The Hooker with a Heart of Gold - Brad Jones

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DrDjangoMD
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The Hooker with a Heart of Gold - Brad Jones

Beitrag von DrDjangoMD »

Originaltitel: The Hooker with a Heart of Gold

Land: Amerika

Jahr: 2011

Buch und Regie: Brad Jones

Darsteller: Sarah Lewis, Brian Lewis, Brad Jones, Ryan Mitchelle, Jillian Zurawski,…

Handlung:
Auf der Flucht vor ihrem Zuhälter Zalman (Brad Jones) wird eine Prostituierte (Sarah Lewis) mit goldenem Herzen (metaphorisch gemeint) von dem liebenswerten Mad Scientist von nebenan Dr. Rogen (Brian Lewis) überfahren. Der Gutste hat aber ein schlechtes Gewissen und belebt sie wieder indem er ihr ein Herz aus Gold (nicht mehr metaphorisch gemeint) einsetzt. Die leichte Dame verliebt sich in ihren Lebensretter, der sie aus ihrer unbefriedigenden Existenz befreien könnte, wäre da nicht der Boss der Bosse Steele (Brad Jones), welcher dem Doc seinerzeit das goldene Herz finanziert hat und nun seine Anlage zurück möchte…Selbst wenn er sie persönlich aus der Brust der Prostituierten herausschneiden müsste…

Kritik:
„The Hooker with a Heart of Gold“ ist ein feiner Amateurfilm von und mit Brad Jones. Der gute Mann hat in seinem Leben genug Exploitationfilme gesehen um die Grundlagen der Regie zu beherrschen und da „The Hooker with a Heart of Gold“ nicht mal sein erster Streifen ist, bekommen wir unter seinen Fittichen eine sehr bodenfeste Regie, die dem Film durchgehend Atmosphäre verleiht und es schafft über zwei Stunden (!) die Spannung aufrecht zu erhalten.
Dies bewerkstelligt er unter anderem indem er öfters den Grundton seiner Handlung ändert. Der Anfang gemahnt noch an ein bewegendes Sozialdrama, mit der gutmütigen Prostituierten, die ihrer Welt entkommen will. Eine Storyline, welche schon in anderen Filmen zur genüge ausgeschlachtet wurde. Jones schafft es aber eine sehr düstere Stimmung aufkommen zu lassen, formt mit Szenen nächtlicher Straßen eine Unwelt, in der sich niemand wohl fühlen kann. Des weiteren bringt er die Bedrohung, die von skrupellosen geldgeilen Zuhältern ausgeht glaubhaft rüber.
Mit der lächerlichen Wiederbelebung der Verkehrstoten in der Kellerwohnung eines lokalen Möchtegernchirurgen balanciert der Film an der Klippe des Trashes, ohne dabei abzustürzen. Natürlich kann die Operation so niemals funktionieren und das angeschlossene Liebesverhältnis zwischen der Prostituierten und dem Typen, der sie umgebracht und anschließend wiederbelebt hat ist im Grunde mehr lächerlich als glaubhaft; nach all der Dramatik der ersten halben Stunde ist uns so eine Auflockerung aber mehr als willkommen und durch die gutmütige Charakterzeichnung des Doc halten wir zu der sich anbahnenden Liebe und werden von dem eigentlich trashigen Geschehen bewegt.
Doch mit dem Auftauchen der Figur Steele kommt wieder ein wenig Tragik ins Bild. Die anstrebenswerte Liebe kommt in Gefahr, Menschen sterben, die Lage spitzt sich zu, was aber wieder so gut von Jones an die vorige Handlung angeknüpft wurde, dass es vollkommen glaubhaft ist. Gleiches gilt für das Ende, welches eindeutig eine Persiflage auf das Genre Racheaktion ist. Im Gegensatz zum Rest wieder mehr albern als seriös aber durchaus ins Gesamtbild passend.
Noch dazu muss Brad Jones auch für die cleveren Dialoge gratuliert werden. Sie zeigen auflockernden Witz, wo Tragik vorherrscht und fesselnde Tiefe wo eigentlich Komik vermutet wird. Noch dazu wartet das Drehbuch mit mehr zitierfreudigen coolen Sprüchen auf als jeder Tarantino-Film zusammen.
Die Darsteller sind zwar durch die Bank weg Laien aber erstens machen sie ihre Sache wirklich gut, zweitens haben die Freunde und Nachbarn des Brad Jones durch seine anderen Filme schon Erfahrungen gesammelt und letztens hat ihnen der Gutste so grenzgeniale Charaktere auf die Leiber geschrieben, dass auch mit mittelmäßigen Schauspielkünsten ein positiver Eindruck entsteht.
Sarah Lewis zeigt darstellerisches Talent. Ihre Prostituierte schafft den großen Sprung von der gutmütigen Erdmutter, die in einer Welt voller böser Menschen gefangen ist zur gnadenlosen Rächerin a la Django, die keine Gefühlsregung zeigt einen unbewaffneten gefesselten Mann in die Hölle zu schicken, nachdem er keinen Nutzen mehr für sie hat, ohne dabei unglaubwürdig zu erscheinen.
Brian Lewis ist als Doc der eindeutige Sympathieträger. Er hat zwar einige schlechte Eigenschaften, wie sein Alkoholproblem, aber er ist auf so eine kindlich einfache Art gutmütig, dass man die Figur einfach lieben muss.
Die beiden dankenswertesten Rollen hat Brad Jones aber für sich selbst aufgehoben. Der Zuhälter Zalman ist ein total komischer Kauz, eine Mischung aus Mafiosi und Späthippie, mit Langhaarperücke und Videospielsucht ist er in der ersten halben Stunde für die meisten Lacher verantwortlich, kann, wenn er seine Wumme rausholt aber durchaus auch erschreckend und vollkommen Skrupellos rüberkommen. Des weiteren nutzt Jones die Figur um sich über seine eigene Sammlerleidenschaft von Filmen lustig zu machen.
Natürlich aber ist Zalman bei weitem nicht so skrupellos wie der große Bösewicht himself, Steele. Steele ist so eine Type, wie sie im Goldfinger-Song besungen wird. Er schmeichelt sich bei den Leuten (und beim Publikum) ein, macht sie glauben, dass er ihr Freund ist, betört sie, umgarnt sie und wenn er dann mal in der Laune dazu ist, jagt er ihnen eine Kugel durch den Kopf. Er verhält sich aber nicht nur wie ein typischer Bond-Bösewicht, er sieht auch so aus. Mit seiner Augenklappe, seinem Hinkebein, seiner Armprothese und seinem manischen Lächeln ist er mehr cartoonhaft als glaubwürdig, was sich aber immer gut in den gerade vorherrschenden Ton des Filmes einfügt und von Jones mit dem passenden Overaction dargestellt wird.
Fazit: Absolut sehenswert. Mitreißende Regie, witzige Dialoge, clevere Handlungsverläufe, einprägsame Figuren und natürlich die hinreißenden Darstellungen von Brad Jones machen diesen Amateurfilm zu einer über zwei Stunden andauernden Freude. Ein Punkt standardmäßiger Abzug für schlechte Kameraqualität und den anderen kleinen Unstimmigkeiten, die der Film seinem geringen Budget verdankt.
9/10 (mit einem großen Plus und zwei Sternchen hintendran) :thup:
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