Oculus - Das Böse in dir - Mike Flanagan (2013)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Oculus - Das Böse in dir - Mike Flanagan (2013)

Beitrag von jogiwan »

Oculus - Das Böse in dir

Bild

Originaltitel: Oculus

Herstellungsland: USA / 2013

Regie: Mike Flanagan

Darsteller: Katee Sackhoff, Karen Gillan, James Lafferty, Rory Cochrane, Brenton Thwaites

Story:

Der junge Tim Russel wird des brutalen Mordes an seinen Eltern verurteilt. Als er 10 Jahre später entlassen wird, ist seine Schwester Kaylie immer noch fest von seiner Unschuld überzeugt. Gemeinsam wollen Sie beweisen, dass der mysteriöse, antike Spiegel für den Tod der Eltern verantwortlich ist, denn in ihm lauert das Böse. Als sie die diabolische Macht des Spiegels herausfordern, beginnt der Alptraum ihrer Kindheit von neuem… (quelle: Cover)
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jogiwan
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Re: Oculus - Das Böse in dir - Mike Flanagan (2013)

Beitrag von jogiwan »

Überraschend spannender und gut gemachter Gruselfilm über einen scheinbar verfluchten Spiegel und einem mysteriösen Doppelmord für den sich laut der mittlerweile herangewachsenen Kaylie eine bösartige Macht verantwortlich zeichnet . Oder war die Sache gar doch etwas anders und spielt die jugendliche Erinnerung der Erwachsenen nur einen Streich? Mike Flanagan lässt sich jedenfalls bei der Auflösung seiner durchaus packenden Sause viel Zeit und statt einer vordergründigen Hui-Bui-Effekt-Geisterbahnfahrt a la „Insidious“ gibt’s hier tatsächlich so etwas wie Grusel und eine halbwegs innovative Geschichte, die sich nicht nur durch hundert Jahren „Haunted-House“-Geplänkel wildert. Neben der sehr interessanten Erzählweise, in der die tatsächlichen Ereignisse der Tatnacht mit der Tatrekonstruktion gemeinsam aufgerollt werden und dem Zuschauer häppchenweise Informationen hingeworfen werden, begeistern auch die Darsteller und die wohlig dosierten Schreck- und Ekelmomente, die recht passend über den Verlauf der Handlung verstreut ist. „Oculus“ erinnert jedenfalls mehr an europäische Werke, als an US-Produktionen und ist für mich als Fan derartiger Werke eine positive Überraschung. Nicht ganz der große Wurf, aber dennoch ein Film, den ich den zahlreichen Leutchen hier durchaus empfehlen würde.
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horror1966
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Re: Oculus - Das Böse in dir - Mike Flanagan (2013)

Beitrag von horror1966 »

Bild




Oculus - Das Böse in dir
(Oculus)
mit Karen Gillan, Brenton Thwaites, Katee Sackhoff, Rory Cochrane, Annalise Basso, Garrett Ryan, James Lafferty, Miguel Sandoval, Kate Siegel, Scott Graham, Michael J. Fourticq, Katie Parker, Justin Gordon
Regie: Mike Flanagan
Drehbuch: Mike Flanagan / Jeff Howard
Kamera: Michael Fimognari
Musik: The Newton Brothers
FSK 16
USA / 2013

Als Kinder mussten Tim und seine Schwester Kaylie erleben, wie ein verfluchter Spiegel eine Familientragödie auslöste, in deren Verlauf Vater wie Mutter den Tod fanden und Tim als vermeintlicher Mörder des Vaters in der Psychiatrie landete. Nun, zehn Jahre später, wird Tim als geheilt entlassen, und vor der Tür bereits erwartet von der Schwester, die weder Kosten noch Mühen scheute, den verhexten Spiegel wieder aufzutreiben. Nun möchte sie dem Bösen ein für allemal Einhalt gebieten. Doch der Spiegel hat wenig von seiner Kraft verloren.


Ein scheinbar verhexter Spiegel und zwei Geschwister mit unterschiedlichen Wahrnehmungen vergangener Ereignisse stehen im Mittelpunkt dieses Horrorfilmes von Mike Flanagan, der hier mit überschaubaren Mitteln eine Geschichte im besten Grusel-Ambiente erzählt. Dabei wird fast vollkommen auf explizite Gewaltdarstellungen verzichtet, stattdessen präsentiert sich ein gut durchdachtes Szenario das zu Beginn allerdings ein wenig Zeit braucht um so richtig in die Gänge zu kommen. So bekommt man in den ersten gut 30 Minuten zunächst einmal eine tiefer gehende Vorstellung der beiden Hauptdarsteller geboten, die aber auch durchaus notwendig erscheint, um die darauf folgenden Ereignisse plausibel erscheinen zu lassen. In dieser Zeitspanne entfaltet sich dann auch noch kein echter Horror, denn es werden erst einmal in etlichen Dialogen die Umstände näher gebracht die zur gegenwärtigen Situation geführt haben. Flanagan lässt die ersten kleineren Flashbacks der Vergangenheit in seine Erzählung einfließen, wobei es an dieser Stelle noch längst nicht an das Eingemachte geht. Als Zuschauer spürt man jedoch sehr deutlich, das die vorherrschende Grundstimmung sich immer mehr verdichtet und ständig neu eingestreute Erklärungen für die angebliche Bösartigkeit des Spiegels sorgen dafür das sich definitiv etwas zusammen braut, was in der Folge für ein herrlich atmosphärisches Grusel-Erlebnis Sorge tragen soll.

Mit zunehmender Laufzeit präsentiert sich ein Geschehen, das ein Gemisch aus Gegenwart, Visionen und Rückblenden in die Vergangenheit der Geschwister darstellt, wobei gerade Letzteres einem die damaligen Ereignisse in deren Elternhaus vor Augen führen soll. Der Regisseur geht jedoch sogar noch einen Schritt weiter und lässt die auf zwei Zeitebenen stattfindenden Geschehnisse vor allem im letzten Drittel der Geschichte parallel zueinander laufen, so das sich die Figuren im Kindesalter und in der Gegenwart praktisch kreuzen. Dieser Umstand kann gelegentlich sogar zu leichten Irritierungen führen und spätestens jetzt kehrt sich immer mehr heraus, das "Oculus - Das Böse in dir" definitiv nicht zu der Art von Filmen zu zählen ist die man sich einfach mal so nebenbei anschaut. Dieses Werk hat schon die volle Aufmerksamkeit des Betrachters verdient, denn auch der Einsatz von unzähligen Trugbildern ist ein untrügliches Indiz dafür, das man es hier mit intelligenter Horrorkost zu tun bekommt, bei der man ganz besonders auf die kleineren Details achten sollte. Es ist im Prinzip ein Spagat zwischen Realität, Halluzination und vergangenen Ereignissen und die Summe dieser Zutaten ergibt einen durchgehend spannenden Grusler, der vor allem in der zweiten Hälfte mit mehreren gezielt eingesetzten Schockmomenten aufwarten kann.

Die unterschiedliche Wahrnehmung der Geschwister kommt in etlichen Dialogen äußerst gut zum Ausdruck und auch als Zuschauer mag man sich keinesfalls wirklich festlegen, wie sich die Dinge denn nun zueinander verhalten. Zudem hat Flanagan etliche kleine Wendungen eingebaut und der permanente Einsatz von visionsartigen Episoden sorgt dafür, das sich streckenweise eine Verschmelzung von Realität und Fiktion ergibt. Dadurch wird man selbst auch immer tiefer in den sogartigen Strudel hinein gezogen der von sämtlichen Geschehnissen ausgeht und vermeint bei so mancher Passage eine hypnotische Wirkung zu verspüren, der man sich nur sehr schwer entziehen kann. Es ist doch immer wieder erstaunlich wie man mit relativ wenig Aufwand ein ungemein spannendes und atmosphärisches Grusel-Erlebnis zu kreieren, in dem es sich nicht um blutige Szenen oder jede Menge Gewalt dreht. Einige nette Effekte die gezielt eingesetzt werden und eine intelligente Geschichte sind manchmal vollkommen ausreichend, damit ein Film auch nachhaltig in Erinnerung bleibt. Bei "Oculus - Das Böse in dir" dürfte das definitiv der Fall sein, denn die hier erzählte Geschichte vergisst man nicht so schnell.

Nun könnte es allerdings gut möglich sein, das so manch einer vom Ende ein wenig enttäuscht ist, doch ehrlich gesagt passt dieses nahezu perfekt in das gewonnene Gesamtbild hinein. Sicherlich hätte man etwas weitaus Spektakuläreres in Szene setzen können, doch gerade der etwas offen gestaltete Schluss-Akkord hinterlässt einen ziemlich bitteren Beigeschmack und erscheint auch aufgrund der Vorkommnisse absolut nachvollziehbar. Für mich persönlich handelt es sich dabei sogar um die letzte Zutat, um einen bis dahin schon sehr guten Film mit einem stimmigen Akzent zu beenden und noch einmal ein wenig aufzuwerten. Und so haben die Macher in meinen Augen alles richtig gemacht, so das man im Endeffekt nur eine dicke Empfehlung für diesen sehenswerten Film aussprechen kann, der ganz bestimmt nicht das letzte Mal im heimischen Player gelandet ist.


Fazit:


Mit "Oculus - Das Böse in dir" liegt endlich mal wieder ein gut durchdachter Gruselfilm vor, der den Zuschauer aufgrund der vorhandenen Zutaten auch oft genug auf eine falsche Fährte lockt. Mit verhältnismäßig geringen Mitteln erzeugt Regisseur Mike Flanagan dabei ein untrügliches Gespür für einen gut getimten Spannungsaufbau und eine herrlich dichte Atmosphäre, so das man als Genre-Fan bedenkenlos zugreifen kann.


8/10
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buxtebrawler
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Re: Oculus - Das Böse in dir - Mike Flanagan (2013)

Beitrag von buxtebrawler »

„Ich habe den Teufel gesehen.“

Seinen Kurzfilm „Oculus: Chapter 3 - The Man with the Plan“ baute US-Regisseur Mike Flanagan („Absentia“) mit „Oculus – Das Böse in dir“ im Jahre 2013 zu einem abendfüllenden Spielfilm aus – seinem bis dahin dritten. Die Mischung aus Psycho-Drama und Horrorfilm greift die beliebte und verbreitete Mystik auf, die häufig mit Spiegeln einhergeht, was Erinnerungen an „Into the Mirror“ bzw. dessen Remake „Mirrors“, an „Candyman“ oder auch „Amityville – A New Generation“ weckt.

Der junge Erwachsene Tim (Brenton Thwaites, „Son of a Gun“), der als Kind (Garrett Ryan, „Dark House“) seinen Vater (Rory Cochrane, „Public Enemies“) erschossen hatte, wird aus der Nervenheilanstalt als geheilt entlassen. Er trifft seine Schwester Kaylie (Karen Gillan, „Guardians of the Galaxy“) wieder, die jedoch der festen Überzeugung ist, Tim habe sich damals überhaupt nichts eingebildet, sondern es sei Realität gewesen: Ein antiker Spiegel habe den Spuk verursacht, der ihre Eltern in den Wahnsinn und schließlich in den Tod trieb. Sie ersteigert das alte Stück und will mittels minutiös geplanten Videobeweisen dessen übernatürliche Kräfte belegen und ihn schließlich zerstören. Auch an die eigene Sicherheit hat sie gedacht und nichts dem Zufall überlassen. Noch versucht Tim sie davon überzeugen, einem psychopathologischen, traumabedingten Irrglauben aufzusitzen, doch bald kommen ihm Zweifel – sollte seine Schwester doch Recht haben?

„Du bist sicher hungrig...“

So ein zerbrochener Spiegel soll ja sieben Jahre Unglück bringen, ein intakter jedoch kann noch wesentlich unheilbringender sein – oder ist alles nur Einbildung? Um diese Frage dreht sich Flanagans Film lange Zeit. Im Prolog lässt er Tim seinem Psychotherapeuten (Miguel Sandoval, „Straight to Hell“) von seinen bösen Träumen erzählen, bevor er entlassen wird. Nachdem Kaylie den Spiegel ersteigert hat, montiert Flanagan die erste Rückblende, die elf Jahre zuvor angesiedelt wurde und den Auftakt für viele weitere Zeitsprünge darstellt. Kaylie filmt sich, während sie die Historie des Spiegels aufrollt und von den mysteriösen Toden seiner Vorbesitzer berichtet. Schließlich erfährt der Zuschauer auch, dass der Vater der Geschwister als Mörder seiner Frau (Katee Sackhoff, „Halloween: Resurrection“) gilt, doch Kaylie glaubt, der Spiegel sei schuld. Immer mehr Details einer Familientragödie kommen ans Licht: Der Vater hat die Mutter gefoltert und getötet und Tim ihn daraufhin erschossen, woraufhin Tim in die Psychiatrie eingewiesen wurde. Nun will Kaylie den Spiegel also herausfordern, um die Familienehre wiederherzustellen und hat eine Mechanik gebastelt, die in der Lage sein soll, ihn zu zerstören. Bis dahin ist‘s jedoch noch ein weiter Weg, denn immer wieder werden Rückblenden parallel zu den Ereignissen der Gegenwart integriert.

Und diese haben es durchaus in sich: War „Oculus – Das Böse in dir“ lange Zeit vornehmlich mehr Psycho-Drama denn Horrorfilm, vermengen sich in den verbildlichten Erinnerungen nun die böse Atmosphäre dem Grauen ohnmächtig gegenüberstehender, traumatisierter Kinder mit einigen sparsam eingesetzten unappetitlichen Gewaltspitzen (wobei zum Fiesesten sicherlich gehört, wie sich der Vater in einem Anfall von Selbstverstümmelung einen Fingernagel herausreißt) und morbider Maskenkunst, so dass man recht deutlich und detailliert zu sehen bekommt, wovon anfänglich lediglich viel geredet wurde. Parallelen zu Filmen wie „The Amityville Horror“ oder „Shining“ drängen sich auf, sind jedoch kein bloßes Plagiat. Flanagan versteht es hier, mit Spannung und Suspense zielführend und effektiv zu arbeiten und verlässt sich keinesfalls auf blutige Szenen, die hier lediglich die zweite Geige spielen. Die soliden darstellerischen Leistungen der überwiegend jungen Schauspieler tragen ihren Teil dazu bei.

Es läuft letztendlich darauf hinaus, dass (Achtung, Spoiler!) auch Kaylie und Tim allen Vorkehrungen zum Trotz die Kontrolle verlieren – denn dass der Einrichtungsgegenstand verdammt sinister ist, stellt Flanagans Film allerspätestens dann klar, als es auch in der Gegenwart zu Todesfällen kommt. Wie er beide Zeitebenen immer stärker miteinander vermischt, ist einerseits eine durchaus interessante Versinnbildlichung des surrealen Paranormalen und Ausdruck von Kontrollverlust und Wahnsinn der Opfer, wird andererseits aber leider etwas übertrieben. Man hätte besser daran getan, schneller auf den Punkt zu kommen, denn neue Erkenntnisse ergeben sich nicht mehr: Dafür, dass keinerlei Informationen zum Ursprung der Macht des Spiegels geliefert werden, erscheint der Film zu lang. Diese Art der Entmystifizierung hat er jedoch ebenso wenig nötig wie eine Katharsis oder ein Happy End, so dass letztlich trotz etwas unausgegorenen Timings und einer sich gegen Ende überschlagenden Erzählstruktur der positive Gesamteindruck überwiegt – was sich bei mir als abergläubischem Freund von Spiegelgeschichten in 7 von 10 Punkten wider-, äh, -spiegelt.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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