THE THING (2011) Besprechung Nummero duo
Meine gestern erfolgte Zweitsichtung bot wieder einiges an Unterhaltungswerten. Der Film ist über die gesamte Laufzeit auch beim zweiten Mal durchaus spannend und vermag dem Betrachter die notwendige Aufmerksamkeit abzuverlangen. Das Creature-Design ist und bleibt überzeugend, trotz der unnötigen CGI-Überarbeitung. Die ursprüngliche Special-FX mit Modellen hätte hier ebenfalls ausreichend Potenzial entfalten können und die Glaubwürdigkeit der Kreatur erhöht. Eine weniger starke Set-Ausleuchtung, die zum Verstecken der Mechaniken notwendig gewesen wäre, hätte der Stimmung keinerlei Abbruch getan, eventuell wäre es sogar förderlich gewesen – wir werden es wohl nie erfahren. Jedoch bleibt auch ein weiteres Mal zu konstatieren: Das Zeug zum zeitlosen Klassiker hat der Film mit Sicherheit nicht. Wie weiter oben schon geschrieben, halte ich eine Orientierung an den Originalen nicht nur für potenziell möglich, sondern auch für wünschenswert. Immerhin will sich der Film ja in eine Gruppe thematisch gleicher Filme einreihen. So warten einige Szenen für Kenner der älteren Streifen mit unterhaltsamen Bezügen und Anspielungen auf, die sowohl ins Jahr 1982 als auch ins Jahr 1951 verweisen. An sich ist das recht gut gelungen. Auch diverse Ähnlichkeiten im Set-Aufbau und auch in Handlungsweisen der Protagonisten sind hier trotz ständiger Auffälligkeit nicht unbedingt störend, da der Film ja zeitlich kurz vor der Carpenter-Variation spielt und die Station somit auf identischem technischem Stand sein musste. Auch zwingt der vom ewigen Eis begrenzte Aktionsraum einfach zu ähnlichen Handlungen und Spielräumen.
Allerdings hab ich massive Einwände bezüglich des Finales. Durch die komplette UFO-Sequenz ist der Film irgendwie versaut worden, obwohl eben diese andererseits natürlich dennoch eine Existenzberechtigung hat, da ja der UFO-Fund im Carpenter-Film irgendwie erklärt werden musste. Aber eventuell hätte man eine hübschere und auch subtilere Variante finden sollen. Alles Weitere verlege ich mal unter eine hübsch dekorative Spoiler-Warnung:
SPOILER (hier drunter verbirgt sich wahrlich noch viel Text
)
► Text zeigen
Relativ früh im Film wird die Frage in den Raum geworfen, warum die Kreatur die Behaglichkeit des Schiffes verließ. Eine berechtigte Frage, die vom weiteren Handlungsverlauf aber auch gleich selbst desavouiert wird. Denn offenbar ist die Kreatur ja im letzten Drittel des Films einzig daran interessiert wieder ins Schiff zurückzukehren. Infiltrations- und Invasionspläne können also kaum die ursprüngliche Motivation gewesen sein. Auch ein technischer Defekt des fliegenden Gefährtes kann bequem als Grund der Flucht ins Eis ausgeschlossen werden, denn das Finale des Films mit der Überleitung zu Carpenter basiert ja auf dem unproblematischen und schleunigen Neustart des UFOs. Somit bleibt die Frage nach der Motivation der Kreatur ungeklärt. Carpenter hat es sich da etwas leichter gemacht und diese Frage einfach nie aufgegriffen – dabei hätte man es auch hier belassen sollen. Denn wenn das Ufo mal eben fix wieder in Gang gebracht werden konnte, warum hat das Ding genau das nicht nach dem Absturz schon getan sondern ist erst einmal hübsch für 100'000 Jahre im Eis eingefroren? Nach dem Gedankengang einer hochentwickelten Spezies (diese Vermutung legt das überladen inszenierte UFO-Design einfach nah) sieht das nicht gerade aus (es sei denn, das UFO war beim Absturz extrem heiß und lag entsprechend nicht im Eis sondern in einem warmen See – eventuell hat der Motor ja Wasser gezogen). Aber apropos Spezies: Wie zum Teufel kann eine derart grobmotorische Art von ekelhaften Tentakel- und Ganzkörpermaul-Viechern so eine derbe UFO-Technologie auf die Beine stellen? Und wie zum Teufel konnte das UFO den Absturz unbeschadet überstehen, wenn doch allein schon das Ding bequem und ohne Anstrengung in der Lage ist innerhalb des Flugobjektes auf der Jagd nach Opfern durch die Wände zu latschen? Ich meine: sehr stabil kann das Teil ja dann nicht sein, oder? Und, um das Finale vollends zu zerpflücken, hätten die Leute im Carpenter-Film nebst dem UFO nicht auch das ausgebrannte Schneemobil finden müssen? Eigentlich ja, haben sie aber nicht. Was hat sich der Drehbuchautor also dabei gedacht, wenn er doch sonst recht pedantisch versucht hat die Ereignisse aus beiden Filmen zu verknüpfen? Das Kernproblem des Prequels liegt einzig darin begründet, dass versucht wird Lösungsansätze und Erklärungen zu liefern. Das Carpenters Film demgegenüber spekulativ bzgl. sämtlicher Motivationen der Kreatur blieb bewahrte im letztendlich auch seine Glaubwürdigkeit. Erst das Angebot von Lösungen provozierte im Prequel die Unlogik! Die Größe des UFOs steht beispielsweise bei Carpenter zwar in keiner Relevanz zum Ding, steht aber auch nie zur Debatte. Sie ist irrelevant und unerklärt, existent aber nie hinterfragt. Wo sich in der 1982er Version also durchaus auch eine Invasionsarmee im Schiff hätte verbergen können, was für die erzählte Geschichte aber unwichtig war, stellt sich beim 2011er Prequel zu Recht die Frage, warum diese eine Kreatur in einem derart überdimensionierten Flugobjekt unterwegs war. Dies mag bereits als Beispiel genügen, denn Fakt wird dadurch bereits eines: Carpenters streng punktuelle Konzentration auf die eine Kreatur und den Lagerkollaps mit den entsprechenden Gruppendynamiken ist eine Meisterleistung! Sie umschifft durch Reduktion problemlos alle potenziell aufkommenden Logikfragen. Das Prequel hingegen nimmt sich viel Kraft und Potenzial durch unnötige Erklärungsversuche und Zeigefreudigkeit. Wie hieß es einst so schön? Weniger ist oftmals mehr!
SPOILER ENDE
Aber wie ich’s auch drehe und wende: das Outro ist super gemacht, hier passt dann plötzlich (nahezu) alles zusammen. Allerdings offenbart es auch, dass es wohl keine rechtlichen Probleme mit dem Morricone-Score gegeben hat, was mich wiederum meinen im ersten Review schon angesprochenen Kritikpunkt erneut anführen lässt: der Score wurde eindeutig zu wenig im laufenden Film platziert!
Folglich bleibe ich also bei meinen einst vergebenen
5/10 Punkten, will aber ein weiteres Mal explizit auf den dennoch hohen Unterhaltungswert des Films verweisen! Den kann man auch – mit entsprechender Unvoreingenommenheit – als Fan der Vorgänger gut gucken.