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„Tatort“: Abschied für Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser
Langjährige Ermittler aus Wien kündigen ihren Ausstieg an
Zwei Jahrzehnte, dutzende Fälle und nun das Ende einer Ära: Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser haben mit ihren Wiener Ermittlungen den „Tatort“ geprägt. Jetzt haben die beiden angekündigt, sich Ende 2026 aus der Krimi-Reihe verabschieden zu wollen. Es ist ein Abschied auf Raten, denn bis dahin stehen noch vier weitere Folgen mit Moritz Eisner und Bibi Fellner im Programm.
Neuer Bremen-„Tatort“ feiert am Muttertag TV-Premiere
Liv Moormann und Linda Selb ermitteln im Umfeld einer alleinerziehenden Mutter
2021 übernahmen im Bremer „Tatort“ Jasna Fritzi Bauer als Kommissarin Liv Moormann und Luise Wolfram als Hauptkommissarin Linda Selb den Staffelstab vom langjährigen Ermittlerteam Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen). Seither löste das neue Duo, gelegentlich unterstützt von Mads Andersen (Dar Salim), sechs knifflige Fälle. Nach ihrem letzten Einsatz Anfang Dezember 2024 geht es nun an einem besonderen Datum mit dem „Tatort: Solange du atmest“ weiter. Den Spuren eines Gewaltverbrechens folgen Moormann und Selb am Sonntag, dem 11. Mai, bei dem es sich um den diesjährigen Muttertag handelt. Passenderweise steht eine alleinerziehende Mutter im Zentrum des Geschehens. Wie gewohnt zeigt Das Erste den Krimi um 20:15 Uhr.
„Wie offen sind Sie für neue Ermittlungsmethoden?“
Bundespolizist Thorsten Falkes (Wotan Wilke Möhring) 21. Fall führt ihn nach Hannover, wo er mit einer neuen, KI-basierten Software konfrontiert wird. „Im Wahn“ wurde von Georg Lippert geschrieben und von der Züricherin Viviane Andereggen inszeniert, die nach zwei Schweizer „Tatort“-Episoden erstmals bei einer deutschen Regie führte. Die Erstausstrahlung erfolgte am Ostermontag, dem 21. April 2025.
„Wir wissen nicht, ob er der Täter war!“
Im Gedränge des Hannoveraner Bahnhofhofs werden ohne erkennbares Motiv kurz nacheinander zwei Menschen erstochen. Der oder die Täter(in) trug einen schwarzen Kapuzenpullover, sein Gesicht ist nicht zu erkennen gewesen. Die örtliche Dienststellenleiterin Gabriele Seil (Anna Stieblich, „Türkisch für Anfänger“) hat die Erlaubnis erhalten, die KI-basierte Ermittlungs-Software „Kroisos“ einzusetzen, was der Mitarbeiter des britischen Herstellers, Finn Jennewein (Thomas Niehaus, „Das Mädchen von früher“), mit Vergnügen tut: Er ist überzeugt von diesem Programm und hat in Seil ein Gegenüber, das ebenfalls von derart moderner Technologie begeistert ist. Kripobeamtin Yael Feldman (Peri Baumeister, „9 Tage wach“) ist ebenso mit den Ermittlungen betraut wie der Bundespolizist Thorsten Falke; zu Besuch ist zudem Anaïs Schmitz (Florence Kasumba) aus Göttingen, wo man sich ebenfalls für „Kroisos“ interessiert. „Kroisos“ scheint in der Tat in Windeseile den Täter zu ermitteln, indem es ein auf Mobilfunkdaten fußendes Bewegungsprofil auswertet, Beiträge in sozialen Netzwerken analysiert und Behördenkontakte zur Beurteilung heranzieht: Alles spricht dafür, dass der psychisch derangierte René Kowalski (Mirco Kreibich, „Tatort: Borowski und das dunkle Netz“) der Täter ist. Als Falke ihn festnehmen will, verunglückt Kowalski tödlich. Doch kurz darauf wird ein weiterer Messermord verübt, der den ersten beiden Taten bis ins Detail gleicht. Falke sieht sich in seiner Skepsis „Kroisos“ gegenüber bestätigt…
„Eine Stadt in Panik – das hat auch noch niemandem geholfen!“
Andereggen eröffnet ihren „Tatort“ mit einer Ansage eines Hannoveraner Radiosenders, die in die beklemmend realistisch inszenierten Taten übergehen, wobei sie Zeitlupe und, nach dem ersten Stich, optische Verfremdungen einsetzt. Diese Gräueltaten erinnern an Fälle im Psycho- oder religiösen bzw. politischen Wahn verübte Anschläge, die jeden treffen könnten und aufgrund diverser jüngerer realer Fälle die Krimi-Zuschauerschaft entsprechend triggern dürften. Anschließend werden direkt die Ermittlungsmethoden thematisiert und die KI gegen Datenschutz und Recht abgewogen. Es gibt ein angenehmes Wiedersehen mit Schmitz aus dem eigentlich beendeten Göttinger „Tatort“-Zweig, wenngleich die Dialoge aller Beteiligten zu diesem Zeitpunkt irgendwie aufgesagt wirken. Als Jennewein der versammelten Exekutive zunächst ein „Kroisos“-Werbevideo präsentiert und die Software anschließend anhand des aktuellen Falls demonstriert, ist dies faszinierend und erschreckend zugleich. Die Überwachungsmöglichkeiten durch Mobilfunk sind zwar hinlänglich bekannt, mit den Big-Data-Verknüpfungsmöglichkeiten, die die KI in Sekundenschnelle ausschöpft, werden sie noch beunruhigender.
„Angst macht wachsam!“
Nora (Maria Dragus, „Das Weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte“), die Schwester des dringend tatverdächtigen Kowalski, lässt sich seltsamerweise nicht einmal die Ausweise zeigen, als Falke und Feldman in zivil am gemeinsamen Haus auftauchen und sie bitten, sie hineinzulassen – was sie auch tut und kurz darauf die längste Zeit einen Bruder gehabt hat. Falke ist zunächst der Einzige, der an Kowalskis Schuld zweifelt, ihm gegenüber steht Seil als geradezu technikhöriges anderes Extrem. Längst ist dieser „Tatort“ enorm interessant geworden, denn zuschauerseitig vermutet man natürlich, dass Falke Recht hat, Kowalski also nicht der Täter ist – obwohl alles gegen ihn spricht. Wer also ist der wahre Täter, was ist sein Motiv und wie schafft er es, es so aussehen zu lassen, als habe Kowalski die Morde begangen?
Der dritte Mord scheint Falke zu bestätigen, woraufhin ein Syrer ins Blickfeld der Ermittlungen rückt. Die Anhaltspunkte, die „Kroisos“ für dessen Verdächtigung liefert, sollten jedoch jedem mündigen Zuschauenden derart vage erscheinen, dass man diesen roten Hering rasch durchschaut und die KI-Technologie noch stärker infragestellt. Mit Moritz Staub (Garry Fischmann, „Der Nanny“) betritt ein Journalist die Bildfläche, der Falke brisante Informationen anvertrauen möchte, von diesem aber trotz mehrfacher Versuche abgewiesen und ignoriert wird. Er wird dann auch der vierte Tote dieser Episode, mitverschuldet durch Falkes Ignoranz – was das Drehbuch überhaupt nicht problematisiert.
Damit ist „Im Wahn“ an einem Punkt angelangt, an dem er eine eigenartige Wendung nimmt. Nun soll’s doch Kowalski gewesen sein; urplötzlich verabschiedet sich dieser „Tatort“ davon, vor KI bzw. dem menschlichen Verlassen auf diese zu warnen und wird zu einem abstrusen Fall von Aktienbetrug. Das ist schade, gerät diese Episode dadurch doch zu einer reichlich inkohärenten Angelegenheit, die den Stoff für zwei eigenständige Episoden ohne jede Not miteinander vermischt und damit keinem der beiden gerecht wird. Falke steht am Schluss als überskeptischer, altbackener Bulle da, dessen Skepsis unangebracht gewesen sei, und seine junge Göttinger Kollegin kommt auch nicht sonderlich gut weg, als sie sich unvorsichtig und wenig professionell gegen Ende in Lebensgefahr begibt.
„Im Wahn“ hat seine Momente und klugen Ansätze, ist letztlich aber zu überkonstruiert, um wirklich zu überzeugen. Und dass eine weitere Radioansage zwischenzeitlich für ein Punkkonzert wirbt, Falke trotz seiner musikalischen Vorliebe dort aber gar nicht auftaucht, ist enttäuschend. Dafür einmal mehr ausgesprochen schick: Die Drohnenkameraflüge übers nächtliche Hannover.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
"Im Wahn " hat mich auch nicht überzeugt. In Grunde ein typischer paranoid Tatort, mit einer unbekannten Gruppe hinter dem Täter, die natürlich nicht aufgedeckt werden. Dazu bemüht, KI mit rein zu bringen, die letztendlich aber nur ausgeklügelter Algorithmus ist, Unterscheidung fällt hier auch den Autoren schwer.Verschenkt auch der Auftritt von Anais Schmitz.
Zu sehr vom Reißbrett, nichts neues,
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.