Warrior habe ich heute im Rahmen meines "Lonesome-Man-Memorial-Days"
gesehen und obwohl es meine 2te Sichtung war, gelang es diesem Film erneut, mich mitzureißen und auch zu berühren.
Warrior ist ein fast perfektes Kampfsportdrama, das im Hinblick auf die Fights nicht nur packend inszeniert ist, sondern - und das ist nun wirklich selten bei einem Sportfilm - auch als Drama zu überzeugen weiß.
Warrior nimmt sich viel Zeit, um die Charaktere genauer zu betrachten, sodass die emotionale Bindung zu diesen sehr gut gelingt. Das dabei das eine oder andere Klischee bedient wird und das Grundgerüst der Underdog-Story nicht überaus originell ist, fällt dabei nicht besonders ins Gewicht, da praktisch alle Charaktere ambivalent gestaltet werden und damit auf Schwarz-Weiß-Malerei verzichtet wird. Zum Thema Realismus, also zwei Brüder, die sich im Ringtreffen (könnten), sag' ich nur: Klitschko.^^
Einige Szenen erreichen dabei eine schmerzliche Intensität, wie zB die Demütigungen, die Tommy seinem um Vergebung bettelnden Vater zukommen lässt. Allein die Szenen machen den Film schon sehenswert, sodass
Warrior als reines Drama ohne die Sportszenen berühren würde. Welcher (Kampf-)Sportfilm kann das schon von sich behaupten?
Den Vorwurf, das die erste Hälfte des Films, die den Schwerpunkt auf die sorgfältige Einführung der Charaktere, deren Beweggründe, Hoffnungen und Ängste legt, durch den Kampfpart abgelöst wird, sodass die Seriosität auf der Strecke bleibt, finde ich wenig nachvollziehbar.
Ob man den Film nun als Kampfsport-/Actiondrama oder einfach nur als Sportfilm bezeichnet, ist hierbei unerheblich, letztlich macht einen "Sportfilm" auch das Sportelement aus, es wäre also unsinnig, einem solchen Film die Sport-/Kampfsequenzen vorzuwerfen, zumal auch im 2ten Teil die persönlichen Beziehungen nicht auf der Strecken bleiben, sondern weiter vertieft werden.
Die Kampfsequenzen sind überaus packend inszeniert, die Fights wirken zu keiner Zeit gestellt und vor allem realistisch (was man von vielen Martial Arts-Filmen nun nicht gerade behaupten) kann.
O'Connor gelingt es, Drama und Sport/Action perfekt zu verbinden, sodass sich beide Elemente die Waage halten und eine gelungene Symbiose entsteht. Natürlich ist die Story etwas manipulativ, wer kann sich nicht mit Underdogs identifizieren, wer zittert nicht mit, wenn es um die Existenz einer Familie geht, wer lässt sich nicht von guten Fights gegen vermeintlich stärkere Gegner begeistern.
Die schauspielerischen Leistungen sind dabei von gut (Edgerton), über sehr gut (Nolte) bis hin zu herausragend (Hardy) zu bezeichnen. Was Hardy hier abliefert, kann man schon als beängstigend gut bezeichnen.
Absolut perfekte Unterhaltung mit Anspruch.
9/10