ON THE ROCKS
(USA 2020)
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Regie: Sofia Coppola.
Mit Rashida Jones, Bill Murray.
Laura (Rasheda Jones) ist glücklich verheiratet und wohnt mit ihrem Mann und den beiden Töchtern in New York. Nach mehreren Jahren Ehe steckt sie in einer Krise. Als Buchautorin leidet sie unter einer Schreibblockade, führt quasi alleine den Haushalt, da ihr Mann nie da ist, weil er in seinem erfolgreichem Start-up-Unternehmen fast rund um die Uhr arbeitet. Zusätzlich vermutet sie nach einiger Zeit, dass er eine Affäre mit einer Kollegin haben könnte. Sie begeht dabei den Fehler, dies ihrem Vater Felix (Bill Murray), einem erfolgreichen Galeristen, zu erzählen, der sich ab jetzt die abstrusesten Theorien ausbaldowert und sofort in den Überwachungsmodus einschwenkt, da er sich für den einzig wahren Experten hält. Denn auch er hat die Familie früh verlassen, da er zig Affären hatte.
Nach dem genialen LOST IN TRANSLATION liegt mit ON THE ROCKS nun eine weitere Zusammenarbeit zwischen Coppola und Murray vor. Und ich muss schon sagen, ohne Murray würde der Film in keinster Weise funktionieren. Als Tragikkomödie mit wunderschönem New York Background angelegt gibt es eben mit Murray wunderschöne Szenen, wenn er seine Tochter z.B. zur Observation des Ehemannes in einem Oldtimer-Cabrio überredet und sie dadurch spät nachts in einer Polizeikontrolle landen. Zu allem Überfluss entpuppt sich die Figur Murrays auch hier als der charmante Übervater, der sich gekonnt auch aus dieser Situation herauswindet. Bill Murray spielt diesen Felix mit einem überbordenden Charme und Coolness, dass es eine Freude ist. Alle liegen sie ihm zu Füssen. Seine Tochter mag das auch, ist aber ebenfalls genervt bzw. es droht zu kippen, wenn er immer wieder eine gewisse Übergriffigkeit an den Tag legt, die sie im Prinzip nie unabhängig werden ließ. Ich behaupte deshalb, dass ein anderer Schauspieler als Murray dies gar nicht hätte spielen können. Bei jedem anderen stünde diese Übergriffigkeit im Vordergrund und die Figur wäre komplett unsympathisch. Felix ist eben nicht nur charmant, sondern nimmt immer ALLES ein. Weiß alles und macht alles. Ein absoluter Mansplainer vor den Damen. Es geht dann auch irgendwann nicht mehr um die evtl. Affäre des Ehemannes, sondern um die Tochter-Vater-Beziehung. (Sofia und Francis Ford? Anyone?) Sie erklärt ihm immer vehementer, dass er komplett neben der Spur ist und versucht sich von ihm zu lösen. Dabei lässt Coppola zum einen im Dunkeln, ob nicht alles in der Vergangenheit noch schlimmer war als gedacht und zum Anderen kommt beim Schluss dann doch die Frage auf, ob sie sich wirklich von diesen beschriebenen Dingen gelöst hat, ob sie ihre Krise überwunden hat. Der Film endet einfach und man könnte Coppola vorwerfen, dass sich auch im ehelichen Rollendenken nicht wirklich was geändert hat. Oder soll man das alles nicht so ernst nehmen? Ist schließlich eine Komödie. Oder hat die Regisseurin uns in eine Falle geführt? Was aber zunächst bleibt, ist wie gesagt ein schöner New York Film. Das gab es zuletzt nur in der Form bei Allens A RAINY DAY IN NEW YORK. Zu erwähnen wäre noch der schöne Score inkl. Chet Baker und der Band Phönix, deren Sänger Thomas Mars ja bekanntlich der Ehemann von Sofia Coppola ist. Produziert wurde der Film von Bruder Roman Coppola. Es bleibt also alles in der Familie.
Den Film gibt es momentan nur als Stream bei Apple TV. Er ist auch eine Apple Produktion. ON THE ROCKS sollte letztes Jahr im Oktober in den deutschen Kinos starten, dann kam leider erneut Corona dazwischen, um dann sowieso später als apple Stream verfügbar sein. Trotzdem ist es natürlich schade, ihn nicht im Kino sehen zu können und das alles wird die Kino-Streaming-Diskussion nur weiter lodern lassen.