Pieces of April - Peter Hedges (2003)
Moderator: jogiwan
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Pieces of April - Peter Hedges (2003)
Originaltitel: Pieces of April
Alternativtitel: Ein Tag mit April Burns
Herstellungsland: USA / 2003
Regie: Peter Hedges
Darsteller: Katie Holmes, Patricia Clarkson, Oliver Platt, Derek Luke, Alison Pill,
Alice Drummond, John Gallagher Jr. u.a.
Story:
Die Familie endlich hinter sich gelassen - halbwegs glücklich lebt die 21jährige April (Katie Holmes) mit ihrem schwarzen Freund Bobby (Derek Luke) in einem nicht sonderlich konfortablen Mietshaus an der Lower East Side - bis April sich entscheidet, doch ihre verhaßte Familie für Thanksgiving einzuladen.
Doch als am entscheidenden Tag ihr Ofen nicht mehr funktioniert, steht April bald mit ihrem Truthahn allein da und macht sich auf eine Entdeckungsreise durch ihr Haus, um einen funktionierenden Ofen zu finden, wobei sie ihre Mitbewohner erstmals richtig kennenlernt.
Währenddessen ist Aprils Clan auf dem Weg zu ihr, fünf Personen, wie sie verschiedener und widerstrebender nicht sein könnten, bestehend aus einem besorgten Vater, einer dragonerhaften, an Krebs sterbenden Mutter, einer neidischen Schwester, einer halbsenilen Oma und einem fotografisch dokumentierenden Bruder.
Zweifellos wird es ein sehr denkwürdiges Erntedankfest geben...
http://www.ofdb.de/film/35675,Pieces-of ... pril-Burns
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Re: Pieces of April - Peter Hedges (2003)
Ganz nette aber harmlose Komödie. Kein wirklicher Brüller, aber leichte Unterhaltung. Naja ne Punkerin hab ich nicht gesehen, nur weil April ein paar rote Strähnen hat und ein Halstattoo Dürfte selbst in Provinzen nicht mehr viel Aufsehen erregen. Aber sie gibt sich Mühe, ihrer Familie ein gelungenes Thanksgiving mit Truthahn zu bieten. Blöd, wenn der Ofen streikt. Sicher haben die Nachbarn einen. Aber ganz einfach wird das nicht, denn da haben so einige ne Macke. Eine ist Veganerin, der andere neurotisch, die andern beachten sie gar nicht, andere sind auch iwie schrill oder sprechen kein amerikanisch. Die anreisende Familie ist auch ziemlich knorke und als sie endlich vor dem heruntergekommenen Mietshaus antreffen, wo ihre Tochter wohnt, beschliessen sie, lieber doch auf einen Besuch zu verzichten, während April ihren Wettlauf gegen die Zeit antritt. Wie gesagt, kleine nette Schmonzette oder wirkliche Höhepunkte und Überraschungen. Einmal gucken reicht vollkommen und nur, wenn man mal von seinen sonstigen Sehgewohnheiten abweichen möchte. Verpassen tut man aber auch nichts.
4/10
4/10
- CamperVan.Helsing
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Re: Pieces of April - Peter Hedges (2003)
Hm, ich wollte mir den immer mal besorgen und mag auch nicht so recht glauben, dass der unterdurchschnittlich sein soll. Aber bestimmt kommt der auch mal im TV...
My conscience is clear
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Re: Pieces of April - Peter Hedges (2003)
Kam er soweit ich mich erinnere schon, denn da ich keine DVD davon besitze, muß ich ihn dort gesehen haben. Allerdings nur teilweise, denn als es mir zu öde wurde, habe ich um- oder abgeschaltet. Von daher könnte die Benotung 4/10 auch meinem Eindruck entsprechen.ugo-piazza hat geschrieben:Hm, ich wollte mir den immer mal besorgen und mag auch nicht so recht glauben, dass der unterdurchschnittlich sein soll. Aber bestimmt kommt der auch mal im TV...
Diktatur der Toleranz
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
- buxtebrawler
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Re: Pieces of April - Peter Hedges (2003)
Wusste gar nicht, dass die Holmes mal 'ne Punkette gespielt hat.
Macht die sich wieder nackig?
Macht die sich wieder nackig?
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Pieces of April - Peter Hedges (2003)
wieder? Naja Punkette ist ja recht albern gesagt. Und nackich macht sie sich nicht, weil es ging ja grad darum, bei ihren biederen Eltern einen guten Eindruck zu machen. Da wäre es sicher verkehrt gewesen, ihren Eltern nackt die Tür aufzumachen Möchte der holsteinbrüller die DVD haben?
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Re: Pieces of April - Peter Hedges (2003)
Also nicht wieder. Jo, kannste mir mal rübergeben, werd ich sicher irgendwann mal reinkieken.dr. freudstein hat geschrieben:wieder? Naja Punkette ist ja recht albern gesagt. Und nackich macht sie sich nicht, weil es ging ja grad darum, bei ihren biederen Eltern einen guten Eindruck zu machen. Da wäre es sicher verkehrt gewesen, ihren Eltern nackt die Tür aufzumachen Möchte der holsteinbrüller die DVD haben?
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Pieces of April - Peter Hedges (2003)
Alright, ich glaub sogar du kannst hier auch mehr mit anfangen, dann wertet jemand den Film auf. Sozialstudien in Film gepackt, sind ja mehr deine Kragenweite. Aber ich fürchte, der tote Briefkasten ist voll oder? Deinen Hammer hab ich ja auch noch hier, der passt da auch nicht rein
- buxtebrawler
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Re: Pieces of April - Peter Hedges (2003)
„Bitte geben Sie mir meinen beschissenen Dreckstruthahn!“
US-Amerikaner Peter Hedges hatte sich bereits als Drehbuchautor für die Filme „Gilbert Grape“ und „About A Boy“ verdient gemacht, als er im Jahre 2003 mit der Tragikomödie „Pieces of April“ erstmals auch als Regisseur in Erscheinung trat und sein eigenes Drehbuch verfilmte.
Vor geraumer Zeit hat die jetzt 21-jährige April Burns (Katie Holmes, „Dawson’s Creek“) ihr ländliches Elternhaus verlassen und an der Lower East Side in eine billige Mietswohnung gezogen, wo sie mit ihrem Freund Bobby (Derek Luke, „Notorious B.I.G.“) zusammenlebt. Mit ihrer Familie liegt sie im Clinch, doch zum anstehenden Erntedankfest hat sie beschlossen, ihre Eltern und Geschwister zum traditionellen Truthahnessen zu sich einzuladen. Das gestaltet sich jedoch alle andere als einfach: Zu den eingeschränkten Kochkenntnissen gesellt sich ein nicht funktionstüchtiger Ofen. Während Bobby sich einen Anzug organisiert, versucht April verzweifelt, im Haus einen netten Nachbarn zu finden, dessen Ofen sie nutzen darf – wobei sie erstmals überhaupt den einen oder anderen Nachbarn näher kennenlernt… Wird sie Erfolg haben und das Essen rechtzeitig fertig? Erscheint ihre Familie tatsächlich oder überlegt sie es sich während der langen Anreise doch noch anders? Und weshalb wollen sich die zerstrittenen Parteien überhaupt gemeinsam an einen Tisch setzen?
„Ich hab’ gedacht, sie wär’ tot!“
„Pieces of April“ ist eine Independent-Produktion, die lediglich mit einem minimalen Budget finanziert wurde. Hedges griff zur Digitalkamera und versucht sich durchaus erfolgreich darin, daraus einen realistischen Look zu erzielen. Nahaufnahmen der Essenszubereitung, in diesem Falle eben des gefüllten Truthahns, stürzen den Zuschauer komplett ohne Vorgeschichte unmittelbar ins Geschehen, das fortan zwischen April/Bobby und Aprils Familie hin und her springt. Für ihre Rolle wurde Katie Holmes etwas notdürftig ein punkiges Äußeres verliehen, das man ihr jedoch kaum abnimmt. Prüde zeigt sich der Film zudem mit einer zugeknöpften Sexszene, beweist jedoch Humor, wenn er April währenddessen Kochrezept oder Einkaufsliste aufzählen lässt. Was eigentlich geschehen ist, entspinnt sich erst nach und nach.
Während sich die Familie, bestehend aus Aprils Eltern, ihrer Großmutter und ihren beiden Geschwistern, mit dem Auto auf den Weg macht, werden Aprils Wohnverhältnisse ausgiebig beleuchtet, die Rückschlüsse auf ihren sozialen bzw. finanziellen Status zulassen: Offensichtlich bewohnt sie einen Block, in dem vornehmlich sog. sozial Schwache ihr Zuhause gefunden haben. Dem Versuch, eine ach so lustige Herzschmerz-Schmonzette einzuleiten, indem er die Situation romantisiert und die Bewohner idealisiert, widersteht Hedges glücklicherweise und zeigt stattdessen, wie sich zunächst niemand für Aprils Probleme zu interessieren scheint – von Solidarität oder Zusammenhalt keine Spur. Das afroamerikanische Paar Evette (Lillias White, „Gloria“) und Eugene (Isiah Whitlock Jr., „GoodFellas“) hingegen möchte sie zunächst indes verhöhnen, denn welche Probleme sollte ein hübsches junges, vor allem weißes Mädchen schon haben? Doch das Blatt wendet sich und die beiden sind zu Tränen gerührt, was ohne Sentimentalität als Gag von Hedges verwendet wird. Ein Typ mit verwahrloster Bude bittet sie ebenfalls hinein, doch dort lehnt selbst sie dankend ab. „Trish in 4a“ hat dann endlich einen intakten Ofen, als Veganerin jedoch so gar kein Verständnis für diese Art von Fleischeslust. Bei einem Jüngling im Haus findet sie endlich einen Ofen, den sie auch benutzen darf, doch leider entpuppt sich dessen Besitzer als komplett durchgeknallt.
All diesen Szenen wohnt eine schöne Situationskomik inne, doch der Weg der Familie gestaltet sich eigentlich weit weniger witzig: Aprils Mutter Joy (Patricia Clarkson, „The Green Mile“) lässt sich von ihrem Sohn Timmy (John Gallagher Jr., „The Flamingo Rising“) einen Joint drehen und raucht ihn auf einer Toilette. Sie muss sich übergeben und trägt eine Perücke – wie sich herausstellt, leidet sie unter Krebs und musste sich beide Brüste abnehmen lassen. Sie ist verbittert, was sich auch in ihrer Beurteilung des „Problemkinds“ Aprils niederschlägt, das sie regelrecht zu hassen scheint. Aprils jüngere Schwester Beth (Alison Pill, „Mittendrin und voll dabei“) stimmt in die Lästereien mit ein, während Vater Jim (Oliver Platt, „Flatliners“) die Wogen zu glätten und um Zweckoptimismus bemüht ist. Diese Familienkrise jedoch inszeniert Hedges mit einem feinen Gespür für wohldosierten schwarzen und makabren Humor – ein Balanceakt, der größtenteils gelingt.
Die Situation scheint zu eskalieren, als Joy aussteigt und zurückzufahren gedenkt, während April ausgerechnet in der asiatischen Familie, die eigentlich kein Wort versteht, die Rettung für ihren Braten findet. Doch zu allem Überfluss gerät Bobby auch noch an Aprils Ex-Freund und dessen Gang und wird verprügelt. Als Aprils Familie auf das Wohnhaus und auf Bobby trifft, ist sie entsetzt, macht umgehend kehrt, ohne April überhaupt gesehen zu haben und kehrt in ein Restaurant ein. Dies wäre bereits ein denkbares Ende für den Film gewesen, traurig und desillusionierend. Doch statt seine Zuschauer auf diese Weise zu entlassen, lässt Hedges April und Bobby mit den Asiaten feiern, zu denen sich erst Joy und schließlich die ganze Familie zum Happy End gesellt, das der Film bereits nach gut 70 Minuten einläutet und damit nicht nur Hoffnung spendet, sondern auch seine Botschaft manifestiert, die so einfach wie überwältigend klingt und auf den Punkt bringt, was so vielen einfach nicht gelingen will: Nehmt beispielsweise Feiertage zum Anlass, um euch zu versöhnen, denn wer weiß, wie viel Zeit dafür noch bleibt. Überwindet Vorurteile und traut euch, hinter die Fassaden zu schauen.
Positiv fallen die schauspielerischen Leistungen insbesondere Patricia Clarksons auf, für die der Zuschauer trotz ihrer Garstigkeit Empathie empfindet, sobald er ihre Krankheitsgeschichte kennt. Was genau April nun alle angestellt hat, um so dermaßen in Ungnade gefallen zu sein, bleibt jedoch diffus, auch die Gründe dafür werden kaum beleuchtet – was etwas schade ist, hätte das doch die Chance geboten, Aprils Charakter stärkeres Profil zu verleihen. Ansonsten aber ist der angenehm ungekünstelt erscheinende „Pieces of April“ ein weitestgehend geglückter Versuch, konservative Familienwerte in Einklang mit alternativen Lebensentwürfen und Verständnis für auf den ersten Blick wenig nachvollziehbar handelnde und sich benehmende Menschen zu bringen, was trotz seines vor diesem Hintergrund gewagten Humors eine Parteinahme für Menschlichkeit und Nächstenliebe anstelle von Anklage und Zynismus deutlich erkennen lässt.
US-Amerikaner Peter Hedges hatte sich bereits als Drehbuchautor für die Filme „Gilbert Grape“ und „About A Boy“ verdient gemacht, als er im Jahre 2003 mit der Tragikomödie „Pieces of April“ erstmals auch als Regisseur in Erscheinung trat und sein eigenes Drehbuch verfilmte.
Vor geraumer Zeit hat die jetzt 21-jährige April Burns (Katie Holmes, „Dawson’s Creek“) ihr ländliches Elternhaus verlassen und an der Lower East Side in eine billige Mietswohnung gezogen, wo sie mit ihrem Freund Bobby (Derek Luke, „Notorious B.I.G.“) zusammenlebt. Mit ihrer Familie liegt sie im Clinch, doch zum anstehenden Erntedankfest hat sie beschlossen, ihre Eltern und Geschwister zum traditionellen Truthahnessen zu sich einzuladen. Das gestaltet sich jedoch alle andere als einfach: Zu den eingeschränkten Kochkenntnissen gesellt sich ein nicht funktionstüchtiger Ofen. Während Bobby sich einen Anzug organisiert, versucht April verzweifelt, im Haus einen netten Nachbarn zu finden, dessen Ofen sie nutzen darf – wobei sie erstmals überhaupt den einen oder anderen Nachbarn näher kennenlernt… Wird sie Erfolg haben und das Essen rechtzeitig fertig? Erscheint ihre Familie tatsächlich oder überlegt sie es sich während der langen Anreise doch noch anders? Und weshalb wollen sich die zerstrittenen Parteien überhaupt gemeinsam an einen Tisch setzen?
„Ich hab’ gedacht, sie wär’ tot!“
„Pieces of April“ ist eine Independent-Produktion, die lediglich mit einem minimalen Budget finanziert wurde. Hedges griff zur Digitalkamera und versucht sich durchaus erfolgreich darin, daraus einen realistischen Look zu erzielen. Nahaufnahmen der Essenszubereitung, in diesem Falle eben des gefüllten Truthahns, stürzen den Zuschauer komplett ohne Vorgeschichte unmittelbar ins Geschehen, das fortan zwischen April/Bobby und Aprils Familie hin und her springt. Für ihre Rolle wurde Katie Holmes etwas notdürftig ein punkiges Äußeres verliehen, das man ihr jedoch kaum abnimmt. Prüde zeigt sich der Film zudem mit einer zugeknöpften Sexszene, beweist jedoch Humor, wenn er April währenddessen Kochrezept oder Einkaufsliste aufzählen lässt. Was eigentlich geschehen ist, entspinnt sich erst nach und nach.
Während sich die Familie, bestehend aus Aprils Eltern, ihrer Großmutter und ihren beiden Geschwistern, mit dem Auto auf den Weg macht, werden Aprils Wohnverhältnisse ausgiebig beleuchtet, die Rückschlüsse auf ihren sozialen bzw. finanziellen Status zulassen: Offensichtlich bewohnt sie einen Block, in dem vornehmlich sog. sozial Schwache ihr Zuhause gefunden haben. Dem Versuch, eine ach so lustige Herzschmerz-Schmonzette einzuleiten, indem er die Situation romantisiert und die Bewohner idealisiert, widersteht Hedges glücklicherweise und zeigt stattdessen, wie sich zunächst niemand für Aprils Probleme zu interessieren scheint – von Solidarität oder Zusammenhalt keine Spur. Das afroamerikanische Paar Evette (Lillias White, „Gloria“) und Eugene (Isiah Whitlock Jr., „GoodFellas“) hingegen möchte sie zunächst indes verhöhnen, denn welche Probleme sollte ein hübsches junges, vor allem weißes Mädchen schon haben? Doch das Blatt wendet sich und die beiden sind zu Tränen gerührt, was ohne Sentimentalität als Gag von Hedges verwendet wird. Ein Typ mit verwahrloster Bude bittet sie ebenfalls hinein, doch dort lehnt selbst sie dankend ab. „Trish in 4a“ hat dann endlich einen intakten Ofen, als Veganerin jedoch so gar kein Verständnis für diese Art von Fleischeslust. Bei einem Jüngling im Haus findet sie endlich einen Ofen, den sie auch benutzen darf, doch leider entpuppt sich dessen Besitzer als komplett durchgeknallt.
All diesen Szenen wohnt eine schöne Situationskomik inne, doch der Weg der Familie gestaltet sich eigentlich weit weniger witzig: Aprils Mutter Joy (Patricia Clarkson, „The Green Mile“) lässt sich von ihrem Sohn Timmy (John Gallagher Jr., „The Flamingo Rising“) einen Joint drehen und raucht ihn auf einer Toilette. Sie muss sich übergeben und trägt eine Perücke – wie sich herausstellt, leidet sie unter Krebs und musste sich beide Brüste abnehmen lassen. Sie ist verbittert, was sich auch in ihrer Beurteilung des „Problemkinds“ Aprils niederschlägt, das sie regelrecht zu hassen scheint. Aprils jüngere Schwester Beth (Alison Pill, „Mittendrin und voll dabei“) stimmt in die Lästereien mit ein, während Vater Jim (Oliver Platt, „Flatliners“) die Wogen zu glätten und um Zweckoptimismus bemüht ist. Diese Familienkrise jedoch inszeniert Hedges mit einem feinen Gespür für wohldosierten schwarzen und makabren Humor – ein Balanceakt, der größtenteils gelingt.
Die Situation scheint zu eskalieren, als Joy aussteigt und zurückzufahren gedenkt, während April ausgerechnet in der asiatischen Familie, die eigentlich kein Wort versteht, die Rettung für ihren Braten findet. Doch zu allem Überfluss gerät Bobby auch noch an Aprils Ex-Freund und dessen Gang und wird verprügelt. Als Aprils Familie auf das Wohnhaus und auf Bobby trifft, ist sie entsetzt, macht umgehend kehrt, ohne April überhaupt gesehen zu haben und kehrt in ein Restaurant ein. Dies wäre bereits ein denkbares Ende für den Film gewesen, traurig und desillusionierend. Doch statt seine Zuschauer auf diese Weise zu entlassen, lässt Hedges April und Bobby mit den Asiaten feiern, zu denen sich erst Joy und schließlich die ganze Familie zum Happy End gesellt, das der Film bereits nach gut 70 Minuten einläutet und damit nicht nur Hoffnung spendet, sondern auch seine Botschaft manifestiert, die so einfach wie überwältigend klingt und auf den Punkt bringt, was so vielen einfach nicht gelingen will: Nehmt beispielsweise Feiertage zum Anlass, um euch zu versöhnen, denn wer weiß, wie viel Zeit dafür noch bleibt. Überwindet Vorurteile und traut euch, hinter die Fassaden zu schauen.
Positiv fallen die schauspielerischen Leistungen insbesondere Patricia Clarksons auf, für die der Zuschauer trotz ihrer Garstigkeit Empathie empfindet, sobald er ihre Krankheitsgeschichte kennt. Was genau April nun alle angestellt hat, um so dermaßen in Ungnade gefallen zu sein, bleibt jedoch diffus, auch die Gründe dafür werden kaum beleuchtet – was etwas schade ist, hätte das doch die Chance geboten, Aprils Charakter stärkeres Profil zu verleihen. Ansonsten aber ist der angenehm ungekünstelt erscheinende „Pieces of April“ ein weitestgehend geglückter Versuch, konservative Familienwerte in Einklang mit alternativen Lebensentwürfen und Verständnis für auf den ersten Blick wenig nachvollziehbar handelnde und sich benehmende Menschen zu bringen, was trotz seines vor diesem Hintergrund gewagten Humors eine Parteinahme für Menschlichkeit und Nächstenliebe anstelle von Anklage und Zynismus deutlich erkennen lässt.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!