Loft - Eckhart Schmidt (1985)
Moderator: jogiwan
- FarfallaInsanguinata
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Re: Loft - Eckhart Schmidt (1985)
Eckhart Schmidt gehört zu den wenigen deutschsprachigen Regisseuren, die in den Achtzigern weiter die Exploitation-Fahne hochhielten und nicht wir die Meisten ganz aus dem Business ausstiegen oder sich auf seichte TV-Produktionen verlegten. Dafür gebührt ihm uneingeschränkte Anerkennung.
Dass dabei nicht aus jedem seiner Filme ein Meisterwerk wurde, nun ja, das ist eine andere Geschichte. "Loft" weist sicherlich einige Defizite auf, punktet aber mit optischem Stil, wenn man denn auf dieses typische Zeitkolorit steht und mit seiner mindestens im Nachhinein interessanten Besetzung. Max Tidof war damals noch sehr unbekannt, es handelte sich wohl um seine zweite Kinofilmrolle überhaupt, Karl-Heinz von Liebezeit war auf den jugendlichen Rebellen abonniert, als solcher machte er bereits in "Nacht der Wölfe" eine gute Figur, mit Catarina Raacke gibt es nur sehr wenige Filme, mit Rebecca Winter noch weniger und über Sybille Rauch müssen eigentlich nicht viele Worte verloren werden.
Man merkt wohl, dass mir "Loft" irgendwie sympatisch ist, deshalb landete er trotz seiner Mängel in der Sammlung. Außerdem brauchte mein "Rebecca Winter"-Autogramm eine angemessene Umgebung.
6/10
Dass dabei nicht aus jedem seiner Filme ein Meisterwerk wurde, nun ja, das ist eine andere Geschichte. "Loft" weist sicherlich einige Defizite auf, punktet aber mit optischem Stil, wenn man denn auf dieses typische Zeitkolorit steht und mit seiner mindestens im Nachhinein interessanten Besetzung. Max Tidof war damals noch sehr unbekannt, es handelte sich wohl um seine zweite Kinofilmrolle überhaupt, Karl-Heinz von Liebezeit war auf den jugendlichen Rebellen abonniert, als solcher machte er bereits in "Nacht der Wölfe" eine gute Figur, mit Catarina Raacke gibt es nur sehr wenige Filme, mit Rebecca Winter noch weniger und über Sybille Rauch müssen eigentlich nicht viele Worte verloren werden.
Man merkt wohl, dass mir "Loft" irgendwie sympatisch ist, deshalb landete er trotz seiner Mängel in der Sammlung. Außerdem brauchte mein "Rebecca Winter"-Autogramm eine angemessene Umgebung.
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Diktatur der Toleranz
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
- buxtebrawler
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Re: Loft - Eckhart Schmidt (1985)
„Die Apokalypse ist nah!“
1985 drehte der Deutsche Eckhart Schmidt („Der Fan“) einen weiteren grellen ‘80er-Film, der sich gleichermaßen an Versatzstücken aus dem Exploitation- und dem „Kunstfilm“ bedient, die er zu einem schwer genießbaren Rape’n’Revenge-Thriller zusammensetzte.
Irgendwann in einer nahen, nicht näher spezifizierten Zukunft tobt auf Deutschlands Straßen der Krieg, was die jungen Oberklasse-Schnösel Raoul (Andreas Jung, „Wie treu ist Nik?“) und seine Freundin Raphaela (Rebecca Winter) jedoch nicht abhält, eine Kunstausstellung in einem Loft aufzusuchen, wo neben diversen Gemälden auch angekettete nackte Frauen (u.a. Porno-Aktrice Sybille Rauch) zu bewundern sind. Raoul hat die fixe Idee, Raphaela an Ort und Stelle zu begatten, wovon sie wenig begeistert ist. Widerwillig lässt sie ihn schließlich im Archiv ran, wo sie jedoch unbemerkt beobachtet werden. Im Anschluss an den Geschlechtsakt finden sie sich plötzlich in einer lebensbedrohlichen Situation wieder: Die anderen Gäste sind verschwunden und die Künstler bedrohen und misshandeln das Paar zusammen mit weiteren Übeltätern. Doch Raoul und Raphaela beginnen schließlich, sich zu wehren…
„Wir sind im Krieg - ihr seid unsere Beute!“
Das Unglück nimmt seinen Lauf, als die weibliche Gewalttäterin (Catarina Raacke, „Der Rekord“) Raphaela auf dem Klo überfällt, sich mit ihr einschließt und sie mit einem Messer bedroht. Ihr Freund (Ralph Schicha, „Hölle der Gewalt“), der Künstler, verprügelt derweil Raoul. Ein malträtierter, humpelnder Typ stößt hinzu und macht Mut, doch Raphaela wird weiter misshandelt und nun sogar missbraucht, während ihr jetzt an ihrer Stelle auf Toilette eingeschlossener Freund durchs Lüftungsgitter tatenlos zusehen muss. Ein Kaputter, „Daddy“ genannt, liegt daneben und droht zu sterben. Raphaela gelingt die Flucht in den Fahrstuhl, doch dort trifft sie auf zwei weitere Peiniger. Raoul kann sich mithilfe einer Spiegelscherbe zur Wehr setzen, die er einem der Angreifer in den Hals rammt. Auch Raphaela geht nun zur aktiven Notwehr über und sticht einen der Täter ab, zerkratzt ihm das Gesicht und überschüttet ihn mit heißem Kaffee. Die Verbliebenen schwingen große, fast schon klassenkämpferische Reden und gehen gar dazu über, Gedichte aufzusagen. „Daddy“ erschießt aus Versehen die Komplizin, weil sie Raphaelas Kleid trug; ein anderer Künstler erinnert sich mitten im Kampf an sein musikalisches Talent und beginnt, „Für Elise“ zu spielen.
„Die Bilder schlagen zurück!“
Was all das überhaupt soll, erschließt sich wohl den wenigsten Zuschauern – schon gar nicht, als sich „Loft“ am Ende endgültig in Richtung Phantastik entwickelt und sich sowohl die Bilder als auch die Toten in Luft auflösen. Schmidts Beinahe-Kammerspiel wurde unterlegt mit einem nervigen repetitiven, monotonen Synthesizer-Soundtrack inkl. Kriegsgeballer-Hintergrundgeräuschen, gegen den indes wohlgemerkt das mitunter etwas hölzern Schauspiel der Darsteller wie die pure Lebensenergie wirkt. Rape’n’Revenge-Motive treffen auf harte und für die damalige Zeit grafisch verdammt explizite Gewalt- und Splatter-Spitzen und immerhin gelingen einige schöne Ausleuchtungen der Kulissen. Schmidt vorgeblicher Anspruch hingegen erscheint aufgesetzt: Es gehe um die Rache der Kunst an den Rezipienten bzw. Konsumenten, die kein aufrichtiges, echtes Interesse an ihr aufbringen und sie nicht genügend wertschätzen. Zugegeben, das klingt zunächst einmal nach einem interessanten Aufhänger und hehren Unterfangen. Dieser Tiefgang geht Schmidts Inszenierung jedoch weitestgehend ab, sie wirkt sperrig und billig zugleich, ohne das mit Erkenntnissen und Aha-Momenten seitens des Publikums kompensieren zu können. Dieses wird wohl in erster Linie Mitgefühl für das dann gar nicht mehr so verschnöselte Pärchen entwickeln und keinerlei gerechtfertigte Motive mehr seitens der Künstler bzw. Täter ausmachen, im Gegenteil: sie zur Hölle wünschen. Nicht nur insofern hat Schmidt seinen Anspruch verfehlt und dürfte es mit seinem bemühten Stück Terrorkunst weder der Exploitation- und schon gar nicht der Kunstfilm-Fraktion so wirklich recht machen. Und so häufig dies auch ein gutes Zeichen sein mag, so bestätigt ein Film wie „Loft“, dass dieser Umstand nicht grundsätzlich für verkannte Geheimtipps stehen muss… Für Freunde pervertierter ‘80er-Ästhetik zwischen Popper-vs.-Punks-, New-Wave- und Industrial-Schick evtl. einen Blick wert, ansonsten meines Erachtens vornehmlich als weiteres deutsches Film-Kuriosum und letztlich abschreckendes Beispiel für den unbedarften Umgang mit Exploitation-Elementen in Kombination mit verquasten Ambitionen zugleich zu betrachten.
1985 drehte der Deutsche Eckhart Schmidt („Der Fan“) einen weiteren grellen ‘80er-Film, der sich gleichermaßen an Versatzstücken aus dem Exploitation- und dem „Kunstfilm“ bedient, die er zu einem schwer genießbaren Rape’n’Revenge-Thriller zusammensetzte.
Irgendwann in einer nahen, nicht näher spezifizierten Zukunft tobt auf Deutschlands Straßen der Krieg, was die jungen Oberklasse-Schnösel Raoul (Andreas Jung, „Wie treu ist Nik?“) und seine Freundin Raphaela (Rebecca Winter) jedoch nicht abhält, eine Kunstausstellung in einem Loft aufzusuchen, wo neben diversen Gemälden auch angekettete nackte Frauen (u.a. Porno-Aktrice Sybille Rauch) zu bewundern sind. Raoul hat die fixe Idee, Raphaela an Ort und Stelle zu begatten, wovon sie wenig begeistert ist. Widerwillig lässt sie ihn schließlich im Archiv ran, wo sie jedoch unbemerkt beobachtet werden. Im Anschluss an den Geschlechtsakt finden sie sich plötzlich in einer lebensbedrohlichen Situation wieder: Die anderen Gäste sind verschwunden und die Künstler bedrohen und misshandeln das Paar zusammen mit weiteren Übeltätern. Doch Raoul und Raphaela beginnen schließlich, sich zu wehren…
„Wir sind im Krieg - ihr seid unsere Beute!“
Das Unglück nimmt seinen Lauf, als die weibliche Gewalttäterin (Catarina Raacke, „Der Rekord“) Raphaela auf dem Klo überfällt, sich mit ihr einschließt und sie mit einem Messer bedroht. Ihr Freund (Ralph Schicha, „Hölle der Gewalt“), der Künstler, verprügelt derweil Raoul. Ein malträtierter, humpelnder Typ stößt hinzu und macht Mut, doch Raphaela wird weiter misshandelt und nun sogar missbraucht, während ihr jetzt an ihrer Stelle auf Toilette eingeschlossener Freund durchs Lüftungsgitter tatenlos zusehen muss. Ein Kaputter, „Daddy“ genannt, liegt daneben und droht zu sterben. Raphaela gelingt die Flucht in den Fahrstuhl, doch dort trifft sie auf zwei weitere Peiniger. Raoul kann sich mithilfe einer Spiegelscherbe zur Wehr setzen, die er einem der Angreifer in den Hals rammt. Auch Raphaela geht nun zur aktiven Notwehr über und sticht einen der Täter ab, zerkratzt ihm das Gesicht und überschüttet ihn mit heißem Kaffee. Die Verbliebenen schwingen große, fast schon klassenkämpferische Reden und gehen gar dazu über, Gedichte aufzusagen. „Daddy“ erschießt aus Versehen die Komplizin, weil sie Raphaelas Kleid trug; ein anderer Künstler erinnert sich mitten im Kampf an sein musikalisches Talent und beginnt, „Für Elise“ zu spielen.
„Die Bilder schlagen zurück!“
Was all das überhaupt soll, erschließt sich wohl den wenigsten Zuschauern – schon gar nicht, als sich „Loft“ am Ende endgültig in Richtung Phantastik entwickelt und sich sowohl die Bilder als auch die Toten in Luft auflösen. Schmidts Beinahe-Kammerspiel wurde unterlegt mit einem nervigen repetitiven, monotonen Synthesizer-Soundtrack inkl. Kriegsgeballer-Hintergrundgeräuschen, gegen den indes wohlgemerkt das mitunter etwas hölzern Schauspiel der Darsteller wie die pure Lebensenergie wirkt. Rape’n’Revenge-Motive treffen auf harte und für die damalige Zeit grafisch verdammt explizite Gewalt- und Splatter-Spitzen und immerhin gelingen einige schöne Ausleuchtungen der Kulissen. Schmidt vorgeblicher Anspruch hingegen erscheint aufgesetzt: Es gehe um die Rache der Kunst an den Rezipienten bzw. Konsumenten, die kein aufrichtiges, echtes Interesse an ihr aufbringen und sie nicht genügend wertschätzen. Zugegeben, das klingt zunächst einmal nach einem interessanten Aufhänger und hehren Unterfangen. Dieser Tiefgang geht Schmidts Inszenierung jedoch weitestgehend ab, sie wirkt sperrig und billig zugleich, ohne das mit Erkenntnissen und Aha-Momenten seitens des Publikums kompensieren zu können. Dieses wird wohl in erster Linie Mitgefühl für das dann gar nicht mehr so verschnöselte Pärchen entwickeln und keinerlei gerechtfertigte Motive mehr seitens der Künstler bzw. Täter ausmachen, im Gegenteil: sie zur Hölle wünschen. Nicht nur insofern hat Schmidt seinen Anspruch verfehlt und dürfte es mit seinem bemühten Stück Terrorkunst weder der Exploitation- und schon gar nicht der Kunstfilm-Fraktion so wirklich recht machen. Und so häufig dies auch ein gutes Zeichen sein mag, so bestätigt ein Film wie „Loft“, dass dieser Umstand nicht grundsätzlich für verkannte Geheimtipps stehen muss… Für Freunde pervertierter ‘80er-Ästhetik zwischen Popper-vs.-Punks-, New-Wave- und Industrial-Schick evtl. einen Blick wert, ansonsten meines Erachtens vornehmlich als weiteres deutsches Film-Kuriosum und letztlich abschreckendes Beispiel für den unbedarften Umgang mit Exploitation-Elementen in Kombination mit verquasten Ambitionen zugleich zu betrachten.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!