Der Kommissar [TV-Serie] (1969 - 1976)

Moderator: jogiwan

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FarfallaInsanguinata
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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Nein, Kraftausdrücke hatte ich nicht unbedingt erwartet, aber eben doch einen viel deutlicheren Verriss. In deiner Gesamteinschätzung zu den Arbeiten Brynychs liest sich diese Besprechung ja direkt als Lobhudelei. ;)
"Sergeant Berry" habe ich nicht mehr wirklich auf dem Schirm, meine auch nur wenige Episoden überhaupt gesehen zu haben.
Aber nun schau mal, wie es aussieht, wenn ich eine Folge richtig niedermache ... :twisted:

Folge 16: Tod einer Zeugin

Gäste: Götz George, Wolfgang Spier, Josef Vinklář, Klaus Dahlen, Werner Bruhns, Renate Roland, Hans Elwenspoek, Claudia Bethge
Regie: Zbyněk Brynych


Eine Prostituierte, die ihrem Gewerbe in einer der Wohnungen eines Mietshauses nachging, ist ermordert worden. Aber handelt es sich bei dem sofort auf dem Silbertablett servierten Hauptverdächtigen tatsächlich um den Täter? Es bedarf für Kommissar Keller und sein Team wie üblich einiger Anstrengungen, um den Schuldigen zu überführen.

Bereits im Laufe des gestrigen Abends machten sich böse Vorahnungen breit, die meine Behauptung, diese Folge habe keinen bleibenden Eindruck hinterlassen, Lügen strafen wollten. Leider bestätigte sich der Verdacht heute Vormittag. Die Episode hatte Eindruck hinterlassen, aber einen so fatalen, dass der Versuch der vollständigen Verdrängung aus dem Gedächtnis absolut nachvollziehbar ist.
Oh je, hier gibt es wirklich rein gar nichts positives zu sagen! Alle, ausnahmslos alle Charaktere, sogar inklusive der Mannschaft von Kommissar Keller selbst, sind bis zur Karikatur verzerrt und überzeichnet, sei es der protzige Kleinganove, von Götz George in einer Weise dargestellt, die seinen zehn Jahre später agierenden Schimanski als dezentes Understatement erscheinen lässt, Klaus Dahlen als ständig Kuchen mampfender Fettsack, die zu völlig unpassenden Lachanfällen neigende Renate Roland usw. usw... Von Spannungsaufbau keine Spur, stattdessen bleibt ein ums andere Mal der Mund offenstehen vor Erstaunen über soviel himmelschreienden Blödsinn. Und erst die in ihrer endlosen Wiederholung beispiellos auf den Nerven rumtrampelnde Episodenmusik, entsetzlich! Die im letzten Moment servierte Auflösung interessiert nicht mehr im geringsten, da längst alles rettungslos verloren ist und der gequälte Zuschauer sich nur noch glücklich schätzt, die diesmal nie zu vergehen scheinenden 60 Minuten hinter sich gebracht zu haben.
Selbst als Parodie auf die Serie wäre das Gebotene äußerst fragwürdig, als ernstgemeinter, so steht leider zu befürchten, Krimi eine unterirdische Frechheit. So vollbringt Brynych tatsächlich das Kunststück direkt hintereinander eine meiner fünf am heißesten verehrten und eine meiner fünf vehementest verabscheuten Folgen abzuliefern. Auch eine Leistung!
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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Prisma
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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Beitrag von Prisma »

Nicht schlecht, da kann ich jede Zeile unterschreiben!
Jetzt weiß ich aber auch was du meinst. Bei meinen Einschätzungen ist zu wenig Emotion drin, gell? ;)
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Prisma
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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Beitrag von Prisma »


TOD EINER ZEUGIN (Folge 16)

mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Emely Reuer, Helma Seitz
Gäste: Götz George, Werner Bruhns, Joseph Vinklář, Wolfgang Spier, Renate Roland, Klaus Dahlen, u.a.
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Zbyněk Brynych


In einem Mietshaus ist ein Mord an einer jungen Frau verübt worden. Ein Freund der Toten namens Karass und der Hausmeister haben die zwei Schüsse aus ihrer Wohnung gehört und alarmieren die Mordkommission. Schnell stellt sich heraus, dass die junge Dame einen breiten Kundenstamm bediente, was den Kreis der Verdächtigen ziemlich ausweitet, und auch auf ihrem Konto befindet sich bereits eine beträchtliche Summe. Liegt hier das Motiv? Die ersten Ermittlungen lassen anhand des Notizbuches der Ermordeten auf Erpressung schließen, doch es tauchen immer neue Erkenntnisse auf...

Um es direkt kurz und schmerzlos auf den Punkt zu bringen: die dritte Kommissar-Arbeit von Regisseur Zbyněk Brynych stellt den unwirschen Tiefpunkt einer kompletten Serie dar, bei dem wirklich alle Schüsse nach hinten losgehen werden. "Tod einer Zeugin" ist bis ins kleinste Detail abstrus und derartig verworren, in Verbindung mit den eigenartigen Ideen einer impulsiven, und daher rücksichtslosen Regie sogar - um meinen persönlichen Eindruck zu schildern - unerträglich. Man kann diese Experimente so oder so sehen. Wer sagt, sie seien originell oder extravagant, dem muss ich erwidern, dass sich hier nichts als totale Unsicherheit (nicht zu verwechseln mit Inkompetenz), verschleiert durch ein Angriffsprinzip einer diffusen Regie widerspiegelt, die beinahe manische Gedankensprünge transportiert. Diese Tatsache weist für mich nicht im Geringsten eine Spur von einigermaßen gelungener Unterhaltung auf, weil eine serielle Selbstinszenierung alles überschattet, vor allem aber leider den eigentlichen Kriminalfall. Wieder einmal ist diese Episode gerammelt voll mit übertriebenem Verhalten, überspitzten Reaktionen, nervenaufreibenden Stilmitteln und grotesken Inhalten. So fällt Günther Schramm beispielsweise mit seinem unsachlichen Ermittlungsstil auf, im Duell mit Götz George würde nur noch das Ziehen seines Colts fehlen, um das lächerliche Django-Gehabe perfekt zu machen, Werner Bruhns ist als bescheidenes "Fenster zum Hof"-Plagiat zu sehen, und eine Hure die permanent diesen nervtötenden Schlager im Lotterbett laufen ließe, würde schnellstens am Bettelstab gehen müssen, da die Kundschaft fern bliebe. Ein sinnloses, und daher über die Maßen verärgerndes, da groß angelegtes Kasperle-Theater.

Götz George spielt wahlweise Götz George, und nebenbei noch den Lebemann Manfred Karass. Ihn sehe ich ja eigentlich immer recht gerne, doch in diesem Fall ist es für mich kaum zu beantworten was man überhaupt von ihm halten soll. Daher trifft es wohl eher zu, dass er im Rahmen des Geforderten sehr sicher wirkt, angesichts einer, im üblichen Sinne überzeugenden Darbietung jedoch versagt. Man muss allerdings wohl auch betonen, dass er sich hier dem Konzept der Regie gut angepasst hat, und diese Seite vermutlich vollends zufrieden stellen konnte (wie auch der Rest der Crew). Insgesamt sehe ich nur bei Werner Bruhns eine zufriedenstellende Interpretation, falls man es denn schafft, die Frage nach der Bedeutung gewisser Charaktere bei Seite zu schieben, der Rest ist tatsächlich Schweigen. Überflüssig ist so zum Beispiel die blutleere Renate Roland, Klaus Dahlen ist wirklich kaum auszuhalten und Joseph Vinklářs Partizipation ist dem Vernehmen nach der Vetternwirtschaft zuzuschieben. Was soll ich es also noch schön reden? Diese Folge hat in fataler Weise mit einer lausigen, durch die Regie zum unteren Durchschnitt verurteilten Besetzung zu kämpfen, da die Charakterzeichnungen nicht überzeugen und deren Wirkung auch nicht ausgeblendet werden kann. "Tod einer Zeugin" wirkt über die gesamte Spieldauer schrecklich unruhig und ziellos, die unangebrachte Hysterie nimmt schließlich den letzten Funken Ernsthaftigkeit, das alles ist wirklich nicht mit Originalität oder gar Progressivität zu verwechseln. Der Serie einen neuen Schub geben, das ist ja generell eine lohnende Aufgabe, jedoch nicht mit aller Gewalt im Prinzip eines globalen Rundumschlages, und schon gar nicht durch eine unbeholfene Reizüberflutungsstrategie. So charakterisiert der Schlager letztlich diese sechzehnte Folge, und vor allem die Arbeit der Regie bis ins Detail: eine Platte mit Sprung. Um dieses ermüdende Musikstück in Endlosschleife schlussendlich zu rechtfertigen, wurde noch eine maßgeblich zur Auflösung beitragende Idee mit eingebastelt, die aber genau wie die meisten Inhalte keinen logischen Sinn ergibt. Ein positiver Nebeneffekt dieser unliebsamen Folge sei noch angemerkt, denn sie wertet "Die Schrecklichen" und "Der Papierblumenmörder" um ein Vielfaches auf. Mein Fazit lautet daher: Kaum zu ertragen, und mich hat dieser Verlauf um ehrlich zu sein schon beinahe aggressiv gemacht. Im Endeffekt viel zu viel Emotion für derartig sinnloses Material!
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FarfallaInsanguinata
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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Prisma hat geschrieben:Nicht schlecht, da kann ich jede Zeile unterschreiben!
Jetzt weiß ich aber auch was du meinst. Bei meinen Einschätzungen ist zu wenig Emotion drin, gell? ;)
Prisma hat geschrieben: Mein Fazit lautet daher: Kaum zu ertragen, und mich hat dieser Verlauf um ehrlich zu sein schon beinahe aggressiv gemacht.
Na also, geht doch mit den Emotionen! :thup: :mrgreen:

Ich weiß ja "eigentlich", dass eine seriöse Besprechung möglichst nüchtern ausfallen soll und man am Besten sogar die "ich"-Form ganz vermeidet, aber ... ich persönlich verfasse meine Abhandlungen meist etwas subjektiver. Den anderen Stil kann ich zwar auch, wenn ich will, aber er gefällt mir in der Regel halt nicht so sehr. ;)

So, magst du weitermachen, oder soll ich? Muss Folge 17 aber nochmal schauen vorher, ist zu lange her.

btw: Weisst du als Kenner von deutschen Schauspielerinnen zufällig, was aus Renate Roland geworden ist? In ihrer Filmografie klaffen ja riesige Zeitlöcher und Ende der Achtziger hört sie ganz auf. Immerhin taucht sie in zwei meiner deutschsprachigen Kinofilm-Favoriten auf ("Der kleine Vampir" und "Blutiger Freitag").
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Prisma
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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Beitrag von Prisma »

Renate wer? :lol:
Da muss ich momentan leider passen, denn Renate Roland habe ich immer als so vollkommen uninteressant und langweilig empfunden, dass ich mich nie mit der Dame beschäftigt habe. Werde mich aber mal erkundigen. Bin auch gerade am überlegen, wo ich sie außer der K-Folge überhaupt mal gesehen habe. Ich kann mich da spontan nur an ihre französische Austausch-Schülerin in "Betragen ungenügend!" erinnern, an sonst nichts.

Ich werde die Tage mit der siebzehnten Folge weiter machen, ist ja nicht Brynychs schlimmste gewesen.
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FarfallaInsanguinata
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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Nur kein Stress! :mrgreen:
Ich war einfach neugierig, deshalb hatte ich bei ofdb und wiki ihre Filmografie nachgeschlagen. Muss allerdings gestehen, dass Renate Roland mir explizit nicht in Erinnerung ist in "Blutiger Freitag", sollte ich wohl mal wieder schauen.
Du willst mir jetzt aber nicht ernsthaft erzählen, dass du "Bübchen" aka. "Der kleine Vampir" nicht gesehen hast, oder?! Wäre ein schlimmes Versäumnis! (Fast) alles von Roland Klick ist herausragend, einer der besten deutschen Regisseure, wenn nicht der Beste.
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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Beitrag von Prisma »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben:Du willst mir jetzt aber nicht ernsthaft erzählen, dass du "Bübchen" aka. "Der kleine Vampir" nicht gesehen hast, oder?!
Nein, das nicht.
Ich wollte damit eher sagen, dass ich mich an Renate Roland überhaupt nicht mehr erinnern kann.
Das können dann aber auch nicht so die Rollen mit übermäßiger Screentime gewesen sein, oder? :?
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FarfallaInsanguinata
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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Prisma hat geschrieben: Ich wollte damit eher sagen, dass ich mich an Renate Roland überhaupt nicht mehr erinnern kann.
Das können dann aber auch nicht so die Rollen mit übermäßiger Screentime gewesen sein, oder? :?
Bei "Der kleine Vampir" hatte sie schon eine größere Rolle denke ich. Leider datiert meine letzte Sichtung auf TV Anfang der 90er und eine Aufzeichnung liegt mir nicht vor. :(
Bei "Blutiger Freitag" muss der Auftritt allerdings sehr begrenzt gewesen sein, da ich mich selbst nicht dran erinnere, sondern das nur den Credits entnehme.
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Prisma
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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Beitrag von Prisma »


PARKPLATZ-HYÄNEN (Folge 17)

mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Helma Seitz
Gäste: Marianne Hoppe, Werner Pochath, Ida Krottendorf, Johannes Heesters, Fred Haltiner, Günther Neutze, Eva Mattes, u.a
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Zbyněk Brynych


Auf einem abgelegenen Autobahn-Parkplatz wird ein Mann von maskierten Ganoven beraubt und plötzlich niedergeschossen. Als die Kriminalpolizei am Tatort eintrifft, kann der schwer verletzte Mann vor seinem Tod noch Auskünfte über den Wagen, mit dem die Täter flüchteten, und über das Kennzeichen des Fahrzeuges geben. So führt die Spur in eine allgemein bekannte Wohngegend und direkt zu einer Familie namens Boszilke. Kommissar Keller staunt nicht schlecht, als alle seine Verhörtaktiken an der renitenten Sippe abprallen und zweifelhafte Alibis auftauchen...

Wie muss man - so frage ich mich ernsthaft - die obligatorischen Brynych-Beiträge mit all ihren widersinnigen Ideen eigentlich betrachten, um positive Schlüsse daraus ziehen zu können? Logik kann man gleich ausschließen, so viel ist klar, aber sollen diese Elemente tatsächlich als versteckte Hinweise funktionieren oder sogar Ablenkungsmanöver darstellen? Eine trübe Angelegenheit. "Parkplatz-Hyänen" startet jedenfalls ungewöhnlicherweise als sehr greifbarer Fall, der mit seinen ungeschönten Schauplätzen und der teils düsteren Atmosphäre zunächst bei der Stange halten kann. Die Regie übt sich hier in Zurückhaltung, was bedeutet, sie trägt nur halb so dick auf (was vergleichsweise wohl trotzdem eine dreifache Potenz gegenüber anderen darstellt), was letztlich die Aufmerksamkeit einigermaßen begünstigt. Die Hypothese, ob eigentlich etwas übrig bliebe, wenn man den Inszenierungen die ganzen Spielereien einmal abziehen würde, ist daher recht spannend. Bliebe eine solide oder eine durchschnittliche Kriminalgeschichte? Ich persönlich tendiere zu Letzterem. Die schwer überladenen Inszenierungen deuten auf die verdächtige Methode hin, dass man sich mit allen verfügbaren Mitteln abgrenzen wollte, koste es was es wolle. In dieser Strategie sehe ich eine mangelhafte Flexibilität und einen einseitigen, sehr stark begrenzten (in diesem Fall tatsächlich schnellstens ausgeschöpften) Ideenreichtum. Daher ist die Brynych-Trickkiste allerhöchstens auf den ersten Blick relativ interessant, wobei sich aber umgehend herausstellt, dass diese Empfindungen nicht lange aufrecht erhalten werden können. Dafür fehlt einfach gänzlich die Fähigkeit, eine inszenatorische Mehrfachanforderung (mit gleich hohem Niveau in allen Bereichen) glaubhaft zu gestalten. Der Verlauf der "Parkplatz-Hyänen" kippt leider wieder um, und man bekommt schnipselartig zusammengefügte Inhalte aufgetischt, die auf Dauer nur folgendes beweisen, nämlich dass der Geduldsfaden wirklich kein Drahtseil ist.

Im Zentrum der Story steht wieder einmal nicht der Kriminalfall an sich, sondern eine bestimmte Person, hier in Form von Marianne Hoppe als Übermutter der kompletten Bagage. Frau Boszilke fährt immer schwerere Geschütze auf und ihr Verteidigungsprinzip ist der diffuse Angriff, der sich gegen alle externen Beteiligten richtet. Gerade in diesem Charakter erkennt man frappante Parallelen zur Regie. So haben ihre teils grellen Ablenkungsmanöver sogar noch Erfolg, was man besonders im Zusammenspiel mit einer genervten und später gekränkten Fräulein Rehbein deutlich erkennen kann. Marianne Hoppe interpretiert die durch und durch gewöhnliche, oder sogar einfältige Frau, die im Endeffekt ein von Grund auf gutmütiger Mensch zu sein scheint recht überzeugend, wenn man von der entsprechenden Anforderung ausgeht. Ansonsten ist ihre Masche oft weniger nachvollziehbar und ihr Handeln und das Hau-drauf-Gehabe wird für den Zuschauer anstrengend. Persönlich habe ich sie schon dutzendfach besser gesehen. Johannes Heesters spielt nur eine unauffällige Nebenrolle. Es ist erstaunlich, wie durch die universelle Konzentration auf nur einen Charakter immer wieder so viel Potenzial liegen gelassen wurde, was sehr schade ist. Werner Pochath und Fred Haltiner runden die Sippschaft mit ihren einheitlichen Charakteren zufriedenstellend ab, ja und der Rest der Crew musste sich offenbar auch dem Willen der Regie beugen. Glücklicherweise hat die ganze Geschichte noch ein paar annehmbare Wendungen zu bieten, stellt insgesamt zwar nicht zufrieden, aber verlangt auch nicht so viel Geduld ab wie der Vorgänger. In der Integration des beispielsweise vollkommen überflüssigen Gitarrenspielers sehe ich übrigens einen plumpen Versuch der Regie, an die höheren kognitiven Fähigkeiten des Zuschauers zu appellieren, nämlich im Dschungel der Störfaktoren das Wesentliche herausfiltern zu können. Doch was ist eigentlich das Wesentliche bei den Inszenierungen des Zbyněk Brynych? Aufmerksamkeit kann man professioneller, leichter und vor allem nachhaltiger bahnen und auf sich ziehen. "Parkplatz-Hyänen" wird insgesamt, wenn auch nur bedingt, durch seine Darsteller aufgewertet, der eigentlich herkömmliche Kriminalfall wird eher zur Milieustudie getrimmt und die Unterhaltung hielt sich daher auch wieder einmal deutlich in Grenzen.
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FarfallaInsanguinata
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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Mh, großes Problem! :lol:
Da du dir unerwartet soviel Zeit mit der Fortsetzung unseres Lieblings-Freds gelassen hattest, Prisma, wähnte ich mich in Sicherheit und verschob die Ansicht von "Parkplatz-Hyänen" ein um's andere Mal.
Aber ich möchte dann doch fair sein, ohne Neusichtung kann ich keine annähernd sinnvolle Kritik verfassen. Werner Pochat und die junge Eva Mattes würden ja direkt "Daumen hoch" signalisieren, aber bei Erwähnung des Gitarrenspielers blitzten sehr böse Erinnerungen in mir auf.
Nutzt nix ... muß dann möglichst zeitnah das Tape in den Recorder schmeißen ...

:winke:
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