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Late Phases
(Late Phases)
mit Nick Damici, Ethan Embry, Lance Guest, Tina Louise, Rutanya Alda, Caitlin O'Heaney, Erin Cummings, Tom Noonan, Larry Fessenden, Al Sapienza, Bernardo Cubria, Karen Lynn Gorney, Karron Graves, Haythem Noor
Regie: Adrián García Bogliano
Drehbuch: Eric Stolze
Kamera: Ernesto Herrera
Musik: Wojciech Golczewski
FSK 16
USA / 2014
Auf Drängen seines Sohnes Will bezieht der blinde Vietnam-Veteran Ambrose sein neues Heim in der beschaulichen Senioren-Wohnsiedlung Crescent Bay. Doch mit dem Frieden ist es schnell vorbei, als Ambrose nur knapp den Angriff einer wilden Bestie überlebt, die offenbar schon länger ihr Unwesen in der kleinen Gemeinde treibt und der schon mehrere Menschen zum Opfer gefallen sind. Der knorrige Ambrose, der mit seiner groben Art nicht unbedingt viel Anklang bei seinen Nachbarn findet, vermutet ein ganz bestimmtes Untier hinter den Angriffen: einen Werwolf. Notgedrungen besinnt sich der einstige Soldat auf seine frühere Kampferfahrung und rüstet sich für den nächsten Vollmond…
Filme die sich mit der Werwolf Thematik befassen gibt es eigentlich zur Genüge, nur kann man die wirklich guten fast schon an einer Hand abzählen. Umso gespannter konnte man als Liebhaber also auf den neuesten Beitrag "Late Phases" sein, der nun von OFDB Filmworks auf den Markt gebracht wurde. Schon die Inhaltsangabe deutet dabei an, das Regisseur Adrián García Bogliano (I'll Never Die Alone, Cold Sweet) das Thema ein wenig anders präsentiert, denn das in der Hauptrolle ein erblindeter Kriegsveteran gegen Lykanthropen antreten muss, hat es in der Geschichte dieses Sub Genres ganz sicher noch nicht gegeben. Aber nicht nur durch diesen Aspekt unterscheidet sich die Geschichte in sehr wohlwollender Art von den ansonsten üblichen, denn Bogliano ist es auf eine sehr eindrucksvolle Art gelungen, eine gelungene Mischung aus Horror und Drama zu kreieren die auch genügend Freiraum für zwischenmenschliche Töne lässt. Dadurch gewinnt das Ganze sehr viel an Ernsthaftigkeit, denn hier handelt es sich um einen absolut ernsthaften Vertreter seiner Art, der lediglich durch die teilweise äußerst sarkastischen Art seiner Hauptfigur für so manchen Schmunzler sorgt. Haupt Charakter Ambrose steht dann auch durchgehend im Fokus des Geschehens und wird von einem absolut glänzend aufspielenden Nick Damici dargestellt, der dem Geschehen durch seine kauzige Art ganz unweigerlich seinen persönlichen Stempel aufdrückt. Der gute Mann ist mürrisch, ist jederzeit für sarkastische Wortwechsel gut und kommt deswegen auch nicht sonderlich gut bei seinen Nachbarn an. Und dennoch versprüht er einen unglaublichen Charme, so das man als Zuschauer auch schon nach einer sehr kurzen Zeitspanne extreme Sympathie für den Veteran entwickelt.
Die Performance von Damici ist somit auch einer der Höhepunkte dieses Filmes, wobei aber ganz generell sämtliche Akteure einen überdurchschnittlich guten Job abliefern. Nachdem die Geschichte gleich zu Beginn mit einer netten Werwolf Passage beginnt, muss man sich allerdings eine geraume Zeit gedulden, bis man wieder mit dem Wolfsmenschen konfrontiert wird. Fast eine Stunde lang wird man stattdessen mit den Vorbereitungen von Ambrose konfrontiert, der sich trotz seiner Behinderung äußerst sorgfältig auf die nächste Attacke vorbereitet. Manch einem mag das ein wenig skurril erscheinen, doch ist das Szenario zu jeder Zeit mit einer immensen Ernsthaftigkeit ausgestattet, das man überhaupt nicht auf den Gedanken kommen könnte die Ereignisse in irgendeiner Art als lächerlich anzusehen. Das liegt aber auch ganz stark darin begründet, das Bogliano sich keinesfalls nur mit den Horror Elementen beschäftigt, denn diese treten im Prinzip erst im letzten Drittel des Filmes so richtig in Erscheinung. In der Zwischenzeit werden auch die wichtigen Dinge des Lebens thematisiert, so rückt beispielsweise ein bestehender Vater-Sohn Konflikt immer mehr in den Mittelpunkt und gleichzeitig wird auch so ganz nebenbei über den eigentlichen Sinn des Lebens diskutiert. Das mag sich nun für einen Werwolffilm etwas hochtrabend anhören, doch die Einflechtung dieser Elemente in die Geschichte erscheint absolut stimmig und verleiht der Chose eine ganz eigene Qualität.
Nachdem die erste Stunde also eher etwas gemächlich, aber zu keiner Zeit uninteressant daher kommt, nehmen die Ereignisse in der verbliebenen Restzeit ein ordentliches Tempo auf und offenbaren dabei zudem auch einige gut anzusehende Effekte. Natürlich sollte man bei der vergebenen 16er Freigabe kein wahres Spektakel erwarten, doch ist der enthaltene Härtegrad meiner Meinung nach durchaus angemessen. Eine explizit in Szene gesetzte Gewaltorgie hätte hier aber auch überhaupt nicht hinein gepasst und den sehr guten Gesamteindruck des Filmes eher zerstört. So kann man also von einer jederzeit stimmigen Ausgewogenheit des Geschehens sprechen, das zum Ende hin sogar noch eine tragische Note bereit hält, die dem gewonnenen Gesamteindruck aber auf jeden Fall gut zu Gesicht steht. Natürlich wird die ungewöhnliche Herangehensweise an die Thematik nicht bei jedem auf Gegenliebe stoßen, denn wer einen in der Hauptsache reißerischen Beitrag erwartet, könnte eventuell ein wenig enttäuscht sein. Mir persönlich hat die teils innovative Erzählung aber gerade in der vorliegenden Form extrem gut gefallen, so das ich "Late Phases" sogar als kleine Perle des Sub Genres bezeichnen möchte.
Als Referenz für diesen Film kann man dann in einigen Passagen sogar Stephen Kings "Der Werwolf von Tarker Mills" her nehmen, denn einige Anlehnungen an dieses Werk sind nur schwer zu übersehen. Dennoch handelt es sich hier keinesfalls um einen Abklatsch oder gar ein zusammen geklautes Szenario, denn trotz diverser Ähnlichkeiten bewahrt sich "Late Phases" allein schon aufgrund seiner ungewohnten Genre Mixtur durchgehend seinen Status der Eigenständigkeit. Letztendlich sollte man also zu einem überzeugenden Gesamteindruck gelangen, da sämtliche Zutaten der Geschichte ein ungemein stimmiges und homogenes Gesamtpaket ergeben, das im Prinzip keinerlei Wünsche offen lässt. Zum Ende hin könnte man dann auch höchstens über einen winzigen Wermutstropfen meckern, denn die visuelle Darstellung der fertigen Wölfe ist sicherlich kein Highlight. Die behaarten Monster erscheinen nämlich nicht unbedingt sehr bedrohlich, sondern hinterlassen vielmehr rein optisch gesehen einen leicht skurrilen Eindruck, der die hohe Qualität dieses Filmes aber auf keinen Fall wesentlich beeinträchtigt.
Fazit:
Ich bin eigentlich ohne größere Erwartungen an dieses Werk heran gegangen und wurde wirklich sehr positiv überrascht. Eine tolle und teils innovative Story, ein glänzend agierender Hauptdarsteller, nette Effekte und die Einbindung dramatischer Züge ergeben einen Genre Beitrag der sich allemal sehen lassen kann und für mich persönlich zum Besten zählt, was das Sub Genre bisher hervor gebracht hat.
8/10