Doomsday Book - Jee-woon Kim / Pil-Sung Yim
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Doomsday Book - Jee-woon Kim / Pil-Sung Yim
Doomsday Book
(In-lyoo-myeol-mang-bo-go-see)
mit Doona Bae, Joon-ho Bong, Ji-hee Jin, John D. Kim, Kang-woo Kim, Jun-hee Ko, Dong-seok Ma, Hae-il Park, Seung-beom Ryu, Song Sae-Byok
Regie: Jee-woon Kim / Pil-Sung Yim
Drehbuch: Jee-woon Kim / Pil-Sung Yim
Kamera: Sung-min Ha / Ji-yung Kim
Musik: Mowg
FSK 12
Südkorea / 2012
Das Ende der Welt naht und die Menschheit ist dem Untergang geweiht: In "Heaven's Creation" erlangt ein Roboter in einem Tempel Erleuchtung und wird daraufhin vom Elektrotechniker Pak Do-won und dem Tempelpriester Hye-joo vor seinen habgierigen Herstellern beschützt. In "A Cool New World" sieht sich die Menschheit einem tödlichen Virus gegenüber. Ein junger Mann verwandelt sich unaufhaltsam in einen blutrünstigen Zombie. Im dritten Kapitel "Happy Birthday" freundet sich ein Maschinenbau-Absolvent mit einer künstlichen Intelligenz an. Ihnen steht jedoch der unaufhaltsam bevorstehende Meteoriteneinschlag mit dem drohenden Ende allen irdischen Lebens im Weg …
2 Regisseure erzählen 3 Kurzgeschichten, die sich irgendwie alle mit dem Ende der Welt beschäftigen. Dabei ist diese Ansammlung von Kurzgeschichten für manch einen sicherlich etwas gewöhnungsbedürftig, doch insgesamt gesehen entpuppt sich dieses Werk als äußerst interessante Mischung aus Drama, SCI/FI-und Fantasy, wobei die einzelnen Geschichten zudem noch eine humoristische Note beinhalten, die dem Gesamtwerk sehr gut zu Gesicht steht. In der ersten Episode wird die Menschheit von einem Virus befallen, durch den sich die Menschen nach und nach in Zombies verwandeln. Normalerweise erscheint das inhaltlich nicht gerade innovativ, doch ist es in diesem Fall die Umsetzung des Ganzen, die erfrischend daherkommt und den Auslöser für die Seuche auf herrlich sarkastische Art und Weise beleuchtet. Dabei offenbaren sich sogar Momente die einen gewissen Ekel-Faktor beinhalten und gleichzeitig eine gewisse Gesellschaftskritik beinhalten, die ziemlich realistische Züge erkennen lässt. Und auch wenn diverse Passagen im ersten Moment eher unfreiwillig komisch erscheinen, so steckt doch ein tieferer Sinn hinter ihnen, den man eventuell erst bei genauerer Betrachtung erkennen kann.
Nach dieser temporeichen Episode bekommt man eine eher ruhige Story erzählt, in der ein Roboter die spirituelle Erleuchtung erlangt und deshalb von seinen Schöpfern als Gefahr angesehen wird. Das mag sich im ersten Moment sogar etwas dämlich anhören, doch das Geschehen offenbart sich als fast schon philosophische Story, die einen starken Eindruck auf den Zuschauer hinterlässt. Bei der optischen Darstellung des Roboters werden ganz unweigerlich Ähnlichkeiten zu einem Film wie "I Robot" wach, obwohl die Geschichte an sich in eine vollkommen andere Richtung tendiert. Man verspürt hier sogar einen Hauch von Melancholie und empfindet echtes Mitleid mit einer Maschine, die sich viel menschlicher darstellt als ihre Schöpfer, die sie aus purer Angst vernichten wollen. Auch hier ist ein tieferer Sinn zu erkennen, zudem präsentiert sich diese Episode auch absolut humorlos und regt viel eher zum nachdenken an. Selbst als Betrachter kann man die entstehende Beklemmung verspüren, die durch die Ereignisse ausgelöst werden und fühlt sich die ganze Zeit über seltsam befangen, was meiner Meinung nach ein untrüglicher Beweis dafür ist, das man sich auch wirklich mit dem gesehenen auseinandersetzt.
Die letzte Kurzgeschichte ist dann der mit Abstand skurrilste Teil des Gesamtwerkes und löst in einem auch die zwiespältigsten Gefühle aus. Präsentiert sich doch einerseits fast schon eine absurde Komödie, so hinterlässt das Ganze auf der anderen Seite auch einen bedrohlichen Eindruck. Hier wird der Untergang der Welt durch die Bestellung einer Billardkugel ausgelöst, was für sich allein genommen schon als regelrecht grotesk angesehen werden kann. Die Umsetzung des Szenarios ist dann aber so dermaßen an den haaren herbeigezogen, das man sich diverse Schmunzler beim besten Willen nicht verkneifen kann. Und dennoch beinhaltet die Story auch sehr bedrohliche Züge, insbesondere bei den letzten Bildern entfacht das Geschehen eine herrlich postapokalyptische Grundstimmung, die dem Betrachter unter die Haut geht. Wohl eher selten wurde der Weltuntergang auf eine so witzige, aber gleichzeitig auch beklemmende Art dargestellt, so das man diese abschließende Episode auch als Höhepunkt eines Werkes ansehen kann, das sicherlich nicht jeden Geschmack treffen wird, da der Spagat zwischen skurriler Momente-und ernsthafter Hintergründe ziemlich gewagt erscheint.
Mir persönlich hat "Doomsday Book" jedoch ausnehmend gut gefallen, haben die Asiaten hier doch einmal ihr Gespür für Ironie-und beißendem Sarkasmus unter Beweis gestellt. Der teils vollkommen überzogene Humor ist in vorliegendem Fall einmal nicht als negativ anzusehen, sondern stellt vielmehr eine sehr ernsthafte Thematik auf herrlich skurrile Art und Weise dar. Von mir gibt es jedenfalls eine dicke Empfehlung für diese außergewöhnliche Ansammlung von Kurzgeschichten, die auf jeden Fall beste-und extrem kurzweilige Unterhaltung bieten und ganz nebenbei auch noch einen nachhaltigen Eindruck beim Zuschauer hinterlassen.
Fazit:
Es ist schon etwas sehr Außergewöhnliches, was die beiden Regisseure Jee-woon Kim und Pil-Sung Yim hier auf die Beine gestellt haben, denn "Doomsday Book" präsentiert sich als ein Film, der im Prinzip jenseits des üblichen Mainstreams angesiedelt ist. Witzige-und streckenweise extrem skurrile Momente in Kombination mit sehr nachdenklich stimmenden Passagen ergeben ein Gesamtwerk, das man als überdurchschnittlich gut bewerten kann.
7/10
Big Brother is watching you
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Re: Doomsday Book - Jee-woon Kim / Pil-Sung Yim
der Trailer macht Lust auf mehr und Arkschis dezente Andeutungen letztens war ja wohl auch recht wohlgesonnenpurgatorio hat geschrieben:DOOMSDAY BOOK
aus Asien, mit Weltuntergang und Robotern...
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Two acclaimed Korean directors unfurl three unique stories of human self-destruction in the modern high-tech era. In a hope to restore the humane compassion in the insusceptible modern age, the film displays an alternative form of genuine humanity. And thus you are stepping into the world of future, where a series of unexpected stories awaits you. All these stories originate from the earth. From the very earth you live on.
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
Re: Doomsday Book - Jee-woon Kim / Pil-Sung Yim
„Brave New World“: Ein geheimnisvoller, durch die Nahrung aufgenommener Virus lässt die Menschheit sich in Zombies verwandeln.
„Heavenly Creature“: Ein Roboter erlangt in einem buddhistischen Kloster seine Erleuchtung und wird von den Mönchen als Reinkarnation Buddhas angesehen.
„Happy Birthday“: Durch eine fatale Falschbestellung im Internet, rast ein riesiger Meteor auf die Erde zu.
„Doomsday Book“ ist ein koreanischer Anthologie-Film, der drei Geschichten umfasst, die alle mehr oder weniger um das Thema Weltuntergang kreisen. Die ersten beiden Episoden wurden 2006 von den beiden zurzeit sehr angesagten Regisseuren Jee-woon Kim (“A Tale of Two Sisters“, “I Saw the Devil“) und Pil-Sung Yim (“Hansel & Gretel“) gedreht. Ursprünglich war noch Han Jae-rim mit an Bord, der die dritte Story beisteuern sollte, ein SF-Musical. Aber diese wurde aus Kostengründen nicht umgesetzt und erst 2010 wurde die jetzige dritte Episode hinzugefügt, die Jee-woon Kim und Pil-Sung Yim zusammen inszenierten.
„Brave New World“ zeigt den Weltuntergang anhand einer klassischen Zombiegeschichte, und hier muss man einmal fragen, was die FSK geritten hat, „Doomsday Book“ ab 12 Jahren freizugeben. Noch 20 Jahre zuvor wäre „Doomsday Book“ aufgrund dieser Episode mindestens mit dem FSK 18-Siegel und diversen Schnitten belegt worden. Das ist zwar auch übertrieben, aber die gelungenen Zombiegestalten und ihr blutiges Treiben würde ich keinem 12-Jährigen zumuten wollen. Merkwürdig, merkwürdig. Davon aber abgesehen ist die Episode sehr gelungen. Sie hat ein gutes Tempo und weist allerhand (makabren) Humor auf. Make-Up und Effekte sind, wie gesagt, sehr effektiv und zum Teil von exquisiter Ekelhaftigkeit. Hinzu kommt eine überaus schön anzusehende Kameraarbeit und Bildgestaltung.
Einige Darsteller, insbesondere der Protagonist und seine (Comic)-Familie, überziehen zwar maßlos, aber da die Geschichte sowieso als überdrehte Satire angelegt ist, fällt dies nicht besonders negativ ins Gewicht. Wie alle Geschichten der Anthologie, versteht sich auch „Brave New World“ (der Aldous-Huxley -Titel ist kein Zufall) als Parabel. Seine Gier nach Gewinnmaximierung; das skrupellose Ausbeuten der Natur und die Gedankenlosigkeit, welche Konsequenzen sein Tun hat, wird den Menschen schließlich ins Unglück stürzen. Doch die Menschheit macht wie Zombies immer weiter und immer weiter.
Dazu passt das Bild vom verfaulten Apfel (als Symbol für pervertierte Wissenschaft), der immer wieder ins Bild gerückt wird. Wer denkt da nicht an den Baum der Erkenntnis und die damit verbundene Vertreibung aus dem Paradies. Insgesamt eine handwerklich vollauf überzeugende, kurzweilige Episode, die auch nicht davor Halt macht, die aktuellen Zustände in Korea zu kritisieren. So wird von den Medien und der Politik die Zombie-Problematik heruntergespielt oder schlichtweg geleugnet, während die Politiker vor laufender Kamera nichts Besseres zu tun haben, als sich gegenseitig zu beschimpfen und die Schuld zuzuschieben, statt zu handeln.
Die zweite Episode, „Heavenly Creature“, kommt gänzlich anders daher. Regisseur Jee-woon Kim ist eigentlich als Regisseur wilder und extrem harter Geschichten bekannt. Hier aber präsentiert er sich von einer vollkommen anderen Seite. Seine Geschichte über einen Roboter, der ein Bewusstsein entwickelt und in einem Buddhisten-Kloster seine Erleuchtung findet, ist sehr langsam – fast hypnotisch -, in wunderschönen Bildern und eleganten Kamerabewegungen erzählt.
Die Story selber enthält, abseits von seinen oberflächlichen Reizen, eine Menge Stoff zum Nachdenken. Was passiert, wenn sich das Werk auf eine Stufe mit oder sogar noch über den Schöpfer erhebt? Ist es Segen oder Fluch? Muss die arbeitende Masse dumm gehalten werden, damit sie ihre Aufgaben erfüllt? Was macht einen Menschen aus? Wann ist ein Wesen perfekt? Diese und mehr theologische, wie moralische Fragen werden angeschnitten, aber nicht beantwortet. Es bleibt dem Zuschauer überlassen, sich darüber Gedanken zu machen. Die Grenze zwischen Gut und Böse, Recht und Unrecht wird durchlässig. Denn die Frage, wer sich hier die Wahrheit für sich beanspruchen kann, bleibt ebenfalls dem Zuschauer überlassen.
Eine starke, in wunderbare Bilder umgesetzte Geschichte, die im krassen Kontrast zu den anderen Episoden in „Doomsday Book“ steht. Auch die thematische Klammer „Weltuntergang“ wird hier eher theoretisch angerissen. Wäre es wirklich unse Untergang, wenn unsere Schöpfung, oder – weniger theologisch – die ausgebeutete Masse ein Bewusstsein erhält?
Nach diesem ruhigen Ausflug ins Philosophische ist in der letzten Episode, „Happy Birthday“, wieder Spaß angesagt. Die märchenhafte Geschichte um ein kleines Mädchen, das im Internet auf der falschen Seite etwas bestellt und damit versehentlich die Apokalypse auslöst, ist vor allem humorig. Auch die Seitenhiebe auf Politik und Medien, die wir schon in der ersten Episode gesehen haben, kehren wieder zurück. Hier aber sehr viel übertriebener, so das der satirische Ansatz fast schon im Klamauk stecken bleibt.
Zwar hat „Happy Birthday“ sehr viel weniger Tiefgang als Episode 2 und ist auch weniger actionreich als Episode 1, aber dieser kurze Film weiß trotzdem Freude zu bereiten. Auch wenn sich die Darsteller hier gerne zu Overacting hinreißen lassen. Insbesondere die Mutter ist doch sehr anstrengend. Ansonsten hat auch diese Episode den Charakter einer Parabel und zeigt, was passiert, wenn eine fortgeschrittene Technik nicht mit gewissem Bewusstsein einsetzt wird. Aufgrund dieser Episode wird „Doomsday Book“ mit Lars Von Triers „Melancholia“ verglichen, was aber natürlich ein himmelschreiender Blödsinn ist.
Insgesamt ist „Doomsday Book“ eine überdurchschnittlich gelungene Anthologie mit drei sehr interessanten und anspruchsvoll gefilmten Geschichten, aus denen insbesondere die philosophische zweite herausragt. Nur die FSK 12 Freigaben halte ich, angesichts der expliziten Zombie-Episode, für nicht angebracht.
Als Extras wird ein 3:52 Minuten kurzes„Making Of“ angeboten, welches aber viel zu kurz ist, um irgendwelche tiefschürfenden Erkenntnisse zu bringen. Schade, denn gerade zur zweiten Episode und seine buddhistischen Hintergründe hätte ich gerne mehr gehört. Bild- und tontechnisch kann die DVD aber überzeugen.
Screenshots: http://www.filmforum-bremen.de/2012/10/ ... sday-book/
„Heavenly Creature“: Ein Roboter erlangt in einem buddhistischen Kloster seine Erleuchtung und wird von den Mönchen als Reinkarnation Buddhas angesehen.
„Happy Birthday“: Durch eine fatale Falschbestellung im Internet, rast ein riesiger Meteor auf die Erde zu.
„Doomsday Book“ ist ein koreanischer Anthologie-Film, der drei Geschichten umfasst, die alle mehr oder weniger um das Thema Weltuntergang kreisen. Die ersten beiden Episoden wurden 2006 von den beiden zurzeit sehr angesagten Regisseuren Jee-woon Kim (“A Tale of Two Sisters“, “I Saw the Devil“) und Pil-Sung Yim (“Hansel & Gretel“) gedreht. Ursprünglich war noch Han Jae-rim mit an Bord, der die dritte Story beisteuern sollte, ein SF-Musical. Aber diese wurde aus Kostengründen nicht umgesetzt und erst 2010 wurde die jetzige dritte Episode hinzugefügt, die Jee-woon Kim und Pil-Sung Yim zusammen inszenierten.
„Brave New World“ zeigt den Weltuntergang anhand einer klassischen Zombiegeschichte, und hier muss man einmal fragen, was die FSK geritten hat, „Doomsday Book“ ab 12 Jahren freizugeben. Noch 20 Jahre zuvor wäre „Doomsday Book“ aufgrund dieser Episode mindestens mit dem FSK 18-Siegel und diversen Schnitten belegt worden. Das ist zwar auch übertrieben, aber die gelungenen Zombiegestalten und ihr blutiges Treiben würde ich keinem 12-Jährigen zumuten wollen. Merkwürdig, merkwürdig. Davon aber abgesehen ist die Episode sehr gelungen. Sie hat ein gutes Tempo und weist allerhand (makabren) Humor auf. Make-Up und Effekte sind, wie gesagt, sehr effektiv und zum Teil von exquisiter Ekelhaftigkeit. Hinzu kommt eine überaus schön anzusehende Kameraarbeit und Bildgestaltung.
Einige Darsteller, insbesondere der Protagonist und seine (Comic)-Familie, überziehen zwar maßlos, aber da die Geschichte sowieso als überdrehte Satire angelegt ist, fällt dies nicht besonders negativ ins Gewicht. Wie alle Geschichten der Anthologie, versteht sich auch „Brave New World“ (der Aldous-Huxley -Titel ist kein Zufall) als Parabel. Seine Gier nach Gewinnmaximierung; das skrupellose Ausbeuten der Natur und die Gedankenlosigkeit, welche Konsequenzen sein Tun hat, wird den Menschen schließlich ins Unglück stürzen. Doch die Menschheit macht wie Zombies immer weiter und immer weiter.
Dazu passt das Bild vom verfaulten Apfel (als Symbol für pervertierte Wissenschaft), der immer wieder ins Bild gerückt wird. Wer denkt da nicht an den Baum der Erkenntnis und die damit verbundene Vertreibung aus dem Paradies. Insgesamt eine handwerklich vollauf überzeugende, kurzweilige Episode, die auch nicht davor Halt macht, die aktuellen Zustände in Korea zu kritisieren. So wird von den Medien und der Politik die Zombie-Problematik heruntergespielt oder schlichtweg geleugnet, während die Politiker vor laufender Kamera nichts Besseres zu tun haben, als sich gegenseitig zu beschimpfen und die Schuld zuzuschieben, statt zu handeln.
Die zweite Episode, „Heavenly Creature“, kommt gänzlich anders daher. Regisseur Jee-woon Kim ist eigentlich als Regisseur wilder und extrem harter Geschichten bekannt. Hier aber präsentiert er sich von einer vollkommen anderen Seite. Seine Geschichte über einen Roboter, der ein Bewusstsein entwickelt und in einem Buddhisten-Kloster seine Erleuchtung findet, ist sehr langsam – fast hypnotisch -, in wunderschönen Bildern und eleganten Kamerabewegungen erzählt.
Die Story selber enthält, abseits von seinen oberflächlichen Reizen, eine Menge Stoff zum Nachdenken. Was passiert, wenn sich das Werk auf eine Stufe mit oder sogar noch über den Schöpfer erhebt? Ist es Segen oder Fluch? Muss die arbeitende Masse dumm gehalten werden, damit sie ihre Aufgaben erfüllt? Was macht einen Menschen aus? Wann ist ein Wesen perfekt? Diese und mehr theologische, wie moralische Fragen werden angeschnitten, aber nicht beantwortet. Es bleibt dem Zuschauer überlassen, sich darüber Gedanken zu machen. Die Grenze zwischen Gut und Böse, Recht und Unrecht wird durchlässig. Denn die Frage, wer sich hier die Wahrheit für sich beanspruchen kann, bleibt ebenfalls dem Zuschauer überlassen.
Eine starke, in wunderbare Bilder umgesetzte Geschichte, die im krassen Kontrast zu den anderen Episoden in „Doomsday Book“ steht. Auch die thematische Klammer „Weltuntergang“ wird hier eher theoretisch angerissen. Wäre es wirklich unse Untergang, wenn unsere Schöpfung, oder – weniger theologisch – die ausgebeutete Masse ein Bewusstsein erhält?
Nach diesem ruhigen Ausflug ins Philosophische ist in der letzten Episode, „Happy Birthday“, wieder Spaß angesagt. Die märchenhafte Geschichte um ein kleines Mädchen, das im Internet auf der falschen Seite etwas bestellt und damit versehentlich die Apokalypse auslöst, ist vor allem humorig. Auch die Seitenhiebe auf Politik und Medien, die wir schon in der ersten Episode gesehen haben, kehren wieder zurück. Hier aber sehr viel übertriebener, so das der satirische Ansatz fast schon im Klamauk stecken bleibt.
Zwar hat „Happy Birthday“ sehr viel weniger Tiefgang als Episode 2 und ist auch weniger actionreich als Episode 1, aber dieser kurze Film weiß trotzdem Freude zu bereiten. Auch wenn sich die Darsteller hier gerne zu Overacting hinreißen lassen. Insbesondere die Mutter ist doch sehr anstrengend. Ansonsten hat auch diese Episode den Charakter einer Parabel und zeigt, was passiert, wenn eine fortgeschrittene Technik nicht mit gewissem Bewusstsein einsetzt wird. Aufgrund dieser Episode wird „Doomsday Book“ mit Lars Von Triers „Melancholia“ verglichen, was aber natürlich ein himmelschreiender Blödsinn ist.
Insgesamt ist „Doomsday Book“ eine überdurchschnittlich gelungene Anthologie mit drei sehr interessanten und anspruchsvoll gefilmten Geschichten, aus denen insbesondere die philosophische zweite herausragt. Nur die FSK 12 Freigaben halte ich, angesichts der expliziten Zombie-Episode, für nicht angebracht.
Als Extras wird ein 3:52 Minuten kurzes„Making Of“ angeboten, welches aber viel zu kurz ist, um irgendwelche tiefschürfenden Erkenntnisse zu bringen. Schade, denn gerade zur zweiten Episode und seine buddhistischen Hintergründe hätte ich gerne mehr gehört. Bild- und tontechnisch kann die DVD aber überzeugen.
Screenshots: http://www.filmforum-bremen.de/2012/10/ ... sday-book/
Früher war mehr Lametta
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