GELD VON TOTEN KASSIEREN (Folge 9)
mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Emely Reuer, Helma Seitz, Rosemarie Fendel
Gäste: Siegfried Lowitz, Eva Brumby, Götz Burger, Monika Zinnenberg, Hartmut Reck, Kurt Jaggberg, u.a.
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Georg Tressler
Folge 9 behandelt einen klassischen Kriminalfall und ist darüber hinaus auch noch am leichten Anreißen einer Milieustudie interessiert. So gestaltet sich zumindest der erste Eindruck. Im Verlauf wird allerdings klar, dass der Mord gar nicht so sehr im Vordergrund stehen wird, sondern die Verwicklungen der Personen untereinander, und ob Kranz tatsächlich in den Fall involviert ist. Dieses Konzept funktioniert recht gut, denn man hat es mit einem straffen Erzähltempo zu tun, aber vor allem Siegfried Lowitz möbelt diese Episode mit seinem Charisma auf. Die Schauplätze sind aussagekräftig und markant, sie charakterisieren das Umfeld, in dem angeblich Verbrecher und gescheiterte Existenzen fabriziert werden sehr ordentlich. Interessant bei "Geld von toten kassieren" ist das dargestellte Vakuum in einer Familie, die es lernen musste, sich alleine durchzuschlagen, und nun plötzlich vor dem neuen, alten Problem steht. Was damals die Schwierigkeit war, als er ins Gefängnis musste, taucht jetzt wieder auf, nur umgekehrt. Mittlerweile ist es tatsächlich ein Problem, dass Kranz wieder da ist. Seine Frau geht damit um wie sie es mit dem ganzen Leben tut. Sie nimmt hin und sie hat resigniert, was von Eva Brumby überzeugend interpretiert wird. Die Kinder müssen ab sofort mit einem Fremden unter einem Dach leben, Spannungen sind vorprogrammiert, vor allem weil Kranz sich immer noch in der Rolle des Hausherrn sieht.
Die passende Interpretation dazu liefert ein hervorragend aufgelegter Siegfried Lowitz, der wie es scheint wirklich in jedem Metier zu Hause war. So wirklich traut man dem unruhigen und impulsiv wirkenden Mann keinen Mord zu, aber vor dem durchleuchteten Familienhintergrund sieht man eine wahrscheinliche Verwicklung deutlich vor Augen. Er möchte wieder gutmachen, er will der Frau und den Kindern etwas bieten können, doch kann er bis zur letzten Konsequenz auch Vorbild sein? Das alles wird hier sehr nett erörtert und aufgerollt. Einige zusätzliche Personen wie Hartmut Reck oder Kurt Jaggberg symbolisieren die dunkle Vergangenheit des Herrn Kranz und halten sie über den kompletten Verlauf auch aktuell, außerdem sorgen sie für Verwirrung beim Zuschauer. Ein Puzzle fügt sich nach und nach zusammen, bei dem es einige interessante Überraschungen geben wird. Empfundene Vorhersehbarkeit mündet schließlich in einem originell ausgearbeiteten Finale, und der Weg dort hin ist immer wieder mit einigen Kehrtwendungen ausgestattet worden, so dass "Geld von toten kassieren" eine solide Kommissar-Folge darstellt, die unter der Regie von Georg Tressler einen überzeugenden Schliff bekam. Die Schauspieler taten ihr übriges dazu und man kann von sehenswerter Unterhaltung sprechen, die mich vor allem durch ihren klaren Aufbau überzeugen konnte.