Yukon - Peter R. Hunt

Moderator: jogiwan

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Blap
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Yukon - Peter R. Hunt

Beitrag von Blap »

Yukon (USA 1981, Originalititel: Death Hunt)

Kanada im Winter 1931/32. Der schweigsame Albert Johnson (Charles Bronson) unterbricht beherzt in einen widerwärtigen Hundekampf. Er nimmt das unterlegene Tier an sich, wirft dem erzürnten Besitzer namens Hazel (Ed Lauter) eine großzügige "Entschädigung" hin. Hazel ist stinksauer, er beschwert sich bei Sergeant Edgar Millen (Lee Marvin), dem örtlichen Gesetzeshüter. Millen verspürt wenig Lust der Sache nachzugehen. Momentan ist er damit beschäftigt seinen neuen Mitarbeiter Alvin Adams (Andrew Stevens) zu formen. Der junge und dynamische Mountie, tut sich noch ein wenig schwer mit den eigenwilligen Gepflogenheiten, die im winterlichen Hinterland Kanadas vorherrschen. Ätzschädel Hazel scharrt derweil ein Häuflein Handlager um sich, er will auf eigene Faust mit Johnson abrechnen. Doch anstatt den Eigenbrötler locker aufzumischen, erleben die Schurken eine böse Überraschung, es kommt zu einer blutigen Schiesserei. Zurück im Ort nervt Hazel erneut Millen, der sich nun tatsächlich dazu genötigt sieht, sich mit der unseligen Angelegenheit zu befassen. Millen, Adams, Hazel und einige andere Gestalten, machen sich entschlossen auf den Weg zum kleinen Anwesen des widerspenstigen Trappers. Millen sucht zunächst das Gespräch mit Johnson, aber ein schiesswütiger Vollidiot lässt die Verhandlungen scheitern, der bedrängte Johnson tötet mehrere Angreifer. Zur Herbeiführung der endgültigen Lösung, schreckt man selbst vor dem Einsatz von Dynamit nicht mehr zurück. Freudige Erregung macht sich im Kreise der Häscher breit, als sich die jämmerlichen Überreste der Trapperhütte vor ihren Augen offenbaren. Doch die Burschen haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht, eine Jagd auf Leben und Tod nimmt ihren erbarmungslosen Lauf...

Zwei der "Grossen Alten" gemeinsam vor der Kamera. Im Klassiker "Das dreckige Dutzend" (The Dirty Dozen, 1967), war Charles Bronson noch als Untergebener von Lee Marvin am Start, in "Death Hunt" begegnen sich die Stars auf Augenhöhe. Obwohl Bronson vor Marvin flüchtet, sind sich die von ihnen gespielten Charaktere sehr ähnlich. Grantige Dickschädel, die das Herz am rechten Fleck haben. So nimmt der "Jäger" Lee Marvin dann auch nur widerwillig die Fährte des vermeintlichen Killers auf, von Hazel und dessen Speichelleckern zeigt er sich angewidert. Lee Marvin kommt im Vergleich zu Charles Bronson schon fast redselig daher, denn Bronson ist über weite Stellen des Filmes alleine unterwegs, selbst in Gesellschaft redet er nur die allernötigsten Worte. Die kantigen Hauptdarsteller passen absolut perfekt in ihre Rollen, dem Zuschauer wird es dabei sehr leicht gemacht, gleich beide Charakterköpfe ins Herz zu schliessen. Dies ist keinesfalls von Nachteil, denn an Unsympathen mangelt es freichlich nicht. Allen voran Ed Lauter, der -wie nicht anders zu erwarten- eine sehr souveräne Vorstellung abliefert. Lauter gelang nie der grosse Durchbruch zum Topstar, er ist aber bis in die heutige Zeit ein sehr gefragter Darsteller. Egal welche Figuren er spielt, der Mann ist immer eine sichere Bank. Zwei übermächtige Hauptakteure, ein herrlich abstossender Fiesling, keine leichte Aufgabe für die restliche Besetzung, die sich aber durchaus achtbar aus der Affaire zieht. Andrew Stevens hielt seine Milchzahngesichtsruine z.B. bei "Teufelskreis Alpha" (The Fury, 1978) vor die Kamera, überzeugte in dem starken Gruselthriller von Brian De Palma. Als junger Polizist ist er gut besetzt, genau eine solch glatte Person ist an dieser Stelle gefragt. Carl Weathers kennt man als Gegenspieler des Box-Underdogs Rocky, der später zum Freund des Faustmeisters wurde, um schliesslich im vierten Rocky Aufguss Dolph Lundgren vor die Fäuste zu taumeln. Ebenso unvergessen seine Mitwirkung in "Predator" (1987). Nicht zu vergessen "Action Jackson" (1988), in dem er sich mit Craig T. Nelson plagen muss. Dieses Mal gibt er ein aufrechtes Helferlein des Gesetzes, darf sich mehr trinkfest denn schlagfertig präsentieren. Frauen spielen hier nur am Rande eine Rolle. Angie Dickinson gibt sich die Ehre, versucht dem knurrigen Lee Marvin ein wenig Lebensfreude einzuhauchen.

"Death Hunt" kann mit einer starken Besetzung auftrumpfen. Sicher, die Charaktere sind nicht ausufernd tief gezeichnet, doch dank der starken Persönlichkeit der jeweilgen Schauspieler, wirken die Figuren nie wie blutleere Abziehbilder. Der Plot kommt mit ein paar gelungenen Ausritten daher. Es gibt einen Handlungsstrang, der sich mit einem Serienkiller befasst, auf den ich wegen akuter Spoilergefahr aber nicht weiter eingehen kann. Ferner taucht ein arroganter Pilot auf, der im festen Glauben ist, dass sich das "Fussvolk" nicht ansatzweise mit seiner Leistungsfähigkeit messen kann. Mit seinen rund 93 Minuten Laufzeit, ist der Film keine Sekunde zu lang geraten. Ständig bleibt es spannend und äusserst unterhaltsam, Hänger sind nicht auszumachen. Für einen Streifen dieser Art, überraschen die teils blutigen Tode diverser Mitwirkender. Da man "Death Hunt" auch als eine Art "Spätwestern" bzw. "Abgesang auf den Western" verstehen kann, drängt sich der Vergleich mit den Werken von Sam Peckinpah auf. In diese Liga kann der Film aber nicht vorstossen. Weder die Besezung noch das gute Drehbuch verhindern den Sprung an die Spitze. Peter R. Hunt hat als Regisseur einfach nicht die Klasse eines Sam Peckinpah, dazu ist seine Art der Inszenierung zu konventionell. Bitte versteht mich nicht falsch, Hunt ist auf gar keinen Fall ein schlechter Regisseur. Immerhin geht mit "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" (On Her Majesty's Secret Service, 1969) einer meiner liebsten Bond-Filme auf sein Konto. Mit Charles Bronson in der Hauptrolle, drehte er 1987 den liebenswerten Actionthriller "Der Mordanschlag" (Assassination). Sicher kein Klassiker, aber ein Film, den ich mir alle paar Jahre gern erneut anschaue. Der einzige echte Schwachpunkt von "Death Hunt", ist meiner Meinung nach die etwas zu biedere Kameraarbeit. "Schwachpunkt" ist zu harsch formuliert, doch ich hätte mir ein wenig mehr Pracht und Grösse bei der Bildkomposition gewünscht. Die Kamera ist meist sehr nah bei den Akteuren, die wundervolle Landschaftskulisse wird zwar nicht abgewürgt, aber sie hätte mehr Raum zur Entfaltung verdient. Dem Gesamteindruck wäre dies sicher zuträglich gewesen. Man es realisieren können, ohne die Handlung in negativer Weise zu beeinträchtigen. Im Gegenteil, die Atmosphäre wäre dadurch noch intensiver geraten.

Die Kritikpunkte an "Death Hunt" sind Klagen auf gutem Niveau, der Unterhaltungwert des Streifens ist und bleibt unbestritten hoch! Der Mix aus Spätwestern, Abenteuer, Thriller und Action geht auf. Die "Westernschlagseite" ist nicht übermächtig, wer sonst mit dem Genre nichts anfangen kann, sollte dem Film trotzdem eine Chance geben. Koch Media hat sich dieser Perle angenommen, die DVD wurde unter dem deutschen Titel "Yukon" veröffentlicht. Das Bild erfreut mit sehr schöner Qualität, neben der deutschen Synchronisation, ist der englische Originalton an Bord, zusätzlich gibt es eine italienische Tonspur. Die Bonusabteilung bietet einen deutschen und einen amerikanischen Trailer an. Eine Bildergalerie, sowie ein altes Radiointerview mit Charles Bronson und Lee Marvin sind dort ebenfalls zu finden. Auf ein Booklet oder einen Schuber muss man verzichten. Schade, in dieser Hinsicht kennt man liebevoller aufgemachte DVDs aus dem Hause Koch. Der Film -und dies ist und bleibt entscheidend- liegt ungekürzt und in erstklassiger Qualität vor, ergo muss ich die Scheibe jedem interessierten Fan mit Nachdruck ans Herz legen!

Bronson und Marvin, Schnee und Eis, vier- und zweibeinige Hunde auf der Jagd. Was will man mehr? Guter bis sehr guter Stoff = dicke 7,5/10!

Lieblingszitat:

"Also du hast einen Blick, der macht aus Whiskey saure Pisse."
Zuletzt geändert von Blap am Di 27. Jul 2010, 08:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Onkel Joe
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Re: Yukon - Peter R. Hunt

Beitrag von Onkel Joe »

Klasse, hatte mal mitbekommen das der von Koch erscheint aber das ganze wieder vergessen, danke für die gedächtnisstütze mein lieber ;).
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
purgatorio
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Re: Yukon - Peter R. Hunt

Beitrag von purgatorio »

YUKON – EIN MANN WIRD ZUR BESTIE (DEATH HUNT, USA 1981, Regie: Peter R. Hunt)

Lee Marvin und Charles Bronson gehen sich gegenseitig auf die Nüsse. Ich mochte diesen Film schon als Knabe, sah ihn dann zwei Jahrzehnte nicht und kann ihn dank Koch Media jetzt wieder knuddeln. Großer Film – wirklich!
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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