Die blaue Hand - Alfred Vohrer (1967)
Moderator: jogiwan
Re: Die Blaue Hand - Alfred Vohrer
türkisches Filmplakat "Die blaue Hand" :
Re: Die Blaue Hand - Alfred Vohrer
● DIE BLAUE HAND (1967)
mit Harald Leipnitz, Klaus Kinski, Ilse Steppat, Carl Lange, Diana Körner, Hermann Lenschau,
Albert Bessler, Gudrun Genest, Ilse Pagé, Fred Haltiner, Thomas Danneberg, Harry Riebauer,
Peter Parten, Richard Haller, Otto Czarski und Siegfried Schürenberg als Sir John
ein Rialto Film Preben Philipsen | im Constantin Filmverleih
ein Film von Alfred Voher
»Ich unterhalte mich nicht gerne mit Leuten, die Unsinn reden!«
Dave Emerson (Klaus Kinski) wird wegen Mordes angeklagt. Das Gericht erkennt jedoch ein psychologisches Gutachten des Arztes Dr. Mangrove (Carl Lange) an, welches den Angeklagten für unzurechnungsfähig erklärt, so dass Emerson seine Haftstrafe in Mangroves Heilanstalt verbüßen muss. Es dauert nicht lange, bis ihm ein mysteriöser Unbekannter zur Flucht verhilft. In dieser Nacht gelangt der Ausbrecher zu dem nahe gelegenen Familiensitz Schloss Gentry, doch Duck (Otto Czarski) der Wärter nimmt die Verfolgung auf, der im Inneren des Schlosses von einer unheimlichen Gestalt mit Kapuze ermordet wird. Wenig später treffen Inspector Craig (Harald Leipnitz) und Sir John (Siegfried Schürenberg) von Scotland Yard ein, doch Dave bleibt verschwunden und sie treffen lediglich seinen Zwillingsbruder Richard und deren Stiefmutter Lady Emerson (Ilse Steppat) an. Hat der wahnsinnige Dave erneut einen Mord begangen? Die Untersuchungen geben zunächst Hinweise auf die Mordwaffe. An einer Rüstung fehlt die sogenannte blaue Hand, ein eisernes Mordwerkzeug, das mit mehreren tödlichen Dolchen versehen ist...
Dieser 23. Edgar-Wallace-Beitrag aus dem Hause Rialto präsentiert sich vollkommen in der Silhouette der üblichen Arbeiten der Alfred Vohrer Domäne, die ab 1967 gebräuchlich waren und einem Fließband glichen. So kann man vielleicht sagen, dass mit "Die blaue Hand" der Grundstein für Freibriefe dieser Art gelegt wurde. Markenzeichen dabei ist nicht nur die teils hemmungslose Verspieltheit der Inszenierungen, sondern auch das beinahe völlige Abwenden von empfundener Ernsthaftigkeit bei den Inszenierungen. Natürlich ist es relativ zu betrachten, in wie weit die meisten Vorgängerfilme eine Realitätsnähe repräsentieren konnten, doch das neue Konzept erscheint in diesem Zusammenhang schon mehr als auffällig. Aus heutiger Sicht fallen diese Beiträge im Gesamtkonzept der Reihe mehr oder weniger deutlich ab, aber man darf auch nicht vergessen, dass sie hauptsächlich akkurat auf den Zeitgeist abgestimmt wurden. Eine erfolgreiche Herangehensweise, denn die Zuschauerzahlen belegen die Beliebtheit der Serie durch einen immer noch beachtlichen Zuspruch.
Die Produktionen von 1967 haben bestimmt alle ihre Stärken, aber vor allem verworrene Tendenzen, und das in bedeutendem Ausmaß. "Die blaue Hand" behandelt eine Geschichte, die auf den ersten, und sogar auf den zweiten Blick recht interessant wirkt, der Unterhaltungswert ist dabei unbestritten. Das Drehbuch wirkt leider derart überfrachtet, dass es im Endeffekt von Unglaubwürdigkeit nur so trotzt. Die zahlreichen Kehrtwendungen, Effekte und Verstrickungen in Nebenhandlungen können insgesamt nicht über die Herkömmlichkeit dieses Falles hinweg täuschen und im Farbfilm-Bereich gibt es schließlich bestimmt sehenswertere Beiträge. Wallace-Filme im Ganzen, das bedeutet seiner Impulsivität und seinen Präferenzen auch mal ungeniert freien Lauf zu lassen, denn es ist für jeden etwas dabei. Auch die Regie scheint diesen Luxus in Anspruch zu nehmen, denn der Bearbeitungsstil wirkt zwar insgesamt recht klassisch, doch ebenso impulsiv, durchzogen mit Gedankensprüngen und der Verlauf bleibt letztlich in vielen Sequenzen nicht immer nachvollziehbar.
Viele der Personen provozieren den Zuschauer richtig gehend durch ihr unmotiviertes Handeln, auch die Bindungen untereinander bleiben gewollt diffus, um ein möglichst beeindruckendes Finale präsentieren zu können. Harald Leipnitz sieht man in seinem dritten, und gleichzeitig letzten Auftritt. Seine Interpretationen haben die Reihe bereichern können, da seine Masche sich immer eine Spur von der Konkurrenz abheben wollte, und bestenfalls auch konnte. Seinen sachlichen und emotionsarmen Stil kann man beinahe als sein Markenzeichen ansehen, seine Ermittler waren nicht primär auf Sympathien-Fischzug und Happy-End-Veranstaltungen angelegt. Da in diesem Zusammenhang die Suche nach einer Partnerin längst nicht mehr en vogue war, sieht man ihn als klassischen Einzelgänger, der es oftmals sogar nicht für nötig hält, seinen eigenen Chef von diversen Eigenmächtigkeiten zu unterrichten. Inspektor Craig hält sich nicht mit zeitraubenden Höflichkeiten oder Plänkeleien auf, und diese direkte Art lässt die Kontrahenten spüren, dass seine Hand ihnen bereits im Nacken sitzt.
Klaus Kinski staffiert das Szenario gleich mit einer Doppelrolle aus, die allerdings ziemlich plump angelegt ist. Sehr schade dabei ist es, dass man hier das Potential seines langjährigen Serien-Images nicht im Entferntesten ausnutzen konnte. Wie oft gab er in seinen meist zwielichtigen Parts den Verrückten, den Irren oder den Aggressor, dem man schließlich alles hätte zutrauen wollen, doch hier wirkt er für seine Verhältnisse etwas zu zahm, zu greifbar oder berechenbar. Nichtsdestotrotz wirkt dieser Klaus Kinski im Schutzgriff eines Allround-Drehbuches alles andere als uninteressant und auch die Metamorphose vom vermeintlich Wahnsinnigen zum Co-Ermittler nimmt man ihm schließlich gerne, und sogar mit leichtem Erstaunen ab. Die Interaktion zwischen ihm, Inspektor Craig und Sir John wirkt sehr ausgefeilt und es wir sogar etwas Raum für gelungene humoristische Untertöne geschaffen, die hier über die Projektionsfläche Sir John wie ein Uhrwerk laufen wird, denn Siegfried Schürenberg ist schließlich eine der verlässlichsten Größen der kompletten Reihe gewesen.
Eine der wichtigsten Gastrollen übernahm abwechslungsweise Diana Körner, die hier in ihrer ersten Kinorolle überzeugen kann. In den Titel-Credits wurde ihr Name zwar zugunsten der arrivierten Stars ziemlich nach hinten durchgereicht, aber faktisch, und im klassischen Wallace-Sinne gesehen, spielt sie die weibliche Hauptrolle. Die Anlegung des Charakters Myrna läuft erneut über das Bedrohte-Schönheit-Prinzip, allerdings steuert Diana Körner sehr angenehme Facetten bei, die sich von vielen Kolleginnen unterscheiden. Überhaupt schildert der Verlauf eine wahrhaft strapaziös wirkende Angelegenheit für die junge Interpretin, die sich nicht nur mit dem unheimlichen Kapuzenmann herumschlagen muss, sondern auch mit Ratten, Würgeschlangen, Geisteskranken und einem dazu passenden Psychiater, der von Carl Lange ein bemerkenswert fieses Gesicht bekommt. Dr. Mangrove steht offensichtlich hinter all den Verbrechen, doch auch er handelt lediglich im Auftrag eines Drahtziehers im Hintergrund, den er nur den »Boss« nennt.
Carl Lange sieht man womöglich in seinem besten Wallace-Auftritt, genau wie Ilse Steppat, die hier noch einmal etwas mehr Raum für ihre unverwechselbare Art zu Interpretieren bekam. Wie üblich, ist auch ihre Lady Emerson nicht gerade die sympathischste Erscheinung. Man erahnt, dass sie eine Vergangenheit hat und sieht spekulativ auf dieverse Abgründe, die hier und da noch auftauchen könnten. Wieder einmal gibt Ilse Steppat eine Lehrstunde in Gestik, Mimik und diffuser Angriffslust, besonders auffällig wirkt erneut ihre hypertone Körperhaltung, die immer ins Auge springt, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlt, was in dieser Geschichte ziemlich oft vorkommen soll. Immer dann, wenn sie ihre Augen zusammen pitscht und ihre giftige Stimme erhebt, transportiert sie nervöse und sogar leicht hysterische Züge. Ein großartiger Präzisionsauftritt! In weiteren Rollen fallen noch Gudrun Genest als resolute Krankenschwester, Albert Bessler als dubioser Butler und Ilse Pagé als verführerische Miss Finley auf, ohnehin ist die Geschichte bis in die letzten Züge hervorragend besetzt.
"Die blaue Hand" ist eines der letzten wirklichen Verbindungsglieder zu den urtypischen Edgar-Wallace-Verfilmungen, denn in den Bereichen Wiedererkennungswert und Grundstimmung arbeitete die Regie recht klassische Elemente heraus. Insbesondere die düstere, teils beklemmende Atmosphäre vermag hier noch einmal deutliche Akzente zu setzen, die selbst unkonventionelle Komponenten des Films in ihre Schranken verweisen. Auch diese Geschichte hatte angesichts des Produktionsjahres nicht vor, den Märchen-Charakter vollkommen abzulegen, so dass das Ganze zwar eingängig erzählt wirkt, aber sich dem Zuschauer nicht aus dem Bereich des Möglichen anbieten wird. Leider lässt das straffe Erzähltempo im letzten Drittel des Films deutlich nach und es kommen viel zu viele Auswüchse des Drehbuches zum Vorschein, die in aller Schnelle nicht geordnet werden können. Man kann es Verspieltheit nennen oder einfach nur Verzweiflung in Richtung der, so gut wie ausgeschöpften Möglichkeiten, und Alfred Vohrer hat das Rad mit dieser Strategie nicht mehr neu erfinden können. Etliche Stilmittel wirken für heutige Begriffe nahezu überdreht und sogar weitgehend unangebracht. Die besagte atmosphärische Dichte setzt sich aus bewährten Stilmitteln zusammen.
Überdurchschnittlich viele Sequenzen spielen sich in dunkler Atmosphäre ab, Licht- und Schattenspiele kommen zum tragen, ein altes Schloss, Katakomben mit kostenpflichtigen Geheimgängen, Rüstungen und Skelette, rätselhafte Räume und Personen, Unbekannte scheinen die Schlossbewohner permanent zu beobachten und eine Irrenanstalt die wie eine Ausgeburt der schlimmsten Alpträume wirkt, deren Räumlichkeiten so schäbig sind, dass sie insgesamt einen schönen Kontrast zur relativ guten Ausstattung darstellen. Passend dazu wirken die alternativen Klänge von Martin Böttcher, die noch nicht einmal konträr zum guten Ton der vielen Filme dastehen, sondern im Bezug auf die geläufigen Töne des Komponisten selbst. Das große Finale, ohne viele übrig gebliebene Verdächtige, wirkt wie ein Rundumschlag der eigensinnigsten Sorte und entlarvt den kompletten Verlauf leider als das was er war, nämlich mühsam konstruiert. Insgesamt kann der hohe Unterhaltungswert die Ungereimtheiten des Verlaufes immer wieder ausmerzen, trotzdem bleibt nur ein durchschnittlicher Wallace zurück, der es dennoch schafft, die meisten Vohrer'schen Nachfolger in die Schranken, beziehungsweise auf die hinteren Plätze zu weisen.
[center][youtube][/youtube][/center]Dieser 23. Edgar-Wallace-Beitrag aus dem Hause Rialto präsentiert sich vollkommen in der Silhouette der üblichen Arbeiten der Alfred Vohrer Domäne, die ab 1967 gebräuchlich waren und einem Fließband glichen. So kann man vielleicht sagen, dass mit "Die blaue Hand" der Grundstein für Freibriefe dieser Art gelegt wurde. Markenzeichen dabei ist nicht nur die teils hemmungslose Verspieltheit der Inszenierungen, sondern auch das beinahe völlige Abwenden von empfundener Ernsthaftigkeit bei den Inszenierungen. Natürlich ist es relativ zu betrachten, in wie weit die meisten Vorgängerfilme eine Realitätsnähe repräsentieren konnten, doch das neue Konzept erscheint in diesem Zusammenhang schon mehr als auffällig. Aus heutiger Sicht fallen diese Beiträge im Gesamtkonzept der Reihe mehr oder weniger deutlich ab, aber man darf auch nicht vergessen, dass sie hauptsächlich akkurat auf den Zeitgeist abgestimmt wurden. Eine erfolgreiche Herangehensweise, denn die Zuschauerzahlen belegen die Beliebtheit der Serie durch einen immer noch beachtlichen Zuspruch.
Die Produktionen von 1967 haben bestimmt alle ihre Stärken, aber vor allem verworrene Tendenzen, und das in bedeutendem Ausmaß. "Die blaue Hand" behandelt eine Geschichte, die auf den ersten, und sogar auf den zweiten Blick recht interessant wirkt, der Unterhaltungswert ist dabei unbestritten. Das Drehbuch wirkt leider derart überfrachtet, dass es im Endeffekt von Unglaubwürdigkeit nur so trotzt. Die zahlreichen Kehrtwendungen, Effekte und Verstrickungen in Nebenhandlungen können insgesamt nicht über die Herkömmlichkeit dieses Falles hinweg täuschen und im Farbfilm-Bereich gibt es schließlich bestimmt sehenswertere Beiträge. Wallace-Filme im Ganzen, das bedeutet seiner Impulsivität und seinen Präferenzen auch mal ungeniert freien Lauf zu lassen, denn es ist für jeden etwas dabei. Auch die Regie scheint diesen Luxus in Anspruch zu nehmen, denn der Bearbeitungsstil wirkt zwar insgesamt recht klassisch, doch ebenso impulsiv, durchzogen mit Gedankensprüngen und der Verlauf bleibt letztlich in vielen Sequenzen nicht immer nachvollziehbar.
Viele der Personen provozieren den Zuschauer richtig gehend durch ihr unmotiviertes Handeln, auch die Bindungen untereinander bleiben gewollt diffus, um ein möglichst beeindruckendes Finale präsentieren zu können. Harald Leipnitz sieht man in seinem dritten, und gleichzeitig letzten Auftritt. Seine Interpretationen haben die Reihe bereichern können, da seine Masche sich immer eine Spur von der Konkurrenz abheben wollte, und bestenfalls auch konnte. Seinen sachlichen und emotionsarmen Stil kann man beinahe als sein Markenzeichen ansehen, seine Ermittler waren nicht primär auf Sympathien-Fischzug und Happy-End-Veranstaltungen angelegt. Da in diesem Zusammenhang die Suche nach einer Partnerin längst nicht mehr en vogue war, sieht man ihn als klassischen Einzelgänger, der es oftmals sogar nicht für nötig hält, seinen eigenen Chef von diversen Eigenmächtigkeiten zu unterrichten. Inspektor Craig hält sich nicht mit zeitraubenden Höflichkeiten oder Plänkeleien auf, und diese direkte Art lässt die Kontrahenten spüren, dass seine Hand ihnen bereits im Nacken sitzt.
Klaus Kinski staffiert das Szenario gleich mit einer Doppelrolle aus, die allerdings ziemlich plump angelegt ist. Sehr schade dabei ist es, dass man hier das Potential seines langjährigen Serien-Images nicht im Entferntesten ausnutzen konnte. Wie oft gab er in seinen meist zwielichtigen Parts den Verrückten, den Irren oder den Aggressor, dem man schließlich alles hätte zutrauen wollen, doch hier wirkt er für seine Verhältnisse etwas zu zahm, zu greifbar oder berechenbar. Nichtsdestotrotz wirkt dieser Klaus Kinski im Schutzgriff eines Allround-Drehbuches alles andere als uninteressant und auch die Metamorphose vom vermeintlich Wahnsinnigen zum Co-Ermittler nimmt man ihm schließlich gerne, und sogar mit leichtem Erstaunen ab. Die Interaktion zwischen ihm, Inspektor Craig und Sir John wirkt sehr ausgefeilt und es wir sogar etwas Raum für gelungene humoristische Untertöne geschaffen, die hier über die Projektionsfläche Sir John wie ein Uhrwerk laufen wird, denn Siegfried Schürenberg ist schließlich eine der verlässlichsten Größen der kompletten Reihe gewesen.
Eine der wichtigsten Gastrollen übernahm abwechslungsweise Diana Körner, die hier in ihrer ersten Kinorolle überzeugen kann. In den Titel-Credits wurde ihr Name zwar zugunsten der arrivierten Stars ziemlich nach hinten durchgereicht, aber faktisch, und im klassischen Wallace-Sinne gesehen, spielt sie die weibliche Hauptrolle. Die Anlegung des Charakters Myrna läuft erneut über das Bedrohte-Schönheit-Prinzip, allerdings steuert Diana Körner sehr angenehme Facetten bei, die sich von vielen Kolleginnen unterscheiden. Überhaupt schildert der Verlauf eine wahrhaft strapaziös wirkende Angelegenheit für die junge Interpretin, die sich nicht nur mit dem unheimlichen Kapuzenmann herumschlagen muss, sondern auch mit Ratten, Würgeschlangen, Geisteskranken und einem dazu passenden Psychiater, der von Carl Lange ein bemerkenswert fieses Gesicht bekommt. Dr. Mangrove steht offensichtlich hinter all den Verbrechen, doch auch er handelt lediglich im Auftrag eines Drahtziehers im Hintergrund, den er nur den »Boss« nennt.
Carl Lange sieht man womöglich in seinem besten Wallace-Auftritt, genau wie Ilse Steppat, die hier noch einmal etwas mehr Raum für ihre unverwechselbare Art zu Interpretieren bekam. Wie üblich, ist auch ihre Lady Emerson nicht gerade die sympathischste Erscheinung. Man erahnt, dass sie eine Vergangenheit hat und sieht spekulativ auf dieverse Abgründe, die hier und da noch auftauchen könnten. Wieder einmal gibt Ilse Steppat eine Lehrstunde in Gestik, Mimik und diffuser Angriffslust, besonders auffällig wirkt erneut ihre hypertone Körperhaltung, die immer ins Auge springt, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlt, was in dieser Geschichte ziemlich oft vorkommen soll. Immer dann, wenn sie ihre Augen zusammen pitscht und ihre giftige Stimme erhebt, transportiert sie nervöse und sogar leicht hysterische Züge. Ein großartiger Präzisionsauftritt! In weiteren Rollen fallen noch Gudrun Genest als resolute Krankenschwester, Albert Bessler als dubioser Butler und Ilse Pagé als verführerische Miss Finley auf, ohnehin ist die Geschichte bis in die letzten Züge hervorragend besetzt.
"Die blaue Hand" ist eines der letzten wirklichen Verbindungsglieder zu den urtypischen Edgar-Wallace-Verfilmungen, denn in den Bereichen Wiedererkennungswert und Grundstimmung arbeitete die Regie recht klassische Elemente heraus. Insbesondere die düstere, teils beklemmende Atmosphäre vermag hier noch einmal deutliche Akzente zu setzen, die selbst unkonventionelle Komponenten des Films in ihre Schranken verweisen. Auch diese Geschichte hatte angesichts des Produktionsjahres nicht vor, den Märchen-Charakter vollkommen abzulegen, so dass das Ganze zwar eingängig erzählt wirkt, aber sich dem Zuschauer nicht aus dem Bereich des Möglichen anbieten wird. Leider lässt das straffe Erzähltempo im letzten Drittel des Films deutlich nach und es kommen viel zu viele Auswüchse des Drehbuches zum Vorschein, die in aller Schnelle nicht geordnet werden können. Man kann es Verspieltheit nennen oder einfach nur Verzweiflung in Richtung der, so gut wie ausgeschöpften Möglichkeiten, und Alfred Vohrer hat das Rad mit dieser Strategie nicht mehr neu erfinden können. Etliche Stilmittel wirken für heutige Begriffe nahezu überdreht und sogar weitgehend unangebracht. Die besagte atmosphärische Dichte setzt sich aus bewährten Stilmitteln zusammen.
Überdurchschnittlich viele Sequenzen spielen sich in dunkler Atmosphäre ab, Licht- und Schattenspiele kommen zum tragen, ein altes Schloss, Katakomben mit kostenpflichtigen Geheimgängen, Rüstungen und Skelette, rätselhafte Räume und Personen, Unbekannte scheinen die Schlossbewohner permanent zu beobachten und eine Irrenanstalt die wie eine Ausgeburt der schlimmsten Alpträume wirkt, deren Räumlichkeiten so schäbig sind, dass sie insgesamt einen schönen Kontrast zur relativ guten Ausstattung darstellen. Passend dazu wirken die alternativen Klänge von Martin Böttcher, die noch nicht einmal konträr zum guten Ton der vielen Filme dastehen, sondern im Bezug auf die geläufigen Töne des Komponisten selbst. Das große Finale, ohne viele übrig gebliebene Verdächtige, wirkt wie ein Rundumschlag der eigensinnigsten Sorte und entlarvt den kompletten Verlauf leider als das was er war, nämlich mühsam konstruiert. Insgesamt kann der hohe Unterhaltungswert die Ungereimtheiten des Verlaufes immer wieder ausmerzen, trotzdem bleibt nur ein durchschnittlicher Wallace zurück, der es dennoch schafft, die meisten Vohrer'schen Nachfolger in die Schranken, beziehungsweise auf die hinteren Plätze zu weisen.