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Darsteller: Matthew Broderick, Dabney Coleman, John Wood, Ally Sheedy, Barry Corbin, Juanin Clay, Kent Williams, Dennis Lipscomb, Joe Dorsey, Irving Metzman, Michael Ensign, William Bogert u. A.
27 Stunden und 59 Minuten bleiben David Lightman, um das nukleare Desaster eines Dritten Weltkriegs zu verhindern. Über seinen Homecomputer hat der 16-Jährige durch einen fatalen Zufall Joshua auf den Plan gerufen. Joshua, ein Computer aus dem amerikanischen Frühwarnsystem, registriert seine Eingaben als sowjetischen Nuklearangriff. Beide Supermächte sind der Meinung, von der jeweils anderen Seite angegriffen zu werden. Nur der geniale Stephen Falken, der Joshua programmierte, kann die nukleare Katastrophe verhindern. David muss ihn rechtzeitig finden...
„Sie wollen mir damit sagen, dass dieses Zigmillionen-Dollar-Wunder in Wirklichkeit der Gnade von ein paar Männern mit dem kleinen Metallschlüssel ausgeliefert ist...?“ – „...deren einziges Problem es ist, Menschen zu sein. Aber in etwa 30 Tagen können wir sie bestimmt durch elektronische Relais ersetzen!“
Der US-amerikanische Thriller „WarGames“ aus dem Jahre 1983 thematisiert zu Zeiten des Kalten Kriegs die Gefahren eines durch Computertechnologie versehentlich ausgelösten Atomkriegs zwischen den beiden hochgerüsteten Weltmächten USA und UdSSR. Die Regie führte zunächst der US-Amerikaner Martin Brest („Beverly Hills Cop“), der jedoch nach zwölf Drehtagen vom Briten John Badham („Das fliegende Auge“, „Nummer 5 lebt!“, „Ein Vogel auf dem Drahtseil“) abgelöst wurde.
David Lightman (Matthew Broderick, „Ferris macht blau“) ist nicht besonders aufmerksam in der Schule und handelt sich dadurch manch schlechte Note ein. Was jedoch die Wenigsten ahnen: In seiner Freizeit verdingt er sich an seinem alten IMSAI-8080-Rechner als Hacker und Cracker und macht sich einen Spaß daraus, in fremde Systeme einzudringen. Unbewusst gelangt er eines Tages ins NORAD-Computersystem „WOPR“ des Pentagons, das er irrtümlich für den Server eines Spieleherstellers hält, und startet das vermeintliche Spiel „Weltweiter thermonuklearer Krieg“. Zwar bricht er das Spiel schnell ab, doch die Simulation eines Angriffskriegs der Sowjetunion läuft weiter und die Bediensteten des Pentagons sehen sich mit vermeintlichen sowjetischen Angriffen konfrontiert – und leiten entsprechende Gegenmaßnahmen ein... Kann der mittlerweile von den US-Behörden verhaftete David das Missverständnis aufklären und den totalen Atomkrieg verhindern?
„WarGames“ thematisiert gleichzeitig die verbreitete Kalte-Kriegs-Paranoia und den Kontrollverlust der Menschen über die übermächtige, verheerende nukleare Kriegstechnologie, deren tatsächlicher Einsatz aufgrund durch eine zynische Simulation zu Beginn des Films festgestellter moralischer Skrupel der Entscheidungsbevollmächtigten komplett einem lernfähigen Computersystem überantwortet wurde, das diese vermeintlichen menschlichen Schwächen ausmerzen soll. Ferner zeigt der Film die Anfänge des privaten Hackens durch politisch unmotivierte Jugendliche. Beachtlich, aber auch inkohärent ist dabei die Rezeptur des Films: Während die Gefahr eines durch Computerfehler ausgelösten Ernstfalls keinesfalls unrealistisch war, wie z.B. ein im Drehjahr des Films angezeigter Atomraketenangriff der USA auf die UdSSR bewies, und man durchaus realitätsgetreu verschiedene Aspekte der Cyberkriminalität thematisierte (Phreaking, Replay-Angriffe, Aufspüren und Ausnutzen von Backdoors etc.), folgt er ansonsten überwiegend einer typischen Hollywood-Unterhaltungsfilm-Dramaturgie: Der ernstmöglichste Gegenstand der Handlung wird aufgelockert durch humoristische Momente, in durchaus nicht unangenehmer augenzwinkernder Weise zugunsten einer einfacheren Konsumierbarkeit durch ein breitgefächertes Publikum, dem ursprünglich als Nerd-typisch lediglich auf einem Fachgebiet besonders bewandert gezeichneten David werden plötzlich Überlebensimprovisationsfähigkeiten nach Vorbild eines MacGyvers sowie eine grundsätzlich intellektuelle wie moralische Überlegenheit gegenüber der Erwachsenenwelt zugeschrieben, um der Identifikation eines jugendlichen Publikums mit der Hauptrolle Vorschub zu leisten, und eine obligatorische Romanze zwischen David und seiner Schulfreundin Jennifer (Ally Sheedy, „Breakfast Club“) fehlt ebenso wenig, ohne dass diese für die Handlung von zwingender Bedeutung wäre.
Die zu Beginn in einer Art Prolog gezeigte Simulation des Ernstfalls wurde gekonnt spannend inszeniert und der Zuschauer direkt in die richtige Stimmung versetzt, indem an seine Angst vor einem zunächst von der Öffentlichkeit unbemerkt ausbrechenden, alles Leben vernichtenden Atomkrieg appelliert wird. Mit einem fast schon kruden Wahnwitz angereichert wird dieser Gemütszustand, wenn dem unbedarften Spielen Davids die von ihm verursachte, im Pentagon grassierende Panik gegenübergestellt wird. Allem technischen Realismus zum Trotz wird die Kommunikation Davids mit dem Verteidigungscomputer stark abstrahiert im Stile eines allgemein verständlichen Chats dargestellt, um – gerade im Entstehungsjahr – ein wenig technikaffines Publikum nicht zu überfordern. In seiner Haltung zum atomaren Wettrüsten begibt sich „WarGames“ in ein gesichertes Mittelfeld: Abrüstung und Pazifismus sind sicherlich nicht die Themen des Films, die Ausgeglichenheit der militärischen Ressourcen wird als eine Art Garantie für den Nichtausbruch eines heißen Kriegs verkauft. Man nimmt jedoch eine eindeutig humanistische Position ein, indem überdeutlich betont wird, dass ein Kriegsausbruch in jedem Falle verhindert werden müsse, da es bei einem derartigen Konflikt keinerlei Gewinner geben könnte – wie der lernfähige Computer schließlich auch nach komplettem Durchspiel seiner Simulation eindrucksvoll als Ergebnis seiner Berechnungen präsentiert.
Während man den Spannungsbogen stets gut gestrafft hält und nach und nach veranschaulicht, wie gefährlich ein Computersystem werden kann, das im Zuge der Bekämpfung menschlicher Schwächen seine Benutzer weitestgehend aussperrt, findet mit dem Aufspüren des sich auf eine einsame Insel zurückgezogenen habenden Programmierer des Systems ein antitechnologischer Kontrast in den Film. Mr. Stephen Falken (John Wood, „Sodbrennen“) ist nämlich zu einem desillusionierten, fatalistischen Misanthropen geworden, der seine selbstgewählte Isolation schätzt und nichts mehr mit all den Kriegsspielen zu tun haben möchte. Zwar lässt er sich dennoch überreden, ins Pentagon zurückzukehren und beim Zurückerlangen der Kontrolle über sein System zu helfen, doch steht er stellvertretend für die durch den Kalten Krieg ausgelösten existenziellen Ängste und das Ohnmachtsgefühl gegenüber den Machtapparaten. Eine mit der Erwartungshaltung des Zuschauers spielende, überraschende Wendung nach dem vorläufigen, vermeintlichen Ende treibt die Spannung noch einmal auf die Spitze, wenngleich das „Tic Tac Toe“-Spiel des Computers dann doch auch bei allem Wohlwollen reichlich absurd erscheint. Die melancholische, leicht pathetische Note, die „WarGames“ am Schluss bekommt, steht ihm nicht schlecht zu Gesicht und dürfte den Nerv des in einem sicherlich nicht alltäglichen Ausmaß für die Vorgänge im Pentagon unter einer Reagan’schen Regierung sensibilisierten Publikums getroffen haben.
Fazit: In einer seiner allerersten Rollen setzt Matthew Broderick voll jugendlicher Unbedarftheit und ebensolchem Eifer gleich den „Weltfrieden“ aufs Spiel. „WarGames“ ist ein gar nicht ungeschickt zwischen Anspruch, Anti-Kriegs-Pädagogik und Unterhaltungsfilm pendelnder US-Thriller der familientauglichen Sorte, der den Geist der 1980er unter der Knute des Kalten Kriegs aus jedem Filmkorn atmet. Technisch mittlerweile überholt, thematisch jedoch nur bedingt, heutzutage in erster Linie aber ein großes Vergnügen für alle, die jenes Jahrzehnt bewusst miterlebt haben.
„Ein seltsames Spiel. Der einzig gewinnbringende Zug ist, nicht zu spielen.“ 7,5/10 Punkten.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Sehe ich ähnlich, ein wirklich gut gemachter und durchgehend spannender Film, der auch meinerseits mal wieder eine Sichtung benötigt, um die Erinnerung aufzufrischen.
Geht mir nicht anders. Früher hab ich den öfter gesehen im TV, auch immer mal ein wenig drüber nachgedacht, aber nie so weit wie der Bux. Lohnen tut sich der Film schon, denke auch nach so vielen Jahren
dr. freudstein hat geschrieben:Geht mir nicht anders. Früher hab ich den öfter gesehen im TV, auch immer mal ein wenig drüber nachgedacht, aber nie so weit wie der Bux. Lohnen tut sich der Film schon, denke auch nach so vielen Jahren
keine Panik, Doc, niemand guckt Filme wie ein Bux Ist auch nichts, wofür man sich schämen müsste
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht