The Midnight Meat Train - Ryūhei Kitamura (2008)

Moderator: jogiwan

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horror1966
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The Midnight Meat Train - Ryūhei Kitamura (2008)

Beitrag von horror1966 »

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The Midnight Meat Train
(The Midnight Meat Train)
mit Bradley Cooper, Leslie Bibb, Brooke Shields, Vinnie Jones, Roger Bart, Tony Curran, Barbara Eve Harris, Peter Jacobson, Stephanie Mace, Ted Raimi, Nora, Dan Callahan, Don Smith
Regie: Ryühei Kitamura
Drehbuch: Jeff Buhler / Clive Barker
Kamera: Jonathan Sela
Musik: Johannes Kobilke / Robb Williamson
Ungeprüft
USA / 2008

Der Fotograf Leon Kaufman ist besessen von der Idee, das wahre Leben der Millionenstadt New York abzubilden. Bei seiner Suche nach dem perfekten Motiv stößt er auf die blutige Spur eines unaufhaltbaren Serienmörders, der nächtliche U-Bahnfahrgäste stumm und gnadenlos abschlachtet, als wären sie Vieh. Für wen - oder was - bereitet der Killer seine hilflosen Opfer als Nahrung zu? Auf Leon strahlt der bestialische Mörder eine seltsame Faszination aus, die ihn immer tiefer in die endlosen Tunnel der New Yorker U-Bahn lockt - und schließlich in einen Abgrund, in dem etwas Teuflisches auf ihn lauert...


Zugegeben, nach den etlichen zumeist sehr guten Kritiken über diesen Film hatte ich schon eine gewisse Erwartungshaltung, die noch darin bestärkt wurde, das mir die hier zugrunde liegende Kurzgeschichte sehr gut gefallen hat. Und erstaunlicherweise hat der Film meine recht hohen Erwartungen sogar noch übertroffen. Ich halte es für keineswegs übertrieben, wenn man behauptet, das vorliegendes Werk ein "echtes Brett" ist, das auch vor allem die Freunde der etwas härteren Gangart vollkommen zufriedenstellen dürfte. Hier gibt es wirklich viel Splatter-und Gore Szenen zu sehen, die in einer Art und Weise dargestellt werden, die das Herz im Leibe eines jeden Horrorfans vor Freude hüpfen lassen dürften.

Das Bemerkenswerte aber ist, das dies nicht auf die so oft gesehene plumpe Art und Weise gezeigt wird, denn die hier gezeigte Härte wird einem in einem sehr stilvoll wirkendem Ambiente serviert. Dazu zählt vor allem sterile und gleichzeitig düster wirkende Optik, die sich wie ein roter Faden durch den gesamten Film zieht und beim Zuschauer eine Gänsehaut erzeugt, die er in keiner Phase dieses Werkes verliert. Es geht eine ganz eigenartige und sehr intensive Wirkung vom Geschehen aus, der man sich beim besten Willen nicht entziehen kann. Teilweise entsteht sogar eine fast magische Faszination, man kann seinen Blick einfach nicht vom Bildschirm lösen, so sehr zieht einen die hier erzählte Geschichte in ihren Bann.

Dazu trägt auch der erstklassige Spannungsaufbau bei, der sich fast minütlich immer mehr verdichtet und selbst das Level der absoluten Hochspannung fast mühelos erreicht. Während der gesamten Laufzeit gibt es auch nicht die kleinste Passage, die man eventuell als unnötig oder langatmig ansehen könnte, hier passt einfach alles nahezu perfekt zusammen und ergibt im Endeffekt einen stilvollen und ziemlich harten Horrorfilm, der eine absolut beeindruckende Wirkung auf den Betrachter hinterlässt. Ganz besonders die Sequenzen, die sich im "Meat Train " abspielen, entfalten durch ihre kühle Optik und den dort stattfindenden Schlachtfesten ein gehöriges Maß an Intensität und wirken trotz aller Härte auf eine gewisse Art und Weise extrem ästhetisch. So bekommt man zu keiner Zeit das Gefühl, es hier mit einem weiteren, eher stumpfen Metzelfilm zu tun zu haben, sondern viel eher mit einem kunstvollen Werk, das in seiner Gesamtheit absolut überzeugen kann und nicht nur durch seinen hohen Härtegrad im gedächtnis haften bleibt.

Zum insgesamt excellenten Gesamteindruck tragen auch die richtig guten darsteller bei, die durch die Bank einen mehr als ur soliden Job abliefern. Zwar handelt es sich hier um etwas weniger bekannte Gesichter, jedoch dürfte vor allem Bradley Cooper in der Rolle des Fotografen Leon vielen Leuten noch aus der Serie "Alias - Die Agentin" bekannt sein, in der er den symphatischen Freund von Sydney Bristow (Will Tippin) gespielt hat. Und sein dargebotenes Schauspiel fand ich besonders hervorstechend und glaubhaft, wobei ich die leistungen der anderen Akteure aber keineswegs schmälern möchte.


Fazit:


"The Midnight Meat Train" ist ein extrem harter und sehr blutiger Horrorfilm, der aber keineswegs nur wegen seines Härtegrades, sondern besonders durch seine künstlerische Inszenierung überzeugen kann. In meinen Augen handelt es sich hier um einen Film, der sich auf einem sehr hohen Niveau bewegt und eigentlich jeden Horrorfan begeistern dürfte. Jedenfalls dürfte man sich nach Sichtung dieses tollen Filmerlebnisses zweimal überlegen, ob man in die nächste U-Bahn einsteigt, vor allem dann, wenn es sich um die letzte nächtliche Fahrt handelt.



9/10
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buxtebrawler
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Re: The Midnight Meat Train - Ryühei Kitamura

Beitrag von buxtebrawler »

Bei „Midnight Meat Train“ handelt es sich um eine Verfilmung einer mir unbekannten Kurzgeschichte von Clive Barker („Hellraiser“), die im Jahre 2008 von Barker, der auch am Drehbuch beteiligt war, höchstpersönlich produziert wurde. Als Regisseur agierte der Japaner Ryûhei Kitamura. Aufgrund seines angeblich hohen Härtegrads und vieler positiver Kritiken war ich sehr gespannt auf diesen Film und legte mir die nicht gerade günstige, schweizerische Uncut-Fassung zu, auf die sich meine Kurzkritik sodann auch bezieht.

Was ich, „Hellraiser“ im Hinterkopf habend, zu sehen bekam, war leider nicht der von mir erwartete ähnlich hochklassige Horrorfilm, sondern eine selbstzweckhafte CGI-Splatterorgie mit einem zwar durchaus imposanten Vinnie Jones als brutalem Metzgermeister, dessen vollkommen übertriebenen Metzeleien durch die Computereffekte aber jeglicher Realismus und damit jede Wirkung genommen werden. Da fliegen Augäpfel durch die Gegend und spritzt das Blut gleich literweise; mich lässt das alles vollkommen kalt und ich wähne mich in einem Computerspiel. Aus der Geschichte hätte man eine wundervoll mystische Angelegenheit machen können; eine Verschwörung, die darauf abzielt, das muntere urbane Treiben ungestört zu ermöglichen, indem sie zahlreiche Opfer billigend in Kauf nimmt und den Mantel des Schweigens bereits über Jahrhunderte hinweg darüber hüllt – bis ihr jemand auf die Spur kommt, der nicht bereit ist, das so hinzunehmen und fast wahnhaft von seiner Neugierde getrieben wird. Gelungen ist so etwas Ähnliches z.B. fabulös bei „Stephen Kings Es“. Stattdessen hält sich „Midnight Meat Train“ in seiner künstlichen Optik mit unnötigen, störenden Nebenhandlungen auf, die weder die Dramaturgie noch den Logikgehalt voranbringen, sondern lediglich verwirrte Zuschauer hinterlassen. So pendelt die Handlung zwischen CGI-Splatter und Nebensächlichkeiten und schon bald ist der mitdenkende Zuschauer in der Lage, das Ende und sogar die Schlusspointe vorherzusehen, hofft aber, eine – so schwer das bei Barker-Verfilmungen auch sein mag – halbwegs logische Erklärung durch weitere Hintergrundinformationen oder wenigstens ein paar interessante Details zu erfahren. Leider bleibt all dies größtenteils aus, so dass die Geschichte, die in Printform vermutlich funktioniert, halbgar und fast schon doof erscheint. Bleibt noch die Hoffnung auf ein packendes Finale, das aber zu Gunsten einer menschlichen Schlägerei aufgegeben wird, denn die Kreaturen, die zu Gesicht zu bekommen man die gesamte Zeit drauf hingefiebert hat, machen sich sehr rar.

Dadurch hinterlässt „Midnight Meat Train“ einen recht zwiespältigen Eindruck. Die Erwartungshaltung des Zuschauers wird kaum erfüllt, es wird ihm aber auch kein adäquater Ausgleich angeboten. Stattdessen wurde viel Potential verschenkt. Für seine Kurzweiligkeit (immerhin wird man bei der Stange gehalten, wenn auch letztendlich enttäuscht), den schweigsamen Vinnie Jones, den Mut zur (leider CGI-)Härte und manch interessante Kameraarbeit zücke ich dann doch noch wohlwollende 6/10. Wenn so aber ein sehr guter moderner Horrorfilm aussehen soll, bin ich mit meinen 30 Lenze wohl endgültig raus und sollte mir überlegen, zukünftig gänzlich die Finger von Neuerscheinungen zu lassen...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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untot
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Re: The Midnight Meat Train - Ryühei Kitamura

Beitrag von untot »

Also für mich war Midnight Meat Train eine der Überraschungen von 2008, mir hat der wirklich sau gut gefallen!
Ich fand die CGI Effects zwar auch teilweise übertrieben, aber nicht so störend als das es mir den Film vermiest hätte!
Ich schließ mich Horror an und zück hier ne...
9/10
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Onkel Joe
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Re: The Midnight Meat Train - Ryühei Kitamura

Beitrag von Onkel Joe »

Mir hat er auch sehr gut gefallen, tolle Bilder und Vinnie ist ein echter bringer :thup: .
8-9/10
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horror1966
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Re: The Midnight Meat Train - Ryühei Kitamura

Beitrag von horror1966 »

Sehr schön, das wenigstens Ihr meiner Meinung seid. :thup:
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untot
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Re: The Midnight Meat Train - Ryühei Kitamura

Beitrag von untot »

Onkel Joe hat geschrieben: und Vinnie ist ein echter bringer :thup: .
8-9/10
Ja, allein schon der Blick von ihm ist furchterregend! :thup:
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Onkel Joe
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Re: The Midnight Meat Train - Ryühei Kitamura

Beitrag von Onkel Joe »

untot hat geschrieben:.... allein schon der Blick von ihm ist furchterregend! :thup:
Und nicht nur dieser ;) :mrgreen: :
 ! Nachricht von: buxtebrawler
Entfernt, da beim Bildhoster TinyPic leider nicht mehr verfügbar.
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purgatorio
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Re: The Midnight Meat Train - Ryühei Kitamura

Beitrag von purgatorio »

via NSM Records auf facebook:
Midnight Meat Train Info:

Liebe Filmfreunde & Horrorfans,

Eine gute und zu gleich nicht so gute Nachricht,
Bei der Durchsicht der bis dato noch nicht erschienenen Kinofassung ist uns aufgefallen das Teile der deutschen Synchronisation beim Upmix für die Extended Version einfach vergessen wurden. Viele werden jetzt sicher der Meinung sein das wir es hätten lassen sollen da es bis jetzt niemanden aufgefallen ist. In diesem Punkt sind wir aber der Meinung dass diese kleinen Teile wichtig sind und wir unseren Kunden eine komplett synchronisierte Fassung anbieten wollen. Als zusätzlicher Bonus wird auf dem kommenden Mediabook Release die Kinofassung des Films auf der Blu-Ray mit enthalten sein.

Somit wird Midnight Meat Train am erst 31.08. dafür erstmals komplett synchronsiert auf DVD & erstmals überhaupt legal auf deutsch als Blu-Ray erscheinen.

Diese Verschiebung auf 31.08 ist Aufgrund der Korrektur leider notwendig!
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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jogiwan
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Re: The Midnight Meat Train - Ryühei Kitamura

Beitrag von jogiwan »

U-Bahn-Filme haben bei mir ja immer einen Stein im Brett und natürlich finde ich auch die kühl beleuchteten Undergrund-Locations von Kitamuras „The Midnight Meat Train“ ganz außerordentlich gelungen. Überraschend auch die grimmige Härte, die dieser Film ausstrahlt und dabei im Directors Cut wenig Rücksicht auf die Befindlichkeiten des Mainstreams nimmt. Die Kamera nimmt ja im Verlauf des Streifens immer wieder recht extravagante Positionen ein und vor allem im Zweikampf bei dem sich die Kamera innerhalb und außerhalb eines Wagons rund um die beiden Darsteller dreht ist schon zweifelsfrei sehr gelungen. Auf der anderen Seite meint es der japanische Regisseur mit seinen artifiziell wirkenden CGI-Splatter-Momenten fast ein bisschen zu gut und auch die finale Auflösung kann nicht so ganz mit der bis dahin aufgebauten Spannung des Streifens mithalten. Insgesamt würde ich „The Midnight Meat Train“ aber aufgrund seiner Kompromisslosigkeit sicher zu den besseren Horrorstreifen der jüngeren Zeit zählen und es würde mich interessieren, wie viele Bradley „Hangover“ Cooper-Fans hier ihr blutig-blaues Wunder erlebt haben. „Bitte treten sie vom Fleisch weg!“ ;)
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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manuel-mandarine
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Re: The Midnight Meat Train - Ryühei Kitamura (2008)

Beitrag von manuel-mandarine »

Was man hier alles findet... :palm:
Der "Mitternachts Fleisch Zug" also...
Nun, wenn ich mir hier so eure Kommentare durchlese gibt es dem Ganzen fast nichts hinzuzufügen...
Aber man könnte das Ganze verbinden...
Denn einerseits verstehe ich die Meinungen, die ihn als absolut fantastischen Film betiteln, andererseits auch buxtebrawler, wenn er sagt, dieser Film hat sich unnötig viel CGI und selbstzweckhaftes Morden auf die Fahne geschrieben... Letztere Meinung kann ich aber nur vollends nachvollziehen, wenn man hier wirklich mit einem Clive Parker Film ala "Hellraiser" gerechnet hat... Nur warum sollte man das tun?
Klar, Parker war schon immer auf Fetisch-Movies spezialisiert...
Ist das hier nun einer jener Fetisch-Filme? Hellraiser ist das mit Sicherheit! Aber Hellraiser ist auch ganz anders gelagert, ganz anders inszeniert... Hellraiser ist einfach abgrundtief böse... Midnight Meat Train kratzt gerade mal an dieser Oberfläche. Da ist es nun auch egal, dass er um ein vielfaches härter ist als Hellraiser, er ist trotzdem bei weitem nicht so finster! Überhaupt, welcher Film ist unter seiner Oberfläche so abgrundtief bösartig wie Hellraiser?
Da gibt es sicher nicht viele Beispiele.
Deshalb sollte man aber beide Filme auch nicht in irgendeiner Form in Einklang zu bringen versuchen...
Denn Hellraiser war DAS Parker-Meisterwerk! Midnight Meat Train "nur" ein sehr, sehr guter Horrorfilm.
Ich finde sogar, dass die Grundstimmung des nächtlichen New York die Stimmung in Hellraiser übertrifft!
Nur ist Hellraiser einfach wesentlich konsequenter!
Midnight Meat Train ist auch konsequent, keine Frage, doch ist er zu sehr auf Hochglanz getrimmt... Hellraiser war dreckig und böse... Das ist der Unterschied.
Aber am Ende:
Ich gebe dem "Mitternachts Fleisch Zug" dennoch 08/10 Punkten, weil er einerseits eben doch einer jener parkerschen Fetisch-Movies ist (Fleisch... ;) ) und des weiteren atmosphärisch das beste war, das in letzter Zeit auf den Markt gekommen ist!
Hellraiser allerdings gebe ich 09/10 Punkten, weil er einfach einer der bösartigsten Filme aller Zeiten ist!
Ich bin der Schmerz ;)
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