Schrei in der Stille - Philip Ridley (1990)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Schrei in der Stille - Philip Ridley (1990)

Beitrag von jogiwan »

Schrei in der Stille

Bild

Originaltitel: The Reflecting Skin

Herstellungsland: Kanada, Großbritannien / 1990

Regie: Philip Ridley

Darsteller: Viggo Mortensen, Lindsay Duncan, Jeremy Cooper, Sheila Moore

Story:

Der neunjährige Seth lebt im Idaho der Fünfzigerjahre und vertreibt sich die Zeit mit seinen beiden Freunden und allerlei Schabernack. Als sein Vater ihm von Vampiren aus seinem Groschenroman erzählt, keimt ihn ihm der Verdacht, dass seine mysteriöse und zurückgezogen lebende Nachbarin Dolphin Blue ebenfalls ein Vampir sein könnte. Als wenig später einer seiner Freunde tot aufgefunden wird, scheint sich sein Verdacht auch zu bestätigen, während die Polizei seinen Vater für die Tat verantwortlich machen möchte. Dieser begeht jedoch Selbstmord und so kehrt auch Cameron, der ältere Sohn der Familie aus dem Koreakrieg zurück um den restlichen Familienmitgliedern Halt zu geben. Anstatt sich jedoch in der schwierigen Zeit um seinen kleinen Bruder zu kümmern, trifft sich Cameron immer öfter mit Dolphin und als ein weiterer Leichnam gefunden wird, kippt die herbstliche Idylle endgültig in ein Ambiente der Angst, Bedrohung und unausgesprochenen Anschuldigen…
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jogiwan
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Re: Schrei in der Stille - Philip Ridley (1990)

Beitrag von jogiwan »

Regisseur Philip Ridley hat mit „Reflecting Skin“ im Jahr 1990 einen hochinteressanten Streifen mit wunderschönen Bildern und sehr düsterer Geschichte geschaffen, der seinen abgründigen Inhalt aus der Sicht eines neunjährigen Kindes erzählt. Seth erlebt eine typische Kindheit zwischen seinen ungleichen Eltern, ehe ein paar seltsame Ereignisse die unbeschwerte Idylle einer Kindheit in seinen Grundfesten erschüttert. Immer mehr verwandeln sich die goldenen Kornfeldern und der tiefblaue Himmel in einen ausweglosen Ort des Schreckens, in der sich der alleingelassene Junge selbst einen Reim auf die Dinge machen muss, die er in seinem Alter noch nicht verstehen kann. Dabei hat die Mischung aus toll gespielten „Coming-of-Age“-Drama, Thriller und einer Prise Mystery auch keine plakativen Effekte notwendig und bietet dem Zuschauer ein Szenario, dass genauso gut aus einem David Lynch-Film stammen könnte und erinnert auch an ähnliche Filme wie „Der Geist des Bienenstocks“, „The Devil’s Backbone“ und „Poison for the Fairies“. Das sind allesamt Filme, die mir sehr am Herzen liegen und auch „Reflecting Skin“ ist eine der bisher schönsten Neuentdeckungen des bisherigen Jahres und eine absolute Perle, die ich hiermit auch jeden hier ans Herz legen möchte, der sich für ruhig und unkonventionell erzählte Arthouse-Filme über die Fallstricke des Erwachsenwerdens interessiert.
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Adalmar
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Re: Schrei in der Stille - Philip Ridley (1990)

Beitrag von Adalmar »

Ich dachte auch, das wäre ein Film nach meinem Geschmack - bis da ziemlich am Anfang ein Frosch aufgeblasen wurde und geplatzt ist :shock: Da ich mir nicht sicher war, ob das ein Spezialeffekt oder etwa echt war, habe ich den Film erst mal abgebrochen. Tiersnuff ist ja ein komplexes Thema und ich als Fleischesser würde auch nie behaupten, da ethisch konsequent zu sein, aber ich konnte den einfach danach nicht weitergucken.
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jogiwan
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Re: Schrei in der Stille - Philip Ridley (1990)

Beitrag von jogiwan »

Adalmar hat geschrieben:Ich dachte auch, das wäre ein Film nach meinem Geschmack - bis da ziemlich am Anfang ein Frosch aufgeblasen wurde und geplatzt ist :shock: Da ich mir nicht sicher war, ob das ein Spezialeffekt oder etwa echt war, habe ich den Film erst mal abgebrochen. Tiersnuff ist ja ein komplexes Thema und ich als Fleischesser würde auch nie behaupten, da ethisch konsequent zu sein, aber ich konnte den einfach danach nicht weitergucken.
Hmm... der aufgeblasene Frosch wir ja nur aus der Ferne gezeigt und hat imho nicht sonderlich echt gewirkt, sodass ich von vornherein ausgegangen bin, dass diese Szene getrickst wurde. Ich hab auch überhaupt keine Ahnung, ob so ein Aufblasen überhaupt möglich ist und ein Frosch dann auch derart viel Blut verspritzt. Tiersnuff in einem kanadisch-englischen Arthouse-Film aus dem Jahr 1990 würde ich aber auch eher ausschließen und das ist auch sicher keine Form der "Publicity", die ein derartiger Film haben möchte. Ein kleiner Schocker gleich zu Beginn ist die Szene aber allemal!
It was the first film for makeup artist Dave Trainor, who helped design the Reflecting Skin’s famous exploding frog and would go on to work on series such as Hell on Wheels and Fargo.

No frogs were harmed during the shooting of The Reflecting Skin. The fearfully large creature at the beginning of the film was on loan from a nearby reptile farm and replaced with Trainor’s replica before blowing up in a splatter of blood. That revolting scene sets the tone for a surreal and occasionally darkly comic plot.
quelle: http://calgaryherald.com/entertainment/ ... cting-skin
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McBrewer
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Re: Schrei in der Stille - Philip Ridley (1990)

Beitrag von McBrewer »

Auf SCHREI IN DER STILLE bin ich Anfang der Neunziger in irgendeinem Kinomagazin (Cinema?) gestoßen. Das verstörende Bild mit dem Jungen & dem Fötus hatte mich sehr neugierig gemacht

Bild

...und ich konnte es dann auch gar nicht abwarten, bis der dann im FreeTV mal lief.
Viggo "Aragorn" Mortensen in einer seiner ersten, wichtigen Hauptrollen (kurz nach Chainsaw Massacre 3)
Der Lynch-Vergleich passt eigentlich ganz gut. Die Stimmung ist sehr bedrückend, trotz der sonnigen weiten US-Landschaft..oder gerade wegen!? Die Szene mit dem (getricksten) Frosch ist eigentlich eine der Schlüsselszenen, mit einem mal wird da die kindliche Naivität geplatzt wie eine Seifenblase, der Jugend dunkles Gesicht gezeigt. Grandios, wie der komplette Film :thup:

Noch zwei Bilder aus dem Screenshot-Fred:

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Adalmar
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Re: Schrei in der Stille - Philip Ridley (1990)

Beitrag von Adalmar »

jogiwan hat geschrieben:
Adalmar hat geschrieben:Ich dachte auch, das wäre ein Film nach meinem Geschmack - bis da ziemlich am Anfang ein Frosch aufgeblasen wurde und geplatzt ist :shock: Da ich mir nicht sicher war, ob das ein Spezialeffekt oder etwa echt war, habe ich den Film erst mal abgebrochen. Tiersnuff ist ja ein komplexes Thema und ich als Fleischesser würde auch nie behaupten, da ethisch konsequent zu sein, aber ich konnte den einfach danach nicht weitergucken.
Hmm... der aufgeblasene Frosch wir ja nur aus der Ferne gezeigt und hat imho nicht sonderlich echt gewirkt, sodass ich von vornherein ausgegangen bin, dass diese Szene getrickst wurde. Ich hab auch überhaupt keine Ahnung, ob so ein Aufblasen überhaupt möglich ist und ein Frosch dann auch derart viel Blut verspritzt. Tiersnuff in einem kanadisch-englischen Arthouse-Film aus dem Jahr 1990 würde ich aber auch eher ausschließen und das ist auch sicher keine Form der "Publicity", die ein derartiger Film haben möchte. Ein kleiner Schocker gleich zu Beginn ist die Szene aber allemal!
It was the first film for makeup artist Dave Trainor, who helped design the Reflecting Skin’s famous exploding frog and would go on to work on series such as Hell on Wheels and Fargo.

No frogs were harmed during the shooting of The Reflecting Skin. The fearfully large creature at the beginning of the film was on loan from a nearby reptile farm and replaced with Trainor’s replica before blowing up in a splatter of blood. That revolting scene sets the tone for a surreal and occasionally darkly comic plot.
quelle: http://calgaryherald.com/entertainment/ ... cting-skin
Vielen Dank! Also auf mich hat das schon ziemlich echt gewirkt (vielleicht habe ich auch nicht richtig hingeguckt), aber dann bin ich ja beruhigt (selbst wenn es nur um ein potenzielles von unzähligen leidenden Tieren geht ...).
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fritzcarraldo
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Re: Schrei in der Stille - Philip Ridley (1990)

Beitrag von fritzcarraldo »

Unsere kleine Farm
Schrei in der Stille
Vor 32 Jahren in den deutschen Kinos angelaufen. Damals war der schon bei mir auf der Agenda, aber selbst in den Programmkinos um die Ecke lief er nicht. Dann aus den Augen verloren, um ihn nach so langer Zeit doch noch zu sehen. Eigentlich mit nichts zu vergleichen, im weiteren Sinne evtl. noch mit Lynch, aber auch das hinkt etwas. Alles wirkt sehr surreal und ob manche Sachen nun echt sind oder nur der Fantasie des Jungen, aus dessen Sicht der komplette Film erzählt wird, entspringt oder ob evtl. doch übernatürlich Dinge im Spiel sind, darüber musss ich mir wohl erstmal selbst weiter Gedanken machen. Es geht dabei um die ärmlichen Verhältnisse in Idaho, die Nachkriegszeit in den 1950ern, gesellschaftliche Normen, die Atombombe und Vampire. Und ob die die Typen im Cadillac quasi viermal den Gevatter Tod darstellen sollen? Keine Ahnung. Aber auf jeden Fall ist Reflecting Skin der Vorhof zur Hölle.
"Das ist nicht möglich!"
"Aber notwendig!"

(Interstellar)

"J&B straight and a Corona!"
(Patrick Bateman, American Psycho)

https://www.latenight-der-fussball-talk.de
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karlAbundzu
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Re: Schrei in der Stille - Philip Ridley (1990)

Beitrag von karlAbundzu »

Ein Junge wächst mit Freunden und seinen Eltern in the middle of nowhere, USA, auf. Die Jungs fürchten sich vor der Britin, die Eltern haben ihre Päckchen. Dann stirbt einer nach dem anderen. Der Vater verbrennt, der Bruder kommt nach Hause.
Klar, irgendwie ein coming of age, die schrägheiten lassen sich zum Teil auch auf die Sichtweise des Jungen erklären. Aber nicht nur.
Die Teddyboys die Gefährlichkeit der Stadt, die fahrensleute in den Tod, die vier Reiter der Apokalypse?
Ja, ich stochere herum, so ungewöhnlich ist er. Nun, Lynch könnte man sagen, und vielleicht auf die Theaterherkunft des Regisseurs und Autors hinweisen. Wenig Spielorte, modernen Theaterdialogen nah. Und langsam fügt sich ein Bild: Themen werden hingeworfen, mal Stellung dazu angedeutet, assoziiert weiter gemacht.
Das ist intensiv, und stark gemacht.
Nebenbei toll gespielt und gedreht.
Hatte mich in dem Moment auf dem falschen Fuß erwischt, werde ich mir nochmals ansehen.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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