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Herstellungsland: USA / Japan / Deutschland (2004)
Regie: Takashi Shimizu
Darsteller: Sarah Michelle Gellar, Bill Pullman, Jason Behr, William Mapother, Clea DuVall, KaDee Strickland, Grace Zabriskie, Rosa Blasi, Ted Raimi, Ryô Ishibashi, Yôko Maki, Yuya Ozeki u. A.
Die amerikanische Familie Williams bezieht in Tokio eine scheinbar ganz gewöhnliche Doppelhaushälfte, doch seltsame Ereignisse beginnen sich zu häufen. Eines Tages, als die US-Studentin und Krankenschwester Karen Davis (Sarah Michelle Gellar) ihren Job als Pflegerin der alten Mutter Emma antreten will, ist die Familie verschwunden, die alte Frau katatonisch. Kare selbst findet in der Wohnung einen seltsamen, kleinen Jungen, doch sie ahnt nicht, daß die unheimlichen Ereignisse damit auf sie übergesprungen sind. Auf dem Haus lastet ein Fluch aus der Vergangenheit, der früher oder später jeden tötet, der damit zu tun hatte. Notgedrungen macht sich Kare mit ihrem Freund Doug (Jason Behr) daran, das Rätsel zu lösen, während der Fluch immer größere Kreise zieht...
Nach einem TV-Zweiteiler und zwei japanischen Kinoverfilmungen folgte im Jahre 2004 das Remake der Ju-on/Grudge-Gruselmär (nicht nur) für den US-amerikanischen Markt. Die Regie blieb erfreulicherweise in der Hand des Japaners Takashi Shimizu, der ein Händchen dafür hat, seine eigentlich recht einfach gestrickte Geschichte um einen tödlichen Fluch – jeder, der das Spukhaus betritt, stirbt – ansprechend und vor allem hochgradig gruselig und ausweglos pessimistisch zu inszenieren.
Auch „The Grudge – Der Fluch“ appelliert an unterbewusste Ängste vor dem Übernatürlichen, vor fiesen Gespenstern, wie man sie sich vermutlich bereits als Kind in seinen schlimmsten Alpträumen ausgemalt hat. Die Handlung beließ man in Japan, aber eine Reihe US-amerikanischer Schauspieler bedient westliche Sehgewohnheiten und erleichtert die Wiedererkennbarkeit der Charaktere. Die Hauptrolle fiel auf Sarah Michelle Gellar, die mit der eher nervigen Serie „Buffy – Im Bann der Dämonen“ große Berühmtheit erlangte, hier aber geschickter Weise nicht als strahlendes Blondchen eingesetzt wird, sondern eine verunsicherte Austauschstudentin, in Mimik und Optik vom Kulturschock gezeichnet, glaubwürdig zu verkörpern versteht.
Der antichronologische Aufbau der episodenhaften Handlung wurde etwas abgeschwächt und wirkt nicht ganz so sperrig wie vor allem seinerzeit beim TV-Erstling, mag insbesondere „Ju-on“-ungeübte Zuschauer dennoch verwirren. Am deutlichsten orientiert sich dieses Remake am japanischen Kino-Erstling „Ju-on: The Grudge“, greift aber auch die eine oder andere gelungene Idee aus den anderen „Ju-on“-Filmen auf. Insofern ist dieses Remake nicht unbedingt Pflichtstoff, wenn man die Originale bereits kennt, aber in jedem Falle gut gemacht: Fast alles, was das Original so unheimlich und gleichzeitig faszinierend gemacht hat, blieb erhalten, wurde hier und da sogar ein wenig verfeinert, und Shimizu scheint mir sehr darauf bedacht gewesen zu sein, sich nicht zugunsten polternden Popcorn-Kinos an sein westliches Publikum anzubiedern. Variiert wurde ein wenig bei den Masken; so sieht kleine Junge nun mal menschlich und mal wie gewohnt, ähm, „geistlich“ aus. Die Geräuschkulisse sorgt nach wie vor für Unbehagen, die Schockeffekte sitzen und das Gefühl der Ausweglosigkeit und Unsicherheit überträgt sich bis aufs heimische Sofa. Der nun natürlich etwas mangelnde Schuss Exotik wird durch Zugeständnisse an hiesige Sehgewohnheiten wettgemacht, so dass ich „The Grudge – Der Fluch“ letztlich als genauso stark empfinde wie die japanische Kinoauswertung.
Eine Szene, die mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, möchte ich hervorheben: Wenn gegen Ende die Gellar die Vorgänge im Haus beobachtet und es zu einer kurzen Berührung zwischen ihr und Peter kommt, obwohl er sie nicht sehen kann, da sie physisch gar nicht anwesend ist, scheinen sich kurz die Zeitebenen zu überschneiden, was entsprechend in der Mimik der Protagonisten seinen Ausdruck findet. Ein wunderbarer Suspense-Moment.
Natürlich kann man über Sinn und Unsinn eines solchen Remakes streiten, „The Grudge – Der Fluch“ gehört aber zu den angenehmen Vertretern seiner Zunft.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Absoluter Knaller, der Film. Sicher nicht neu erfunden, da überwiegend Elemente der anderen Filme übernommen wurde, aber nach wie vor wirkungsvoll. Für Europäer gibt es eine bessere Idenfikation, da einige Amerikaner mitspielten. Nach so vielen Japan Suspensern bin ich immer noch nicht genervt, ich mag die Art und diese Filme schaffen es, wirklich noch Grusel zu erzeugen als diese ganzen anderen modernen Amis und Euro-Dinger.
buxtebrawler hat geschrieben:Eine Szene, die mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, möchte ich hervorheben: Wenn gegen Ende die Gellar die Vorgänge im Haus beobachtet und es zu einer kurzen Berührung zwischen ihr und Peter kommt, obwohl er sie nicht sehen kann, da sie physisch gar nicht anwesend ist, scheinen sich kurz die Zeitebenen zu überschneiden, was entsprechend in der Mimik der Protagonisten seinen Ausdruck findet. Ein wunderbarer Suspense-Moment.
Stimmt, die Szene ist einfach hervorragend. Bei der Ju-on-Reihe bietet das Remake einfach eine wunderbare Ergänzung, da alles etwas edler aussieht (das Haus wurde neu gestaltet, hat aber die wesentlichen Elemente behalten), der Film nicht amerikanisiert wurde, sondern der überlieferten Geschichte treu bleibt (auch Takako Fuji ist natürlich als Kayako dabei und darf auch ein paarmal in ihrer menschlichen Variante auftreten) und nur um ein paar Amerikaner erweitert wurde, auch hier gefällt mir die Besetzung: Sarah Michelle Gellar hat einfach die richtige Ausstrahlung für Mysterystoffe und auch z. B. Grace Zabriskie und Clea Duvall sehe ich sehr gerne.
Das Thema "Kulturschock" wird hier auch in ganz lustigen Szenen verarbeitet, z. B. muss sich Clea Duvall beim Fertigsuppenkauf behelfen, indem sie eine Packung mit dem Finger anbohrt und dran riecht, da sie die Etiketten nicht lesen kann. Und in einer entfernten Szene sieht man unmittelbar, nachdem Karen (Gellar) ihren Freund darüber belehrt hat, dass man sich in Japan nicht in der Öffentlichkeit küssen sollte, ein japanisches Pärchen, das ebendieses ziemlich wild praktiziert.
Was ich gerne wüsste: Was steht eigentlich so alles in Kayakos Tagebuch?
Jedenfalls ein toller Film und für Freunde der Originalfilme keinesfalls ein Ärgernis wie im Falle anderer Remakes.
Adalmar hat geschrieben:Das Thema "Kulturschock" wird hier auch in ganz lustigen Szenen verarbeitet, z. B. muss sich Clea Duvall beim Fertigsuppenkauf behelfen, indem sie eine Packung mit dem Finger anbohrt und dran riecht, da sie die Etiketten nicht lesen kann. Und in einer entfernten Szene sieht man unmittelbar, nachdem Karen (Gellar) ihren Freund darüber belehrt hat, dass man sich in Japan nicht in der Öffentlichkeit küssen sollte, ein japanisches Pärchen, das ebendieses ziemlich wild praktiziert.
Trotz mehrmaliger Sichtung sind mir solche Details gar nicht aufgefallen
Adalmar hat geschrieben:Was ich gerne wüsste: Was steht eigentlich so alles in Kayakos Tagebuch?
Das wäre doch mal Stoff für ein Prequel.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Habe "The Grudge" auch wieder mal gesehen, und vielleicht spricht da auch der hemmungslose J-Horror-Fan aus mir, aber ich bin immer wieder beeindruckt, wie konsequent Shimizu seine Vision hier gegen mögliche Amerikanisierungsversuche durchgesetzt hat. Drehbuchautor Stephen Susco hat eigentlich nur fertige Handlungselemente neu zusammengesetzt. So bekommen wir hier eine aufpolierte, aber nicht banalisierte Kombination aus Elementen von "Ju-on: The Curse" Teil 1 (Geschichte um Peter Kirk - Bill Pullman) sowie "Ju-on: The Grudge" Teil 1 (Geschichte um Karen Davis - Sarah Michelle Gellar) zu sehen. Andererseits glaube ich aber auch, dass Sam Raimi vielleicht an seine eigenen Anfänge als Low-Budget-Horrorfilmer gedacht hat und deshalb Shimizu nicht mit US-Popcornklischees überfahren wollte.
Es empfiehlt sich übrigens absolut, hier statt zur Kinofassung zum Director's Cut zu greifen. Dieser ist auf der dt. "Premium-Edition" als Extra zu finden (unsinnigerweise, denn die Kinofassung braucht eigentlich niemand, der den DC hat ...) Dazu kommt noch, dass der DC nur mit Untertiteln auf der DVD ist, genauer gesagt nur mit Untertiteln für Hörbehinderte Da empfiehlt sich also, auf Englisch zu schalten, da die wenigen und kurzen japanischen Dialoge sich aus dem Zusammenhang erschließen, falls man nicht ständig Sachen wie "Unheimliche Musik" eingeblendet haben will. Wie Kayakos Erkennungsgeräusch in Untertitel übersetzt wird, möchte ich eigentlich gar nicht wissen. Auf der US-DVD zum Director's Cut gibt es immerhin normale englische Untertitel.
Danke für den Tipp. Den DC kenne ich noch nicht, selbst die Kinoversion habe ich erst vor wenigen Monaten gesehen. Ich war ebenfalls sehr angetan und würde 7,5/10 locker machen. Nur Teil 2 fand ich leider total unterirdisch.
Was hat dir denn an Teil 2 nicht gefallen? Finde den durchaus auf demselben Niveau wie den ersten. Einzelne aus dem japanischen Ju-on: The Grudge 1 übernommene Elemente funktionieren sogar besser als im Original:
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Aubrey Davis verwandelt sich, nachdem sie (wie Rika im japanischen Vorbild) von Takeos Geist umgebracht wurde (geradezu quälend ausführlich dargestellt), ebenfalls in einen Rachegeist, was m. E. durch ihre desolate Situation, nachdem ihre Schwester tot ist und sie von ihrer Mutter dermaßen verachtet wird, für mich noch besser funktioniert als bei Rika.
Nur bei Teil 3 (anscheinend ohne aktive Beteiligung von Shimizu und mit einer anderen Kayako-Darstellerin) lässt die Qualität dann deutlich nach.
Für mein Empfinden wurde der zweite Teil in der Postproduktion komplett zerstört. Aufgrund der Dosierung und dem Timing der Schocksequenzen konnte ich den Film nur noch unfreiwillig komisch aufnehmen. Auch die Soundeffekte stellten mal wieder ein Ärgernis dar (woran auch viele aktuelle Produktionen im Genre kranken). Manches ließe sich vielleicht schon beim ersten Teil kritisieren, doch nicht in diesem, für mich störenden Ausmaß.
Eine solch comichafte Gimmick Revue, sollte wenn dann im vollen Bewusstsein wie beispielsweise in einem Nightmare Sequel erfolgen. Wie du siehst, hat mich die Machart dermaßen abgestossen, dass ich inhaltlich gar nichts mehr kritisieren kann, der Film hat mich relativ früh nicht mehr mitgenommen. Vielleicht bekommt er nochmal eine Chance, als grosser Genrefreund sollte ich ihm die einräumen, in der Zwischenzeit müssen sich andere an dem Werk erfreuen.
Eins noch, zwar nicht ausschlaggebend, mir aber eine Anmerkung wert, den Score fand ich im Remake, trotz der wenigen Motive, sehr gelungen (ich mag Young's Klavier- und Spieluhrmelodien), im zweiten Teil, wiederum von Christopher Young (Hellraiser 1 & 2), blieb mir nichts neues und auch keine Variation im Gedächtnis.