The Card Counter Regie: Paul Schrader
Mit Oscar Isaac, Willem Dafoe.
Dieser Kinobesuch war eine echte Überraschung. Paul Schrader hat doch tatsächlich einen neuen Film gedreht. Und ein weiteres mal definiert er seinen/einen "Travis Bickle", schuldbeladen und mit seinem Blick auf Amerika. Im Vorgänger FIRST REFORMED war es der Geistliche dargestellt von Ethan Hawke, der durch diverse traumatische Erlebnisse solange zweifelt bis er seine Konsequenzen zieht. Hier ist es ein Profi-Karten-Spieler, der sich William Tell nennt. Wir als Zusehende ahnen anfangs schon, dass er eine schlimme Vergangenheit hat und als diese zum ersten Mal von Schrader als extrem verzerrter Traum ins Bild gerückt wird, wirkt dies wie ein furchtbarer Schock.
Im großen und ganzen geht es wieder einmal um Schuld, Sühne, Vergebung und Rache und wie dies alles Generationen übergreifend Menschen schädigt. Und kann man gewisse Taten überhaupt vergeben? Oscar Isaac als Tell ist unfassbar. Sehr zurück genommen hätte ich ihn fast nicht erkannt. Er trägt damit den ganzen Film. Ich finde zwar, dass diese ganze Profi-Poker-Welt nicht so ganz zu Tells Vergangenheit passen will und dies wurde meiner Meinung nach von Schrader in FIRST REFORMED besser gelöst, ist aber das berühmte Meckern auf hohem Niveau. Denn auch in THE CARD COUNTER sehen wir tolle Bilder wenn Tell an den Pokertischen sitzt und durch die dazugehörigen Casinos schleicht. Und die besagte Sequenz, als das erste Mal Tells Vergangenheit in Bilder gefasst wird, werde ich wohl niemals vergessen. Schön ist auch, dass mit THE CARD COUNTER endlich mal wieder ein Film von Schrader regulär ins Kino kommt.