● PILOTFILM: THE MURDER OF SHERLOCK HOLMES / DER MORD AN SHERLOCK HOLMES (US|1984)
mit Angela Lansbury als Jessica Fletcher
Gäste: Eddie Barth, Jessica Browne, Bert Convy, Herb Edelman, Anne Lloyd Francis, Michael Horton,
Tricia O'Neil, Dennis Patrick, Raymond St. Jacques und Ned Beatty, Arthur Hill, Brian Keith
Regie: Corey Allen
Kriminalromane sind die große Leidenschaft von Jessica Fletcher, einer Witwe aus Maine. Eines Tages beginnt sie, eine eigene Kriminalgeschichte zu schreiben, allerdings nur zum Zeitvertreib. Als diese Geschichte jedoch von ihrem Neffen Grady heimlich an einen Verleger geschickt wird, der diese auch noch sofort herausbringt, ist das ruhige und gemütliche Leben von Jessica Fletcher vorbei. Der Roman wird blitzartig zum Bestseller. Während einer Promotion-Kampagne in New York wird Jessica zu einem Kostümball eingeladen, auf dem es zu einem rätselhaften Mord kommt. Die Polizei tappt im Dunkeln und nun ist Jessicas wache Kombinationsgabe gefragt, die sich sonst immer nur in ihrer Fantasie abspielte. Da es auf der Party von Verdächtigen geradezu wimmelte, wird es für sie schwer, den Mörder finden und überführen zu können...
Bei der Serie "Mord ist ihr Hobby" handelt es sich nicht nur um einen Dauerbrenner im deutschen TV, sondern auch um einen der ganz persönlichen. In den Neunziger Jahren waren die Folgen Pflichtprogramm nach der Schule, oftmals hat man sich die Serie sogar gemeinsam angeschaut und aufgrund des klassischen Whodunit entstanden mitunter auch mal heiße Diskussionen. Eine schöne Zeit, und auch heute sehe ich die Ermittlungsarbeit der Jessica Fletcher noch sehr gerne. Klar, dass sie Mord, Totschlag und Verbrechen anzieht wie ein Magnet kann man mit einem Schmunzeln hinnehmen, auch dass sie mit ihrer Auffassungsgabe jedem, vor allem aber der Polizei haushoch überlegen ist, ist geschenkt. Das Konzept der Serie ist aber gewollt einfach gehalten. Oftmals braucht man nicht großartig herumzukombinieren, weil es viele eindeutige Hinweise gibt, beispielsweise durch Kamera-Einstellungen, Verhalten oder Dialoge, so dass man den Mörder auch ohne Zusammenhänge erraten kann, was damals insbesondere für uns junge Zuschauer hoch interessant war. So konnte es mitunter sogar vorkommen, dass der Tag beim falschen Tipp beinahe so gut wie gelaufen war. Eine wenig komplizierte Serie, die viel Identifikationspotential bietet, immer klar aufgebaut ist, und für TV-Verhältnisse ziemlich aufwendig hergestellt wurde, und sie bietet rückblickend auch einen nostalgischen Aspekt. Daher sehe ich mir "Mord ist ihr Hobby" auch heute noch gerne, und immer wieder an.
Der Pilotfilm fängt geheimnisvoll und beinahe gruselig an, und Krimi-Experten sehen direkt den Vergleich zu dem Spielfilm "Mord im Spiegel" von 1980, in dem Angela Lansbury die Miss Marple interpretierte, der ebenfalls in einem Kino beginnt. Die Einführung Jessicas ist daher ebenso eindeutig, denn sie jongliert direkt mit ihrer außergewöhnlichen Kombinationsgabe und kann einige Duftmarken setzen. Überhaupt ist die Vorstellung der Protagonistin sehr gut gelungen, denn sie wird von allen Seiten beleuchtet. Jessica ist eine überaus angesehene Bürgerin von Cabot Cove, die nahezu alle positiven Prädikate besitzt, die man irgendwie vorweisen kann. Auf ihrer Promotion-Tour macht sie erste unliebsame Erfahrungen mit den Medien und der Presse, so dass sie sich aus heiterem Himmel mit Feministinnen, sensationslüsternen Moderatoren, Betrügern und Klatschtanten konfrontiert sieht, was sehr hier humorvoll in Szene gesetzt wurde. In ihrem Radio-Interview fragt sie der gelangweilte Moderator zum Beispiel: »Tut mir leid Süße, aber das halte ich nicht aus. Haben sie denn nicht eine lesbische Freundin oder was? Waren Sie mal im Knast?« Die Zusammenhänge der Morde sind dem Zuschauer vollkommen unklar und wie in der Serie üblich, werden auch genügend Verdächtige präsentiert. Der Inspektor dieser Folge erscheint vollkommen inkompetent aber charmant, und als auch noch Jessicas Neffe unter Verdacht steht, sieht sie sich genötigt, diesen Fall in Eigenarbeit zu lösen. Dabei sieht man sie beim hartnäckigen Herumschnüffeln, sie stellt unbequeme Fragen, sie sieht sich bei eigenmächtigen Touren durch Manhattan auch mit Gefahren konfrontiert, aber es entsteht kein Zweifel daran, wer diese Verbrechen letztlich lösen wird. Das Finale ist spannend, logisch erklärt, jedoch kommt einfach zu viel Information aus dem Nichts zusammen. Eine gelungene erste Folge, wenn es auch außer Frage steht, dass da noch wesentlich bessere kommen werden.