Denn das Weib ist schwach - Wolfgang Glück (1961)
Moderator: jogiwan
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Denn das Weib ist schwach - Wolfgang Glück (1961)
D 1961
D: Sonja Ziemann, Helmut Schmid, Kai Fischer, Werner Peters
Seitdem Kovacz (Karl-Otto Alberty) wieder aus dem Gefängnis entlassen wurde, befindet sich Jolly Gebhardt (Helmut Schmid) auf der Flucht vor dessen Männern. Als Anwalt hatte er eine große Geldsumme anvertraut bekommen, die er zur Aufrechterhaltung seines aufwändigen Lebensstils unterschlagen hatte. Zwar kann er mit seinem schnellen Jaguar kurzzeitig entkommen, aber er weiß, dass er keine Ruhe haben wird, bevor er das Geld nicht zurückzahlt.
Einzig sein gewohnter Erfolg bei Frauen könnte ihm noch helfen. Er hatte den Aufenthaltsort von Hanna Schäferkamp (Sonja Ziemann) in einer Erbschaftsangelegenheit ausfindig gemacht, von der er zu profitieren hofft. Unter einem Vorwand begibt er sich an ihren Arbeitsplatz, um mit ihr anzubändeln, aber sie, die nichts von ihrem Millionenerbe weiß, weist ihn ab. Auch Lissy (Kai Fischer), seine Geliebte, reagiert nicht begeistert, als sie von seinen Bemühungen um Hanna erfährt, unterstützt ihn aber, als sie seine Beweggründe erfährt. Dank ihrer Hilfe gelingt es ihm, das Vertrauen Hannas zu gewinnen… (OFDB)
Während sich die Wallace-Krimis Anfang der 60er großer Beliebtheit erfreuten, in denen das Verbrechen in britischen bessergestellten Kreisen abspielte, ist es von Interesse, ein Auge darauf zu werfen, welche Filme einen Blick auf die Situation hier im Lande selbst warfen. Der mir bis dato unbekannte Film "Denn das Weib ist schwach" aus dem Jahr 1961 tut dies und kann dabei überraschend gut punkten.
Da ist zum einen Anwalt Gebhardt, der vordergründig erfolgreich scheint, er fährt einen Sportwagen und wohnt repräsentativ. Mit seiner Gebliebten Lissy, einer Bardame, lebt er unverheiratet zusammen (nicht unbedingt Standard im Jahr 1961). Allerdings wogt in seinem Herzen ein gewisses Maß an Zynismus und außerdem hat er gewaltiges Problem an der Hacke: Während sein krimineller Mandant Kovacs im Gefängnis saß, hat Gebhardt dessen Geld veruntreut. Nun ist Kovacs wieder frei und will schnell das Land verlassen, aber natürlich vorher sein Geld haben, dass Gebhardt allerdings verspekuliert hat.
Hanna Schäferkamp ist geschieden, berufstätig und alleinerziehende Mutter (nicht unbedingt Standard im Jahr 1961). Den Gedanken an eine neue Liebe hat sie aus ihrem Herzen verbannt.
Wie es der Zufall will, ist ein Großonkel Hannas, der vor langer Zeit nach Kanada auswanderte und von dem man nie wieder etwas hörte, dort sehr reich geworden und hat Hanna 13.000.000 $ vermacht. Gebhardt hat aus Kanada den Auftrag erhalten, diese unbekannte Erbin, deren Spur sich nach der Scheidung verlor, ausfindig zu machen, was ihm auch gelingt. Da er aber dringend selbst Geld braucht, kommt er auf die Idee, sich an Hanna, die von dem Erbe noch nichts weiß, heranzumachen und zu heiraten.
Nachdem Lissy seinen Plan spitzgekriegt hat, Gebhardt ihr jedoch versichert, dass sich zwischen ihnen nichts ändern werde, er werde Hanna ja nur vorgaukeln, sie zu lieben, verrät sie ihm, wie er am sinnvollsten vorgehen solle. Der Weg zur MILF führt über das Kind...
Tatsächlich gelingt es ihm, Hanna zu beeindrucken, und eine Fahrt in seinem Shaguar später ist Hanna flachgelegt. Gleich danach setzt es einen Heiratsantrag (wir sind schließlich im Jahr 1961), denn Kovacs drängt auf sein Geld und droht schon mal prophylaktisch mit Gewaltandrohung gegenüber Mutter oder Tochter. Tatsächlich erkennt Hanna, eigene Interessen vernachlässigt und nur für ihr Kind gelebt zu haben und nimmt den Antrag an. Doch Tochter Gaby will keinen Stiefvater (kein Wunder, Mami kennt den neuen Papi ja erst 3 Tage), Gebhardt sieht nur noch sein Heil in Flucht. Die Situation spitzt sich zu...
Wenn man vorab nichts erwartet hat, ist man umso positiver überrascht. Dieser Film, der im Berlin Anfang der 60er spielt, ist weitab von Wallace und ebenso weitab vom üblichen Heile-Welt-Kitsch jener Zeit. Gewiss ist er nicht frei von Klischees, aber wann wurde zu jener Zeit überhaupt mal angesprochen, dass Ehen auch scheitern? Wann wurde mal thematisiert, dass Frauen dann ihre Kinder alleine aufziehen müssen und das kranke Kind bestenfalls der Obhut der Nachbarin überlassen müssen, weil die Arbeit ruft? Kinder spielen auf Schrottplätzen und laufen über Bahnbrachen, viel wurde auf den Straßen gedreht.
Helmut Schmid macht seine Sache gut als Rechtsanwalt Gebhardt, Sonja Ziemann zeigt, dass sie mehr drauf hatte als ihr Heimatfilm-Image vermuten ließ. Kai Fischer gefällt als Lebedame Lissy und gewährt uns auch einen Blick auf ihren nackten Hintern (nicht unbedingt Standard im Jahr 1961) und Werner Peters gibt einen von Kovacs' Schergen.
Die Starmedia-DVD aus dem Jahr 2004 hat ihren Ursprung im NEW-Umfeld und definiert den Begriff "Qualität" neu - negativ gesehen. Die Bildquali ist phasenweise unterirdisch, auf dem Backcover werden Hanna und Lissy verwechselt und das Ende wird dort auch noch gespoilert. Dafür kostet sie aber fast nix...
My conscience is clear
(Fred Olen Ray)
(Fred Olen Ray)