Einmal abgesehen davon, dass Michael Goi mit dem Found-Footage-Genre durchaus virtuos umspringt, sprich, all die (vermeintlichen) TV-Berichte, Video-Tagebücher, Webcam-Aufzeichnungen in einer durchdachten runden Dramaturgie aneinandermontiert, und dass die Darstellerinnen für meine Begriffe absolut authentisch agieren und es schaffen, ihren Figuren durch feine Nuancen wahre Tiefe zu verleihen, haben mich die letzten zwanzig Minuten dieses Films so sehr ver- und zerstört wie schon lange nichts mehr. Das ist dann wohl der furchtbarste Blick in eine blaue Regentonne der Filmgeschichte!
An einem Werk wie MEGAN IS MISSING kann man dann auch relativ gut sehen, wo die Defizite von stumpfen Faux-Snuff-Orgien wie AUGUST UNDERGROUND oder NIKU DARUMA liegen: Während letztere uns einfach nur monoton vorführen, wie Personen, die uns herzlich egal sein können, auf primitive Weise gefoltert und ermordet werden, nutzt MEGAN IS MISSING den Großteil seiner Laufzeit, um uns mit seinen Charakteren vertraut zu machen, ihre Schwächen und Stärken kennenzulernen, sie ins Herz zu schließen, - um uns genau dieses Herz durch den garstigen finalen Akt dann zu brechen - und das, wohlgemerkt!, ohne einen einzigen Splatter- oder Gore-Effekt. Goi scheint tatsächlich einige Kurse in der Haneke-Schule des größtmöglichen Terrors durch minimalistische Mittel gegangen sein: Im Prinzip sehen wir die letzten Minuten lediglich die Aufnahme einer handelsüblichen blauen Regentonne - und trotzdem musste ich nach Sichtung des Streifens erst einmal einen langen Waldspaziergang unternehmen, um mich zu diesem herzzerreißenden Höllentrip auf Distanz zu bringen...
Ach ja, und MEGAN IS MISSING dürfte ebenfalls Joshua Oppenheimers THE ACT OF KILLING Gesellschaft leisten, was die schlimmste Teddybär-Szene der Filmgeschichte angeht...
