MADAME UND IHRE NICHTE
● MADAME UND IHRE NICHTE (D|1969)
mit Ruth Maria Kubitschek, Edwige Fenech, Fred Williams, Rainer Penkert, Karl Walter Diess und Ini Assmann
eine Wolf C. Hartwig-Produktion der Rapid Film | in Zusammenarbeit mit Hape-Film | im Nora Filmverleih
ein Film von Eberhard Schroeder
»Sie wird nicht ewig so gut aussehen!«
Um sich ein luxuriöses Leben ermöglichen zu können, sucht sich Madame von Obardi (Ruth Maria Kubitschek) stets ältere, aber vor allem solvente Liebhaber aus, die sie aushalten. Eines Tages gibt ihr aktueller Mäzen jedoch unerwartet den Geist auf, und zwar im Lotterbett. Eine Tatsache, die für die verwöhnte Madame ein großes Problem darstellt, da mit dem Verstorbenen auch gleichzeitig ihre finanzielle Grundlage versiegt ist. Also verführt sie kurzerhand Peter von Hallstein (Fred Williams), den Sohn ihres Dahingeschiedenen, der allerdings überhaupt nicht daran denkt, Verbindlichkeiten einzugehen, geschweige denn sich zu binden. Madame von Obardis Tochter Yvette (Edwige Fenech), die überall als ihre Nichte ausgegeben wird, um ihr tatsächliches Alter zu kaschieren, ist das genaue Gegenteil ihrer Mutter, denn sie sucht den Mann fürs Leben. Schließlich hat auch sie es auf den gutaussehenden Peter abgesehen, doch es sind Komplikationen vorprogrammiert, da sich Mutter und Tochter in die Quere kommen...
Mit "Madame und ihre Nichte" inszenierte Regisseur Eberhard Schroeder seinen ersten Kinofilm, allerdings waren sich Kritik und Publikum seinerzeit einig, und ließen den Streifen durchfallen. Anschließend waren für Schroeder wieder Arbeiten als Regie-Assistent angesagt, bis er in den beginnenden 70er Jahren wieder selbst bei einigen zeitgenössischen Erotik- und Sexfilmen Regie führte. Als seine einzige seriöse Regiearbeit gilt die Malpass-Adaption "Als Mutter streikte", aus dem Jahr 1974, die allerdings an den Kinokassen floppte, woraufhin sich Schroeder das Leben nahm. Sieht man sich diesen Beitrag von 1969 an, so nimmt man zunächst eine Art der handelsüblichen, seichten Unterhaltung wahr, doch natürlich lassen sich auch schnell einige Vorzüge herausfiltern. Die gezeigten Bilder wirken hier überaus charmant und vermitteln ein verführerisches End-Sechziger-Flair, kaschieren daher eine zugegebenermaßen recht inkonsequent ausgearbeitete und konstruiert wirkende Geschichte in einem gesunden Ausmaß. Primär bleibt, was man eigentlich sehen möchte.
Wo die Mehrzahl der Zuschauer sicherlich die aparte Französin Edwige Fenech als bedeutende Referenz der Produktion nennen würde, trägt das persönliche Highlight dieses Beitrags einen ganz anderen Namen, und zwar Ruth Maria Kubitschek, die ich für eine der besten und verdientesten Schauspielerinnen der deutschen Filmlandschaft halte. Kubitschek, die leider eher sporadisch in damaligen Spielfilmen partizipierte, und nur wenige derartiger Experimente, wie beispielsweise dem sehr unterhaltsamen "Ich schlafe mit meinem Mörder" wagte, überzeugt aufgrund ihrer vereinnahmenden Präsenz, sowie ihrer nahezu eigenwilligen, oder vielleicht besser gesagt markanten Erscheinung. Überhaupt sieht man in "Madame und ihre Nichte" einige Gesichter, die man vielleicht nicht unbedingt dort vermutet hätte, was der Produktion einerseits hin und wieder eine halb-biedere Note verleiht, aber andererseits auch für empfundenes Niveau und tatsächlich sichtbare Eleganz sorgt. Komischerweise möchte man daher sagen, denn es entsteht eigentlich zu keinem Zeitpunkt ein schlüpfriger, oder gar vulgärer Charakter. Dennoch muss man betonen, dass sich der Film durch Eberhard Schröders teilweise fahrige Bearbeitung in keinen Sphären bewegt, die global gesehen irgendwie von Belang wären.
Was auf dem Silbertablett bleibt, ist wie angedeutet die absolut erstaunliche Besetzung, die bis dato bereits in allen möglichen Genre-Produktionen zu finden war. Über Ruth Maria Kubitschek lässt sich zunächst sagen, dass sie hier doch sehr ungewohnte Einblicke zulässt, sich beim Thema Schauwerte und der Mechanik diverser Sex-Posen allerdings immer wieder elegant aus der Affäre zu ziehen weiß. Sie kreiert quasi ein mehr-ist-weniger-Prinzip und zeigt dem Zuschauer die prallen Konturen ihres Körpers lediglich andeutungsweise, so dass sie hauptsächlich die Fantasie bedient. Als Madame von Obardi überschreitet sie hier nie eine Grenze des - ausschließlich auf sie bezogenen - guten Geschmacks, und trotz dieses sogenannten, dunkleren Kapitels in ihrer Filmografie stellt sie sich tatsächlich als eine Art Idealbesetzung heraus. Um sich einen gehobenen Lebensstandard, Luxus und Komfort zu verschaffen, setzte sie alles ein, was sie zu bieten hat. Ihr Männerfang stellt sich dabei jedoch nicht als Credo für den Zuschauer dar, denn man bekommt es nicht mit einer nymphomanischen Sexhungrigen zu tun.
Im besonderen Maße werden es also die weiblichen Hauptdarstellerinnen sein, die für eine besondere Eleganz und Glaubhaftigkeit sorgen werden. Edwige Fenech als Yvette, bildet einen deutlichen Kontrast zu ihrer Filmmutter und lässt diese - trotz verhältnismäßig heißblütiger Darbietung - unterkühlt und leicht unsympathisch, für viele sicherlich auch weniger anziehend dastehen. Selbst Fenech bleibt ganz im Tenor der Produktion eher zurückhaltend und zugeknöpft, was die Fantasie nur zusätzlich anheizen wird. Nimmt man die jeweils klassischen, oder eher charakteristisch wirkenden Erscheinungen der beiden Schauspielerinnen, so ist es Kubitschek, die in diesem Bereich den Kürzeren zieht. Betrachtet man jedoch den Darbietungsstil und die damit verbundenen Finessen der Rolle, ist es plötzlich Fenech, die etwas abgeschlagen wirkt. Im Endeffekt trifft man sich so dennoch auf einer Ebene, weil sich trotz deutlicher Kontraste kein Qualitätsunterschied bemerkbar macht, und man durch diese Variante eben den Eindruck einer Differenzierungstaktik wahrnimmt. So bleibt unterm Strich nur zu betonen, dass ein überaus ungleiches Gespann es hier schafft, mit vereinter Kraft an einem Strang zu ziehen.
Das gut ausstaffierte Szenario strotzt nur so vor einer ordentlichen Portion Zeitgeist, schnell darf man beispielsweise einem knallbunten, und sehr schön fotografierten Mode-Shooting beiwohnen, bei dem Edwige Fenech geradezu von der Kamera hofiert wird, die Protagonisten tummeln sich auf Partys gehobenen Standards herum, und im Sinne des Films gibt es natürlich auch allerlei Erotik- und Sexszenen, bei denen man merkt, dass Schroeder an der eleganten Lösung interessiert war, weil diese Exposition eher diskret ausfällt. Unter den Beteiligten findet man des Weiteren Fred Williams, der für seine Verhältnisse nahezu entfesselt aufspielt, diese Angelegenheit folglich auch durchaus bereichert, Rainer Penkert oder Karl Walter Diess machen ebenfalls einen recht guten Eindruck, genauso wie die attraktive Ini Assmann. Man kann sagen, dass die ungleich wirkende, im Endeffekt an Kontrasten orientierte Besetzung eine kleine Offenbarung darstellt, daher auch einen überdurchschnittlichen Eindruck vermittelt. Bleibt man bei diesem Gedanken haften, so stellt sich allerdings auch die Frage, ob das Konzept der Regie aufgegangen ist.
Auf den Film bezogen versuchte man eigentlich so gut wie allen Interessengemeinschaften gerecht zu werden, die Produktion wirkt daher unterm Strich auch sehr ausgewogen, im Detail aber entgegengesetzt leider nur halbherzig. Der Plot ist gewiss nicht uninteressant, doch letztlich auch nicht stark genug, um ohne gewisse Finessen auszukommen. Zwar wurde dem Empfinden nach mehr als das Nötige getan, um einen gelungenen Eindruck zu hinterlassen, aber man vermisst gleichzeitig bestimmte Komponenten, wie beispielsweise Dialogschärfe, Brisanz oder besser gesagt Pikanterie. "Madame und ihre Nichte" kann im klassischen Sinne als ein Film der Auslegungssache angesehen werden. Gedanklich bleibt man letztlich irgendwie bei Regisseur Eberhard Schroeder haften, der hier gleich in seinem ersten Kinofilm in eine Art Korsett geschnallt wurde. Die Tendenz, mehr gewollt zu haben, ist hier über weite Strecken erkennbar, doch der Spagat zwischen Anforderung und Individualität offenbart keine ganz optimale Lösung. So bleibt einerseits ein weitgehend interessanter Beitrag zurück, auf der anderen Seite allerdings vielmehr eine der tragischen Expertisen eines Regisseurs, der sich selbst nicht frei verwirklichen konnte.
Mit "Madame und ihre Nichte" inszenierte Regisseur Eberhard Schroeder seinen ersten Kinofilm, allerdings waren sich Kritik und Publikum seinerzeit einig, und ließen den Streifen durchfallen. Anschließend waren für Schroeder wieder Arbeiten als Regie-Assistent angesagt, bis er in den beginnenden 70er Jahren wieder selbst bei einigen zeitgenössischen Erotik- und Sexfilmen Regie führte. Als seine einzige seriöse Regiearbeit gilt die Malpass-Adaption "Als Mutter streikte", aus dem Jahr 1974, die allerdings an den Kinokassen floppte, woraufhin sich Schroeder das Leben nahm. Sieht man sich diesen Beitrag von 1969 an, so nimmt man zunächst eine Art der handelsüblichen, seichten Unterhaltung wahr, doch natürlich lassen sich auch schnell einige Vorzüge herausfiltern. Die gezeigten Bilder wirken hier überaus charmant und vermitteln ein verführerisches End-Sechziger-Flair, kaschieren daher eine zugegebenermaßen recht inkonsequent ausgearbeitete und konstruiert wirkende Geschichte in einem gesunden Ausmaß. Primär bleibt, was man eigentlich sehen möchte.
Wo die Mehrzahl der Zuschauer sicherlich die aparte Französin Edwige Fenech als bedeutende Referenz der Produktion nennen würde, trägt das persönliche Highlight dieses Beitrags einen ganz anderen Namen, und zwar Ruth Maria Kubitschek, die ich für eine der besten und verdientesten Schauspielerinnen der deutschen Filmlandschaft halte. Kubitschek, die leider eher sporadisch in damaligen Spielfilmen partizipierte, und nur wenige derartiger Experimente, wie beispielsweise dem sehr unterhaltsamen "Ich schlafe mit meinem Mörder" wagte, überzeugt aufgrund ihrer vereinnahmenden Präsenz, sowie ihrer nahezu eigenwilligen, oder vielleicht besser gesagt markanten Erscheinung. Überhaupt sieht man in "Madame und ihre Nichte" einige Gesichter, die man vielleicht nicht unbedingt dort vermutet hätte, was der Produktion einerseits hin und wieder eine halb-biedere Note verleiht, aber andererseits auch für empfundenes Niveau und tatsächlich sichtbare Eleganz sorgt. Komischerweise möchte man daher sagen, denn es entsteht eigentlich zu keinem Zeitpunkt ein schlüpfriger, oder gar vulgärer Charakter. Dennoch muss man betonen, dass sich der Film durch Eberhard Schröders teilweise fahrige Bearbeitung in keinen Sphären bewegt, die global gesehen irgendwie von Belang wären.
Was auf dem Silbertablett bleibt, ist wie angedeutet die absolut erstaunliche Besetzung, die bis dato bereits in allen möglichen Genre-Produktionen zu finden war. Über Ruth Maria Kubitschek lässt sich zunächst sagen, dass sie hier doch sehr ungewohnte Einblicke zulässt, sich beim Thema Schauwerte und der Mechanik diverser Sex-Posen allerdings immer wieder elegant aus der Affäre zu ziehen weiß. Sie kreiert quasi ein mehr-ist-weniger-Prinzip und zeigt dem Zuschauer die prallen Konturen ihres Körpers lediglich andeutungsweise, so dass sie hauptsächlich die Fantasie bedient. Als Madame von Obardi überschreitet sie hier nie eine Grenze des - ausschließlich auf sie bezogenen - guten Geschmacks, und trotz dieses sogenannten, dunkleren Kapitels in ihrer Filmografie stellt sie sich tatsächlich als eine Art Idealbesetzung heraus. Um sich einen gehobenen Lebensstandard, Luxus und Komfort zu verschaffen, setzte sie alles ein, was sie zu bieten hat. Ihr Männerfang stellt sich dabei jedoch nicht als Credo für den Zuschauer dar, denn man bekommt es nicht mit einer nymphomanischen Sexhungrigen zu tun.
Im besonderen Maße werden es also die weiblichen Hauptdarstellerinnen sein, die für eine besondere Eleganz und Glaubhaftigkeit sorgen werden. Edwige Fenech als Yvette, bildet einen deutlichen Kontrast zu ihrer Filmmutter und lässt diese - trotz verhältnismäßig heißblütiger Darbietung - unterkühlt und leicht unsympathisch, für viele sicherlich auch weniger anziehend dastehen. Selbst Fenech bleibt ganz im Tenor der Produktion eher zurückhaltend und zugeknöpft, was die Fantasie nur zusätzlich anheizen wird. Nimmt man die jeweils klassischen, oder eher charakteristisch wirkenden Erscheinungen der beiden Schauspielerinnen, so ist es Kubitschek, die in diesem Bereich den Kürzeren zieht. Betrachtet man jedoch den Darbietungsstil und die damit verbundenen Finessen der Rolle, ist es plötzlich Fenech, die etwas abgeschlagen wirkt. Im Endeffekt trifft man sich so dennoch auf einer Ebene, weil sich trotz deutlicher Kontraste kein Qualitätsunterschied bemerkbar macht, und man durch diese Variante eben den Eindruck einer Differenzierungstaktik wahrnimmt. So bleibt unterm Strich nur zu betonen, dass ein überaus ungleiches Gespann es hier schafft, mit vereinter Kraft an einem Strang zu ziehen.
Das gut ausstaffierte Szenario strotzt nur so vor einer ordentlichen Portion Zeitgeist, schnell darf man beispielsweise einem knallbunten, und sehr schön fotografierten Mode-Shooting beiwohnen, bei dem Edwige Fenech geradezu von der Kamera hofiert wird, die Protagonisten tummeln sich auf Partys gehobenen Standards herum, und im Sinne des Films gibt es natürlich auch allerlei Erotik- und Sexszenen, bei denen man merkt, dass Schroeder an der eleganten Lösung interessiert war, weil diese Exposition eher diskret ausfällt. Unter den Beteiligten findet man des Weiteren Fred Williams, der für seine Verhältnisse nahezu entfesselt aufspielt, diese Angelegenheit folglich auch durchaus bereichert, Rainer Penkert oder Karl Walter Diess machen ebenfalls einen recht guten Eindruck, genauso wie die attraktive Ini Assmann. Man kann sagen, dass die ungleich wirkende, im Endeffekt an Kontrasten orientierte Besetzung eine kleine Offenbarung darstellt, daher auch einen überdurchschnittlichen Eindruck vermittelt. Bleibt man bei diesem Gedanken haften, so stellt sich allerdings auch die Frage, ob das Konzept der Regie aufgegangen ist.
Auf den Film bezogen versuchte man eigentlich so gut wie allen Interessengemeinschaften gerecht zu werden, die Produktion wirkt daher unterm Strich auch sehr ausgewogen, im Detail aber entgegengesetzt leider nur halbherzig. Der Plot ist gewiss nicht uninteressant, doch letztlich auch nicht stark genug, um ohne gewisse Finessen auszukommen. Zwar wurde dem Empfinden nach mehr als das Nötige getan, um einen gelungenen Eindruck zu hinterlassen, aber man vermisst gleichzeitig bestimmte Komponenten, wie beispielsweise Dialogschärfe, Brisanz oder besser gesagt Pikanterie. "Madame und ihre Nichte" kann im klassischen Sinne als ein Film der Auslegungssache angesehen werden. Gedanklich bleibt man letztlich irgendwie bei Regisseur Eberhard Schroeder haften, der hier gleich in seinem ersten Kinofilm in eine Art Korsett geschnallt wurde. Die Tendenz, mehr gewollt zu haben, ist hier über weite Strecken erkennbar, doch der Spagat zwischen Anforderung und Individualität offenbart keine ganz optimale Lösung. So bleibt einerseits ein weitgehend interessanter Beitrag zurück, auf der anderen Seite allerdings vielmehr eine der tragischen Expertisen eines Regisseurs, der sich selbst nicht frei verwirklichen konnte.