Thief - Der Einzelgänger - Michael Mann (1981)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Thief - Der Einzelgänger - Michael Mann (1981)

Beitrag von jogiwan »

Thief - Der Einzelgänger

Bild

Originaltitel: Thief

Herstellungsland: USA / 1981

Regie: Michael Mann

Darsteller: James Caan, Tuesday Weld, Willie Nelson, Jim Belushi

Story:

Frank ist ein Ex-Knacki, der nach außen hin das biedere Leben eines Gebrauchtwagenverkäufers lebt, jedoch in der Nacht mit seinen beiden Kumpels perfekt durchgeplante Safe-Einbrüche für stadtbekannte Hehler erledigt. Doch Frank ist mit der Einsamkeit und seinem Doppelleben unzufrieden und durch die schwere Krankheit seines Ziehvaters, der seinen Lebensabend nicht im Gefängnis verbringen möchte, beginnt auch Frank sein bisheriges Leben und seine Ziele zu überdenken. Er gesteht der Kellnerin Jill seine Liebe und seinen kriminellen Nebenjob, will mit ihr eine bürgerliche Existenz aufbauen und dazu plant er noch ein letztes großes Ding für den Gangsterboss Leo zu machen. Doch mit dieser neuen Kooperation gerät Frank nicht nur in eine neue Abhängigkeit, sondern auch in den Fokus der Polizei und der Einzelgänger muss schon wenig später erkennen, dass auch Leo nicht mit offenen Karten spielt.
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jogiwan
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Re: Thief - Der Einzelgänger - Michael Mann (1981)

Beitrag von jogiwan »

Der nächste Kracher von Michel Mann, dieses Mal in Form einer spannenden Mischung aus Großstadt- Gangster-Drama, Heist-Movie und Psychogramm eines kriminellen Einzelgängers, der mit seinem Leben reinen Tisch machen möchte und ein letztes, großes Ding plant. Dabei beginnt „Thief“ mit einer knapp zehnminütigen Einbruchssequenz, die den Zuschauer mit seinen nächtlichen Bildern auf einen detailverliebten Bilderreigen einstimmt, der die ästhetische Optik auch etwas über die Psychologie seiner Figuren stellt. Mann geht es auch weniger darum, Sympathie für seine Figuren zu erzeugen oder die Taten zu rechtfertigen, sondern präsentiert in coolen Bildern einen alternativen Lebensstil mit allen seinen Konsequenzen, lange bevor andere Regisseure damit angefangen haben, diese mittlerweile so beliebte und sogenannte Gangster-Coolness zu zelebrieren. Dazu sind dem Regisseur gleich jede Menge erinnerungswürdige Momente in „Thief“ gelungen und der finale Einbruch wird dann auch als absoluter Höhepunkt zum funkensprühenden Ereignis, das dem Zuschauer mit seinen faszinierenden Bildern betört, während der dröhnende Soundtrack der deutschen Elektronik-Combo Tangerine Dream erklingt und dem Zuschauer zusätzlich die Sinne raubt. Vielleicht mag „Thief“ einen Ticken zu lange sein und auf den ersten Blick etwas oberflächlich erscheinen, doch hinter dieser glattpolierten Oberfläche lauert das persönliche Drama eines Mannes in der Midlife-Krise, dass mit beeindruckenden Bildern auf die Leinwand gezaubert wird. Empfehlung!
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Arkadin
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Re: Thief - Der Einzelgänger - Michael Mann (1981)

Beitrag von Arkadin »

Der Ex-Sträfling Frank (James Caan) ist offiziell als Autohändler und Barbesitzer tätig, doch in Wirklichkeit verdient er sein Geld als professioneller Juwelendieb. Und als solcher gehört er zu den Besten seiner Zunft. Als nach einem erfolgreichen Beutezug sein Anteil in die Hände von Gangstern fällt, versucht er alles, um sein Geld zurückzubekommen. Dabei lernt er Leo (Robert Prosky) kennen, der Kopf der Gangsterbande. Leo will, dass Frank exklusiv für ihn arbeitet und macht ihm ein lukratives Angebot. Frank zögert zunächst, da ihm seine Unabhängigkeit über alles geht. Als Frank und seine Freundin Jessie (Tuesday Weld) ein Kind adoptieren wollen, und dies von den Behörden abgelehnt wird, verschafft Leo ihnen ein Kind vom Schwarzmarkt. Frank willigt ein, einen letzten großen Coup für Leo durchzuziehen, nicht ahnend, worauf er sich dabei einlässt.

Michael Manns Kinofilmdebüt „Thief“ als Vorstudie zu seinem epochalem „Heat“ oder seinem Nachtstück „Collateral“ zu bezeichnen, greift viel zu kurz. Mit „Thief“ gelang Mann aus dem Stand ein frühes Meisterwerk, dessen Echo sich zwar in den eben genannten, aber auch generell Manns bisherigem Schaffen wiederfindet, welches aber nicht in deren Schatten steht. Es ist erstaunlich welche Kunstfertigkeit der bis dahin lediglich als Drehbuchautor für TV-Serien aufgefallene Mann an den Tag legt, wenn es gilt wunderbare Bilder und packende Charakterzeichnungen miteinander zu verheiraten. Während viele seiner Kollegen einen „Style over substance“-Ansatz pflegen, benutzt Mann seine vollendet komponierten Bilder, um seinen Figuren einen Raum zu schaffen, in welchem sie existieren können. Und wie kaum ein anderer versteht es Mann, die urbane Nacht zu inszenieren. Ein natürliches Biotop gestrandeter Seelen, das nach Sonnenuntergang zu seinem Neon-Leben erwacht.

Wenn man sich gewundert hat, woher viele der ästhetischen Entscheidungen stammen, die Nicolas Winding Refn für seinen Neo-Noir-Klassiker „Drive“ getroffen hat, der möge sich „Thief“ ansehen, um die Antwort zu erhalten. Beide Film versprühen gerade in den Fahrten durch den Großstadt-Dschungel das selbe ausserweltliche Gefühl, welches hier wie dort auch durch den nüchternen, gleichzeitig aber auch traumhaft-schwebenden Soundtrack hervorgerufen wird. Für den „Thief“-Soundtrack konnte Michael Mann die deutschen Elektro-Pioniere „Tangerine Dream“ gewinnen, für die dies nach Friedkins „Sorcerer“ der zweite große Soundtrack-Auftrag in den USA war. Dass nun ausgerechnet dieser wunderbare und atmosphärische Soundtrack in jenem Jahr bei dem Anti-Oscar, dem Razzie Award, als schlechtester Filmscore des Jahres nominiert war, spricht nicht unbedingt gegen ihn, sondern sagt viel mehr etwas über die Güte des Razzie aus, der oftmals noch engstirniger und trendverliebter ist, als sein großer Bruder, der Oscar genannte Academy Award.

Die großartige Konversation zwischen James Caan und Tuesday Weld in einem nächtlichen Diner ist nicht nur eine der wundervollsten Dialogszenen der Filmgeschichte, sondern erinnert selbstverständlich auch frappierend an das mittlerweile legendäre Zusammentreffen von Al Pacino und Robert de Niro (bevor beide in seelenlosen und immer alberneren Fließbandproduktionen ihren guten guten Ruf verspielten), welches an selber Stelle in Michael Manns 14 Jahre später entstandenen „Heat“. Tatsächlich fühlt sich „Thief“ oftmals wie ein Prequel zum späteren Film an, indem der von DeNiro gespielte Neil McCauley davon spricht, dass einen nichts binden sollte und man innerhalb von 30 Sekunden alles zurücklassen können muss, if you feel the heat around the corner. Frank scheint ein junger McCauley zu sein, welcher diese Lektion erst noch schmerzhaft lernen muss. Der noch daran glaubt, diesem Leben, welches er führt, entfliehen zu können. Der sich wortwörtlich eine Traumwelt gebastelt hat, die er auf einer Postkarte geklebt immer mit sich führt. Das Ideal eines normalen, bürgerlichen Lebens, welches irgendwann zerknüllt auf einem dreckigen Parkplatz landet.

Dies ist die große Traurigkeit des Filmes. Am Ende ist Frank all seiner Illusionen und Träume beraubt. Er hat erkannt, dass er in der Lage sein muss, alle Verbindungen innerhalb von wenigen Minuten zu kappen. Die Menschen, die er liebt zu verlassen, ohne ein Gefühl von Reue und Trauer zu empfinden. Zu verschwinden, wenn es nötig ist, und niemals wiederzukehren. Keine Verbindungen, keine Liebe, keine Gefühle. Ein Wolf unter Wölfen. Er muss zu McCauley werden, um in der Großstadt-Steppe zu überleben. Das Einzige, was man dem Film vorwerfen kann, ist dass er die von Tuesday Weld beeindruckend gespielte Jessie im letzten Drittel etwas vernachlässigt und der interessante Subplot mit der von Willie Nelson gespielten Vaterfigur Okla etwas unterentwickelt bleibt. Aber das sind nur kleine Kritikpunkte, die in keinster Weise an der Krone dieses großartigen Filmes kratzen können.

Gleich mit seinem Kino-Debüt „Thief“ erreichte Michael Mann ein erstaunlich hohes Niveau und schuf einen Klassiker des modernen Film Noir, welcher bereits die großen Themen seiner späteren Filme behandelt. Manns grandiose Symbiose aus packender Charakterzeichnung und einer berauschenden Optik macht, im Zusammenspiel mit dem wundervollen Tangerine-Dream-Score und den furiosen Schauspielern, aus „Thief“ einen der großartigsten Filme der frühen 80er Jahre.

Screenshots und Details zu der Ultimate Edition: http://www.filmforum-bremen.de/2016/04/ ... ion-thief/
Früher war mehr Lametta
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buxtebrawler
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Re: Thief - Der Einzelgänger - Michael Mann (1981)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 18.01.2019 bei OFDb Filmworks noch einmal als Doppel-Blu-ray im Mediabook:

Bild

Extras:
- Audiokommentar von Regisseur und Drehbuchautor Michael Mann und Hauptdarsteller James Caan
- Audiokommentar von Prof. Dr. Marcus Stiglegger
- Isolierte Musik- und Effektspur bei der Kinofassung
- The Art of the Heist – Ausführliche Analyse des Films mit Schriftsteller und Kritiker F.X. Feeney
- Stolen Dreams – Neues Interview mit James Caan
- Kinotrailer

Blu-ray 1: Überarbeitete Director’s Cut-Fassung von einem brandneuen 4K-Transfer, erstellt in Zusammenarbeit mit Regisseur Michael Mann
Blu-ray 2: Kinofassung

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... &vid=92345
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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CamperVan.Helsing
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Re: Thief - Der Einzelgänger - Michael Mann (1981)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Kommt ab 28.01.2022 noch mal bei Pidax in zwei Fassungen (Kinofassung + Director's Cut) in Blu (und auch auf DVD)

https://www.pidax-film.de/Film-Klassike ... :2269.html
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fritzcarraldo
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Re: Thief - Der Einzelgänger - Michael Mann (1981)

Beitrag von fritzcarraldo »

Thief
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IMG_20230919_112426.jpg (5.24 MiB) 42 mal betrachtet
Bald: Tangerine Dream in Concert.
Vorher nochmal den tollen THIEF schauen.
James Caan als Pro in Michael Manns wunderbarem Neo(n)-Noir. Mit James Belushi und Willie Nelson.

In St. 2 auch in der wundervollen Serie THE BEAR. Toll.
"Das Leben ist noch verrückter als Scheiße!" (Joe Minaldi -Burt Young- Es war einmal in Amerika)

"J&B straight and a Corona!"
(Patrick Bateman, American Psycho)

https://www.latenight-der-fussball-talk.de
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