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Originaltitel: Upstream Color
Produktionsland: USA 2013
Regie: Shane Carruth
Darsteller: Shane Carruth, Amy Seimetz, Frank Mosley, Andrew Sensenig, Thiago Martins
Nach dem Überraschungserfolg seines Film-Debuts PRIMER auf dem Sundance-Filmfestival 2004 hat sich der hauptberufliche Software-Entwickler Shane Carruth nicht etwa erst einmal eine längere künstlerische Auszeit gegönnt, sondern jahrelang verbissen an dem Mammutprojekt A TOPIARY gearbeitet – ein Film, der schließlich niemals das Licht der Welt erblicken durfte. Zu Beginn von UPSTREAM COLOR, der 2013 ebenfalls auf dem Sundance seine Premiere feiert, sehen wir immerhin ein paar Ausschnitte aus dem bereits fertiggestellten Material: Eine animierte Sequenz, in der ein gigantisches Wesen halb Tier, halb Informatiksprache durch eine Wüstenszenerie stapft. Die junge Frau, die dabei ist, die Szene zu schneiden, heißt Kris, wird kurz darauf einige seltsame Dinge erleben: Ein Mann wird sie entführen, und, nachdem er ihr sie in Trance versetzende Würmer injiziert hat, dazu bringen, gegen ihren Willen Dinge zu tun, die sie bei vollem Bewusstsein niemals getan hätte, vor allem, ihm ihr gesamtes Vermögen zu überweisen. Als sie aus ihrer Hypnose erwacht, findet sie ihr Leben in Scherben vor: Sie hat keinen Cent mehr, verliert ihren Job, sitzt auf der Straße. Da lernt sie Jeff kennen. Eine unkonventionelle Liebesbeziehung entspinnt sich zwischen beiden, bei der das Pärchen immer mehr den Eindruck bekommt, ihre einzelnen Leben seien auf gleichsam metaphysische Weise miteinander verbunden…
Mehr möchte ich über den Inhalt dieses außerordentlich ergreifenden und außerordentlich schrägen Films über Menschen, Schweine, Würmer gar nicht schreiben, sondern es bei der dringenden Empfehlung belassen, dass ihn sich umgehend sofort jeder anschauen sollte, der mir nicht glaubt, wenn ich sage, dass das Potential modernen Science-Fictions mit dem Oeuvre Christopher Nolans noch lange nicht erschöpft ist. Im Grunde bleibt Carruth seinem aus PRIMER bekannten Stil treu. Auch wenn er diesmal beinahe so etwas wie eine kohärente Geschichte erzählt, gehört auch zur Grundausstattung von UP-STREAM COLOR, bei dem Carruth natürlich erneut so ziemlich jede kreative Rolle im Entstehungsprozess bekleidet – er ist Regisseur, Drehbuchautor, Hauptdarsteller, Produzent, Cutter und Komponist zugleich! -, eine meditative Montage, die die einzelnen Szenen wie fließend ineinander übergehen lässt, ein zurückhaltend perlender Piano-Soundtrack, eher introvertierte Charaktere, die sich selbst genauso viele Rätsel aufzugeben scheinen wie uns, zuweilen äußerst irritierende surreale Einbrüche, sowie eine elliptisch Erzählweise, die viel lieber Dinge unausgesprochen lässt statt uns jede Kapriole der Handlung in ausführlichen Erklärungen unter die Nase zu reiben. Wenn PRIMER allerdings ein ziemlich kauziger Film für Nerds war, die kein Problem haben, sich ihn ein paar Dutzend mal anzuschauen, um, im Abgleich mit ihren naturwissen-schaftlichen Theorien, irgendwann endlich einmal im Ansatz zu verstehen, was in diesem labyrinthischen Zeitreiseabenteuer überhaupt genau vonstattengeht, dann integriert Carruth in dessen ästhetisch-technische Grundmuster für UP-STREAM COLOR eine durchaus aus klassischen kinomythischen Versatzstücken des Melodrams, des Thrillers, des Science-Fictions zusammenkomponierte Mischung, die eine wesentlich größere Bandbreite an Zuschauern ansprechen dürfte – auch wenn wir es natürlich nach wie vor mit einem kauzigen Independent-Produkt zu tun haben, bei dem jemand seiner ganz persönlichen Kino-Vision freien Lauf gewährt, ohne sich um Konventionen zu scheren.
Ich kann nur hoffen – woran ich aber kaum Zweifel habe -, dass Carruth seinem Stil treubleibt und vielleicht nicht noch einmal eine Dekade braucht, um die interessanten Sparten der gegenwärtigen Filmnischen mit solchen kleinen Meisterwerken wie vorliegendem zu bereichern. Pflichtprogramm!
Mehr möchte ich über den Inhalt dieses außerordentlich ergreifenden und außerordentlich schrägen Films über Menschen, Schweine, Würmer gar nicht schreiben, sondern es bei der dringenden Empfehlung belassen, dass ihn sich umgehend sofort jeder anschauen sollte, der mir nicht glaubt, wenn ich sage, dass das Potential modernen Science-Fictions mit dem Oeuvre Christopher Nolans noch lange nicht erschöpft ist. Im Grunde bleibt Carruth seinem aus PRIMER bekannten Stil treu. Auch wenn er diesmal beinahe so etwas wie eine kohärente Geschichte erzählt, gehört auch zur Grundausstattung von UP-STREAM COLOR, bei dem Carruth natürlich erneut so ziemlich jede kreative Rolle im Entstehungsprozess bekleidet – er ist Regisseur, Drehbuchautor, Hauptdarsteller, Produzent, Cutter und Komponist zugleich! -, eine meditative Montage, die die einzelnen Szenen wie fließend ineinander übergehen lässt, ein zurückhaltend perlender Piano-Soundtrack, eher introvertierte Charaktere, die sich selbst genauso viele Rätsel aufzugeben scheinen wie uns, zuweilen äußerst irritierende surreale Einbrüche, sowie eine elliptisch Erzählweise, die viel lieber Dinge unausgesprochen lässt statt uns jede Kapriole der Handlung in ausführlichen Erklärungen unter die Nase zu reiben. Wenn PRIMER allerdings ein ziemlich kauziger Film für Nerds war, die kein Problem haben, sich ihn ein paar Dutzend mal anzuschauen, um, im Abgleich mit ihren naturwissen-schaftlichen Theorien, irgendwann endlich einmal im Ansatz zu verstehen, was in diesem labyrinthischen Zeitreiseabenteuer überhaupt genau vonstattengeht, dann integriert Carruth in dessen ästhetisch-technische Grundmuster für UP-STREAM COLOR eine durchaus aus klassischen kinomythischen Versatzstücken des Melodrams, des Thrillers, des Science-Fictions zusammenkomponierte Mischung, die eine wesentlich größere Bandbreite an Zuschauern ansprechen dürfte – auch wenn wir es natürlich nach wie vor mit einem kauzigen Independent-Produkt zu tun haben, bei dem jemand seiner ganz persönlichen Kino-Vision freien Lauf gewährt, ohne sich um Konventionen zu scheren.
Ich kann nur hoffen – woran ich aber kaum Zweifel habe -, dass Carruth seinem Stil treubleibt und vielleicht nicht noch einmal eine Dekade braucht, um die interessanten Sparten der gegenwärtigen Filmnischen mit solchen kleinen Meisterwerken wie vorliegendem zu bereichern. Pflichtprogramm!