FRAKTUS - Lars Jessen (2012)
Moderator: jogiwan
Re: FRAKTUS - Lars Jessen (2012)
Die FRAKTUS-Jungs kann man nur liebhaben !
Musikalisch zwar nicht unbedingt meine Baustelle, wartet diese Mockumentary doch mit einem großen unterhaltungsfraktus auf.
Eigentlich ist dies ja auch die deutsche/elektronische Antwort auf die ANVIL-Doku, lustigerweise kommen diese (ANVIL) dann zum Schluß auch noch einmal kurz zu Wort.
Man sollte sich aber vorher doch damit auseinander setzen, das die ganze Geschichte nur "erstunken & erlogen" ist: ich hatte den Film ja jetzt schon etliche mal gesehen, einmal nun sogar mit einem guten Freund, der von der elektronischen Musikbewegung mal rein gar kein Ahnung hatte (ja @ : solche Leute soll es durchaus noch geben). Dem hatte ich den Film dann als "interessante Musikdokumentation" präsentiert. Ich hatte mich dann wieder von Anfang an herrlich über den Beginn von FRAKTUS amüsiert, er fand das ganz nur "irgendwie blöd" ...bis ich ihn dann aufklärte. Das hätte ich vielleicht eher tun sollen, von da an war ich nicht mehr der einzige der sich vor Lachen den dicken Bauch hielt
Ich bin ja immer wieder schwer beeindruckt wie man die ganzen Musikerlegenden u.a. Marusha, HP Baxxter, Westbam, Alex Christensen, Steve Blame, Stephan Remmler vor die Kamera bekommen hat & diese dann ohne mit der Wimper zu zucken die Geschichte von FRAKTUS kommentierten.
In diesem Sinne: Wir sind die Flügel - FRAKTUS ist der Körper !
Musikalisch zwar nicht unbedingt meine Baustelle, wartet diese Mockumentary doch mit einem großen unterhaltungsfraktus auf.
Eigentlich ist dies ja auch die deutsche/elektronische Antwort auf die ANVIL-Doku, lustigerweise kommen diese (ANVIL) dann zum Schluß auch noch einmal kurz zu Wort.
Man sollte sich aber vorher doch damit auseinander setzen, das die ganze Geschichte nur "erstunken & erlogen" ist: ich hatte den Film ja jetzt schon etliche mal gesehen, einmal nun sogar mit einem guten Freund, der von der elektronischen Musikbewegung mal rein gar kein Ahnung hatte (ja @ : solche Leute soll es durchaus noch geben). Dem hatte ich den Film dann als "interessante Musikdokumentation" präsentiert. Ich hatte mich dann wieder von Anfang an herrlich über den Beginn von FRAKTUS amüsiert, er fand das ganz nur "irgendwie blöd" ...bis ich ihn dann aufklärte. Das hätte ich vielleicht eher tun sollen, von da an war ich nicht mehr der einzige der sich vor Lachen den dicken Bauch hielt
Ich bin ja immer wieder schwer beeindruckt wie man die ganzen Musikerlegenden u.a. Marusha, HP Baxxter, Westbam, Alex Christensen, Steve Blame, Stephan Remmler vor die Kamera bekommen hat & diese dann ohne mit der Wimper zu zucken die Geschichte von FRAKTUS kommentierten.
In diesem Sinne: Wir sind die Flügel - FRAKTUS ist der Körper !
Re: FRAKTUS - Lars Jessen (2012)
7373 = 057McBrewer hat geschrieben:FRAKTUS ist der Körper !
it´s fun to stay at the YMCA!!!
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Re: FRAKTUS - Lars Jessen (2012)
Ich frage mich ja bis heute, ob das zum Schluss wirklich DAFT PUNK war?!McBrewer hat geschrieben: Ich bin ja immer wieder schwer beeindruckt wie man die ganzen Musikerlegenden u.a. Marusha, HP Baxxter, Westbam, Alex Christensen, Steve Blame, Stephan Remmler vor die Kamera bekommen hat & diese dann ohne mit der Wimper zu zucken die Geschichte von FRAKTUS kommentierten.
In diesem Sinne: Wir sind die Flügel - FRAKTUS ist der Körper !
_______________________________________________________
http://www.reinifilm.blogspot.com / https://bfilmbasterds.de/
http://www.reinifilm.blogspot.com / https://bfilmbasterds.de/
Re: FRAKTUS - Lars Jessen (2012)
nö, das sind ja auch ganz andere Helme ohne Leuchtdioden - aber... who cares!
aber der Formel Eins-Auftritt ist echt
aber der Formel Eins-Auftritt ist echt
it´s fun to stay at the YMCA!!!
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Re: FRAKTUS - Lars Jessen (2012)
Wobei ihr aktueller Look ja auch diodenfrei ist...
_______________________________________________________
http://www.reinifilm.blogspot.com / https://bfilmbasterds.de/
http://www.reinifilm.blogspot.com / https://bfilmbasterds.de/
Re: FRAKTUS - Lars Jessen (2012)
Mir hat das ganze nicht so sehr gefallen, es ist einfach Too Much des guten. Etwas lachen konnte ich bei der Szene mit dem Döner Spieß aber das war es dann auch schon. Da lob ich mir doch den guten alten Spinal Tap!
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
- Die Kroete
- Beiträge: 1254
- Registriert: So 2. Okt 2011, 11:08
Re: FRAKTUS - Lars Jessen (2012)
Den Film hab ich bisher zwar nicht gesehen, die Mucke find ich aber irgendwie goil!!
Re: FRAKTUS - Lars Jessen (2012)
Wissenswerte Randnotiz:
Dickie Schubert hat nicht nur die Elektronische Musik (neu-)erfunden, sondern auch das Hamburger SZENE-Magazin und das Internet
Dickie Schubert hat nicht nur die Elektronische Musik (neu-)erfunden, sondern auch das Hamburger SZENE-Magazin und das Internet
- buxtebrawler
- Forum Admin
- Beiträge: 40653
- Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
- Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
- Kontaktdaten:
Re: FRAKTUS - Lars Jessen (2012)
Die Elektroschocker aus den ‘80ern
„Ey, das ist Psychoakustik!“
Der vornehmlich fürs Fernsehen tätige norddeutsche Regisseur Lars Jessen verfilmte bereits im Jahre 2009 Rocko Schamonis autobiografischen Roman „Dorfpunks“. Schamoni ist Teil des Komiker-Trios „Studio Braun“, das mit der Konzeption der fiktionalen Elektromusik-Pioniere Fraktus auf Spinal Tap’schen Pfaden zu wandern begann. Jessen verfilmte in Form einer an „This is Spinal Tap“, “Hard Core Logo” und „The Story of Anvil” erinnernden Mockumentary die Geschichte vom Aufstieg, tiefen Fall und fulminanter respektive versuchter Wiederkehr des Techno-Trios, die in deutsch-italienischer Koproduktion entstand und im Jahre 2012 veröffentlicht wurde.
„Was weiß ich, was das für‘n scheiß Berg ist!“
Fraktus sind Deutschlands vergessene Pioniere der elektronischen Musik, ohne die es keinen Techno gäbe: Die Band um Dirk „Dickie" Schubert (Rocko Schamoni), Bernd Wand (Jacques Palminger) und Torsten Bage (Heinz Strunk) entstand im Jahre 1980 aus der Formation Freakazzé und veröffentlichte zwei gefeierte, höchst einflussreiche Alben, bevor sie 1983 zu einem Major-Label wechselte, mit ihrem dritten Album floppte und sich unter nie vollständig aufgeklärten Umständen auflöste. Musikmanager Roger Dettner (Devid Striesow, „Freischwimmer“) spürt die verkrachten ehemaligen Bandmitglieder auf: Bage produziert auf Ibiza auf den Spuren DJ Ötzis wandelnd Ballermann-Dancefloor und Kirmestechno, verdient damit gutes Geld und findet sich auch selbst ziemlich töfte, während Wand noch bei seinen Eltern wohnt, mit denen er Eltern Fraktus II gegründet hat, bei seinem Vater im Optikergeschäft aushilft und eine ausgeprägte Hypochondrie pflegt. Der geistig etwas schlichtere Dickie macht den solidesten Eindruck, er betreibt ein Internetcafé. Dettner setzt alle Hebel in Bewegung, die Band wieder zusammenzubringen: Fraktus sollen ein großes Comeback erleben und endlich den Ruhm erhalten, der ihnen seit Jahrzehnten zusteht!
„Verdacht auf Kongozunge!“
Die Mockumentary beginnt mit einem Live-Tribut der Proll-Techno-Affen Scooter an Fraktus und offenbart damit bereits eines von zwei Problemen dieses Films: den Schulterschluss des subversiv-humoristischen „Studio Braun“-Trios mit der Mainstream-, Kommerz- und CDU-Technoszene um besagte Scooter sowie die im weiteren Verlauf ebenfalls sich selbst spielenden U96-Christensen und Marusha. Glücklicherweise bleibt es nicht dabei; mit Dieter Meier von Yello, Jan Delay, Stephan Remmler, Steve Blame, Peter Illmann, Westbam und Blixa Bargeld kommen auch andere Zeitgenossen aus der Musikbranche zu Wort. Fraktus selbst persiflieren wahre Elektropioniere wie Kraftwerk oder die aus der NDW-Ursuppe entstandenen DAF, aber auch andere Acts aus den 1980ern, die heute niemand mehr kennt, wie Fad Gadget, an deren „Collapsing New People“-Playback-Auftritt in Peter Illmanns Popmusiksendung „Formel Eins“ die vermeintlich ebendort stattgefunden habende „Affe sucht Liebe“-Peformance Fraktus‘ angelehnt wurde. Inklusive gefälschten Zeitschriftenausschnitten, Flyern, Fotos und Live-Videos, darüber hinaus musikhistorischen Anspielungen und Querverweisen (der Fraktus-„Smurkey“ als Vorläufer des Acid-Smileys!), gelingt es, auf sehr kreative und detailverliebte Weise die Illusion einer Zeitreise zurück in die 1980er zu erzeugen.
Das macht ebenso viel Spaß wie die Figurenzeichnung der drei Protagonisten als weltfremde Spinner und deren Maskerade inklusive alberner ‘80er-Frisuren. Alle drei Fraktus-Musiker machen in Bezug auf eine Fraktus-Reunion einen desolaten Eindruck, dennoch wird sie von Dettger des Mammons wegen vorangetrieben. Dieser führt zunächst als Sprecher durch den dokumentarischen Teil des Films und wird später selbst aktiver Teil der Ereignisse, wenn der Film sein Konzept zugunsten eines stärker am Spielfilm orientierten Stils und einer ebensolchen Handlung ändert. Diese Karikaturen alternder Musiker auf der einen und musikgeschäftlicher Mechanismen auf der anderen Seite sind ein Quell viel Situationskomik und Dialogwitzes, werfen aber auch einen skeptischen bis kritischen Blick auf die vermeintliche Bedeutungsschwangerschaft minimalistischer Elektrogruppen und die musikindustriellen Abläufe. Überraschenderweise zieht sich Alex Christensen dabei selbst durch den Kakao, wenn er in seiner Rolle das tut, was zu seinem realen Alltag als Produzent seelenloser Plastikmusik zählt: einen charakteristischen Originalsong bis zur Unkenntlichkeit auf Radio- und Dorfdisco-Einheitsbrei zu trimmen. Auch das Sujet des vermeintlich authentischen Dokumentarfilms bekommt sein Fett weg, wenn man während des Drehs Szenen wiederholen lässt. Diese Illusionssabotage sensibilisiert dafür, wie sehr Dokumentationen häufig ein Kind der jeweiligen Regie und weniger der/des Dokumentierten sind.
Fraktus hantieren mit ungewöhnlichen Instrumenten wie einer Lichtmangel, Schubert beatboxt mit einem Wasserhahn und Wand leidet unter Wehwehchen wie Spreizniere und Harnriss und attestiert sich sogar einen Verdacht auf Kongozunge! Nach unvermeidlichen Pannen beim Videodreh nimmt man der Band jedoch endgültig ihren Song weg, womit die Eskalation (mitsamt sich betrinkendem und randalierendem Filmemacher) perfekt ist und der Film seine finale Wendung nimmt: Die Fraktus-Mitglieder raufen sich zusammen, betreiben Guerilla-Marketing, stehlen ihre alten Instrumente zurück und planen einen Auftritt in einem Parkhaus. Dies wird zum Anlass für ein direktes „This is Spinal Tap“-Zitat, wenn die Band die Bühne nicht findet. Der Abspann weist weitere Gags auf, u.a. Kommentare der kanadischen Metal-Band Anvil, die Teil des eingangs erwähnten, gefeierten Dokumentarfilms waren.
„Fraktus – Das letzte Kapitel der Musikgeschichte“ ist über weite Strecken gelungen und kombiniert typischen schnoddrigen „Studio Braun“-Humor mit deutscher Musikhistorie und viel Mockumentary-Spaß. Da ist es fast ein bisschen schade, dass der Mock-Stil nicht konsequent durchgezogen wird. Andererseits, und das ist das zweite Problem des Films: Die Macher schienen eben diesem Konzept nicht vollumfänglich zu vertrauen und neigten dazu, ihre Gags wenig subtil zu erklären, damit auch der letzte Scooter-Fan sie versteht. Wenn Wand über seine Kongozunge fabuliert, ist es nicht nötig, seine Mutter (Margit Laue, „Jede Menge Leben“) noch einmal klarstellen zu lassen, dass er hypochondriert. Dass manch Beteiligte(r) unschwer als Schauspieler(in) zu erkennen ist, torpediert den Mock-Effekt zusätzlich. Das haben andere Pseudodokus eleganter gelöst. Das Detailreichtum bei gleichzeitig starker lokaler (norddeutscher) Verwurzelung wiederum ist aller Ehren wert. So berichtet sogar das real existierende „Hamburg Journal“ (NDR, tgl. 19:30 Uhr) über die jüngsten Vorfälle in Verbindung mit dem Fraktus-Lager – und überhaupt scheint mir halb Hamburg an diesem Film beteiligt gewesen zu sein, weshalb „Fraktus – Das letzte Kapitel der Musikgeschichte“ auch viel über die Hansemetropole erzählt.
Die Filmveröffentlichung ging mit einer echten Fraktus-Album-Veröffentlichung einher, und der Gag wurde und wird – eine weitere Spinal-Tap-Parallele – weiter gepflegt: 2015 erschien das Album „Welcome to the Internet“. Der Videoclip zum Titelstück sei jedem ans Herz gelegt.
„Ey, das ist Psychoakustik!“
Der vornehmlich fürs Fernsehen tätige norddeutsche Regisseur Lars Jessen verfilmte bereits im Jahre 2009 Rocko Schamonis autobiografischen Roman „Dorfpunks“. Schamoni ist Teil des Komiker-Trios „Studio Braun“, das mit der Konzeption der fiktionalen Elektromusik-Pioniere Fraktus auf Spinal Tap’schen Pfaden zu wandern begann. Jessen verfilmte in Form einer an „This is Spinal Tap“, “Hard Core Logo” und „The Story of Anvil” erinnernden Mockumentary die Geschichte vom Aufstieg, tiefen Fall und fulminanter respektive versuchter Wiederkehr des Techno-Trios, die in deutsch-italienischer Koproduktion entstand und im Jahre 2012 veröffentlicht wurde.
„Was weiß ich, was das für‘n scheiß Berg ist!“
Fraktus sind Deutschlands vergessene Pioniere der elektronischen Musik, ohne die es keinen Techno gäbe: Die Band um Dirk „Dickie" Schubert (Rocko Schamoni), Bernd Wand (Jacques Palminger) und Torsten Bage (Heinz Strunk) entstand im Jahre 1980 aus der Formation Freakazzé und veröffentlichte zwei gefeierte, höchst einflussreiche Alben, bevor sie 1983 zu einem Major-Label wechselte, mit ihrem dritten Album floppte und sich unter nie vollständig aufgeklärten Umständen auflöste. Musikmanager Roger Dettner (Devid Striesow, „Freischwimmer“) spürt die verkrachten ehemaligen Bandmitglieder auf: Bage produziert auf Ibiza auf den Spuren DJ Ötzis wandelnd Ballermann-Dancefloor und Kirmestechno, verdient damit gutes Geld und findet sich auch selbst ziemlich töfte, während Wand noch bei seinen Eltern wohnt, mit denen er Eltern Fraktus II gegründet hat, bei seinem Vater im Optikergeschäft aushilft und eine ausgeprägte Hypochondrie pflegt. Der geistig etwas schlichtere Dickie macht den solidesten Eindruck, er betreibt ein Internetcafé. Dettner setzt alle Hebel in Bewegung, die Band wieder zusammenzubringen: Fraktus sollen ein großes Comeback erleben und endlich den Ruhm erhalten, der ihnen seit Jahrzehnten zusteht!
„Verdacht auf Kongozunge!“
Die Mockumentary beginnt mit einem Live-Tribut der Proll-Techno-Affen Scooter an Fraktus und offenbart damit bereits eines von zwei Problemen dieses Films: den Schulterschluss des subversiv-humoristischen „Studio Braun“-Trios mit der Mainstream-, Kommerz- und CDU-Technoszene um besagte Scooter sowie die im weiteren Verlauf ebenfalls sich selbst spielenden U96-Christensen und Marusha. Glücklicherweise bleibt es nicht dabei; mit Dieter Meier von Yello, Jan Delay, Stephan Remmler, Steve Blame, Peter Illmann, Westbam und Blixa Bargeld kommen auch andere Zeitgenossen aus der Musikbranche zu Wort. Fraktus selbst persiflieren wahre Elektropioniere wie Kraftwerk oder die aus der NDW-Ursuppe entstandenen DAF, aber auch andere Acts aus den 1980ern, die heute niemand mehr kennt, wie Fad Gadget, an deren „Collapsing New People“-Playback-Auftritt in Peter Illmanns Popmusiksendung „Formel Eins“ die vermeintlich ebendort stattgefunden habende „Affe sucht Liebe“-Peformance Fraktus‘ angelehnt wurde. Inklusive gefälschten Zeitschriftenausschnitten, Flyern, Fotos und Live-Videos, darüber hinaus musikhistorischen Anspielungen und Querverweisen (der Fraktus-„Smurkey“ als Vorläufer des Acid-Smileys!), gelingt es, auf sehr kreative und detailverliebte Weise die Illusion einer Zeitreise zurück in die 1980er zu erzeugen.
Das macht ebenso viel Spaß wie die Figurenzeichnung der drei Protagonisten als weltfremde Spinner und deren Maskerade inklusive alberner ‘80er-Frisuren. Alle drei Fraktus-Musiker machen in Bezug auf eine Fraktus-Reunion einen desolaten Eindruck, dennoch wird sie von Dettger des Mammons wegen vorangetrieben. Dieser führt zunächst als Sprecher durch den dokumentarischen Teil des Films und wird später selbst aktiver Teil der Ereignisse, wenn der Film sein Konzept zugunsten eines stärker am Spielfilm orientierten Stils und einer ebensolchen Handlung ändert. Diese Karikaturen alternder Musiker auf der einen und musikgeschäftlicher Mechanismen auf der anderen Seite sind ein Quell viel Situationskomik und Dialogwitzes, werfen aber auch einen skeptischen bis kritischen Blick auf die vermeintliche Bedeutungsschwangerschaft minimalistischer Elektrogruppen und die musikindustriellen Abläufe. Überraschenderweise zieht sich Alex Christensen dabei selbst durch den Kakao, wenn er in seiner Rolle das tut, was zu seinem realen Alltag als Produzent seelenloser Plastikmusik zählt: einen charakteristischen Originalsong bis zur Unkenntlichkeit auf Radio- und Dorfdisco-Einheitsbrei zu trimmen. Auch das Sujet des vermeintlich authentischen Dokumentarfilms bekommt sein Fett weg, wenn man während des Drehs Szenen wiederholen lässt. Diese Illusionssabotage sensibilisiert dafür, wie sehr Dokumentationen häufig ein Kind der jeweiligen Regie und weniger der/des Dokumentierten sind.
Fraktus hantieren mit ungewöhnlichen Instrumenten wie einer Lichtmangel, Schubert beatboxt mit einem Wasserhahn und Wand leidet unter Wehwehchen wie Spreizniere und Harnriss und attestiert sich sogar einen Verdacht auf Kongozunge! Nach unvermeidlichen Pannen beim Videodreh nimmt man der Band jedoch endgültig ihren Song weg, womit die Eskalation (mitsamt sich betrinkendem und randalierendem Filmemacher) perfekt ist und der Film seine finale Wendung nimmt: Die Fraktus-Mitglieder raufen sich zusammen, betreiben Guerilla-Marketing, stehlen ihre alten Instrumente zurück und planen einen Auftritt in einem Parkhaus. Dies wird zum Anlass für ein direktes „This is Spinal Tap“-Zitat, wenn die Band die Bühne nicht findet. Der Abspann weist weitere Gags auf, u.a. Kommentare der kanadischen Metal-Band Anvil, die Teil des eingangs erwähnten, gefeierten Dokumentarfilms waren.
„Fraktus – Das letzte Kapitel der Musikgeschichte“ ist über weite Strecken gelungen und kombiniert typischen schnoddrigen „Studio Braun“-Humor mit deutscher Musikhistorie und viel Mockumentary-Spaß. Da ist es fast ein bisschen schade, dass der Mock-Stil nicht konsequent durchgezogen wird. Andererseits, und das ist das zweite Problem des Films: Die Macher schienen eben diesem Konzept nicht vollumfänglich zu vertrauen und neigten dazu, ihre Gags wenig subtil zu erklären, damit auch der letzte Scooter-Fan sie versteht. Wenn Wand über seine Kongozunge fabuliert, ist es nicht nötig, seine Mutter (Margit Laue, „Jede Menge Leben“) noch einmal klarstellen zu lassen, dass er hypochondriert. Dass manch Beteiligte(r) unschwer als Schauspieler(in) zu erkennen ist, torpediert den Mock-Effekt zusätzlich. Das haben andere Pseudodokus eleganter gelöst. Das Detailreichtum bei gleichzeitig starker lokaler (norddeutscher) Verwurzelung wiederum ist aller Ehren wert. So berichtet sogar das real existierende „Hamburg Journal“ (NDR, tgl. 19:30 Uhr) über die jüngsten Vorfälle in Verbindung mit dem Fraktus-Lager – und überhaupt scheint mir halb Hamburg an diesem Film beteiligt gewesen zu sein, weshalb „Fraktus – Das letzte Kapitel der Musikgeschichte“ auch viel über die Hansemetropole erzählt.
Die Filmveröffentlichung ging mit einer echten Fraktus-Album-Veröffentlichung einher, und der Gag wurde und wird – eine weitere Spinal-Tap-Parallele – weiter gepflegt: 2015 erschien das Album „Welcome to the Internet“. Der Videoclip zum Titelstück sei jedem ans Herz gelegt.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!