Lords of Salem - Rob Zombie (2012)

Moderator: jogiwan

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horror1966
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Re: Lords of Salem - Rob Zombie (2012)

Beitrag von horror1966 »

The Lords of Salem
(The Lords of Salem)
mit Sheri Moon Zombie, Bruce Davison, Jeff Daniel Phillips, Judy Geeson, Meg Foster, Patricia Quinn, Ken Foree, Dee Wallace, Maria Conchita Alonso, Richard Fancy, Andrew Prine, Michael Berryman
Regie: Rob Zombie
Drehbuch: Rob Zombie
Kamera: Brandon Trost
Musik: Griffin Boice / John 5
FSK 16
Großbritannien / Kanada / USA / 2012

Radiomoderatorin Heidi aus Boston hat harte Drogenzeiten hinter sich und befindet sich gerade auf dem Weg der Rekonvaleszenz, als ihr in der Rockshow eine Schallplatte im Holzcover auf den Schreibtisch schneit. Die stammt von einer unbekannten Band namens Lords of Salem, hört sich seltsam und hat ungeahnte Folgen sowohl für Heidi als auch für so manche andere Frau, die der Radioübertragung lauscht. Fortan wird Heidi von dämonischen Visionen verfolgt, die alle viel zu tun haben mit den berühmten Hexen von Salem.


Rob Zombie hat sich eigentlich immer dadurch ausgezeichnet, das er den unter seiner Regie entstandenen Filmen seine ganz eigene Note verliehen hat, so das sie sich definitiv von anderen Werken abheben. Vor allem kam dies sehr positiv bei seinem Erstling "Haus der 1000 Leichen" sowie dessen Nachfolger "The Devil's Rejects" zum Ausdruck, präsentierten sich doch zwei abgefahrene Filme mit durchgeknallten Charakteren und Geschichten, die in Fan-Kreisen mittlerweile längst Kultstatus erreicht haben. Nach der Sichtung von "The Lords of Salem" muss sich der Zuschauer nun aber so langsam die Frage stellen, ob Zombie mittlerweile seinen Biss verloren hat, oder seinen neueren Werken ganz einfach nur mehr entlocken will, als sie letztendlich beinhalten? Schon mit seinem "Halloween II" wagte er den Spagat zwischen einem Horrorfilm und einer visuellen Achterbahnfahrt, die den Betrachter phasenweise in einen regelrechten Drogenrausch versetzte und dabei so dermaßen wirre Bilder präsentierte, das die Legende Michael Myers regelrecht demontiert wurde. Rechnete man zur damaligen Zeit noch mit einem einmaligen Ausrutscher, so bekommt man mit vorliegender Geschichte den praktischen Gegenbeweis geliefert, denn "The Lords of Salem" versucht ebenso durch visuelle Stärke zu punkten, die sich letztendlich aber eher als streckenweise verwirrender Bilderrausch offenbart, an dem man nur streckenweise seine Freude haben kann.

Das mag eventuell auch daran liegen, das der gute Rob hier im Prinzip eine vollkommen ausgedünnte Rahmenhandlung präsentiert, die rein inhaltlich sicherlich auf einem halben Bierdeckel zusammengefasst werden kann. Um die eklatanten Schwächen des Drehbuches zu kaschieren wurden dann halt kurzerhand einige visuelle Farbtupfer gesetzt, die zumindest in einigen Phasen recht nett anzusehen sind. Um das Ganze noch ein wenig aufzupäppeln bekommt der Zuschauer dann auch noch die gewohnte Zombie-Mixtur eines musikalischen Overkills serviert und fertig ist "The Lords of Salem". Doch ganz so einfach kann man sich die Sache dann doch nicht machen, beinhaltet die Geschichte doch dennoch einige starke Ansätze, die aber letztendlich allesamt im Sande verlaufen. Daran ändert auch eine bemüht agierende Sheri Moon Zombie nichts, die natürlich selbstredend in der Hauptrolle zu sehen ist. Die Ermüdungserscheinungen ihres holden Gatten scheinen jedoch auch auf sie abgefärbt zu haben, denn die immer noch nett anzusehende Blondine hat schon weitaus bessere Leistungen abgeliefert als es hier der Fall ist. Andererseits passt ihre müde wirkende Performance aber nahezu perfekt in das Gesamtbild dieses Filmes, denn das größte Defizit ist sicherlich darin zu erkennen, das im Prinzip über die ganze Laufzeit nicht wirklich etwas passiert.

Denkt man dabei zu Beginn noch an eine ruhig-und bedächtig daher kommende Einführungsphase, so muss man mit der Zeit immer mehr feststellen, das sich diese über die gesamten gut 90 Minuten Spielzeit hinzieht, so das der Film zu keiner Zeit wirklich auf Touren kommt. Nun muss man bei einer Geschichte mit der vorliegenden Thematik sicherlich keinen Action-Kracher im Horror-Gewand erwarten und ehrlich gesagt ist man auch keinesfalls von blutigen oder reißerisch umgesetzten Szenen ausgegangen, doch "The Lords of Salem" erstirbt streckenweise in der totalen Ereignislosigkeit und kann zudem als Highlight-befreite Zone bezeichnet werden. Wenn man denn so will ist einer der Höhepunkte darin zu erkennen, wie der gute Bruce Davison mit einer Bratpfanne erschlagen wird, was auch gleichzeitig die einzige Härte in einem Szenario darstellt, das ansonsten viel eher den Anschein eines weichgespülten Versuches darstellt, die Hexen-Thematik ins Bild zu setzen. Im Großen und Ganzen hat die Geschichte eine schon fast einschläfernde Wirkung, was komischerweise von nicht gerade wenigen Leuten als hypnotische Faszination deklariert wird. Wären da nicht die manchmal auftretenden visuellen Farbtupfer in der Erzählung zu erkennen, würde man höchstwahrscheinlich spätestens nach der hälfte des Werkes sanft dahin schlummern, um am nächsten Tag ausgeruht und entspannt wieder aufzuwachen und sich daran zu erfreuen, das man sich diese langweilige Chose nicht bis zum Ende angesehen hat. Meine Worte mögen ziemlich hart klingen und die Filme von Rob Zombie eigneten sich schon immer bestens dafür die Meinungen zu spalten, doch bei diesem mauen Filmchen fragt man sich nach der Sichtung ganz ehrlich, was man da eben eigentlich gut 90 Minuten gesehen hat.

Entweder war es ein eher misslungener Versuch eines Horrorfilmes mit Hexen-Thematik, oder aber der gute Rob hat vor dem Dreh der Geschichte ganz eindeutig die falschen Drogen eingeworfen, wobei die Wahrheit wohl wie immer in der Mitte liegt. Positiv wäre dann aber doch noch zu erwähnen, das man zumindest einige altbekannte Gesichter zu sehen bekommt, denn mit Dee Wallace, Ken Foree oder auch Bruce Davison ist ein recht guter Cast vertreten, der den eher unterdurchschnittlichen Eindruck des Gesamtwerkes aber auch nicht sonderlich aufwerten kann. Bisher habe ich eigentlich immer sehr viel von Herrn Zombie gehalten, der nun aber mit "Halloween II" und nun auch "The Lords of Salem" zwei aufeinander folgende Filme präsentiert hat, die er sich auch gut und gern hätte verkneifen können. Es bleibt durchaus zu wünschen, das der Regisseur wieder zu seinen Wurzeln zurückkehrt und sich auf seine eigentlichen Stärken besinnt, die momentan jedoch irgendwie abhanden gekommen sind. So ist diese ominöse Filmchen leider nur sehr bedingt zu empfehlen, wobei es sicherlich genügend Leute geben wird, die diesem langweiligen Szenario nicht zu erkennende Stärken abgewinnen können.


Fazit:


Was hatte ich mich auf das neueste Werk von Rob gefreut, um dann letztendlich die nächste bittere Enttäuschung zu erleben. Eine extrem dünne Geschichte, eine streckenweise grausam langweilige Umsetzung und eine müde agierende Sheri Moon Zombie sind nicht gerade die Atribute um diesem Werk eine Empfehlung auszusprechen. Zumindest bekommt man aber an einigen Stellen recht kraftvolle Bilder serviert, wobei sich der visuelle Gesamteindruck des Szenarios aber in die Richtung eines schlechten Drogen-Trips entwickelt.


4/10
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purgatorio
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Re: Lords of Salem - Rob Zombie (2012)

Beitrag von purgatorio »

horror1966 hat geschrieben: 4/10
:o
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Arkadin
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Re: Lords of Salem - Rob Zombie (2012)

Beitrag von Arkadin »

Irgendwie freue ich mich jetzt umso mehr auf den Film. 8-)
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purgatorio
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Re: Lords of Salem - Rob Zombie (2012)

Beitrag von purgatorio »

Arkadin hat geschrieben:Irgendwie freue ich mich jetzt umso mehr auf den Film. 8-)
Chistian Keßler hatte die Tage auch sehr löbliche Worte für den Film gefunden - das hast du sicherlich gelesen, oder?
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Arkadin
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Re: Lords of Salem - Rob Zombie (2012)

Beitrag von Arkadin »

purgatorio hat geschrieben: Chistian Keßler hatte die Tage auch sehr löbliche Worte für den Film gefunden - das hast du sicherlich gelesen, oder?
Yep. Viel mehr hätte mich allerdings interessiert, wie ihm "Sharknado" gefallen hat... 10 Minuten vor dem Ende war er nämlich weg.
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Arkadin
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Re: Lords of Salem - Rob Zombie (2012)

Beitrag von Arkadin »

Ich mochte den und ich fand es angenehm, dass Zombie eine völlig andere Gangart als sonst anschlägt - der Film aber immer noch ganz eindeutig als "Rob Zombie Film" zu erkennen ist. Was nicht nur an seiner Ehefrau in der Hauptrolle und zahlreichen bekannten Genre-Gesichtern (dafür, dass er Patricia Quinn aus der Versenkung geholt hat, möchte ich ihm die Füße küssen) liegt. Sehr stimmungsvoll und roh, zudem ich fand auch Frau Zombie in der Hauptrolle recht überzeugend. Was ich dem Film allerdings vorwerfen muss, ist seine dünne Story. Wenn er dann nach 100 Minuten zuende ist, hinterlässt er irgendwie so ein leeres Gefühl von - "und das war's jetzt?".
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Adalmar
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Re: Lords of Salem - Rob Zombie (2012)

Beitrag von Adalmar »

M. E. fängt der Film interessant an, aber dann kommt einfach nichts mehr, was die Geschichte angeht. Eine ordentlich agierende Hauptdarstellerin, klischeehafte Hexenauftritte und am Ende eine videoclipartige Okkultbilder-Revue waren dann doch insgesamt zu wenig, um mich zu überzeugen.
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purgatorio
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Re: Lords of Salem - Rob Zombie (2012)

Beitrag von purgatorio »

THE LORDS OF SALEM (USA, Kanada, Großbritannien 2012, Regie: Rob Zombie)

Zweitsichtung :) Zu meiner vormals geäußerten Kritik muss ich mich ja nicht abermals äußern. Also zum Positiven: Die Musik, speziell der Lords-Song, ist kreuzunheimlich. Tolle Leistung! Und wenn der Film in seinen Bilderrausch abdriftet ist er nahezu atemberaubend. Schön und verstörend. Ganz große Klasse! Jedoch hätte das alles ruhig etwas kürzer ausfallen können, da gerade im Mittelteil tatsächlich nichts geschieht. Dadurch wäre im Nachgang die eigentlich überschaubar unkomplexe Story auch nicht dem Eindruck maßloser Dehnung auferlegen und die Wucht der Bilder wäre komprimierter. Kein perfekter, aber ein ziemlich großartiger Film. Und mal im Ernst, ist das Haus nicht wahnsinnig schon designt und ausgestattet? Die Flure, das Schlafzimmer mit der Méliès-Referenz, das Bad, das Treppenhaus… toll!
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Il Grande Silenzio
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Re: Lords of Salem - Rob Zombie (2012)

Beitrag von Il Grande Silenzio »

Adalmar hat geschrieben:M. E. fängt der Film interessant an, aber dann kommt einfach nichts mehr, was die Geschichte angeht. Eine ordentlich agierende Hauptdarstellerin, klischeehafte Hexenauftritte und am Ende eine videoclipartige Okkultbilder-Revue waren dann doch insgesamt zu wenig, um mich zu überzeugen.
Dem schließe ich mich an, die Story fand ich weder originell noch spannend und gruselig war das schon gleich gar nicht. *gähn*

4/10

(2 Punkte für Sheris knackigen Po, 2 Punkte für den putzigen Retriever) ;)

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Maulwurf
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Re: Lords of Salem - Rob Zombie (2012)

Beitrag von Maulwurf »

 
Lords of Salem
The Lords of salem
USA/Großbritannien/Kanada 2012
Regie: Rob Zombie
Sheri Moon Zombie, Bruce Davison, Jeff Daniel Phillips, Judy Geeson, Meg Foster, Patricia Quinn, Ken Foree, Dee Wallace, Maria Conchita Alonso, Richard Fancy, Andrew Prine, Michael Berryman


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OFDB

Heidi ist Teil eines Radio-DJ-Teams in Salem, Neu-England. Sie hat eine Drogensucht erfolgreich überwunden und scheint sehr selbstbewusst zu sein, kämpft aber in Wirklichkeit mit den Nachwehen dieser Sucht. Als sie eines Abends die Platte einer Band namens The Lords of Salem auflegt wird sie von dieser Musik überwältigt. Heidi und auch einige andere Frauen finden sich plötzlich wieder in einer Herbstnacht im Jahr 1696, wo mehrere Hexen bei lebendigem Leibe verbrannt werden. Zwar geschieht den Frauen von heute nichts, aber etwas hat sich verändert. Die Wahrnehmung ist eine andere. Und ihre Vermieterin und deren Schwestern übernehmen zunehmend die Kontrolle über Heidis Verstand. Denn Heidi ist die eine, durch deren Körper die Wiederkunft des Satans vorbereitet wird. Oder nimmt Heidi eventuell doch bloß wieder Drogen …?

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Wer sagt denn, dass eine gute Geschichte durch ihren logischen Abschluss definiert sein muss? Warum kann eine Erzählung denn nicht einfach mal in die Irre laufen und einfach irgendwann aufhören? Und wie sehr können die Erwartungen des Mainstream-Publikums ad absurdum geführt werden? Wie weit ist es möglich, das blutgeile und schockgewohnte Horrorfandom des 21. Jahrhunderts tatsächlich zu schockieren – Indem nämlich auf eine in sich geschlossene Geschichte mit standardisierten Komponenten wie Anfang – Mitte – Ende verzichtet wird zugunsten eines Bilderrausches, der sich irgendwann mal, fast unmerklich, verselbständigt und in eine Richtung läuft, die eher in einem italienischen Genrefilm der 70er zu erwarten wäre?

Und gerade, wenn der Regisseur Rob Zombie heißt, und der geneigte Gorebauer Metzelei bis zum Gehtnichtmehr erwartet, gerade dann ist es umso angenehmer eine Kehrtwendung um 180 Grad zu erleben und einen Film zu sehen, der sich durch den langsamen und gründlichen Aufbau von Atmosphäre definiert. Der seine Figuren allmählich vorstellt, und der seinen Schrecken nicht aus dem Anblick von Innereien bezieht, sondern durch das Nebeneinanderstellen von Welten, unabhängig von deren zeitlichem Aufbau.

THE LORDS OF SALEM ist eine stille und eindringliche Ode an Filme wie Michele Soavis THE CURCH , der in aller Ruhe und genüsslich mit der Narration spielt, aufzeigt was das Medium Film alles kann, und sich dabei komplett weigert, die Erwartungshaltung eines modernen Kinogängers zu erfüllen. Rob Zombie schlägt ganz einfach einen anderen Weg ein als den standardisierten Weg den alle gehen. Für alle die Film immer wieder neu entdecken ist THE LORDS OF SALEM ein wahrer Augenschmaus mit einer feinen Geschichte, die anderen mögen sich bitte die CAMP BLOOD-Reihe so lange anschauen, bis sie den Unterschied verstanden haben …

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