Cover der Derrick Collectors Box 4, welche die Folgen 46-60 enthält
Folge 52 - Abitur (Deutschland 1978)
Der freundliche und hilfsbereite Assessor Werner Hofer (Peter Dirschauer), erteilt dem kurz vor dem Abitur stehenden Robert Becker (Michael Wittenborn) Nachhilfestunden. Robert soll Medizin studieren, denn sein Vater (Hans Quest), der als Landarzt tätig ist, will ihm die Praxis übergeben. Leider ist Rober kein besonders begabter Schüler, er droht am Numerus clausus zu scheitern. Hofer wird von Dr. Becker ins Gebet genommen, noch stärker legt sich jedoch seine Tochter Adelheid (Agnes Dünneisen) für ihren Bruder ins Zeug. Adelheid macht Hofer eindeutige Angebote, wenn er im Gegenzug Einfluss auf den Notendurchschnitt ihres Bruders nimmt. Empört und genervt lehnt Werner Hofer ab, in seiner Aufregung überfährt er einen jungen Mann. Der Blick zurück erweist sich nicht so schrecklich wie befürchtet, denn das Unfallopfer scheint sich bereits wieder aufzurappeln. Trotzdem flüchtet der überforderte Assessor in Panik. Als man den Überfahrenen kurze Zeit später tot auffindet, wittert die durchtriebene Adelheid ihre Chance. Bei der Leichenschau kann die Todesursache nicht eindeutig dem Unfall zugeordnet werden, eine untypische Verletzung weckt den Instinkt Derricks. Während Derrick und Klein die Ermittlungen aufnehmen, bahnt sich hinter den Kulissen eine Tragödie an...
Wie gehabt kann auch die Folge mit guten Darstellerleistungen glänzen. Dabei ist der "eigentliche" Fall eher nebensächlich, diesmal steht ein Drama um Erpressung und Verzweiflung im Zentrum der Ereignisse. Peter Dirschauer driftet mehr und mehr in Richtung Abgrund. Agnes Dünneisen spielt die verdorbene Göre mit eisiger Präzision, hinter der freundlichen Fassade wohnt die skupellose Boshaftigkeit ohne jegliches Unrechtsbewusstsein. Michael Wittenborn wird von den Ereignissen überrollt, ist den Anforderungen seines Umfelds nicht gewachsen. Hans Quest wirkt im Vergleich zu seiner weiblichen Brut nahezu harmlos, "betriebsblind" sollte eine zutreffende Umschreibung sein. Dietlinde Turban taucht gegen Ende der Folge auf, kann aber kaum mehr als Angst und ein paar Tränen zeigen.
Für Derrick und Klein beginnt diese Folge mit einem lustigen Kegelabend. Besonders für Harry und die anderen Kollegen ein fröhlicher Abend, denn ihr Derrick "darf" sich als "Kegelaufsteller" betätigen. Doch nach diesen kleinen Schmunzlern zu Beginn, entwickelt sich "Abitur" zu einer bitteren Pille, in deren Finale man völlig auf abschwächende Nettheiten verzichtet. Ich mag die fiese Konsequenz dieser Folge sehr, Frank Duval hat den Abspann mit melancholischen Klängen perfekt unterlegt. Sucht man nach einem Kritikpunkt, so könnte man eventuell bemängeln, dass der Zuschauer kaum eine Chance hat den Mordfall selbst aufzuklären. Ich habe dies nicht als Störfaktor empfunden, da das Drama um den Assessor und die Arzttocher den Reiz dieser Folge ausmacht.
7,5/10 (gut bis sehr gut)