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Darsteller: Nick Mancuso, M. James Arnett, Charlie L. Bird, Lena Carr, George Clutesi, Pat Corley, Robert Dunbar, Gary Epper, Charles Hallahan, Kathryn Harrold, Alice Hirson, Donald Hotton u. A.
In einem Indianerreservat, in welchem kürzlich Öl entdeckt wurde, kommt es zu einem Konflikt über Erlaubnis oder Verbot der Förderung, als eine Horde von blutsaugenden Fledermäusen beginnt, ihr Unwesen in der Gegend zu treiben. Der Wissenschaftler Payne (David Warner) und ein junger Indianer (Nick Mancuso) gehen den tödlichen Vorfällen nach und entdecken Übernatürliches...
In einem Indianerreservat soll nach Öl gebohrt werden. Unter den Einwohnern bilden sich zwei Gruppen, eine für die Bohrungen und eine dagegen. Zu der Gegenpartei gehört der alte Medizinmann, der zeitgleich mit einer Welle mysteriöser Todesfälle ums Leben kommt und an den jungen Wortführer der traditionsbewußten Indianer mystisches Wissen weitergibt. Ein Forscher, der zu dieser Zeit eintrifft, vertritt die Ansicht, daß vampirartige Fledermäuse für die Todesfälle verantwortlich sind und macht sich mit dem jungen Indianer auf die Suche nach ihnen...
Ähnlich wie "Without Warning" von Greydon Clark ist dieser Film ein sympathischer Gruselstreifen, der sein niedriges Budget durch ein großes Maß an geheimnisvoller Atmosphäre zu kompensieren vermag. Dazu trägt nicht wenig die fast schamanisch beschwörende, klangteppichartige Musik bei, die dem Film einen etwas billigen Spätsiebziger-Charme, aber auch eine Menge Stimmung verleiht. Daneben bietet er sehr schöne Aufnahmen wilder amerikanischer Gebirgslandschaften. Mit David Warner (z. B. "Das Omen") hat der Film auch einen routinierten Schauspieler des unheimlichen Filmgenres zu bieten.
Natürlich darf man hier keine millionenverschlingenden Spezialeffekte erwarten, aber das hat so ein Film auch gar nicht nötig, weil ihm die ureigene Liebenswürdigkeit vergangener Horrorfilmzeiten anhaftet. 8/10
„Schwingen der Angst“ ist einer von US-Regisseur Arthur Hillers („The Babe – Ein amerikanischer Traum“) wenigen Ausflügen in den Horrorbereich, wenn nicht sein einziger. Der 1979 entstandene Film ist grob dem Tierhorror-Subgenre zuzurechnen, denn titelgebend waren die possierlichen Vampirfledermäuse.
In einem Indianerreservat in New Mexico wurde Öl entdeckt. Es kommt zum Konflikt zwischen mit der Ölförderindustrie zusammenarbeitenden und traditionelleren, konservativen Indianern. Auch Indianerdeputy Youngman Duran (Nick Mancuso, „Alarmstufe: Rot“, in einer seiner ersten Rollen) steht dem Vorhaben skeptisch gegenüber, noch radikaler geht jedoch der alte, weise Stammespriester Abner Tasupi (George Clutesi, „Die Prophezeiung“) vor: Er beschwört den Weltuntergang und stirbt kurz darauf. In der Folge kommt es zu überfallartigen Attacken durch Vampirfledermäuse – besteht ein Zusammenhang?
„Schwingen der Angst“ beginnt mit einer Abfolge unheimlich starker, faszinierender Bilder der amerikanischen Gebirgslandschaft, der unberührt wirkenden Natur vor dem Hintergrund des Sonnenauf- und -untergangs, unterlegt von vereinnahmenden sphärischen Ambientklängen, die exotische Mystik mit Folklore vermengen. Diese Elemente ziehen sich durch den gesamten Film und tauchen immer wieder zu den verschiedensten Gelegenheiten auf. Kameramann Charles Rosher Jr. verstand sein Handwerk, das mich an eine weniger artifiziell wirkende Variante des 80er-Ästhetikums „Razorback“ erinnert. Die eigentliche Handlung wird mit der typischen Ruhe der 1970er-Jahre und in zahlreichen Dialogen erzählt, unter deren Geschwätzigkeit sich viele bedeutungsschwangere, zitierwürdige Zeilen gemischt haben. Umso schockierender wirkt sodann der erste Angriff der Fledermäuse, der, wie auch alle weiteren, nicht sonderlich gehäuft auftretenden Fledermausszenen, gut getrickst wurde. Anscheinend arbeitete man zum Teil mit echten Tieren, denen laut Abspann kein Leid zugefügt wurde. Sehr angenehm.
In Gestalt des Fledermaus-Jägers Phillip Payne (David Warner, „Das Omen“) etabliert man eine an die Manie klassischer Vampirjäger erinnernde Figur, die ökologisch unkorrekt kein gutes Haar an Vampirfledermäusen lässt, welche in der Fiktion des Films ja aber auch tatsächlich Unschuldige zu töten versuchen. Zusätzlich angereichert wurde die Handlung mit der schwierigen Beziehung Durans mit der weißen Ärztin Dr. Anne Dillon (Kathryn Harrold, „Die Herzensbrecher“), mit kulturellen Konflikten und Visionen im Mescalin-Rausch. Leider wirkt der Schnitt des Films recht eigenartig und häufig unglücklich; man schafft es nicht, die mal mehr, meist aber eher weniger bedeutsamen Subplots dramaturgisch geschickt miteinander zu verknüpfen. Zum Teil mag das jedoch auch an meinem Sat.1-TV-Mitschnitt von Ende der 1980er oder Anfang der 1990er liegen, von dem ich nicht weiß, ob Zensoren nicht zusätzlich die Schere ansetzten. Trotz wirkungsvoller mystischer Stimmung gelingt es Hiller nur in den actionhaltigen Szenen, wirklich Spannung aufzubauen, ansonsten plätschert „Schwingen der Angst“ häufig eher dahin – stimmt aber immer wieder mit seiner Bildästhetik versöhnlich.
Fazit: Die weit verbreitete Fledermaus-Paranoia machte man sich für „Schwingen der Angst“ zunutze, um sich kritisch mit der Industrialisierung und Ausbeutung indianischen Lands auseinanderzusetzen – nicht ohne die geheimnisvolle Aura, die alte Schamanen/Stammespriester und ihre Riten umgibt, ein wenig auszuschlachten und für den Horrorfilm zu instrumentalisieren. Letztlich bleibt „Schwingen der Angst“ weniger wegen seiner Geschichte als vielmehr aufgrund seiner ausdrucksstarken Bilder in Kombination mit seinen zur Melancholie neigenden Klängen in Erinnerung, was die soliden schauspielerischen Leistungen sowie die angewandten Tricktechniken zu keinem Zeitpunkt gefährden. Die Stärken überwiegen und laden immer mal wieder dazu ein, „Schwingen der Angst“ während einer lauen Sommernacht in den Player zu schieben und sich genussvoll den faszinierenden Geschöpfen der Nacht und der indianischen Naturverbundenheit hinzugeben.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)