein klein wenig Magie. Bloß, was möchte der Film denn nun eigentlich sein? Eine Wundertüte für den erwachsenen Filmnerd, oder ein Märchen für kleine und große Kinder? Letzteres würde so ein wenig die erste Hälfte beschreiben, obgleich diese wie gesagt eher mit einem gewissen gelackten Standard abgehandelt wird. Und vor allem passen die beiden Hälften des Films nicht so recht zusammen.

Womit das große Kind in mir sehr wohl noch leben könnte, und was jüngere Kinder dazu sagen würden kann ich mangels Anschauungsobjekt nicht sagen. Aber dem Kind in mir fehlt einfach der Zauber, der dem Buch innewohnt. Im Film wirkt das alles einfach so … perfekt durchgestylt. Auf großartig getrimmt. Seelenlos …

5/10
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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Arkadin
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Re: Hugo Cabret - Martin Scorsese (2011)

Beitrag von Arkadin »

Ein ewiger Lieblingsfilm, der einen großen, gemütlichen Platz in meinem Herzen hat. Damals im Kino in 3D gesehen und das war das Beste, was ich an 3D gesehen habe. Noch vor "Avatar". Einfach gut durchdacht und zweckmäßig - und nicht selbstzweckmäßig. Neulich mit den Kindern geschaut, die ihn auch sehr mochten. Auch in 2D und auf dem Fernseher hat er nichts von seinem Zauber verloren. Zudem eine wundervolle Heranführung an die Filmgeschichte. Bin verliebt in "Hugo".
Früher war mehr Lametta
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Re: Hugo Cabret - Martin Scorsese (2011)

Beitrag von buxtebrawler »

Großes Kino

„Du kleiner Dieb!“

Nach „Shutter Island“ machte sich der US-amerikanische Ausnahmeregisseur Martin Scorsese („Taxi Driver“) an die Verfilmung des Kinderbuchs „Die Entdeckung des Hugo Cabret“ aus der Feder Brian Selznicks, wofür Scorsese erstmals die 3D-Technik einsetzte. Der Film aus dem Jahre 2011 ist eine Mischung aus familiengerechtem Fantasy-Abenteuerfilm und märchenhaftem Mystery-Drama – vor allem aber eine Liebeserklärung ans Kino.

„Zeit ist alles... alles.“

Im Paris des Jahres 1931 ist der Winter ausgebrochen. Vater (Jude Law, „Gattaca“) und Onkel (Ray Winstone, „Departed – Unter Feinden“) des 12-jährigen Hugo Cabret (Asa Butterfield, „Wolfman“) sind verstorben; als Vollwaise lebt der Junge im Pariser Bahnhof, wo er unbemerkt die Arbeit seines Onkels fortführt, indem er regelmäßig alle Uhren aufzieht. Dennoch muss er ständig vor dem Stationsvorsteher (Sacha Baron Cohen, „Borat“) auf der Hut sein, was indes nicht schwer ist, da dieser aufgrund eines Kriegsleidens ein Bein nachzieht. Hugos großes Ziel ist es, das Erbstück seines Vaters, einen alten roboterartigen Schreibautomaten, wieder zum Laufen zu kriegen. Die benötigten Ersatzteile entwendet er nach und nach dem Spielzeughändler Georges (Ben Kingsley, „Sneakers – Die Lautlosen“), der ein Ladengeschäft im Bahnhof betreibt. Als dieser ihn dann doch einmal auf frischer Tat ertappt, konfisziert er das Notizbuch Hugos Vaters, das die technischen Skizzen des Roboters enthält. Doch Georges Enkelin Isabelle (Chloë Grace Moretz, „Kick-Ass“) ist auf Hugos Seite und hilft ihm dabei, das Büchlein zurückzubekommen. Dabei stoßen sie auf ein wohlgehütetes Geheimnis…

„Mein Vater hat mit mir immer Jules Vernes gelesen!“

Scorsese eröffnet seinen Film mit einer wundervollen Kamerafahrt durch den Bahnhof und etabliert eine märchenhafte Steampunk-Ästhetik. Man lernt Hugo mit seinen strahlend blauen Augen u.a. über Rückblenden kennen. Dieser schleicht sich in einen Charley-Chaplin-Film im Kino, an dessen Slapstick die Versuche des Stationsvorstehers erinnern, Hugo zu schnappen. In Dialogen wird sich über tatsächlich existierende frühe Spielfilme unterhalten. Der Roboter zeichnet überraschend eine Szene aus Georges Méliès‘ bahnbrechendem Pionierwerk „Die Reise zum Mond“, historische Filmliteratur René Tabards wird zitiert, der daraufhin als von Michael Stuhlbarg („A Serious Man“) verkörperte Filmfigur persönlich in die Handlung eingreift, und Ausschnitte aus historischen Filmen werden implementiert. Keine Frage: „Hugo Cabret“ ist ein (Meta-)Film über die Magie des Kinos.

„Wenn du deine Bestimmung verlierst, gehst du kaputt!“

Um näher und weiter zu beschreiben, was diesen Film, in dem es ganz steampunkig ständig irgendwo dampft und der seine supertraurigen Momente mit der Vermittlung der Faszination fürs Kino kompensiert, aus- und so besonders macht, muss ich die entscheidende Wendung spoilern. Wer „Hugo Cabret“ noch nicht gesehen hat (und auch den Roman nicht kennt), dies aber noch vorhat, hört hier also besser auf zu lesen. Für alle anderen: Handlung und Inszenierung werfen von nun an (neue) Fragen auf und wandeln sich. Méliès sei tot, heißt es, und Träume werden bizarr verschachtelt visualisiert, einer von ihnen entpuppt sich als Méliès-Reinszenierung. „Hugo Cabret“ bekommt nun biografischen Charakter, zeichnet Méliès als verbitterten alten Mann, der mit seinem Werk hadert. In Rückblenden stellt Scorsese Méliès‘ Dreharbeiten nach. Sein Film wird zu einer Ehrerbietung an Méliès, der hier stellvertretend für die große Magie das phantastischen Films und einfallsreich getrickster Spezialeffekte steht. Er handelt von Inspiration, von den Anfängen des Kinos und zugleich der grausame Zäsur, die ein Krieg darstellt. Zugleich sensibilisiert Scorsese für die Relevanz des Erhalts populärkulturellen Erbes, das er mit seiner Film Foundation selbst vorantreibt.

„Vielleicht ist es an der Zeit, zurückzublicken.“

Ein Bahnhof als Mikrokosmos immergleicher Figuren, mehrere Kriegstraumata aufweisende Charaktere – der Erste Weltkrieg lag über ein Jahrzehnt zurück, doch was folgte? Die Scheißnazis, die alles wieder kaputtmachten. Gut, dass Hugo & Co. das in diesem Film noch nicht wissen können. Auch so ist Scorseses Inszenierung mitunter ziemlich aufregend, bleibt aber familientauglich. Eine cineastisches Publikum, das einiges Vorwissen mitbringt, dürfte an „Hugo Cabret“ ebenso seine Freude haben wie eine in erster Linie am Märchenaspekt interessierte Zuschauerschaft, die sich an den kunterbunten, eventuell etwas zu gelackten, glatten, „perfekten“ Bildern und den 3D-Effekten labt und auf diese Weise vielleicht etwas von „Opa“ Scorsese Begeisterung gerade auch für die Ursprünge mit auf den Weg bekommt. Alle dazwischen sehen schlicht einen hervorragend inszenierten, insbesondere vom jungen Butterfield super gespielten, äußerst unterhaltsamen und liebevollen Film, in dem Scorsese und Autor Selznick übrigens in Cameos auszumachen sind. Am Schluss lässt Scorsese noch einmal Original-Kinoausschnitte Revue passieren – und wird Isabelle zur Autorin. Über Hugo Cabret. Denn auch dessen faszinierende Geschichte muss festgehalten und konserviert werden, damit sich jüngere Generationen an ihr erfreuen können.

Zurecht mit fünf Oscars prämiert.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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