Man of Steel - Zack Snyder (2013)

Moderator: jogiwan

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Il Grande Silenzio
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Man of Steel - Zack Snyder (2013)

Beitrag von Il Grande Silenzio »

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Filmdaten:

Herstellungsland: Großbritannien/Kanada/USA
Erscheinungsjahr: 2013
Regie: Zack Snyder
Darsteller: Henry Cavill, Russell Crowe, Amy Adams, Kevin Costner, Michael Shannon, Diane Lane


Inhalt:

Kurz nachdem Lara Lor-Van (Ayelet Zurer) einen Jungen zur Welt gebracht hatte - die erste natürliche Geburt auf Krypton seit Generationen - wird ihr Mann Jor-el (Russel Crowe) damit konfrontiert, dass General Zod (Michael Shannon) gemeinsam mit seinen treuesten Offizieren gegen die Regierung revoltiert. Er will nicht tatenlos zusehen, wie der Planet untergeht, der seine Ressourcen verbraucht hat. Angesichts dessen rücksichtloser Gewalt und dem nahenden Ende seiner Welt entscheidet Jor-El kurzentschlossen, seinen kleinen Sohn Kal-El in einer Weltraumkapsel zur Erde zu schicken, der für ihn geeigneteste Planet.

Doch zuvor stiehlt er aus der Geburtsstation eine Kapsel, die festlegt, für welche Rolle die Neugeborenen auf Krypton bestimmt sind, um sie seinem Sohn mitzugeben. Er bezahlt diese Vorgehensweise mit seinem Leben, weshalb er weder die Verhaftung des Generals und dessen Verurteilung in ewige Verbannung, noch den Untergang von Krypton erlebt, dem auch seine Frau zum Opfer fällt.

Inzwischen lebt Kal-El als Clark Kent (Henry Cavill) seit 33 Jahren auf der Erde und versucht so gut wie möglich seine Superfähigkeiten zu verbergen, wie es ihm sein Adoptiv-Vater (Kevin Costner) geraten hat. Doch die Ereignisse zwingen ihn dazu, seine Anonymität aufzugeben, denn General Zod hat seine Spur aufgenommen...

Quelle: http://www.ofdb.de/film/239352,Man-of-Steel


Kurzkritik:

Zack Snyder hat in seiner noch relativ jungen Karriere schon einige Höhen und Tiefen durchlebt.

Neben der durchaus unterhaltsamen Neuinterpretation des Romero-Klassikers "Dawn of the Dead" oder der ordentlichen Comicverfilmung "Watchmen" verzeichnete er Totalausfälle wie "300", dem Film für Fans von grenzdebilen Dialogen und seltsamen Ideologien, oder auch "Sucker Punch", der kruden Männerphantasie.

Nun hat Snyder mit "Man of Steel" wieder goutierbares Blockbusterkino abgeliefert und damit bewiesen, dass er zumindest in der Lage ist, einfache Storys in tolle Bilder zu verpacken - mit unterhaltsamem Ergebnis.

Die Story hat wenig Tiefe, was sich bei dem "Gutmenschen" Superman aber auch recht schwierig gestaltet, sodass es auf die zu erwartende schlichte Gut gegen Böse-Geschichte hinausläuft.

Nichtsdestotrotz gewährt Snyder seinem Mann aus Stahl eine gewisse Charakterentwicklung. Die innere Zerrissenheit, die den Helden ausmacht, wird glaubhaft vermittelt. Die souverän aufspielenden Altstars Diane Lane und Kevin Costner, Kal-Els Stiefeltern, agieren ohne allzu viel anstrengende Lebensweisheitsvermittlung.

So können die ruhigen Momente dem im Vordergrund stehenden Effektgewitter zumindest etwas Paroli bieten. Dieses Effektgewitter macht den wesentlichen Teil des Films aus und ist grandios choreographiert und inszeniert.

Zwar reicht "Man of Steel" nicht an Genrehighlights wie "Iron Man", "The Avengers" oder gar die The Dark Knight-Trilogie heran, aber weiß Fans von Superhelden durchaus zu unterhalten.

6/10
"You can´t love animals and eat them too."

"Dressing well is a form of good manners." - Tom Ford
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horror1966
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Re: Man of Steel - Zack Snyder (2013)

Beitrag von horror1966 »

Man of Steel
(Man of Steel)
mit Henry Cavill, Amy Adams, Michael Shannon, Diane Lane, Russell Crowe, Antje Traue, Harry Lennix, Richard Schiff, Christopher Meloni, Kevin Costner, Ayelet Zurer, Laurence Fishburne, Dylan Sprayberry, Cooper Timberline
Regie: Zack Snyder
Drehbuch: David S. Goyer / Christopher Nolan
Kamera: Amir Mokri
Musik: Hans Zimmer
FSK 12
Großbritannien / Kanada / USA / 2013

Als Kind wird Clark Kent von den einfachen Bauersleuten Jonathan und Martha Kent adoptiert, nachdem der Junge in einer Raumkapsel auf deren Land eine Bruchlandung hinlegt. Von seinem Vater wurde er vom Planeten Krypton vor dessen Zerstörung abgeschickt. Schnell entdeckt Clark, dass er anders ist als andere Kinder und über Superkräfte verfügt. Als junger Mann geht Clark nach Metropolis, um als Journalist Fuß zu fassen, und wird rasch damit konfrontiert, wie er mit seiner ungewöhnlichen Gabe umzugehen hat.


Ganz unbestritten dürfte "Superman" wohl der Vater aller Comichelden sein und dennoch hat der Kryptonier gerade im Bereich der Verfilmungen eher eine Art Schattendasein gefristet, da seine Abenteuer eigentlich nie so bei den Fans einschlugen wie beispielsweise die von "Batman" oder anderen Kollegen. Hauptsächlich mag dies eventuell im Alter der ersten Filme liegen, die doch insbesondere aus heutiger Sicht äußerst antiquiert und angestaubt erscheinen. Zudem konnten auch die bisherigen Hauptdarsteller Christopher Reeve und schon gar nicht der in "Superman Returns" fehlbesetzte Brandon Routh in der Rolle des Superhelden gänzlich überzeugen. Das alles ändert sich nun mit der Neuauflage "Man of Steel" grundlegend, denn Zack Snyder ist hier Reboot gelungen das es wirklich in sich hat und das auch von der Erzählung her weitaus flüssiger daher kommt als das doch etwas zähe Original von 1978. Lediglich in den Grundzügen ähneln sich die Geschichten noch, die Unterschiede in der Umsetzung des Ganzen könnten jedoch kaum gravierender sein. Damit spiele ich nicht nur auf die technischen Unterschiede an, die sich im Laufe von fast vier Jahrzehnten natürlich zwangsläufig ergeben, es ist vielmehr die viel kompakter erscheinende Erzählung der Story, die beim Zuschauer auf jede Menge Gegenliebe stößt. Wurden in Richard Donner's Original noch etliche Passagen viel zu sehr in die Länge gezogen, so fällt der rote Leitfaden in Snyder's Version äußerst straff aus und bietet im Prinzip überhaupt keinen Platz für eventuell langatmige Abschnitte, so das man an dieser Stelle trotz einer Laufzeit von gut 130 Minuten durchgehend kurzweilig unterhalten wird.

Wie auch in den bisherigen Verfilmungen sollte man auch hier keine sonderliche Charakter-Tiefe bei der Hauptfigur erwarten, denn im Gegensatz zu anderen Figuren des Helden-Universums wird "Superman" schon seit jeher eher nur oberflächlich beleuchtet. Man bekommt die notwendigen Informationen über seine Herkunft und den persönlichen Werdegang, doch ansonsten glänzt der Ur-Vater der Helden nicht unbedingt durch einen ausgeprägten Facetten-Reichtum. Auch im Reboot verhält sich das nicht anders, wobei man von dieser Tatsache nicht wirklich überrascht sein dürfte. Eine willkommene Änderung stellt lediglich der Aspekt dar das nach der Einführungs-Phase die sich auf dem Planeten Krypton abspielt die Geschichte in der Gegenwart weiter geht und einen mit dem schon zum Mann gereiften Clark Kent konfrontiert. Die Episode seiner Kindheit bei den Kents wird dieses Mal in rückwärtigen Flashbacks erzählt, wobei die Story durch diesen Punkt eine viel kompaktere Note erhält, was dem gewonnenem Gesamtbild sehr zuträglich ist. Außerdem hat man nun anscheinend mit dem eher unbekannten Henry Cavill endlich einen überzeugenden Hauptdarsteller gefunden, der die Figur des "Man of Steel" mit einem gewissen Charisma ausfüllt, das den bisherigen Darstellern größtenteils fehlte. Prominent besetzt ist der Film eher in den Nebenrollen, in denen man Stars wie beispielsweise Laurence Fishburne, Russell Crowe, Diane Lane oder auch Kevin Costner begutachten kann.

Das größte Fragezeichen bei der Fan-Gemeinde war aber sicherlich im Vorfeld der Aspekt des Action-Gehaltes und der CGI-Effekte in der Neuauflage und in dieser Beziehung wird der Betrachter nun wirklich regelrecht verwöhnt. Sicherlich trifft das auch wieder nicht jeden Geschmack, denn manch einer hätte doch wohl eher die Chance wahr genommen, "Superman" tiefer gehende Charakter-Züge zu verleihen, anstatt vor allem in der zweiten Hälfte des Werkes ein wahres Effekt-Feuerwerk abzubrennen. Wie dem aber auch sei, Snyder ist an dieser Stelle wohl ganz eindeutig der jüngeren Generation gefolgt und hat ein furioses Spektakel auf die Beine gestellt, das selbst den höchsten Ansprüchen genügen dürfte. Natürlich sollte man hier immer von einem typischen Hollywood-Blockbuster als Grundlage ausgehen, denn "Man of Steel" ist Popcorn-Kino auf höchstem Niveau und keinesfalls darauf ausgelegt, einen außergewöhnlichen Film-Genuss darzubieten. Und so funktioniert der Film dann auch nur als gelungene Mixtur aus SCI/Fi, Fantasy und purer Action, jede andere Harangehensweise an dieses Werk wäre von Beginn an zum scheitern verurteilt. Das Ganze ist dann eben vollkommen zeitgemäß aufbereitet und gerade in tricktechnischer Hinsicht liegen zwischen Original und Neuauflage doch ganze Welten. Wirkte die 78er Verfilmung im Prinzip von jeher in dieser Beziehung nicht sonderlich berauschend, so verblasst es im Antlitz von Snyder's Version fast zu einem schwachen Schatten, den man kaum noch wahrnehmen kann. Bis auf inhaltliche Ähnlichkeiten sind die beiden Filme aber auch gar nicht miteinander zu vergleichen, denn vor allem im direkten Vergleich erscheinen die zwischen beiden Werken liegenden Jahrzehnte viel eher wie ganze Jahrhunderte.

Letztendlich kann man zu der Neuauflage stehen wie man will, aber es handelt sich meiner Meinung nach um die mit Abstand beste Superman-Verfilmung überhaupt und dieser sehr gute Eindruck lässt doch darauf hoffen, das noch weitere Fortsetzungen folgen werden. Schließlich möchte man den "Stählernen" doch auch in der heutigen Zeit noch einmal gegen den genialen Lex Luther antreten sehen und da wären wir doch auch schon bei dem Stoff für den nächsten Film. Action-Freunde werden jedenfalls ihre helle Freude an diesem imposanten Szenario haben, das bei einem geschätzten Budget von 225.000.000 $ aber auch schon Grund zur Vorfreude suggeriert hat, die sich im Endeffekt auch gänzlich bestätigen soll. Die Frage nach dem besten-oder beliebtesten Superhelden kann ein jeder nur für sich selbst beantworten, aber in vorliegender Geschichte erstrahlt der Mann vom Planeten Krypton in einem neuen Glanz und hat nun endlich eine ihm würdige Verfilmung erfahren, die hoffentlich noch lange nicht das Ende der Fahnenstange darstellt.


Fazit:


Nach den bisherigen eher lau ausgefallen Filmen um "Superman" ist mit "Man of Steel" nun endlich mit diesem imposanten neustart der Grundstein gelegt worden, um hoffentlich noch weitere Abenteuer des "Stählernen" folgen lässt, der mit Henry Cavill nun auch die ideale Besetzung erfahren hat und so beim Zuschauer auch einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt.


9/10
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buxtebrawler
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Re: Man of Steel - Zack Snyder (2013)

Beitrag von buxtebrawler »

"Zack Snyder's Justice League Trilogy" erscheint voraussichtlich am 14.10.2021 bei Warner als Ultra-HD-Blu-ray- und Blu-ray-Box:

Bild Bild

Enthält:
- Man of Steel
- Batman v Superman: Dawn of Justice Ultimate Edition
- Zack Snyder's Justice League

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Man of Steel - Zack Snyder (2013)

Beitrag von buxtebrawler »

„Das Ende der Welt ist gekommen!“

Nach der „Superman“-Tetralogie aus den 1970ern und ‘80ern sowie deren „Superman Returns“-Ergänzung aus dem Jahre 2006 erkannte man bei DC, den Urhebern der Comics um den stählernen Superhelden-Pionier vom Planeten Krypton, dass ihnen Konkurrent Marvel mit seinem Marvel Cinematic Universe und den darin enthaltenen Kino-Straßenfegern den Rang abgelaufen hatte. So kam es, dass man bei Warner Brothers ein von Christopher Nolan und David S. Goyer während der Arbeit am Drehbuch zu „The Dark Knight Rises“ entworfenes Konzept für eine neue Superman-Verfilmung mit Kusshand entgegennahm und Goyer auf dieser Basis ein Drehbuch verfassen ließ. Nolan, der nun als Mitproduzent in Erscheinung trat, konnte mit Zack Snyder einen erfahrenen Mann für die Regie gewinnen, der zuvor bereits die „300“- und „Watchmen“-Comicverfilmungen inszeniert hatte. Der US-amerikanisch-britisch-kanadisch produzierte „Man of Steel“ wurde das Ergebnis dieser Kollaboration und läutete das DC Extended Universe ein. Das mit rund 140 Minuten überlange, hochbudgetierte Spektakel wurde für die 3D-Kinos aufbereitet, in denen er im Jahre 2013 schließlich zu sehen war.

„Er wird ein Gott für sie sein.“

Der Planet Krypton, irgendwo in einer fernen Galaxie: Der Untergang ist nah, das Militär putscht und Wissenschaftler Jor-El (Russell Crowe, „Insider“) beschließt, seinen Neugeborenen Kal-El in eine Raumkapsel zu stecken und in Richtung Erde zu steuern. Dort, genauer: in Kansas wächst Kal-El als Clark Kent (Henry Cavill, „Hellraiser – Hellworld“) unter Menschen auf, wird von seinen Zieheltern Martha (Diane Lane, „Rumble Fish“) und Jonathan (Kevin Costner, „Der mit dem Wolf tanzt“) liebevoll umsorgt. Clark hält seine Superkräfte, über die er als Kryptonier auf der Erde verfügt, wohlweislich weitestgehend geheim und hat selbst noch keinen Schimmer, woher er eigentlich stammt. Dies ändert sich, als er in Kanada auf ein im 20.000 Jahre alten Eis eingefrorenes Raumschiff stößt, das bereits vom Militär inspiziert wird. In diesem wird er kurze Zeit später auf seinen Vater bzw. dessen Bewusstsein treffen, der ihm das Nötigste erklärt und ihm Anzug und Cape überreicht – die Geburt Supermans! Die neugierige Journalistin Lois Lane (Amy Adams, „Gnadenlos schön“) beobachtete den neuen Helden, ohne zu ahnen, dass es sich bei ihm um Clark Kent handelt. Und Superman bekommt als erste wirkliche Aufgabe nicht weniger zu tun, als die Menschheit zu retten, auf die der kryptonische Militärgeneral Zod (Michael Shannon, „Bug“), ein weiterer Überlebender, nun ebenfalls aufmerksam geworden ist. Sein sinistrer Plan: Die Erde mit Kryptonierinnen und Kryptoniern bevölkern und die Menschen dafür auslöschen…

„Für jeden Menschen, den du rettest, töten wir eine Million mehr!“

So eindimensional und simpel die Superman-Figur zu ihren Ursprüngen auch war, mit den Comics aus den 1960ern, ‘70ern und ‘80ern, die meine Kindheit begleiteten, hatte sie meine Fantasie beflügelt und meinen Horizont erweitert. Die Mischung aus einem Helden mit übermenschlichen Kräften und Science-Fiction bis hin zu Mystery und Horror hatte es mir angetan und begeisterte mich vor allem dann, wenn die Geschichten keinem einfachen Schwarzweiß/Gut-Böse-Schema folgten, sondern mit meine Vorstellungskraft übersteigenden, mysteriösen Inhalten aufwarteten, die gut durchdacht waren und mich mit Phänomenen, Wesen und Bedrohungen konfrontierten, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Später orientierte ich mich stärker zum wesentlich weltlicheren, geerdeteren Batman, der bekanntlich ein mehr oder weniger normaler Mensch ist und somit über keine Superkräfte verfügt. Mit Superhelden-Realverfilmungen stand ich hingegen lange auf Kriegsfuß. Was in Comicform Hüllen lieferte, die kraft meiner Imagination auszufüllen waren, wirkte mit echten Menschen verfilmt auf mich irgendwie… profan. Diese Perspektive änderte sich erst später, ausgelöst durch recht gute Batman-Verfilmungen einer- und die spätere Erkenntnis andererseits, dass Christopher Reeve, Darsteller der klassischen Superman-Realfilme, auch im wahren Leben ein echter Supermann war.

„Dieser Mann ist nicht unser Feind!“

Nun also ein Superman-Reboot, in dem Christopher Nolan, der mit „The Dark Knight“ eine der besten Batman-Verfilmungen geschaffen hatte, die Finger im Spiel hat und das von Zack Snyder inszeniert wird – das klingt erst einmal interessant, wenngleich die Superboy-Ära, die ich aus meinen Comics kannte, entfällt, Clark Kent also erst als Erwachsener zum Superhelden wird. Ich trat vorbehaltlos und neugierig an diesen Film heran. Dessen nonlineare Narration mit ihren zahlreichen Rückblenden versucht, Vergangenheit und Gegenwart, Origin Story und Superhelden-Action-Bombastkino unter einen Hut zu bringen – und das prinzipiell gar nicht schlecht: Man beginnt mit Kal-Els Geburt auf Krypton, der wie ein abgefahrener Fantasy-Planet hergerichtet wurde, auf dem man sich beispielsweise auf Flugsauriern fortbewegt, aber eben kurz vor seiner Zerstörung steht. Mit einem bewaffneten Konflikt geht’s gleich in die Vollen, Bombast und Pathos stehen Pate. Die rassistischen Rebellen um General Zod werden verurteilt und kurz darauf ist Krypton einmal gewesen.

Nach dem ersten Zeitsprung rettet Clark auf der Erde als junger Seemann einem Kollegen nach einem Unglück das Leben, natürlich dank seiner übernatürlichen Kräfte. Visualisierte Erinnerungen an seine Kindheit zeigen einen verunsicherten, nachdenklichen Jungen, der sich schwer damit tut, anders als die anderen zu sein und die Mitmenschen eher fürchtet. Ein Hingucker ist die visuelle Umsetzung seines Röntgenblicks. Im weiteren Verlauf gerät der Film betont bodenständig: Landschaftspanoramen des Dorfs, Clark als Naturbursche (der aber wie ein Bodybuilder aussieht), Countrymusik. Eine weitere Rückblende zeigt eine Schulbuskatastrophe, bei der Clark lebensrettend eingreift. Daraufhin eröffnet ihm sein Ziehvater, dass er ein Außerirdischer ist. Trotzdem muss er sich bei seiner Arbeit als Kellner demütigen lassen. Wir lernen: Auch mit Superkräften ist das Leben als Außenseiter kein einfaches.

Schicksalhaft wird die Episode im Eis, bei der er Love Interest Lois Lane kennenlernt. Als diese sich verletzt, heilt er sie rasch und fliegt mit dem gefundenen Raumschiff kurzerhand davon. Lois macht eine Story über Außerirdische daraus, ihr Chef will diese aber nicht drucken und das Pentagon dementiert. Dass sie die Story daraufhin über einen Fake-News-Spinner ins Netz lanciert, veranschaulicht, dass der Film in der Gegenwart der 2010er-Dekade spielt. Lois sucht nach dem Stählernen und findet Clark, woraufhin sie ihre Story fallenlässt, um ihn zu schützen – eine weitere starke Variation der mir geläufigen alten Comicwelt. Eine weitere Rückblende, in der Clarks Familie in einen Tornado gerät und sich sein Ziehvater nicht von ihm retten lassen will, um seine Fähigkeiten geheim zu halten, ist äußerst tragisch, lässt den Film nun aber doch recht episodisch anmuten. Auftritt Zod! Er ist zurück und will Clark, weil dieser über die spezielle Fähigkeit verfügt, ein neues kryptonisches Volk zu erschaffen (womit keineswegs ein klassischer Geschlechtsakt gemeint ist). Lois wird derweil vom FBI verhaftet. Eine weitere Rückblende (uff…): Clark wird in seiner Kindheit von Gleichaltrigen gemobbt und darf sich nicht wehren. In der Gegenwart gesteht er dem Pfaffen, dass er der Gesuchte, sich aber nicht sicher sei, ob er den Menschen trauen könne. Der Klerikale spricht ihm Mut zu. Was sollte er auch sonst tun?

In seiner Heldenkluft stellt Clark sich nun und heißt dabei interessanterweise noch gar nicht Superman – das „S“ auf seiner Brust ist ein kryptonisches Zeichen für Hoffnung. Er lässt sich an Zod ausliefern, Lois begleitet ihn auf dessen Raumschiff. Dort erfährt Superman von Zods finsteren Plänen – und versinkt in einem Meer aus Totenschädeln (was ein im positives Sinne sehr morbides Bild erzeugt). Lois trägt eine spacige Maske und Supermans Superkräfte wirken im Raumschiff nicht. Ok, jetzt könnte es wirklich spannend werden – ganz wie in den Comics, wann immer Supis Kräfte schwanden und er rein auf seinen Intellekt angewiesen war. Hier jedoch fiel einem offenbar nichts anderes ein, als Kal-Els Vater zurückzuschicken, Lois im Ultraschnelldurchlauf auszubilden – und mir nichts, dir nichts irgendwie dafür zu sorgen, dass Clark seine Superkräfte zurückerhält. Die erste große Enttäuschung in diesem Film.

Im weiteren Verlauf spielt Snyder erwartungsgemäß die Actionkarte aus. Das kann er grundsätzlich, wobei der Umstand, dass die US Army gegen beide verfeindeten Parteien vorgeht, sogar noch für einen dritten Action-Akteur sorgt. Ja, wahrlich gelungene Action- und Zerstörungsszenen sind die Folge, die den Film wieder beeindruckend bombastisch wirken lassen. Ein zumindest mir, mit meinen in erster Linie aus erwähnten Comics bestehendem Vorwissen, neuer Aspekt ist es, dass Superman die DNA sämtlicher Kryptonierinnen und Kryptonier enthält, was erklärt, warum Zod es besonders auf ihn abgesehen hat. Wie Zod einen Weltenwandler einsetzt, produziert abermals spektakuläre Bilder. Eine Innenstadtzerstörung ruft Erinnerungen an den 11. September 2001 hervor, zahlreiche Tote müssen die Folge gewesen sein – davon allerdings bekommt man nichts zu sehen. Generell bekommt man keinen einzigen Leichnam zu Gesicht. Diesbezüglich bleibt der Film auf heuchlerische, verlogene Weise „sauber“ – eine weitere Enttäuschung.

Als man Zod besiegt wähnt, bricht sich eine weitere Zerstörungsorgie bahn, was nun wirkt, als sei es das einzige gewesen, was Autor Goyer respektive Snyder einfiel, um noch einen draufzusetzen. Dies mündet in einem spektakulären Endkampf, der bis ins Weltall führt. Bei dessen Ausgang werden, von der einen oder anderen Rückblende vielleicht abgesehen, erstmals – und damit viel zu spät – Emotionen gezeigt, an die ein sentimentaler Epilog anknüpft und woraufhin Clark endlich seine Journalistenkarriere beginnen kann. Das Wort „Superman“ fiel erst im letzten Drittel, was einerseits angenehm zurückhaltend wirkt, andererseits aber den Eindruck erweckt, der Gebrauch dieses heutzutage etwas abgeschmackt klingenden Namens sei den Filmmachern ein wenig peinlich gewesen. Wie auch immer: Die antifaschistische Aussage dieses Films, dass das Überleben des eigenen Volks keinen Genozid rechtfertigt, ist richtig und wichtig. Brachte der eine oder andere Kritiker die Figur Superman in der Vergangenheit mitunter mit faschistoiden Allmachtsfantasien in Verbindung, hat sich „Man of Steel“ diesbezüglich nichts vorzuwerfen.

Jedoch: Das wirkt hier alles trotz bzw. gerade für seine existenziellen Themen ein bisschen arg oberflächlich; Anflüge von Tiefgang werden im Actiongewitter in die Luft gesprengt, sodass wenig Erinnerungswürdiges bleibt. Echter Nervenkitzel, eine Spezialität manch „Batman“-Verfilmung, ist hier mit der Lupe zu suchen. Für einen „Superman“-Reboot, der zugleich den Beginn des DC Extended Universe darstellt, ist „Man of Steel“ nicht episch genug, zu wenig tiefschürfend, kaum nachhaltig nachklingend. Sogar das Verhältnis Clarks zu Lois lässt eine emotionale Ebene weitestgehend vermissen. Viel mehr als Blockbuster-Action mit viel Computerunterstützung und Hans Zimmers Orchestermusik kam Snyder und Co. hier als Zuspitzung dieser in ihren Rückblenden doch so vielversprechend mit vielen leisen, nachdenklichen Tönen begonnenen, komplett humorfreien Handlung offenbar leider nicht in den Sinn. Dadurch wirkt der Film seiner opulenten Ausstattung zum Trotz eher wie Fastfood. Zugegeben, das tun viele der Comics auch. Um zu deren Pendant zu werden, ist „Man of Steel“ aber viel zu aufwändig produziert und verfolgt er einen falschen Anspruch. Verspürt heutzutage eigentlich irgendjemand noch Lust auf diesen Film und denkt sich, hey, den würde ich jetzt gern mal wieder gucken?

Ich werde das Gefühl nicht los, dass ein Mehrteiler dem Stoff gerechter geworden wäre: Teil 1 behandelt die Geschehnisse auf Krypton kurz vor Untergang und Clarks Aufwachsen auf der Erde, Teil 2 die Ereignisse ab Clarks Reise zum Raumschiff nach Kanada – vielleicht wäre dann für all das Raum gewesen, dessen Unterrepräsentanz ich hier bemängelt habe… In der vorliegenden Form ist „Man of Steel“ eine sehr zwiespältige Angelegenheit.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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