Krampus: The Reckoning - Robert Conway (2015)

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Salvatore Baccaro
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Krampus: The Reckoning - Robert Conway (2015)

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Originaltitel: Krampus: The Reckoning

Produktionsland: USA 2015

Regie: Robert Conway

Cast: Monica Engesser, Kevin Tye, James Ray, Owen Conway, Amelia Haberman


Nach dem Erfolg der 2015er Weihnachtshorrorkomödie KRAMPUS dauert es nicht lange, bis sich findige Independent-Produzenten auf die alpine Schreckensgestalt stürzen, um sie für zweifelhafte Direct-to-Video-Filme auszuschlachten. Im Falle des langzüngigen Kinderschrecks ist es ein gewisser Robert Conway, der zwischen 2015 und 2017 für gleich drei Werke verantwortlich zeichnet, die in ihren Titeln mit dem Kramperl werben: Bei KRAMPUS: THE RECOCKNING (2015), der hierzulande perfiderweise als Sequel von Michael Doughertys Streifen vermarktet wurde, und bei KRAMPUS UNLEASHED (2016) führt Conway selbst Regie; bei KRAMPUS: ORIGINS beschränkt er sich darauf, wie bei den Vorgängern, das Drehbuch beizusteuern und die Produktion zu gewährleisten. Sonderlich prickelnd ist kein Teil dieser unzusammenhängenden Trilogie ausgefallen, weshalb ich meine nachstehenden Worte explizit als Warnung verstanden wissen möchte: Die paar Euro, die die einschlägigen Streaming-Plattformen als Leihgebühr für diese Machwerke verlangen, kann man beim besten Willen in sinnvollere Dinge investieren…

KRAMPUS: THE RECOCKNING gebührt die Ehre, mir noch weitaus weniger behagt zu haben als seine beiden Geschwister. Von einer „Abrechnung“, wie der deutsche Titel verspricht, kann jedenfalls keine Rede sein, - es sei denn, man möchte darunter verstehen, dass Robert Conway mit den leisesten Anflügen inspirierten Filmemachens abrechnet. Kein Bild in KRAMPUS: THE RECOCKNING, keine Figur, keine Plot-Volte, die für mich irgendwie von Interesse gewesen wäre. Normalerweise stehe ich ja jeden Film, den ich einmal begonnen habe, bis zum bitteren Ende durch, - doch bei vorliegender Schlaftablette kam ich nicht umhin, mich während der letzten halbe Stunde Laufzeit meinem Haushalt zuzuwenden. Es ist nicht so, dass KRAMPUS: THE RECOCKNING inszenatorisch eine Bankrotterklärung wäre, - nur hangelt sich der Streifen derart unkreativ am kleinen Einmaleins der Mainstream-Kinematographie entlang, dass er steril wirkt wie ein Operationssaal. Thrill, Flow, Esprit sind Fremdwörter für Conway, und zu keinem Zeitpunkt macht KRAMPUS: THE RECOCKNING einen anderen Eindruck als den eines sauberen, glattpolierten, technisch-ästhetisch sterbenslangweiligen TV-Films, dessen künstlerische Ambitionen in den Nullbereich tendieren.

Inhaltlich rankt sich Conways Film um ein junges Mädchen namens Zoe, dessen Zieheltern bei einem mysteriösen Hausbrand ums Leben kommen. Die Kinderpsychologin Rachel nimmt sich daraufhin der traumatisierten Waise an, die in der Obhut des Kinderheims, in dem sie nunmehr untergebracht wird, durch rätselhaftes Verhalten auffällt. Je weiter Rachel ihre Nachforschungen, was in der Nacht des Todes von Zoes Pflegeeltern tatsächlich geschehen ist, treibt desto tiefer dringt sie auch in ihre eigene düstere Vergangenheit vor. Tja, und der Krampus hat in dieser drögen Geschichte lediglich eine Nebenrolle inne, und dürfte insgesamt nicht einmal eine Minute Screentime besitzen: Mittels einer Voodoo-Puppe nämlich kann Zoe das Ungetüm heraufbeschwören und dazu bringen, all die Menschen zu metzeln, die sie nicht leiden mag. Mit der ursprünglichen Krampus-Mythologie hat dies freilich überhaupt nichts zu tun, und dass KRAMPUS: THE RECOCKNING an Weihnachten spielt, würde nicht weiter auffallen, wenn nicht ab und zu ein geschmückter Christbaum ins Bild gerückt werden würde. Im Prinzip hätte man dieselbe Story auch mit einem x-beliebigen Monstrum erzählen können, - zumal Conway darauf verzichtet, überhaupt zu erklären, weshalb der Krampus plötzlich der beste Freund eines grusligen Görs sein soll. Zwar gibt es den einen oder anderen handgemachten Effekt zu sehen, der nicht allzu mies ausgefallen ist, (Stichwort: Verbrannte Leichen), doch der Krampus selbst mutet an wie ein Geschöpf aus einem drittklassigen 90er Videogame: Puh, schon lange habe ich nicht mehr derart miserables CGI ertragen müssen, wenn der Krampus als meterhohes Skelett (!) schnaubend durch die Landschaft stapft.

Das größte Problem von KRAMPUS: THE RECOCKNING ist indes, wie geschwätzig der Film ausfällt, im Grunde aber rein gar nichts zu erzählen hat. Lange Laufzeitstrecken bringen wir damit zu, unsere Heldin Rachel bei Alltagsverrichtungen zu beobachten, und ein kompletter Subplot widmet sich ihrer Beziehung zu einem verheirateten Cop, mit dem sie eine Affäre beginnt, nachdem dieser von seiner Gattin verlassen wurde, (unmotivierte Softsexszene inklusive). Da wird geredet und geredet, da werden Bars besucht und Krankenhauskinder befragt, und in die Gänge kommt die Chose nicht mal im Grande Finale, das wiederum einen der haareraufendsten Schlusstwists der mir bekannten Filmgeschichte aufbietet. Unterm Strich dürfte KRAMPUS: THE RECOCKNING der katastrophalste Krampus-Streifen sein, den ich bislang gesichtet habe. Dann lieber noch einmal DIE GOLDENE RUTE oder KRAMPUS: THE CHRISTMAS DEVIL, denn bei denen konnte man sich mit dem richtigen Mindset wenigstens ein bisschen amüsieren. KRAMPUS: THE RECOCKNING wiederum ist das Äquivalent zum Warten auf einen verspäteten Zug, - und zwar in strömendem Regen, mit knurrendem Magen und vollkommen verkatert.
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