Die Leichenmühle – Ted V. Mikels (Trash Collection # 06)

Moderator: jogiwan

Antworten
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39225
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Die Leichenmühle – Ted V. Mikels (Trash Collection # 06)

Beitrag von jogiwan »

Die Leichenmühle – Ted V. Mikels (Trash Collection # 06)

Bild

Originaltitel: The Corpse Grinders

Herstellungsland: USA / 1972

Regie: Ted V. Mikels

Darsteller: Sean Kenney, Monika Kelly, Sanford Mitchell, J. Byron Foster, u.a.

Story:

Schnurrende Kätzchen verwandeln sich in reißende Raubtiere, die sich blutrünstig auf ihre Besitzer stürzen. Das Geheimnis dieser schrecklichen Veränderung liegt in ihrer Nahrung, die aus einer mysteriösen Konservenfabrik geliefert wird. Hier verarbeiten die beiden teuflischen Gestalten Landau und Maltby Menschenleichen zu Katzenfutter, das die friedlichen Haustiere zu grausamen Menschenfressern macht. Jeder, der ihrem Geheimnis zu nahe kommt, wird durch den Fleischwolf gedreht und endet ebenfalls als Katzenfutter.Als sich Dr. Glass und seine Assistentin Zutritt in die teuflische Fabrik verschaffen und den riesigen Leichen zerhackenden Fleischwolf entdecken, läuft das Förderband des Todes erneut... diesmal für zwei Lebende...

Glauben Sie wirklich zu wissen, was Gruseln ist? Dann kommen Sie mit in die Leichenmühle!
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39225
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Die Leichenmühle – Ted V. Mikels (Trash Collection # 06)

Beitrag von jogiwan »

Hehe, was für eine gequirlte Scheiße. Was uns Trash-Ikone Ted V. Mikels uns mit seinen 1971 gedrehten „the corpse grinders“ a.k.a. „die Leichenmühle“ vor die Linse setzt ist schon ziemlich starker Tobak. Das Filmchen kommt ja derart unglaubwürdig inszeniert daher, dass es nur so kracht und auch die Geschichte ist mindestens so löchrig wie ein Schweizer Käse und strotzt nur so vor unlogischen Entwicklungen. Mainstream-Gucker werden wohl ohnehin kaum mehr als die Hälfte der knapp 72 Minuten unbeschadet durchstehen. Andererseits hat Multitalent Mikels (Regisseur, Produzent, Drehbuchautor etc.) mit nur knapp 47.000 Dollar Budget einen derart-unglaublichen Trash-Klassiker geschaffen, der wohl trotz einiger Längen in einem Atemzug mit den Werken eines Ed Wood Jr. genannt werden kann.

Die Geschichte von Katzen, die durch Menschenfleisch-verseuchtes Katzenfutter selbst zu Menschenfressern werden ist ja schon etwas ähm... konstruiert und die Inszenierung gibt der Geschichte den Rest. Da wäre einmal die Fabrik, die aussieht wie das ungenutzte Kellerabteil eines Mehrparteienhauses. Poster an die Wand geklatscht und einen Schreibtisch reingestellt (was bei zwei Geschäftsführern doch etwas wenig erscheint) und fertig ist das Büro einer gutgehenden Fabrik für hochpreisiges Katzenfutter. Naja... Die Katzenangriffe (leider nur 4 an der Zahl) sind auch nicht sonderlich gut gelungen und rechtfertigen auch keinesfalls die Indizierung bzw. Freigabe der FSK. Die Katzen waren im Grunde ja sehr friedfertige Wesen von Crew-Mitgliedern, die halt dann auf ihre Besitzer geworfen wurden. Dementsprechend spaßig ähm... blutig und authentisch ist halt dann auch das dementsprechende Ergebnis.

Die Leichenmühle rattert auch eher sparsam und es scheint, als würden bei dem gezeigten Tempo wohl kaum als eine Handvoll Dosen pro Tag die Produktionsstätte verlassen. Dass das menschliche Ausgangsmaterial außerdem mitsamt Knochen und der Unterwäsche durch den Fleischwolf gedreht wird, mag zwar den moralischen Standards des Entstehungsjahres entsprechen, aber sicherlich nicht den Lebensmitteltechnischen. Und das Schwester Angie mit ihrem geschulten Auge sofort eine Probe unter dem Mikroskop einem menschlichen Ursprung zuordnen kann und Dr. Glass nicht nur Operationen, sondern auch noch Autopsien durchführt und auch noch Tierleichen seziert, grenzt wohl an ein ausbildungstechnisches Wunder. Von der Krankenhauskatze mal ganz abgesehen... Und das ist ja nur die Spitze des Eisberges. Dem geneigten und aufmerksamen Trash-Fan bietet „die Leichenmühle“ ja quasi eine unerschöpfliche Vielzahl an Entdeckungsmöglichkeiten filmischer Fehler.

Ted V. Mikels ist wohl so was wie der letzte noch lebende Regisseur, der sich mit vollen körperlichen, emotionalen und finanziellen Einsatz uneingeschränkt dem Trash verschrieben hat. Der gute Herr ist ja ein filmischer Hans Dampf in allen Gassen, der über Regisseur, Schauspieler, Stunt- und Musik-Coordinator, bis hin zum Produzenten wohl schon alle Positionen bekleidet hat, die die Filmwirtschaft zu bieten hat. Die IMDB listet bisher 20 Filme, die seine Produktionsschmiede verlassen haben, wobei sich darunter durchaus bekannte Filme wie z.B. „Die Blutorgie der Satanstöchter“ oder auch „the doll squad“. Angeblich soll es bei letzterem zu einem Rechtsstreit zwischen Mikels und Film-Mogul Aron Spelling gekommen sein, da dieser die Story zu seiner Serie „drei Engel für Charlie“ bei eben genannten Film abgekupfert haben soll. Der 1929 geborene Mikels war sich noch nie für eine wilde Thematik zu schade und hat über Katzen mit geschmacklicher Fehlorientierung über männermordende Geheimagentinnen, Zuchthaus-Exploitation, bis hin zu Astro-Zombies so ziemlich alles verarbeitet, was nur irgendwie mies sein könnte. Allerdings scheint der gute Herr auf seine alten Tage etwas ruhiger geworden zu sein. Der neueste Film „a heart of a boy“ zeigt ja die berührende Geschichte eines kleinen Jungen, der dringend ein neues Spenderherz zum Überleben benötigt. Dafür gab’s sogar ein Zertifikat des Bundesstaates Nevada für familientaugliche Unterhaltung (!!!). Für alle Interessierten, über sein neuestes Werk, wie auch über die meisten anderen Ergüsse, kann man auf der Homepage ( http://www.tedvmikels.com ) informieren und dann auch gleich bestellen.

Sean Kenney als Dr. Howard Glass mit schmierigen Seitenscheitel und seiner Vorliebe für Mohair-Pullover meistert seine (zugegeben kleinere) Rolle ganz gut und hat es neben 9 trashigen Filmen zu zwei kleineren Serien-Auftritten (unter anderem „Raumschiff Enterprise“) geschafft. Die dralle Monika Kelly als Angie Robinson ist nach „die Leichenmühle“ leider nicht mehr in Erscheinung getreten, was eigentlich sehr schade ist. Die totblondierte Schauspielerin macht und hat ja durchaus eine gute Figur. Allerdings schon etwas verwunderlich, dass die meisten der anderen Schauspieler, allen voran Sanford Mitchell (als Landau) oder auch Drucilla Hoy (die auch so aussieht, wie sie heisst) nicht eine grosse Karriere im B-Movie-Business gemacht haben. Einzig Vincent Barbi (in einer kleinen Rolle als Bösewicht Monk) mit seinem markaten Gesicht kommt auf eine Vielzahl von Filmen. Der ehemalige Preisboxer aus Italien, der auch schon in „the blob“ und „Batman hält die Welt in Atem“ durch seine Mitwirkung veredelte, war ein persönlicher Freund von Mikels und wirkte daher auch in weiteren seiner Filme mit.

So bleibt abschliessend zu sagen, dass es sich bei „die Leichenmühle“ um ein sehr nettes Trash-Filmchen handelt, das zwar nicht an allen Fronten überzeugen kann, jedoch mit entsprechender Trash-Vorbildung durchaus einen nicht zu unterschätzenden Unterhaltungswert besitzt. Bei der ersten Sichtung war ich vielleicht doch ein klein-wenig enttäuscht, mittlerweile hat sich dieses Gefühl jedoch ganz und gar gelegt. Freunde von cineastischem Bodensatz aus dieser Epoche, denen es bei Werken wie „plan 9 from outter space“ nicht gleich die Fußnägel aufrollt, können jedenfalls bedenkenlos einen oder mehrere Blicke riskieren. Ich hatte wie immer meinen Spass und auch das Interesse an weiteren Mikels-Werken ist geweckt.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Antworten