Todesschrei per Telefon - Robert Hammer (1980)

Moderator: jogiwan

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Blap
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Todesschrei per Telefon - Robert Hammer (1980)

Beitrag von Blap »

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Kleine Hartbox von X-Rated


Todesschrei per Telefon (USA 1980, Originaltitel: Don't Answer the Phone!)

Der wurstgesichtige Würger

Kirk Smith (Nicholas Worth) hat Probleme, grosse Probleme, verdammt grosse Probleme! Als Kind litt er unter seinem Stiefvater, in Vietnam manifestierte sich sein ausgewachsener Dachschaden endgültig. Und weil der völlig kaputte Kirk so unfassbar grosse Probleme hat, wird er zum Problem für die weibliche Bevölkerung von Los Angeles. Kirk ist ein durchaus talentierter Fotograf, doch er knipst besonders gern das Lebenslicht junger Damen aus, stranguliert Frauen, vergeht sich an ihnen, macht Fotos (die Reihenfolge kann variieren). Dr. Lindsay Gale (Flo Lawrence) berät verunsicherte Menschen im Rahmen einer Radiosendung, auch Kirk meldet sich mehrfach telefonisch bei der freundlichen Psychologin. Lindsay hat recht früh ein ungutes Gefühl im Bezug auf den unbekannten Anrufer, ihr Gespür soll sie nicht täuschen. Derweil geraten die zuständigen Bullen Lieutenant McCabe (James Westmoreland) und Sergeant Hatcher (Ben Frank) unter immer stärkeren Ermittlungsdruck, denn der irre Killer geht eifrig seinem perversen Handwerk nach. Ein erstes Treffen zwischen Lindsay und McCabe verläuft für die Psychologin ärgerlich, doch wenig später kommt man sich deutlich näher. Als McCabe und Hatcher endlich eine heisse Spur aufgetan haben, greifen die tödlichen Hände des Mörders gnadenlos nach Lindsay...

Liest man kurze Inhaltsangaben zu "Don't Answer the Phone", legen diese meist Rückschlüsse auf einen üblichen Streifen über die Jagd nach einem Serienkiller nahe. Vorsicht, denn dieses Machwerk widmet sich zwar den Untaten eines irren Killers, hat jedoch sehr wenig mit einem solide inszenierten oder halbwegs gut gespielten Thriller gemeinsam. Regisseur Robert Hammer haut dem Zuschauer eine Anhäufung groben Unfug um die Ohren, die Story hat Herr Hammer gemeinsam mit Michael D. Castle verzapft, beide Burschen werden ferner als Produzenten genannt. Teils erinnert der Flick ein wenig an den ebenfalls zu dieser Zeit entstandenen "Maniac" von William Lustig. Zumindest bezüglich der schmierigen, dreckigen Atmosphäre besteht eine Verwandtschaft, jedoch kommt "Maniac" weitaus ernsthafter und bösartiger daher. "Don't Answer the Phone" geht nicht ansatzweise als Schocker durch, dazu ist das wüste Treiben viel zu albern und (unfreiwillig?) komisch angelegt.

Als Schauspieler möchte ich den Großteil der agieren Witzbolde nicht bezeichnen. Nicholas Worth liefert als Killer Kirk noch die beste Leistung ab. Unter der Anleitung eines fähigen Verantwortlichen, würde ich ihm vermutlich eine tatsächlich erschreckende und eventuell sogar beeindruckende Leistung zutrauen. Physisch passt Worth erstklassig in die Rolle des kräftigen Würgers, der wuchtige Preßsack glotzt kräftig und energisch aus den Sehschlitzen des Schreckens. Bei seinen Untaten lacht er ab und an irre, noch besser sind jedoch die völlig kranken Dialoge, die ihm das verhunzte Drehbuch in den Mund legt (zur deutschen Synchronisation später mehr). Flo Lawrence bemüht sich als Seelenklempnerin redlich, doch ihre sehr beschränkten Möglichkeiten lassen ihre Darstellung immer wieder albern erscheinen. James Westmoreland und Ben Frank gehen zu 100% als wandelnde Knallschoten durch. Sie erinnerten mich an die dämlichen Bullen aus dem filmischen Sondermüllhaufen "Der Schlächter" (A Scream in the Streets, 1973), deren Stumpfsinnigkeit freilich unübertreffbar bleibt. Die Nebendarsteller eiern ähnlich niveaulos umher, hier und da animieren den Zuschauer hervorstechende Peinlichkeiten zu einem besonders feisten Grinsen.

Sicher, der Begriff "Trash" ist inzwischen abgegriffen und überstrapaziert, aber er trifft auf "Don't Answer the Phone" zu, egal wie abgenudelt es sich liest. Wer nun auf Auswüchse in Richtung harter Gewalt und offensiver Sex-Szenen hofft, sollte sich nicht allzu ausführlich die schweissnassen Hände reiben, Anlass zur Vorfreude ist nicht angesagt. Die Morde fallen eher zahm aus. Mehr als ein paar blanke Möpse werden sowieso nicht aufgefahren, jedoch wetzt die sleazige Stimmung diese Scharte aus. "Künstlerisch" und handwerklich ist der Film ein Verlierer erster Kajüte, auch heftige Ausritte der rustikalen Art sind Mangelware. Für Filmfreunde mit besonderen Vorlieben kann die Sause trotzdem ein kleines Freudenfest werden. Da hätten wir z. B. die dämlichen Dialoge im Angebot, dazu den rotierenden Klops Nicholas Worth, die saublöden Gesetzeshüter als Bonus obendrauf. Damit nicht genug, der Soundtrack quietscht und fiept gar schröcklich aus den Lautsprechern, was hat sich der "Komponist" nur dabei gedacht (hat er überhaupt gedacht?). Für zusätzlichen Spass sorgt die deutsche Synchro, die teils übel ins Klo greift. Aus "Puppy" (Hündchen) wird in der deutschen Fassung kurzerhand "Püppchen". Völlig befremdet fragt man sich dann, während Kirk einen Schwank aus seiner prächtigen Kindheit verkündet, wieso das "Püppchen" den Orientteppich der Großmutter vollgeschissen hat, unpackbar! Eben weil die deutsche Snychro dermaßen einfältig geraten ist, wird sie zu einem Erlebnis der erinnerungswürdigen Art. Lasst euch aber nicht hinters Licht führen, denn der englische Originalton ist keinesfalls geistreicher oder weniger vernagelt! Ich rate zur Sichtung beider Varianten, sofern ihr nicht bereits nach den ersten Minuten -vor Wut schnaubend- den Raum verlassen habt. Ich übernehme keinerlei Verantwortung für schädliche Nebenwirkungen!

X-Rated hat den Streifen vor einigen Wochen veröffentlicht, es werden grosse Hartboxen mit unterschiedlichen Covermotiven angeboten, ferner existiert eine kleine Hartbox (siehe oben). Während die kleine Hartbox den amerikanischen Titel trägt, kommen die grossen Geschwister als "Todesschrei per Telefon" ins Haus, ansonsten sind die DVDs identisch. Technikfetischisten werden keine Freude am gebotenen Bild haben, ich finde den "schäbigen Videolook" vertretbar, angemessen. Im Bonusbereich sind wenige Trailer zu bestaunen, keine wirklich erquickende Beigabe. Wer dieses schmierig-schäbige Saustück von Film geniessen will, der tätigt mit der X-Rated-Scheibe einen sinnvollen Kauf.

Argh... Wie zum Würger soll sich dieses Teil in das ungeliebte Punktesystem packen? Knuffig ist das kleine Ferkel ohne Frage, auf der imaginären "Trashskala" sind dicke 8/10 angesagt. Hm, ich belasse es zunächst bei 6/10 Würgestrümpfen mit Münze.

Lieblingszitat:

...er schiss den ganzen Orientteppich meiner Großmutter voll!
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jogiwan
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Re: Don't Answer the Phone - Robert Hammer

Beitrag von jogiwan »

Solider Slasher über einen durchgeknallten Fotografen, der im Rotlichtviertel von Los Angeles nach jungen Frauen sucht und diese dann grausam ermordet. Irgendwie ziemlich schäbig und schmuddeligt leidet "Don't answer the Phone" jedoch etwas daran, dass mich der mopsige Killer permanent an den ungeschminkten Divine ("Pink Flamingos") erinnert hat. Auch inhaltlich ist die ganze Sause nicht ganz ausgegoren und die düstere Grundstimmung und die Mischung aus Sex und Gewalt wird immer wieder durch lahme Sprüche des ermittelnden Polizisten unterbrochen. Warum der Streifen zu seinem Titel gekommen ist, hat sich mir auch nicht unbedingt erschlossen. Dennoch ein durchaus gelungener Streifen für alle Slasher-Freunde und die Ami-DVD aus der Reihe "Katharina's Nightmare Theater" bietet den Streifen auch noch in wunderbarer Qualität mit einigen Extras.
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Blap
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Re: Don't Answer the Phone - Robert Hammer

Beitrag von Blap »

Ich bleibe bei 6/10 vollgekackten Orientteppichen. :lol:
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jogiwan
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Re: Don't Answer the Phone - Robert Hammer

Beitrag von jogiwan »

Blap hat geschrieben:Ich bleibe bei 6/10 vollgekackten Orientteppichen. :lol:
ich würde mich dieser Bewertung anschließen!
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Re: Todesschrei per Telefon - Robert Hammer (1980)

Beitrag von buxtebrawler »

Seinerzeit firmierte dieser Thread noch unter dem englischen Titel, weshalb folgende Meldung aus dem VÖ-Thread einzutragen versäumt wurde:
buxtebrawler hat geschrieben: Mo 21. Feb 2022, 16:22 "Todesschrei am Telefon" erscheint voraussichtlich am 29.04.2022 bei cmv-Laservision als Blu-ray/DVD-Kombination in verschiedenen Mediabooks:

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Cover A

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Cover B

Extras:
- Original Trailer, Programmtrailer
- TV Spot
- umfangreiche Bildergalerie

Quelle: OFDb-Shop
Nun stehen neue VÖs an:

Erscheint voraussichtlich am 30.09.2022 bei cmv-Laservision noch einmal auf Blu-ray und bereits am 16.09.2022 ebd. noch einmal auf DVD:

Bild Bild

Extras:
- Original Trailer, Programmtrailer
- TV Spot
- umfangreiche Bildergalerie

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Todesschrei per Telefon - Robert Hammer (1980)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 28.03.2024 noch einmal bei cmv-Laservision auf Blu-ray und DVD:

Bild Bild

Extras:
- Original Trailer, Programmtrailer
- TV Spot
- umfangreiche Bildergalerie

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
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jogiwan
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Re: Don't Answer the Phone - Robert Hammer

Beitrag von jogiwan »

jogiwan hat geschrieben: Di 23. Jul 2013, 07:17 Solider Slasher über einen durchgeknallten Fotografen, der im Rotlichtviertel von Los Angeles nach jungen Frauen sucht und diese dann grausam ermordet. Irgendwie ziemlich schäbig und schmuddeligt leidet "Don't answer the Phone" jedoch etwas daran, dass mich der mopsige Killer permanent an den ungeschminkten Divine ("Pink Flamingos") erinnert hat. Auch inhaltlich ist die ganze Sause nicht ganz ausgegoren und die düstere Grundstimmung und die Mischung aus Sex und Gewalt wird immer wieder durch lahme Sprüche des ermittelnden Polizisten unterbrochen. Warum der Streifen zu seinem Titel gekommen ist, hat sich mir auch nicht unbedingt erschlossen. Dennoch ein durchaus gelungener Streifen für alle Slasher-Freunde und die Ami-DVD aus der Reihe "Katharina's Nightmare Theater" bietet den Streifen auch noch in wunderbarer Qualität mit einigen Extras.
Nun auch in Deutsch geguckt ist "Todesschrei am Telefon" kein sonderlich guter Streifen, der auch nicht sonderlich spannend um die Ecke biegt. Die Identität des Killers ist von Beginn an klar - die Motivation hingegen weniger und so meuchelt sich das mopsige Dickerchen durch die Modelwelt von Los Angeles, während ihm zwei Polizisten und eine Psychologin auf den Fersen sind, bei denen man ebenfalls nie so genau weiß, wie sie eigentlich zu ihren Berufen gekommen sind und sie dafür qualifiziert. Herausgekommen ist ein Streifen, der sich mit Sex, Drogen und Gewalt größtmöglich schmuddelig geben möchte, aber seine Themen dann doch allzu plakativ mit einer äußerst dünnen Story vermengt. Wenn am Ende die selbstbewusste Psychologin dann auch noch in den starken Armen des Polizisten landet, hat Regisseur Robert Hammer dann statt etwaiger Originalität auch jegliches Klischee erfüllt. Im Gegensatz zum Originaltitel, macht die deutsche Übersetzung wenigstens noch etwas Sinn - das war es dann aber auch schon ziemlich mit den positiven Dingen.
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