Shining - Stanley Kubrick (1980)

Moderator: jogiwan

Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39050
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Shining - Stanley Kubrick (1980)

Beitrag von jogiwan »

horror1966 hat geschrieben:Schau mich doch nicht gleich so böse an, ist nun einmal meine Sichtweise :mrgreen:
huch... und ich wollte schon eine neue Plakette basteln...

;)
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
dr. freudstein
Beiträge: 14488
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 19:55

Re: Shining - Stanley Kubrick (1980)

Beitrag von dr. freudstein »

AHF Mexico
A3 Format
 ! Nachricht von: buxtebrawler
Entfernt, da beim Bildhoster TinyPic leider nicht mehr verfügbar.
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40041
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Shining - Stanley Kubrick (1980)

Beitrag von buxtebrawler »

Meisterregisseur Stanley Kubrick („A Clockwork Orange“) beendete das für den Horrorfilm äußerst innovative und experimentelle Jahrzehnt der 1970er-Jahre mit einem wahren Paukenschlag: Der Leinwandadaption des Stephen-King-Bestsellers „Shining“. Der Schriftsteller und trockene Alkoholiker Jack Torrance, unschwer als Alter Ego Kings zu erkennen, der selbst unter Alkoholproblemen litt, übernimmt den Job als instandhaltender Hausmeister des abgeschiedenen Overlook-Hotels in den US-amerikanischen Bergen, das in der Wintersaison geschlossen hat und in der Vergangenheit Schauplatz zahlreicher Gewalttaten war. Die Ruhe möchte er nutzen, um ohne Ablenkung schreiben zu können – doch verfällt er zunehmend dem Wahnsinn…

Oberflächlich betrachtet ist „Shining“ ein „Haunted House“-Film, doch das würde dem Film in keiner Weise gerecht. Ich interpretiere „Shining“ als das Psychogramm eines Alkoholikers, der in völliger Isolation konfrontiert mich sich selbst, seinen inneren Dämonen, den Verstand verliert und beginnt, das, was er eigentlich liebt, töten zu wollen. Ein Selbstzerstörungstrip, für den seine Familie als Ventil dient, während das Ambiente des Hotels mit seiner unrühmlichen Vergangenheit als Katalysator fungiert.

„Shining“ konfrontiert den Zuschauer mit seinen Ängsten vor den Verstand verlierenden, amoklaufenden Gewalttätern sowie Suchtkranke mit ihrer Angst vor dem Kontrollverlust, unter dem diejenigen, die sie lieben, zu leiden haben. Doch als ein typischer „King“ verfügt „Shining“ auch über übersinnliche Phänomene, so z.B. das titelgebende Shining, eine Art zweites Gesicht, das den kleinen Sohnemann Danny per Gedankenübertragung mit anderen dem Shining Mächtigen kommunizieren und Unheil vorausahnen lässt. Dieses Element aus Kings Vorlage, das trotz seines Beitrags zur Namensgebung eine untergeordnete Rolle spielt, wurde von Kubrick übernommen, der sein Drehbuch ansonsten aber stark von der Vorlage variiert. Kubrick hat eine sehr eigenständige Interpretation vorgenommen und umwerfend auf die Leinwand transportiert. Nicht zuletzt durch den verstärkten Einsatz rasanter Steadicam-Fahrten und die häufige Verwendung panoramaartiger bzw. in die Tiefe gehender Perspektiven lässt er seine Protagonisten im riesigen Hotel verloren wirken, als würde es sie nach und nach absorbieren. Vieles, was in der Romanvorlage insbesondere durch ausführlichste Schilderungen der Gedankenebene der Charaktere verdeutlich wurde, wird bei Kubrick – zumindest in den europäischen Fassungen – lediglich angedeutet, so z.B. der Alkoholismus Jacks. Das erfordert ein gewisses Mitdenken des Zuschauers, der damit aber nie überfordert wird.

Bei der Wahl der Schauspieler bewies man ein exzellentes Händchen: Jack Nicholsons („Einer flog über das Kuckucksnest“) Darstellung des schon zu Beginn leicht wahnsinnig wirkenden, jähzornigen und doch bemitleidenswerten Jack Torrance wurde zu seiner Paraderolle, mit der man ihn ewig in Verbindung bringen wird. Mit seinen Fähigkeiten zu exaltiertem Mienenspiel war er prädestiniert für die Rolle, ich könnte mir niemand anderen in ihr vorstellen. Shelley Duvall empfand ich seinerzeit zunächst etwas gewöhnungsbedürftig als Jacks Ehefrau Wendy, doch mittlerweile habe ich erkannt, dass sie nicht minder gut in ihre Rolle passt: Mit ihren strähnigen Haaren und ihren großen Augenlidern strahlt sie von Anfang an etwas aus, das bereits ohne erläuternde Worte auf einen nicht stressfreien Eheverlauf hindeutet. Sie wirkt, als hätte sie bereits einiges durchmachen müssen und gibt so Rückschlüsse auf das, was in der Vergangenheit zwischen ihr und Jack vorgefallen sein muss. Auch hier bleibt es jedoch bei Andeutungen, was im Roman in aller Breite ausgeführt wird. Scatman Crothers als der ebenfalls zum Shining fähige Dick Hallorann setzt Akzente mit seinem charakteristischen Antlitz und ausdrucksstarker Mimik, Joe Turkel überzeugt als Barkeeper Lloyd mit stoischem, regungslosem Blick. Und dann wäre da natürlich noch Danny Lloyd, der den kleinen Danny Torrance mimt und es bereits im zarten Kindesalter versteht, authentisches Entsetzen zum Ausdruck zu bringen. Eine großartige Besetzung, die Kubrick Überlieferungen zufolge in seinem Drang nach Perfektion bis an den Rand der Belastbarkeit trieb. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen, wenn auch manch nervöse Zappelei Wendys im Finale auf mich ein wenig befremdlich wirkt.

Kubricks Perfektionismus manifestiert sich zudem in einer millisekundengenauen Regie, die nichts, aber auch gar nichts dem Zufall überlasst. Alles scheint perfekt auf das bedeutungsschwanger-gemächliche, permanent Unheil suggerierende Erzähltempo abgestimmt, das wiederum in positiver Hinsicht überaus nervenzerrend von einem mit klassischen Orchesterinstrumenten erzeugten Soundtrack begleitet wird und stets die richtigen Töne trifft, um die Vorgänge im Hotel und insbesondere in der Psyche der Bewohner zu untermalen. Über weite Strecken wird „Shining“ damit zu einem extremen Psycho-Thriller, der sich mit einigen Horrorcharakteristika paart. Addiert ergibt das die für Kubrick typische durchästhetisierte, artifiziell und doch organisch wirkende, besondere Atmosphäre, die das Ambiente auf eine noch bedrohlichere Weise erscheinen lässt.

Ohne Möglichkeit, dem Alkoholkonsum zu frönen, entwickelt Jack mit der Zeit typische Katersymptome und wird immer mehr zum psychischen Wrack. Zu den meines Erachtens stärksten Szenen des Films gehören Jacks Abstecher in den Ballsaal, wo er sich am Tresen sitzend mit dem (imaginären?) Barkeeper Lloyd unterhält und ihm der Wahnsinn aus jeder Gesichtsregung funkelt. Kubrick zelebriert das Spiel mit Jacks angeschlagener, schwacher, beeinflussbarer Psyche ohne Rücksicht auf Verluste, lässt sowohl ihn als auch seine Familie und eben den Zuschauer leiden und sich die Situation bis hin zur absoluten Ausweglosigkeit zuspitzen. Hoffnungsschimmer, positive Energie, die King ursprünglich in Form von Dick Hallorann hatte einfließen lassen, tötet Kubrick in wütender Raserei und besiegelt damit das Schicksal seines Films als konsequenten Schocker, der nur wenig Rücksicht auf sein Publikum nimmt.

Die Handlung wirft in Hinsicht auf die geisterhaften Erscheinungen viele Fragen auf, die nicht eindeutig geklärt werden, sich aber im Finale, wenn Wendy ihnen ebenfalls begegnet, zumindest damit beantworten lassen, dass es sich tatsächlich um ein „Spukhaus“ handelt. Letztendlich ist das der Schulterschluss mit King, dessen Roman bei allem Realitätsbezug eben doch der Phantastik entspringt. Wem das wie mir zu profan ist, wird vermutlich eine Heidenfreude dabei empfinden, sie als Symbole für psychische Abgründe zu deuten und zu interpretieren. Apropos Symbole, apropos Finale: Jacks Amoklauf ist ein surrealer Terrortrip par excellence, der letztlich in einem Labyrinth endet, das stellvertretend für das Innere des ausladenden Gebäudekomplexes und letztlich für Jacks Psyche zu stehen scheint.

Zusammen mit John Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ ist „Shining“ sicherlich der perfekte Winterhorrorfilm, ein Saisonhöhepunkt, den man sich immer und immer wieder gern ansieht – aus heller Freude an Kubricks Perfektionismus, an seinem Ideenreichtum, an Jack Nicholson und am blanken Entsetzen. Und in meinem Falle nicht zuletzt aufgrund des für mich ultimativen Gänsehautmoments, wenn Jack kurz vor Eintreten des Abspanns auf einem Foto an der Hotelwand erscheint – als Ballteilnehmer in einem längst vergangenen Jahrzehnt. Er ist eins geworden mit dem Hotel…

Wäre Stephen King nicht so verdammt eitel (und würde er wirklich etwas von Horrorfilmen verstehen), hätte er Kubricks Interpretation nicht abgelehnt, sondern ihm bescheinigt, sich von der Vorlage zu einem großartigen Geniestreich des Horrorfilms inspiriert haben zu lassen. Stattdessen hat King in den 1990ern eine eigene Verfilmung, eine TV-Produktion, bei seinem Haus-und-Hof-Regisseur Mick Garris in Auftrag gegeben, die sich zwar wesentlich näher am Roman orientiert und relativ solide ausfiel, damit aber auch den Beweis antritt, dass sich Literatur – insbesondere King’sche – nicht einfach 1:1 in einen Spielfilm übertragen lässt, ohne viel von ihrer Wirkung einzubüßen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
DrDjangoMD
Beiträge: 4329
Registriert: Fr 20. Mai 2011, 15:19
Wohnort: Wien, Österreich

Re: Shining - Stanley Kubrick (1980)

Beitrag von DrDjangoMD »

Da merkt man, dass du a) diesen Film liebst und b) King-Fan bist!
Ich muss jedoch gestehen, bei mir kam "Shining" nicht ganz so gut weg. Wahrscheinlich lags aber an meinen zu hohen Erwartungen. So viele Leute bezeichneten ihn schon als DEN Horrorfilm, Kult und Komerz sind sich zum ersten Mal einig über seine Genialität. All diese Lobpreisungen bewirkten bei einer Sichtung dann eine kleine Enttäuschung. Ich weiß nicht genau welche Version ich gesehen habe (glaube Kubricks), aber sie war mir viel zu lang und mir kams so vor als hätte man einfach zu viel reinpacken wollen. Also 8/10 hätt ich damals gesagt, aber vielleicht wirds bei einer erneuten Sichtung noch besser...und bei deiner Hymne auf den Film wird diese Zweitsichtung wohl bald folgen ;)
dr. freudstein
Beiträge: 14488
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 19:55

Re: Shining - Stanley Kubrick (1980)

Beitrag von dr. freudstein »

Fehler gefunden :mrgreen:
"doch mittlerweile habe ich erkannt," :opa:

Ja, sehr gut interpretiert. Auch wieder mal die sozialen Aspekte mit einbezogen, auch wenn ich nicht weiß, was ein Alkoholproblem ist (wenn man keinen hat?)
Im Winter entwickelt der Film seine volle Wirkung meine ich und ich mag SHINING noch lieber als DAS DING.
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40041
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Shining - Stanley Kubrick (1980)

Beitrag von buxtebrawler »

DrDjangoMD hat geschrieben:Da merkt man, dass du a) diesen Film liebst und b) King-Fan bist!
:oops:
Trotz meiner King-Schelte gegen Ende? :D
DrDjangoMD hat geschrieben:Ich muss jedoch gestehen, bei mir kam "Shining" nicht ganz so gut weg. Wahrscheinlich lags aber an meinen zu hohen Erwartungen. So viele Leute bezeichneten ihn schon als DEN Horrorfilm, Kult und Komerz sind sich zum ersten Mal einig über seine Genialität. All diese Lobpreisungen bewirkten bei einer Sichtung dann eine kleine Enttäuschung.
Du wirst lachen, aber als ich "Shining" zum ersten Mal gesehen habe, konnte ich damit GAR NICHTS anfangen. Da war ich noch ein Kiddie und hatte mir grad einige King-Verfilmungen nacheinander auf VHS reingezogen. Von der Genialität des Films erkannte ich quasi nichts, ich fand ihn langweilig und sinnlos, einzig gute Szene: Die halb verweste Frau im Badezimmer. Ich hatte ihn schlichtweg nicht verstanden :palm:

Schon mit der nächsten Sichtung hatte sich das aber ins Gegenteil verkehrt.
Ich weiß nicht genau welche Version ich gesehen habe (glaube Kubricks), aber sie war mir viel zu lang und mir kams so vor als hätte man einfach zu viel reinpacken wollen. Also 8/10 hätt ich damals gesagt, aber vielleicht wirds bei einer erneuten Sichtung noch besser...und bei deiner Hymne auf den Film wird diese Zweitsichtung wohl bald folgen ;)
Alter! Du weißt nicht, ob du Kubrick oder Garris gesehen hast?! :o :? :palm:

@freudschi: Danke, auf dich als Lektor ist Verlass :prost:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
DrDjangoMD
Beiträge: 4329
Registriert: Fr 20. Mai 2011, 15:19
Wohnort: Wien, Österreich

Re: Shining - Stanley Kubrick (1980)

Beitrag von DrDjangoMD »

buxtebrawler hat geschrieben:
DrDjangoMD hat geschrieben:Da merkt man, dass du a) diesen Film liebst und b) King-Fan bist!
:oops:
Trotz meiner King-Schelte gegen Ende? :D
Natürlich, das wirkt wie ein liebenswürdiges Tadeln. Ich bezeichne meinen Anthony Steffen ja auch ab und an als talentlosen Holzkopp, das heißt aber nicht, dass ich ihn nicht zu tiefst bewundere.
Du weißt einfach so vieles über King, das man merkt, wie sehr du dich mit ihm beschäftigt hast ;)
buxtebrawler hat geschrieben:Alter! Du weißt nicht, ob du Kubrick oder Garris gesehen hast?! :o :? :palm:
NEIN, NEIN, ich meinte Schnitt-Version. Natürlich Kubrick aber ich weiß nicht obs sein Cut war oder nicht :palm:
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40041
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Shining - Stanley Kubrick (1980)

Beitrag von buxtebrawler »

DrDjangoMD hat geschrieben:Natürlich, das wirkt wie ein liebenswürdiges Tadeln. Ich bezeichne meinen Anthony Steffen ja auch ab und an als talentlosen Holzkopp, das heißt aber nicht, dass ich ihn nicht zu tiefst bewundere.
Du weißt einfach so vieles über King, das man merkt, wie sehr du dich mit ihm beschäftigt hast ;)
Hab ich eigentlich gar nicht, wobei, ok, ich "musste" mal ein Buch über ihn zwecks Review lesen, rührt vielleicht daher ein wenig. Ansonsten beginnen meine Notizen über King-Verfilmungen meist mit "...mir unbekannte Romanvorlage..." :D
DrDjangoMD hat geschrieben:NEIN, NEIN, ich meinte Schnitt-Version. Natürlich Kubrick aber ich weiß nicht obs sein Cut war oder nicht :palm:
Puh, und ich dachte schon... :kicher:
Gib dem Film eine neue Chance, aber warte am besten bis zum Wintereinbruch.

Ach ja, eines noch: Ich glaube, seinerzeit wurde "Shining" von der Kritik keinesfalls durchweg positiv aufgenommen... erst im Nachhinein wurde der Film zu "everybody's but King's darling".
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
dr. freudstein
Beiträge: 14488
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 19:55

Re: Shining - Stanley Kubrick (1980)

Beitrag von dr. freudstein »

Filmprogramm Österreich
NFP 7599, 1980
 ! Nachricht von: buxtebrawler
Entfernt, da beim Bildhoster TinyPic leider nicht mehr verfügbar.
Benutzeravatar
horror1966
Beiträge: 5597
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
Wohnort: Hildesheim

Re: Shining - Stanley Kubrick (1980)

Beitrag von horror1966 »

Bild






Shining
(The Shining)
mit Jack Nicholson, Shelley Duvall, Danny Lloyd, Scatman Crothers, Barry Nelson, Philip Stone, Joe Turkel, Anne Jackson,Tony Burton, Lia Beldam, Billie Gibson, Barry Dennen
Regie: Stanley Kubrick
Drehbuch: Stephen King / Stanley Kubrick
Kamera: John Alcott
Musik: Wendy Carlos / Rachel Elkind
FSK 16
Großbritannien / USA / 1980

Der erfolglose Schriftsteller Jack Torrance (Jack Nicholson) entschließt sich, mit Frau und Kind als Hausmeister in einem leerstehenden Luxushotel in Colorado einzuchecken. In der Abgeschiedenheit tief verschneiter Berge hofft er einen neuen Roman zu Papier zu bringen. Doch statt der ersehnten Inspiration ergreift der Wahnsinn von ihm Besitz und der Autor greift zur Axt und macht in den verwinkelten Fluren Jagd auf seine Familie.


Spätestens seit 1997 "Stephen King's The Shining" unter der Regie von Mick Garris entstanden ist, sieht man Kubrick's Version der Romanvorlage doch mit anderen Augen. Sicherlich handelt es sich hier immer noch um einen wirklich tollen Film, dessen Highlight aber hauptsächlich in der brillanten Darstellung von Jack Nicholson in der Rolle von Jack Torrence zu finden ist. Prägt er doch allein schon durch seine herausragende Mimik diesen Film und kaschiert dadurch etliche inhaltliche Schwächen, die dem Zuschauer allerdings erst auffallen, wenn man beide Film-Versionen gesichtet hat. Zwar ist "Shining" ein absolut packender Film, der ohne jegliche Effekthascherei ein Höchstmaß an Bedrohlichkeit heraufbeschwört und zudem einen erstklassigen Spannungsbogen beinhaltet, jedoch ist die europäische Version der DVD mit 119 Minuten viel zu kurz geraten. Etliche für die Geschichte sehr wichtige Elemente werden nur unzureichend angerissen, so bekommt man beispielsweise nur einen sehr oberflächlichen Eindruck über die Motive die dafür Sorge tragen, das die Hauptfigur sich immer mehr dem Wahnsinn nähert und die Grenze zwischen Realität-und Fiktion überschreitet.

Auch die anderen Figuren der Geschichte nehmen nicht annähernd den Stellenwert ein der ihnen zu teil werden müsste, so kommt der kleine Danny hier viel zu kurz und nimmt im Prinzip lediglich die Stellung eines Statisten ein. Von Jack's Ehefrau Wendy will ich erst gar nicht anfangen, wobei in dieser Version erschwerend hinzukommt, das Shelley Duvall in der Rolle nicht unbedingt eine schauspielerische Glanzleistung abliefert. Phasenweise erscheint die gute Frau sogar wie eine Art Fremdkörper und kann nicht einmal annähernd an die gelungene Darstellung einer Rebecca De Mornay in der Langfassung heranreichen. Das mag allerdings vielleicht auch an der Omnipräsenz eines Jack Nicholson liegen, ist doch das gesamte Geschehen ganz offensichtlich auf seine Person bezogen, so das sämtliche andere Personen zu sehr in den Hintergrund geraten und sich zu keiner Zeit richtig entfalten können.

Sieht man einmal vom glänzenden Schauspiel eines Jack Nicholson ab, der hier in einer seiner besten Rollen zu sehen ist, dann muss man ganz objektiv feststellen, das "Shining" beim filmischen Aspekt doch einige Wünsche offen lässt. Wenn man beide Versionen und auch die Romanvorlage kennt, dann ist die Fassung von Mick Garris ganz eindeutig vorzuziehen. Inhaltlich viel komplexer-und ausführlicher inszeniert bekommt der Zuschauer dort einen viel besseren Eindruck über die gesamten Umstände, die sich im "Overlook" abspielen. Dennoch kann ich es überhaupt nicht nachvollziehen, das Kubrick seinerzeit sogar für die goldene Himbeere für die schlechteste Regie vorgeschlagen wurde. Das gleiche Schicksal erfuhr allerdings auch Shelley Duvall, nur das es bei ihr um die schlechteste Schauspielerin ging, was man nach Sichtung des Filmes durchaus nachvollziehen kann. Trotz aller dieser Umstände handelt es sich hier immer noch um einen fantastischen Film, der den Betrachter auch jederzeit in seinen unheimlichen Bann zieht. Das liegt insbesondere an der herausragenden Atmosphäre-und an einem diabolisch erscheinenden Hauptdarsteller, dessen geniale Performance man einfach lieben muss.

Der Kultstatus dieses Werkes ist meiner Meinung nach durchaus berechtigt, wenn man allerdings Wert auf eine inhaltsvollere Geschichte legt, dann sollte man unbedingt zur 1997 erschienenen Lang-Version greifen, die in filmischer Hinsicht mindestens eine Klasse besser ist. Zwar kann dort ein Steven Weber nicht an die Glanzleistung von Nicholson heranreichen, aber auch seine Darstellung des Jack Torrence kann sich jederzeit sehen lassen. Zudem wirkt die Story nur dort wirklich komplett, wohingegen Kubrick's Fassung an etlichen Stellen nicht komplett erscheint.


Fazit:


Ich persönlich ziehe jederzeit "Stephen King's The Shining" vor, dennoch handelt es sich auch bei vorliegendem Film um einen erstklassigen Horror-Thriller, der in keiner gutsortierten Sammlung fehlen darf. Allein das brillante Schauspiel des Hauptdarstellers ist die reinste Augenweide und lässt einen immer wieder in Verzückung geraten.


8/10
Big Brother is watching you
Antworten