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Darsteller: David McIlwraith, Teri Austin, Richard Cox, Pam Grier, Maury Chaykin, Catherine Disher, Stephen Mendel, Micki Moore, Larry Aubrey, Lynda Mason Green, Denis Simpson, Caroline Arnold u. A.
In einem Labor wird ein Mann bewust getötet um an ihm zu experimentieren. Er wird zu einem Wesen halb Mensch halb Maschine mit ungeheuerlichen Kräften. Der sogenannte Vindicator erlangt zwar sein Gedächtnis zurück, muß aber feststellen dass er über seine zerstörerischen Fähigkeiten keine Kontrolle hat. Von nun an hat er Sorge Menschen die ihm etwas bedeuten weh zu tun. Aber diese muß er kontaktieren um dahinter zu kommen, wem er dieses böse Schicksal zu verdanken hat.
„Was ist denn nun, Dr. Frankenstein? Sollten wir ihn nicht aktivieren?“
Die kanadische Produktion „Vindicator“ von Regisseur Jean-Claude Lord („Das Horror-Hospital“) aus dem Jahre 1986 ist einer dieser Science-Fiction-Actioner, die sich nach dem Erfolg von James Camerons „Terminator“ an dessen Revers hefteten und in eine ganz ähnliche Kerbe schlugen. Trotz eines Vier-Millionen-Dollar-Budgets gelang es ihm jedoch nicht, dessen Qualitäten zu erreichen.
„Aus dem Primatenlabor kommt ein Alarmsignal!“
Eine Gruppe regierungstreuer Militär-Wissenschaftler um Alex Whyte (Richard Cox, „King of the Mountain“) forscht an einem neuen, extrem widerstandsfähigen Raum- und Kampfanzug. Dem an einem anderen Projekt arbeitenden Carl Lehman (David McIlwraith, „Ausgeflippt“) wird in diesem Zuge eine Falle gestellt: Als er versucht, die Ursachen für einen Alarm in einer technischen Anlage zu beseitigen, explodiert diese und reißt Carl vermeintlich in den Tod. In Wirklichkeit aber hat er schwerstverletzt und bis zur Unkenntlichkeit entstellt überlebt und muss nun, mit einem elektrischen, quasi unzerstörbaren Metallgerüst verdrahtet, als Prototyp eines Cyborgs herhalten, der in Zukunft auf dem Mars landen können soll. Doch man verliert die Kontrolle über den „Vindicator“ mit seinen übermenschlichen Kräften, der sich fortan auf einem Rachefeldzug befindet…
„Der sieht ja aus wie der Weihnachtsmann – aber nachdem ihn Frau Holle zur Pechmarie gemacht hat!“
Wie damals üblich, hantiert man für Texteinblendungen mit einem ach-so-futuristischen Digitalfont, was heutzutage fast schon wieder hübsch „retro“ wirkt. Der eigentliche Film beginnt mit unschönen Bildern von Tierversuchen an Affen, bevor mehrmals der Name „Frankenstein“ fällt und an den großen Klassiker aus dem Bereich der Erschaffung künstlichen Lebens und dessen Parallelen zu dieser Handlung erinnert. Nach seiner Erschaffung gelingt es dem Vindicator alias Carl Lehman bzw. dem, was von ihm übrig ist, in einem Müllwagen zu entkommen – jedoch nicht, ohne im Müll zu verbrennen. Dies ist Anlass für die vielleicht stärksten Bilder des Films, wenn der Cyborg trotz dessen die Tür aufstößt und hinausschreitet; hinaus in die Freiheit, die ihm verglichen mit seinem früheren Leben – seine ihn tot wähnende Frau Lauren (Teri Austin, „Terminal Choice – Todespoker“) erwartet ein Kind von ihm – nichts außer grausamer Rache zu bieten hat.
„Es kann sein, dass ich radioaktiv verseucht bin!“ – „Ja, das bist du bestimmt – es stinkt ganz schön hier!“
Die Gewalteruptionen indes finden häufig lediglich im Off statt, manch Gewaltspitze wurde jedoch auch von der Zensur in der von mir gesehenen Fassung gekappt (anscheinend waren sowohl die deutsche Kino- als auch sämtliche VHS-Fassungen unvollständig). Der Vindicator ist noch normal zu sprechen imstande, seine Stimme ist lediglich leicht verfremdet. Dass er trotz seiner Aggressionen kein grundlegend schlechter Kerl Robotermensch ist, sollen kitschige Szenen verdeutlichen, in denen er sich mit einem Kind anfreundet. Interessant ist, dass Lord hier bereits einige Motive vorwegnimmt, die Paul Verhoeven ein Jahr später mit „RoboCop“ zur Formvollendung führte und auch bisweilen an die tragische Note aus Sam Raimis erst vier Jahre später gedrehten „Darkman“ erinnert. Ansonsten ist der Film aber gerade im Vergleich mit seinem Cameron’schen Vorbild reichlich handzahm, oberflächlich und wenig stimmig, nicht zuletzt dank der deutschen Synchronisation hier und da gar unfreiwillig komisch. Das rechte Low-Budget-Trash-Gefühl will sich hingegen auch nicht einstellen, dafür ist er dann doch zu durchschnittlich, unauffällig und geleckt. Die Spezialeffekte Stan Winstons, der bereits Camerons „Terminator“ erschaffen hatte, schwanken in ihrer Qualität von prima (Creature Design) bis zu kaum erwähnenswert und der Actionanteil feuert eher gering dosiert übliche Genre-Charakteristika ab. Ein weitaus größerer Trumpf des Films ist die Verpflichtung von Blaxploitation-Star Pam Grier („Foxy Brown“) als böse Powerfrau Hunter, die damit die Klischeesuppe mit einem interessanten Charakter würzt.
Fazit: Ein Termi-Darkman-Robo-nator aus einer unteren Liga und typisches End-‘80er-Videothekenfutter, das wenig Begeisterungsstürme hervorgerufen haben dürfte, filmhistorisch aufgrund seiner „RocoCop“-Referenzen jedoch nicht uninteressant.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)