Soul Man - Steve Miner (1986)

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Soul Man - Steve Miner (1986)

Beitrag von buxtebrawler »

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Originaltitel: Soul Man

Herstellungsland: USA / 1986

Regie: Steve Miner

Darsteller: C. Thomas Howell, Rae Dawn Chong, Arye Gross, James Earl Jones, Linda Hoy, Leslie Nielsen, Ann Walker, James Sikking, Max Wright, Julia Louis-Dreyfus, Maree Cheatham, Wallace Langham u. A.
Wenn die betuchten Eltern die Studiengebühren nicht zahlen, weil sie endlich an sich selbst denken, sitzt man ganz schön in der Tinte! Mark Watson greift in seiner Verzweiflung zu einem ebenso ungewöhnlichen wie genialen Mittel: Mit Hilfe von Selbstbräunungspillen verwandelt er sich derart, dass er mit einem Stipendium für Schwarze sein Studium antreten kann! Nur wechselt man seine Hautfarbe nicht so einfach wie die Socken. Und so stolpert der neuschwarze Mark von einer Katastrophe in die nächste.
Quelle: www.ofdb.de

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Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Soul Man - Steve Miner (1986)

Beitrag von buxtebrawler »

„Das sind die '80er, Mann! Das ist das Bill-Cosby-Jahrzehnt! Amerika liebt die schwarzen Mitmenschen!“

US-Regisseur Steve Miner debütierte 1981 mit „Freitag der 13. Teil 2“, ein Jahr später folgte, ebenfalls unter seiner Regie, die zweite Fortsetzung der beliebten Slasher-Reihe, „Und wieder ist Freitag der 13.“, womit er eigentlich bereits einen Ruf als Horror-Genre-Regisseur weghatte. Für etwas Verwunderung dürfte gesorgt haben, als er erst 1986 erneut als Regisseur in Erscheinung trat, und zwar nicht etwa für einen weiteren Schlitzerfilm o.ä., sondern für die romantische Komödie „Soul Man“ mit dem sozialkritischen Anspruch, den US-amerikanischen Rassismus zwischen Weißen und Afroamerikanern ad absurdum zu führen.

„Magst du jetzt wirklich die Beach Boys nicht mehr?“

Mark Watson (C. Thomas Howell, „Die Outsider“) und sein Kumpel Gordon Bloomfeld (Arye Gross, „House 2“) ergattern beide einen Studienplatz an der Harvard Law School der Harvard-Universität. Marks Vater jedoch verspürt so überhaupt keine Lust mehr, seinem Filius das Studium zu finanzieren, also benötigt Mark ein Stipendium. Mark findet eine Möglichkeit – diese steht jedoch lediglich Afroamerikanern zur Verfügung. Mark zieht die Konsequenz und färbt seine Haut mittels Bräunungsmitteln dunkel, um an das Stipendium zu kommen…

„Sie haben gelernt, was es heißt, ein Schwarzer zu sein!“

Wer vollkommen unbedarft an „Soul Man“ herangeht, sieht sich zunächst mit ein paar müden Gags im Umfeld privilegierter karrieristischer Jugendlicher, die weiße Klamotten tragen und auf langweiligen Partys nichtssagenden Pop hören, konfrontiert. Doch wer glaubt, Miner habe damit seine sympathietragenden Protagonisten etablieren wollen, irrt glücklicherweise, denn schnell ist’s mit dem Lotterleben vorbei und Mark „muss“ sich als Schwarzer durchschlagen. Neben der ihn mit „positiven“ Vorurteilen in Bezug auf seine Sexualität begegnenden Kommilitonin Whitney (Melora Hardin, „Der stählerne Adler“) und ihrem spießigen Vater (Leslie Nielsen, „Alarm im Weltall“) lernt er seinen farbigen Professor Banks (James Earl Jones, „Exorzist II – Der Ketzer“) kennen sowie die aus San Diego stammente Kommilitonin Sarah Walker (Rae Dawn Chong, „Geschichten aus der Schattenwelt“), ebenfalls Afroamerikanerin, die alleinerziehende Mutter ist und nebenher jobben muss, um ihr Studium zu finanzieren – da ihr jemand das Stipendium weggeschnappt hat…

Über die Ethnophilie Whitneys hinaus sieht er sich unterschiedlichen Formen rassistischer Vorurteile und ihren Folgen ausgesetzt, sei es, als man sich beim Basketball fast um ihn prügelt, weil man ihm ungesehen hervorragende Spielkünste attestiert, sei es, als Mitstudenten nie um einen schlechten Witz auf Kosten Farbiger verlegen sind oder er Opfer von Polizeiwillkür wird. Ihren Romantik-Anteil bezieht die Komödie (zunächst etwas bemüht) aus dem Umstand, dass sich Mark in Sarah verliebt, was mit immer stärkeren Gewissensbissen einhergeht. Zudem fällt es Mark zunehmend schwer, in seiner Rolle zu bleiben und droht spätestens dann aufzufliegen, als ehemalige Klassenkameraden aus Los Angeles hinzustoßen oder in einer köstlich turbulenten Szene verschiedene Parteien in Marks WG aufeinandertreffen.

Miner nimmt in seinem Film rassistische Klischees aufs Korn und visualisiert diese auch durchaus amüsant, auch mal hingegen eher bewusst erschreckend. Ziel ist es, weiße Zuschauer für die Thematik zu sensibilisieren und den Finger in die Wunde zu legen, dass auch Mitte der 1980er Rassismus in den USA allgegenwärtig war (und ja bekanntermaßen bis heute noch ist). Am überzeugendsten ist dabei das Kernstück des Films zwischen Prolog und kitschigem Happy End, gegen Ende zündet der Humor leider kaum noch und verliert der Film zusätzlich an Biss. Mit am schlimmsten ist eine Anhörung Marks vor einem Komitee, vor dem sein Freund Gordon eine hochgradig alberne Anwaltsfarce liefert – zumal diese Szene derart unversehens hereinbricht, dass es wirkt, als fehle auf der DVD etwas vom Film (was ich beim Ramschlabel „Best Entertainment“ wohlgemerkt für möglich halte). Natürlich ist es generell ein etwas schwieriges Unterfangen, versucht man sich als Weißer in die Rolle eines Schwarzen hineinzuversetzen – ob nun als Filmrolle oder als Autor bzw. Filmemacher. „Soul Man“ ist intelligent genug, exakt diesen Umstand von Professor Banks noch einmal ansprechen zu lassen und somit auch der Kritik am Blackfacing zumindest ein Stück weit den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Aufgrund manch miesen Gags und der Kitschoffensive gegen Ende ist zwar auch hier „gut gemeint“ bisweilen fast schon das Gegenteil von „gut gemacht“, dennoch handelt es sich um ein interessantes Kuriosum in Steve Miners Filmographie, das ich, der ich durchaus auch Freund der leichten Muse bin, doch überm Durchschnitt ansiedeln möchte. Die schauspielerische Leistung manch Jungmimes und die unmissverständlich antirassistische Aussage, die zumindest in den USA eine größere Anzahl Jugendlicher quer durch die Schichten erreicht haben dürfte, sprechen dafür.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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