VENUSBERG - Rolf Thiele (1963)

Moderator: jogiwan

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Prisma
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VENUSBERG - Rolf Thiele (1963)

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VENUSBERG (1963)

mit Marisa Mell, Nicole Badal, Monica Flodquist, Ina Duscha, Claudia Marus, Christina Granberg und Jane Axell
es sprechen Rolf Thiele, Oskar Werner und Richard Häussler
eine Franz Seitz Produktion im Nora Filmverleih
Weltvertrieb Omnia
ein Rolf Thiele Film


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»In Deutsch klingen die Dinge so hart!«
Sechs junge Frauen treffen sich in einer feudalen Bergvilla um ihren Alltagsproblemen zu entfliehen, die vornehmlich mit dem vermeintlich starken Geschlecht in Zusammenhang gebracht werden können. Alle haben dem Anschein nach eines gemeinsam, denn sie kennen einen Herren namens Alphonse, den sie offensichtlich erwarten. Die Frauen haben die räumliche Nähe jedoch unterschätzt, und schon bald kommt es angesichts des ständigen Diskutierens von diversen Frauenproblemen zu ersten Streitigkeiten, bis die Situation in einem Suizid-Versuch eskaliert. Während die Damen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, weiter über die Männerwelt philosophieren, taucht eine geheimnisvolle, schöne Frau namens Florentine (Marisa Mell) im Haus auf dem Venusberg auf, und sorgt für Verwirrung und Misstrauen, doch auch ein unbekannter Mann schleicht um das Haus herum und scheint die Frauen zu beobachten...

Rolf Thieles "Venusberg" gilt als einer der Skandalfilme des Jahres 1963, so dass man sich eindringlich mit der Zensur auseinandersetzen musste. Beanstandet wurden seinerzeit etwa 20 Textstellen, die bei der Prüfung durch die FSK als zu anzüglich, beziehungsweise zu schlüpfrig empfunden wurden, außerdem musste eine Szene mit einem nackten Mädchen in der Frontale entfernt werden. Dialoge wie: »Für mich fängt der Mann mit dem Kopf an, dann kommt lange nichts...dann sein zweitwichtigster Körperteil« (was entfernt wurde, beziehungsweise bei diesem Nebensatz hört der Zuschauer nur das Ertönen einer Kuckucksuhr bis) »...und dann erst seine Million!« folgt. Einige Passagen wurden so entschärft, ohne signifikante Kürzungen vornehmen zu müssen. Gespräche wurden kurzerhand von alltäglichen Geräuschen überlagert, obwohl man auch ohne es zu hören ganz genau weiß, worüber sich die Damen eigentlich unterhalten. Diese aus dem Zwang entstandene Idee wirkt rückwirkend wie ein extravagantes Stilmittel. Das Lexikon des Internationalen Films versuchte die Produktion beispielsweise wie folgt zu entlarven: "Der fast handlungslose Film versucht, in der entkonventionalisierten Situation gleichgeschlechtlicher Einsamkeit 'das wahre Ich' der Frau zu enthüllen." Diese im Auszug zurückhaltende und vergleichsweise schmeichelhafte Kritik wird dem Film allerdings auch nur teilweise gerecht, denn unter all der offen zur Schau gestellten Oberflächlichkeit brodelt ein Vulkan an schemenhaftem Tiefsinn, den zu enträtseln beinahe einzig und alleine dem Zuschauer auferlegt wurde. Erneut stellt sich also das von mir persönlich stets empfundene Thiele-Problem heraus, denn er konnte seine Progressivität zwar im Bilde festhalten, sie allerdings nicht nachhaltig genug bündeln, sprich für den Zuseher verständlich machen. "Venusberg" ist ein Film, den man daher unbedingt mehrmals gesehen haben müsste, um ihm guten Gewissens gerecht zu werden, doch eines kann ich ohne jeden Zweifel bestätigen, nämlich dass es sich um eine seiner besten Arbeiten handelt.

Wirft man einen Blick auf die Produktionskosten und die geschäftlichen Filmechobenotungen, so sieht das Ganze eher nüchtern aus. Die Herstellungskosten für "Venusberg" beliefen sich auf DM 506.099,14 und man musste weit über ⅙ der Kosten, mit einem Verlust von etwa DM 80.000 wieder abschreiben, und hier soll der Konkurs des Schorcht Filmverleihs eine entscheidende Rolle gespielt haben. Die Filmecho-Benotung war mit 4,1 auch nicht gerade sensationell. Andere Angaben waren fast dreißig Jahre später von Hauptdarstellerin Marisa Mell, höchstpersönlich und selbst angefertigt, in ihrer Biografie "Coverlove" zu vernehmen, wenn auch lediglich nur kurz und knapp, und dem Charakter der Lektüre entsprechend, auf vagem Niveau: »Der Film wurde ein Riesenerfolg, auch international.« Große Probleme gab es bereits zum anvisierten Termin der Uraufführung, da die FSK offenbar ein riesiges Fass aufmachte. Der Nora Filmverleih musste den Start des Films verschieben, da man gezwungen war ihn aufgrund gewisser Änderungswünsche zurückzuziehen, außerdem wurde es kategorisch untersagt, ihn in der Karwoche, beziehungsweise rund um Ostern anlaufen zu lassen. Diese Prozedur ist heute nicht mehr ganz nachzuvollziehen, spiegelt aber wohl authentisch den Zeitgeist wieder, und ob sich diese Auflage mit der verbundenen Kritik letztlich als kostenlose Reklame gerechnet hat, wäre durchaus eine interessante Information. Lange Rede, kurzer Sinn. Der Film ist insgesamt mehr als gelungen und überrascht mit dem Unvorhergesehenen. Bemerkenswert elegant und stilvoll bekommt man wunderbare Bildkompositionen anvertraut, worin sich mitunter der besondere Charakter entwickelt, aber auch die ungewöhnliche Thematik als Konglomerat aus Oberflächlichkeiten, Groteske, Tiefgang und Symbolik transportieren einen ungeheuren Reiz, so dass man nicht mehr unterscheiden kann, ob es sich um ein Märchen im Wahrheitsgewand handelt, oder um einen Tatsachenbericht im Märchenformat. Fakt ist, dass man die nicht immer greifbare Atmosphäre durch die exzellente Kamera-Arbeit von Wolf Wirth transparent geschildert bekommt, sie jederzeit spüren kann, auch wenn man das Wahrgenommene oftmals nicht glauben kann.

Für das heutige Verständnis bleibt ein sagenhafter Jahrmarkt der Frivolitäten definitiv aus. Was die Gemüter (in welcher Form auch immer) seinerzeit erregte, wirkt heute schon fast wieder etwas bieder, brav und unspektakulär, außerdem unfreiwillig komisch. Eine Klassifizierung mit FSK 18, die bis heute Bestand hat, lockt daher nur noch ein müdes Lächeln aus den Zuschauern. Rückblickend ist bei dieser Produktion angesichts ihrer erotischen Inhalte nichts Beispielloses mehr zu erkennen, zumindest nicht auf den ersten Blick. Was sich damals in der Zeit des Wirtschaftswunders jedoch hierbei in einigen Köpfen abgespielt haben muss, ist wenn überhaupt nur zu erahnen. Rolf Thiele war bestimmt kein Film-Vandale, das spiegelt seine eigenwillige oder eigenmächtige Art Kino zu machen nicht wieder. Vielleicht ist die Umschreibung Visionär daher etwas zu weit hergeholt, kommt der Sache ganz allgemein aber eigentlich nahe. Ein Schritt weiter, oder einige Schritte mehr gehend, den Unterhaltungswert und die anvisierte Exposition nie aus den Augen verlierend, machte er Kino, dass die Leute sehen, oder angeblich natürlich nicht sehen wollten, und viele Erfolge sprechen von daher ohnehin für sich. Man kann es nicht anders sagen, aber bei "Venusberg" handelt es sich um ganz faszinierende, wenn auch genauso eigenartige 88 Minuten. Ein Film über Frauen, der aber oft keineswegs schmeichelhaft für Frauen erscheint, sondern der augenscheinlich für Männer gedacht und gemacht ist. Er spricht auf unterschiedlichsten Ebenen an, und verteilt daher auch groteske bis nachvollziehbare Rundumschläge auf ebenso unterschiedlichem Niveau. Stellt "Venusberg" also tatsächlich den zitierten »politischen Film des neuen Deutschland« dar, ist er durch die fast vollkommen fehlende männliche Präsenz ein »feministischer Film aus weiblicher Perspektive«, transportiert er einen surrealistischen Touch oder befindet sich unter dem verwirrenden Deckmantel der Geschichte nur ein primitiver Sensationsfilm ohne anspruchsvolle Ambitionen? Auf den ersten Blick lässt sich garantiert von allem etwas finden, und daher steht und fällt dieser Film auch nicht mit seinem Verlauf, sondern erst mit dem Wort »Ende«. Die Bandbreite an Einschätzungen war von »politischer Film« bis »Schweinkram« jedenfalls sehr ausgeprägt. "Venusberg" konnte ich vor einem Jahr im Filmhauskino Köln bewundern, und es war schon ein besonderes Erlebnis. Da es noch so viel mehr zum Film zu berichten gibt kann ich nur sagen: Fortsetzung folgt, immerhin laboriere ich ja jetzt genau ein Jahr mit dem Film herum, und hoffe, ihn irgendwann wieder sehen zu können...
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jogiwan
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Re: VENUSBERG - Rolf Thiele (1963)

Beitrag von jogiwan »

Danke für die Vorstellung dieses interessanten Streifens. Da in letzter Zeit ja viele deutsche Produktionen auf DVD veröffentlicht wurden, hoffe ich ja inständig, dass auch "Venusberg" irgendwann einmal in einer würdigen Form in ein breiteres Licht der Öffentlichkeit gerückt wird.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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Prisma
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Re: VENUSBERG - Rolf Thiele (1963)

Beitrag von Prisma »

Da spekuliere ich auch drauf. Ich meine, der Output ist ja im Moment wirklich sehr hoch, warum sollte man da nicht irgendwann mit der Nase auch mal auf den "Venusberg" stoßen. Es war wirklich toll den Film auf der Kinoleinwand gesehen zu haben! Normalerweise bin ich ja nicht so der Thiele-Fan, aber die Umsetzung war schon beeindruckend. Leider kann man ja nicht so einfach noch mal reinschauen, und daher wäre es für mich doch spannend herauszufinden, ob sich der überaus positive Eindruck der Erstansicht bestätigen würde, oder ob es letztlich nur daran liegt, ein Häkchen in der Liste machen zu wollen.
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CamperVan.Helsing
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Re: VENUSBERG - Rolf Thiele (1963)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Ich hab den vor einigen Jahren beim "Festival des psychotronischen deutschen Films" in Bochum mal sehen können und fand den durchaus interessant.
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Prisma
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Re: VENUSBERG - Rolf Thiele (1963)

Beitrag von Prisma »


VENUSBERG (1963)

mit Marisa Mell, Nicole Badal, Monica Flodquist, Ina Duscha, Claudia Marus, Christina Granberg und Jane Axell
es sprechen Rolf Thiele, Oskar Werner und Richard Häussler
eine Franz Seitz Produktion im Nora Filmverleih
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ein Rolf Thiele Film


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»Ich treibe es mit allen und schlafe allein«
»Achtung, Achtung auf Bahnsteig zwo fährt der Schnellzug aus Hamburg-Altona. Planmäßige Ankunft 11.35 Uhr erhält voraussichtlich vierzig Minuten Verspätung. Sie müssen warten! Sie werden warten wie auf allen Bahnhöfen, stehend, gehend, zurücktretend. Treten Sie zurück! Lassen Sie sich zu Abschied und Wiederkehr die richtigen Worte einfallen! Wahre Worte. Verlogene Worte. Es ist nicht schwer, nicht verwerflich die Unwahrheit zu sagen, wenn man damit Freude bereitet, Hoffnungen erweckt, die nie erfüllt werden. Alle bleiben wartend, liebend, lügend, ungeschont, zögernd, da sie hoffen. Wie lange? Vergleichen Sie! Und vergleichen Sie die Zeit! Treten Sie zurück, Sie gefährden sich! Zurück! Zurück! Hoffnungen. Lügen. Worte, Worte, Worte...« Mit dieser Durchsage am Bahnhof beginnt der Film und zeigt sofort, dass er in eine komplexere Richtung führen möchte. Nebenbei erwähnt, fehlte leider die Nora-Verleihmarke, und der Vorspann setzt unmittelbar ein. Das Aufsparen von Musik lässt die Geräuschkulisse des Bahnhofes übermächtig erscheinen, doch die Durchsage fällt dennoch auf, weil sie so seltsame Formen annimmt. Die Szenerie wird gleich zu Beginn von Marisa Mell vereinnahmt, die dem Empfinden nach ziellos am Bahnhof umhergeht, sich umschaut, als ob sie jemanden suchen würde, und letztlich durch eine bemerkenswerte Präsenz ins Auge springt. 90 Sekunden sieht man sie also, bis sie für lange Zeit im Nichts verschwindet, bevor sie wieder plötzlich im der Villa am "Venusberg" auftaucht. In dieser kurzen Sequenz wird bereis ersichtlich, dass Thiele auf Marisa Mell als Schlüsselfigur setzen wird.

Dann sieht und hört man sehr lange nichts mehr von ihr, und die anderen sechs Damen, die nach und nach in Erscheinung treten werden, übernehmen das Regiment auf dem "Venusberg". Marisa Mell ist übrigens die einzige von ihnen, die man mit ihrer Originalstimme hören wird, selbst ihre Landsfrau Ina Duscha wurde nachsynchronisiert, womöglich weil ihre eigene Stimme zu sanft für den darzustellenden Charakter war. Marisa Mells Auftrittsdauer ist im Vergleich zum Rest der Damen die kürzeste im Film, jedoch auch die intensivste. Insbesondere sie ist es, die die Fantasie und Erinnerung des Zuschauers anregt, wenn nicht sogar dominiert, denn der Regisseur setzte sie als verwirrenden Kontrast zu den übrigen Beteiligten ein. "Venusberg" kann als Grundstein für ihre einschlägig bekannte Karriere als Erotik-Star betrachtet werden. Wo sie hier nach eigenen Angaben noch etwas genant gewesen sei, sollte in späteren Jahren wesentlich Eindeutigeres auf die Fangemeinde zukommen. Die Faszination ihrer Florentine überträgt sich schnellstens auf den Zuschauer, sie wirkt unglaublich transzendent. Die geheimnisvolle Frau im Leopardenmantel, die niemand kennt, die über den Dingen zu stehen scheimt, die anziehend und gefährlich zugleich wirkt, ist über die Maßen beeindruckend.

Nennen wir Marisa Mell einfach das Epizentrum der Sinnlichkeit in diesem Film. Man muss es betonen und anerkennen, dass Rolf Thiele ihre Leinwand-Dominanz resolut erkannte und zwingend einsetzte wie es - und ich kann es selbst kaum fassen! - selten der Fall war. Es handelt sich um die schönste und definitiv beste Arbeit von Marisa Mell, die ich im Schwarz/Weiß-Film je gesehen habe, auch global gesehen ist diese Interpretation eine unbekannte Ausnahmeerscheinung in ihrer vielfältigen Karriere. In ihrem Buch "Coverlove" fand der Film glücklicherweise folgende Erwähnung: »Mein nächster Film spielte in München, eigentlich in einer Villa in der Nähe. Er hieß "Venusberg". Regie führte Rolf Thiele. Es war ein Film mit sieben Frauen und keinem Mann. Ich spielte eine rätselhafte Schöne im Leopardenfell mit einer Rose in der Hand. Ich war so etwas wie ein Symbol des Todes und gegen Ende des Films wurde ich im Swimmingpool [...] Weil ich mich aber zu sehr genierte, die Szene, wenn auch unter Wasser, vor so vielen Männern (der Aufnahmestab bestand fast nur aus Männern, wie dem Aufnahmeleiter, den Kameraleuten, dem Produktionsleiter, Requisiteur u.a. vor allem auch dem Regisseur) zu spielen, hatte Thiele ein Einsehen. Er ließ die Szene ausnahmsweise komplett von seiner Regieassistentin drehen, und zwar so, dass kein einziger Mann zugegen war. Sogar die Kamera wurde so eingestellt, dass die Assistentin nur noch den Auslöser drücken musste. Es war wohl eine der wenigen Szenen im Film überhaupt, bei der weder der Regisseur noch irgendein Techniker persönlich anwesend waren.«

Ina Duscha als Inge liefert eine erstaunliche Leistung ab. In "Venusberg" sieht man sie bereits in ihrem zwölften, und letzten Film, bevor sie sich ins Privatleben verabschiedete, hier aber in einer anerkennungswürdigen Schlussvorstellung. Die gebürtige Österreicherin zeigt zunächst die Facetten einer beruflichen Wandlung; es ist nichts mehr übrig geblieben von der jungen Frau, die immer wieder gerne plumpen Annäherungsversuchen auf den Leim gehen musste. Inge ist die Frau für Jedermann, beziehungsweise die Frau des Anderen, und sie wirkt wie ein oberflächlicher Prototyp der gewollt modernen Frau von damals, doch letztlich ist sie nur ein Abziehbild ihrer selbst. Egoistisch und ohne signifikante Sozialkompetenzen macht sie sich hier erst gar nicht die Mühe, sich zu verstellen. Beeindruckend und die beste Ina Duscha, die ich je gesehen habe. Die 1940 geborene Niederländerin und Thiele-Star Nicole Badal hat fünf Filme in ihrer Karriere vorzuweisen, die sie von 1959 - 1967 alle unter dem Regisseur dieses Films drehte. Wo man sie ihrer Rolle noch genau zuordnen, und ihr eine angenehme Präsenz nicht absprechen kann, wird es bei den übrigen Beteiligten schon erheblich schwerer. Monica Ekman alias Monica Flodquist hat 13 Filme vorzuweisen, die sie fast ausschließlich in Schweden spielte, Christina Granberg sieht man hier in ihrem zweiten und letzten, Claudia Marus in ihrem einzigen Film, und Jane Axell war lediglich an sechs Produktionen beteiligt. Die meisten Gesichter der Darstellerinnen können also im Moment nur durch Ausschlussverfahren oder Kombinationsgabe zugewiesen werden. Was man zunächst anerkennen sollte, ist, dass dieses Gespann aus eigentlich sechs Interpretinnen und Marisa Mell als Außenseiterin ausgezeichnet funktioniert. Man bekommt Leichtfüßigkeit, Charme, Witz und eine unverbrauchte Spiellaune zu sehen, dass es eine wahre Freude ist.

Was die Erzähl-Stimmen angeht, so heißt es, dass Rolf Thiele selbst mit von der Partie gewesen sein soll, und einige andere Quellen geben beispielsweise ausschließlich Oskar Werner an. Ob diese beiden Informationen tatsächlich ihre Richtigkeit haben, entzieht sich meiner Kenntnis, bestätigen kann ich lediglich, dass Richard Häussler mehrmals akustisch mit von der Partie war, und dessen unverwechselbare Stimme sofort aufgefallen ist.
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Prisma
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Re: VENUSBERG - Rolf Thiele (1963)

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»Ich lasse grundsätzlich lieber andere leiden als mich!«
Wie bereits erwähnt ist Rolf Thieles Film voller Symbolik und Metaphorik und diese Komponenten gehen eine eigenartige, aber genauso beeindruckende Allianz mit der stets latenten Oberflächlichkeit ein, die durch die beteiligten Personen kolportiert wird. Zusätzliche, meistens harte Akzente im visuellen und akustischen Bereich stellen hohe Anforderungen an die Kognition des Zuschauers, so dass "Venusberg" zu einer intelligenten Assoziationskette wird. Alle Beteiligten des Films (ob vor oder hinter der Kamera) arbeiten mit Hochdruck daran, ein Verwirrspiel zu veranstalten, was schließlich auch gelingt. Dem Film wurde wohl hin und wieder eine offensichtliche Handlungsarmut vorgeworfen, was auf den ersten spröden Blick auch so aussehen mag, doch es wird hier die Sinnhaftigkeit bleiben, die ihre Berührungspunkte mit dem Zuschauer sucht und bestenfalls auch findet. Der Blick auf die tatsächlichen Belange und Wünsche der Frau funktioniert in aller erdenklichen Überspitztheit und der Zuschauer wird mit diversen Wehwehchen der Damen konfrontiert die zunächst wie Luxusprobleme aussehen. Schließlich wird es der Aufbau des Films sein, der eine deutliche Umkehrreaktion anbahnt. Die Charaktere scheinen nicht in ein ernsthaftes Konzept zu passen, jonglieren dabei aber mit Worthülsen die den Zuschauern sicherlich nicht fremd erscheinen. Gut gelungen dabei ist, dass die Abhandlung schon an wichtigen Themen interessiert ist, sie aber optisch in eine andere Richtung drängen möchte, wobei die Dialoge der Frauen Schützenhilfe leisten. Oberflächlichkeit und bewegende Thematiken werden sich also lange Zeit auf einem recht neutralen Nenner treffen, bis der Verlauf gegen Ende urplötzlich eine ungewöhnlich deutliche, beziehungsweise erschütternde Entscheidung trifft.

Der Aufbau des Films ist überaus bestimmend und zwingt den Zuschauer förmlich in seine Richtung. Dabei sind quasi die dominantesten Stilmittel die beteiligten Frauen in einer Geschichte, die ohne Männer funktioniert und dies dem Anschein nach nur so perfekt tut, weil man keinen Mann generell, oder irgend einen der besagten Herren zu Gesicht bekommt. Es muss dennoch erwähnt werden, dass man das Konzept des "Venusberg" ebenso gut hätte umstellen können, dass etwa nur Männer im Film auftauchen und von Frauen nur die Rede ist. In den Gesprächen untereinander hört und sieht man, dass sich womöglich bis zum heutigen Zeitpunkt nichts verändert hat. Die Konversation der Damen untereinander erscheint intim zu sein, es kann über alles gesprochen werden und alles kann ganz deutlich verbalisiert werden. Hierbei hätte man stilistisch ruhig etwas mutiger vorgehen dürfen, und noch gezieltere Torpedos unter die Gürtellinie abfeuern können. Nur Frauengespräche also? Nicht ganz. Es wird geredet, als sei auch kein einziger Mann bei den Zuschauern zugegen, Diskussionen werden regelrecht inszeniert, die dem Vernehmen nach für jeden Mann unerträglich wären, bei denen aber dennoch so mancher gerne einmal Mäuschen spielen würde. Das überholte "Konzept Mann" wird genüsslich zerpflückt um indirekt die offensichtliche Schwäche des "Konzeptes Frau" oder der "Frau von Heute" zu entlarven. So bekommt man es eigentlich mit einem versteckten Kampf der Geschlechter ohne Gegner zu tun, wobei sich aber herausstellt, dass man es eher mit dem Kampf eines Geschlechts untereinander zu tun hat. So besteht die Intention der Regie darin, dass man mit den gängigen Gesellschaftsbildern (verschlüsselt) abrechnen wollte. Interessant dabei ist vor allem, dass mit diesem (beinahe raffinierten) Vorgehen jede Seite zu gleichen Teilen schuldig gesprochen, und ebenso entlastet wird.

Die sechs Frauen auf dem "Venusberg" beziehen diese Bühne nacheinander und es gibt zunächst keine schlüssigen Erklärungen, warum sie sich gerade dort zusammenfinden. Da sich hier noch nicht viel in Wort und Tat tut, zeigt der Film auf klassische Art und Weise seine Stärken, nämlich in der handwerklichen Inszenierung. Man sieht herrliche Bilder der Winterlandschaft, überhaupt wurde der Ort des Geschehens sehr großräumig dargestellt, man sieht immer wieder Spiegelungen, beispielsweise in einem Panoramafenster, das die Landschaft und die Darstellerinnen abzeichnet, oder auf der glatt polierten Oberfläche einer schwarzen Limousine. Interessant bei diesem Einstieg bleibt die Tatsache, dass die Geräuschkulisse erneut konträr zu den gezeigten Bildern eingesetzt wird, oder diese eben vollkommen in den Fokus gerückt wird. In einer der ersten Szenen auf dem "Venusberg" bäumen sich bebende Töne auf, man hört auch die Fußschritte, aber zum Beispiel nicht die Konversation oder das Fallenlassen eines Koffers. In einer späteren Sequenz hört man anstelle der aufgebrachten Streitgespräche nur das einkopierte Gackern von Gänsen, andernorts übernimmt wieder die Musik das Regiment. Eigentlich ist es so, dass immer ein Störfaktor auf akustischer, optischer oder kognitiver Basis mit eingebaut wurde, folglich etwas, das nicht zu passen scheint. Die Dialoge sind in diesem Film überwichtig, gelangen aber nicht in die Sphären der Kopflastigkeit und wirken oft nebensächlich, weil dieses Verwirr-Prinzip der Regie sehr gut greift. Im Bereich der Kameraarbeit geschieht wie erwähnt Großartiges. Das hohe Niveau an transportierten Eindrücken verdankt man den flexiblen und progressiven Einstellungen, die sich wie ein roter Faden durch den Film ziehen werden, aber insbesondere die Unterwasser-Frequenzen sind überragend. Entgegengesetzte Spiegelungen im Wasser, herrlich choreografierte Bewegungen die durch Blubberbläschen und das Licht-Schattenspiel eine besondere Dynamik erhalten, nackte Körper die diskret durch Hell und Dunkel die Fantasie anregen, aber fast nichts preisgeben; es ist eine Pracht! Dieser dritte Teil der Besprechung sollte den "Venusberg" eigentlich abschließen, aber die Produktion gibt wesentlich mehr her, als vermutet; sogar aus der Erinnerung. Daher werde ich den Film wohl irgendwann in eine weitere Runde gehen lassen müssen...
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