Jojo Rabbit - Taika Waititi (2019)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Jojo Rabbit - Taika Waititi (2019)

Beitrag von jogiwan »

Jojo Rabbit

Bild

Originaltitel: Jojo Rabbit

Herstellungsland: USA, Deutschland / 2019

Regie: Taika Waititi

Darsteller: Roman Griffin Davis, Thomasin McKenzie, Taika Waititi, Sam Rockwell, Scarlett Johansson

Story:

(folgt]
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buxtebrawler
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Re: Jojo Rabbit - Taika Waititi (2019)

Beitrag von buxtebrawler »

Den würde mir gern ansehen - mal gucken, ob ich's ins Kino schaffe...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
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jogiwan
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Re: Jojo Rabbit - Taika Waititi (2019)

Beitrag von jogiwan »

buxtebrawler hat geschrieben:Den würde mir gern ansehen - mal gucken, ob ich's ins Kino schaffe...
Ich auch - bei uns läuft der seit heute... bis jetzt hat mir noch jeder Film von Taika Waititi ausnehmend gut gefallen - nur den "Thor" kenn ich noch nicht...
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karlAbundzu
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Re: Jojo Rabbit - Taika Waititi (2019)

Beitrag von karlAbundzu »

Ein 10jähriger Junge und überzeugter Nazi verursacht einen Handgranatenunfall bei militärischen Übungen der HJ. Dadurch muss er entstellt und gehbehindert zu Hause bleiben und hilft beim HJ-Hauptquartier. Ihm zur Seite steht sein imaginärer Freund: Hitler. Und seine Mutter, die allerdings ganz andere politische Ansichten hat. Zu Hause entdeckt er dann hinter einer Wand eine jüdische Jugendliche.
Oha, hier haben wir wieder einiges: Im Gewand einer Komödie kommt hier eine Kriegsgroteske daher, die vom Schenkelklopf und Wortwitz (der an der einen und anderen Stelle nur im Englischen funktioniert) über anarchischen MonthyPythonhaften bis zum Absurden reicht. Aber nicht nur. Es ist tatsächlich auch eine Tragödie und Coming of Ager eines Jungen in den letzten Zügen des deutschen Reiches.
Da haben wir einiges af derHabenseite: Den Cast zum Beispiel, vorne mal die Kinder: Roman Davies als Jojo toll und nervig in den richtigen Momenten, Archie Yates als sein dicker Kumpel ohne die üblichen Dicken Kumpel Klischees super, hat viel zu wenig Screentime, Thomasin McKenzie die toughe, künstlerische Jüdin. Scarlett Johansson gibt die freiheitsliebende, freche Mutter und Sam Rockwell den Soldat aus Leidenschaft und selbstlosen Humanisten, wie er uns so durch seine facettenreiche Rolle führt, ist mal wieder brillant.
Oder sind das einfach sehr gut ausgedachte und erzählte Figuren? Bestimmt genauso ein Verdienst von Regie und Autor, den Leuten zu Folgen macht richtig Spaß. Und hört bei den gesamten Nebenrollen nicht auf: Alles gute Figuren und die Darsteller*innen prima Komödianten!
Die Bauten und Kostüme sind auch spannend: Das ist hier kein Realismus: Alles ist so ein wenig daneben, gemahnt an Kulisse und Theater, ebenso wie die Rollen: Die Kids und die Jüdin sind eher aus den 60er70er80er zurück gefallen. Passend auch dazu die Songs: Deutsch gesungenes von den Beatles und Roy Orbinson, Tom Waits, und als ich noch zu meiner Begleitung flsterte: O, die tanzen ja wie in einer 80er Disco, setzt Bowies Helden ein.
Klingt jetzt doch wie eine Komödie, stimmt ja auch, hat aber auch immer wieder harte Stellen, zwei zogen mir die Füße unter dem Boden weg, und am Ende zieht auch der Krieg blutig und todbringend in die Stadt. Hier aber bleibt auch die Groteske drin.
Toller Wurf wieder mal von Taika Waititi und seinem Team.


PS: Da ich die beiden Filme jetzt kurz hintereinander sah: Während Jojo Rabbit trotz (oder wegen) dem Verzicht auf Naturalismus oder Hyperealismus gibt er ein ganz klares Statement gegen den Krieg, der ja lebensbedrohlich und wenn ich überlege doch auch grotesk ist. 1917 hingegen ist eher ein Abenteuerfilm im Kriegsgewand, und auch wenn dort die Schrecken des Krieges ekliger dargestellt werden, kann man ihn sogar als Statement für einiges lesen, was Krieg hervorbringt und in seiner Abenteuerhaltung mit "Opa erzählt vom Krieg"-Attitude zumindest nicht grundsätzlich pazifistisch ist. Nur so Gedanken. Wie ich Otto Dix zur Charakterisierung des Krieges näher finde als Frontfotos.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
purgatorio
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Re: Jojo Rabbit - Taika Waititi (2019)

Beitrag von purgatorio »

...ich hatte es ohnehin vor, aber nun muss ja ins Kino. Tolle Eindrücke :thup:
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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jogiwan
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Re: Jojo Rabbit - Taika Waititi (2019)

Beitrag von jogiwan »

Ein Nazi-fanatischer Junge mit Hitler als imaginären Freund entdeckt, dass seine Mutter eine junge Jüdin in Haus versteckt hält. Das klingt jetzt erst einmal nicht nach Komödie und ist es auch nicht. Ein sehr schwieriges Thema, dass hier mit Humor, kindlicher Sicht und Überzeichnung angegangen wird. Hier stellt sich auch wieder einmal die Frage, ob man mit oder über das Böse lachen darf und Fanatismus greifbarer wird, wenn man ihn in einem humoristischen Kontext stellt? Jein, und „Jojo Rabbit“ ist auch ein Film, der bei mir aus mehreren Gründen nicht funktionieren wollte. Zugegeben nicht meine Baustelle und bei dem Thema bin ich auch arg sensibilisiert. Ein Plot, der zu sehr an Anne Frank angelehnt ist, mehrere Momente in denen das Grauen unmittelbar greifbar wird, überzeichnete Figuren die eher befremdlich erscheinen und so weiter und so fort. Nein, „Jojo Rabbit“ ist für mich keine Komödie und hier offenbart sich auch wieder mein persönliches Dilemma, dass mir wohl die nötige Distanz zu der ganzen Sache fehlt, wenn das geschichtlich auch immer noch so präsent ist und sich Fanatismus generell wieder im Aufstieg befindet. Sicherlich ein schön gemachter Film mit Botschaft und es ist gut, dass ihn jemand gemacht hat, der geografisch vom anderen Ende der Welt stammt, aber aus mehreren Gründen möchte ich hier eigentlich keine Wertung finden.
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Arkadin
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Re: Jojo Rabbit - Taika Waititi (2019)

Beitrag von Arkadin »

Ich schließe mich hier KarlAbundzu an: Ein wirklich toller Filme. Hätte ich so nicht erwartet und war im Vorfeld eher skeptisch, bis mein Bekanntenkreis verzückt von "Jojo Rabitt" berichtete. Der Film hat mich auch sehr tief emotional berührt und bei mindestens einer Szene sackte mein Herz ganz nach unten. Und beim Finale liefen dann dann die Tränen.
Man darf nicht vergessen, dass der Film konsequent aus der Sicht eines 10-jährigen erzählt wird. Und der ist natürlich begeistert von der HJ, den schicken uniformen, der Abenteuerlaune mit Zelten und Handgranaten werfen. Das wird ja gleich am Anfang kongenial kommentiert, indem Reifenstahl-Bilder geschickt mit Beatles-Songs unterlegt werden. Wobei der Zusammenhang "Fanatismus" und "Popkulutur" ja schon in Eckhard Schmidts "the Fan" so kommentiert wurde, wenn auch vielleicht etwas subtiler.
Ist "Jojo Rabitt" eine Komödie? Ja und Nein. Und gerade diese Ambivalenz macht ihn so stark.Viele Szenen sind auf den ersten Blick urkomisch, aber dann bleibt einem das Lachen im Halse stecken, wenn man drüber nachdenkt, was da eigentlich gerade passiert. Ein gutes Beispiel ist da die Szene mit der Handgranate. Alles lustig - bis man sieht, welche Konsequenzen das hat. Worauf aber nicht groß herumgeritten wird.
Dazu kommen die tollen Schauspieler und der intelligente Umgang mit der Musik, Humor und Schrecken. Rockwell ist großartig (und auch nicht eindeutig festzunageln) und besonders toll fand ich die Johannsen. Auf die gemünzt ich - wie ich gerade gesehen habe - im "Und the Skin"-Faden schrieb: "von der ich nie wieder behaupten werden sie sei ein recht mittelmäßige Schauspielerin". Nach Jojo erst recht!
Ich mache s kurz, auch weil ich mich mit einer solchen Wertung häufig zurückhalte: Meisterwerk!
Früher war mehr Lametta
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buxtebrawler
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Re: Jojo Rabbit - Taika Waititi (2019)

Beitrag von buxtebrawler »

Ist mutmaßlich bereits am 04.06.2020 bei 20th Century Fox als Ultra-HD-Blu-ray/Blu-ray-Kombination, auf Blu-ray und auf DVD erschienen:

Bild Bild Bild

Extras [Blu-ray-exklusiv]:
Audiokommentar von Taika Waititi
Hinter den Kulissen
Entfallene Szenen
Spaß am Set (Outtakes)
Trailer

Quelle: OFDb-Shop
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McBrewer
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Re: Jojo Rabbit - Taika Waititi (2019)

Beitrag von McBrewer »

Ich hätte vielleicht vor dem schauen von JOJO RABBIT mir noch einmal diesen Thread hier anschauen sollen, dann wäre ich vorgewarnt gewesen, wollte ich hatte mich doch auf einen heiteren, satirischen Blick auf die NS zeit gefreut.
Dementsprechend bunt geht es auch los, fetziger deutschsprachiger Beatles-Pop über Schwarz-weiß Bildmontagen von der johlenden, deutschen Bevölkerung, um den Führer auf ihre Art zu Grüßen. Dazu überbunte Bilder, als wähnte ich mich Anfangs gar in einem Wes Anderson Film. Dann der kleine Jon & sein putzig-beleibter Freund im HJ Lager.
Wären dann auf einmal nicht die realistischen Szenen, die einem den Magen zusammen drücken lassen. Und so wechselt sich das humoristische, natürlich auch bewusst Überspitzte mit den realistischen harten 45er Alltag, das es weh tut. Besonders die eine Szene
► Text zeigen
hatte mich so sehr ver&zerstört.
Und im Finale wird es dann auch noch einmal richtig grotesk, Kinder, die mit Handgranaten in die - aussichtslose - Schlacht geschickt ("und nun läufst du zu dem Amerikaner & umarmst ihn") werden...
*puh* Ein wilder Ritt, der uns da Waititi geliefert hat, das muss man erst einmal verdauen. Ich bin mal gespannt, was da in Zukunft noch von Ihm kommt....
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purgatorio
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Re: Jojo Rabbit - Taika Waititi (2019)

Beitrag von purgatorio »

Bisher ist der bei mir doch wieder unter dem Radar verschwunden. Bis gestern... whohoooooo, WAS FÜR EIN FILM! Der macht ja mal richtig viel richtig und bürstet jede Erwartung quer. Der Film unterhält und verstört, erschrickt und begeistert :nick: Eine richtige Achterbahnfahrt, getragen von toller Geschichte, großen Schauspielern und erstklassiger Regie. Gigantisch! Und der Hitler-Sidekick ist eine so kluge Idee, die permanent an das geistige Setting erinnert (ein ideologisch völlig in die irre geratenes Kind, welches zum Schluss auch von seinem imaginären Freund abgestoßen wird) und final in die Abgründe der Ideologie blicken lässt. Ich bin begeistert!
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