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Darsteller: Florian David Fitz, Karoline Herfurth, Heino Ferch, Katharina Müller-Elmau, Johannes Allmayer, Karin Thaler, Tim Seyfi, Christoph Zrenner, Ulrich Boris Pöppl, Lothar Lengowski, Markus Eberhard, Jan Müller u. A.
Der frühe Tod seiner Mutter hat Vincent (Florian David Fitz) schwer mitgenommen. Sein Vater (Heino Ferch), ein windiger Lokalpolitiker, bietet keinen Trost. Er hält Vincent, der am Tourette-Syndrom leidet, für einen kläglichen Versager, der ihm und seiner Karriere nur im Weg steht. Ganz besonders wenig Verständnis hat sein Vater dafür, dass Vincent den letzten Wunsch seiner Mutter erfüllen will, indem er ihre Asche in Italien ins Meer streut. Stattdessen verfrachtet er ihn in ein Therapiezentrum, wo Vincent auf die magersüchtige Marie (Karoline Herfurth) und den Zwangsneurotiker Alexander (Johannes Allmayer) trifft. Als Marie nach einem Streit mit der Therapeutin Dr. Rose (Katharina Müller-Elmau) mit deren Auto flüchten will, nutzt Vincent die Gelegenheit. Gemeinsam wollen sie nach Italien fahren. Alexander, der die Flucht verraten will, wird kurzerhand mit eingesackt. Als Vincents Vater von der Flucht erfährt, wird er fuchsteufelswild. Schließlich ist gerade Wahlkampf, da käme ein Skandal äußerst ungelegen. Er nimmt - mit Dr. Rose im Schlepptau - die Verfolgung auf...
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Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
„Ich hab' 'n Clown im Kopf, der mir ständig zwischen die Synapsen scheißt!“
Zwischen „Putzfrau Undercover“ und seinem ersten Beitrag zur TV-Krimireihe „Kommissarin Lucas“ drehte der deutsche Regisseur Ralf Huettner („Der Fluch“, „Voll normaaal“) die Roadmovie-Tragikomödie „Vincent will Meer“, die es 2010 in die Kinos schaffte. Das Drehbuch stammt von Hauptdarsteller Florian David Fitz.
Der 27-jährige Vincent ist der Sohn eines hochrangigen Politikers (Heino Ferch, „Spiel um dein Leben“) – und am Tourette-Syndrom erkrankt. Nach dem Tod seiner Mutter liefert ihn sein Vater in eine psychiatrische Klinik ein, wo er nicht lange bleibt: Zusammen mit der magersüchtigen Marie (Karoline Herfurth, „Crazy“) und dem unter einem Ordnungs- und Reinlichkeitsfimmel leidenden Zwangsneurotiker Alex (Johannes Allmayer, „Stages“) flieht er im Auto der Klinikleiterin Dr. Rose (Katharina Müller-Elmau, „Sex oder Liebe?“) aus der Anstalt. Sie wollen an die italienische Küste, wo Vincent die Asche seiner Mutter, deren letzter Wunsch es war, noch einmal das Meer zu sehen, verstreuen möchte. Vincents Vater ist ihnen zusammen mit Dr. Rose auf den Fersen, und dass sich Vincent in Marie verliebt und beide etwas miteinander anfangen, führt zu Konflikten innerhalb des flüchtigen Trios – während Dr. Rose und Vincents Vater zunehmend Verständnis füreinander entwickeln…
„Vincent will Meer“ bezieht seinen Humor weit weniger aus Vincents Tourette als erwartet oder vielmehr befürchtet. Stattdessen ist die Komik des Films mit voranschreitender Laufzeit zunehmend subtil bzw. der Unterschiedlichkeit der drei „Klapskallis“ geschuldet, und hat man sich erst einmal an die Ticks und Macken des Trios gewöhnt, droht die Tragik wieder Überhand zu nehmen, der man jedoch mit Kampfeswille, Durchhaltevermögen und Lebenswut die Stirn bietet. Dass Alex eigentlich ein Entführungsopfer ist, das drohte, die Pläne Vincents und Maries zu verraten und nur deshalb selbst zum unfreiwillig Ausbüchsenden wurde, trägt viel zur Situationskomik bei. Als Zuschauerin oder Zuschauer fiebert man schnell mit den drei Kranken mit, fürchtet – etwas Lebenserfahrung vorausgesetzt – jedoch bald, ähnlich wie Alex, dass die Romanze zwischen Vincent und Marie kein gutes Ende nimmt (wenngleich man natürlich das Gegenteil hofft). Fitz und Huettner verweigern sich jedoch dankenswerterweise jeglicher allzu naiver Entwicklungen, die aus „Vincent will Meer“ einen reinen Wohlfühlfilm machen würden. Sie lassen ihre Figuren Erfahrungen machen, positive wie schmerzhafte, geben die Parole aus, gefälligst auch Menschen mit derartigen Einschränkungen und Herausforderungen ernstzunehmen und ihnen den Respekt entgegenzubringen, der jedem Individuum zustehen sollte, und greifen vor allem eines auf: Emanzipation. Die Emanzipation von seinen Eltern und ihren Erwartungen, die Emanzipation von einer einem mit Unverständnis oder Ablehnung begegnenden Gesellschaft sowie die Emanzipation von seiner Krankheit – was sich als der schwierigste Teil entpuppt.
Huettners sympathischer Roadmovie fängt die monolithischen Alpen, die es zu überwinden gilt, und weitere Landschaftspanoramen atemberaubend ein, während ein zeitgenössischer Pop-Rock-Soundtrack die musikalische Untermalung liefert. Das Ende wurde eher offengehalten, ein klassisches Happy End wäre unpassend gewesen. So vermittelt „Vincent will Meer“ nicht zuletzt das Gefühl, zwar nicht jedem Menschen helfen, aber trotzdem zumindest eine gute Zeit mit ihm verbringen zu können. Das ist sehr gelungenes, kitschfreies und klischeearmes, rebellisches Gefühlskino aus deutschen Landen. Und Allmayer sieht aus wie ein junger Markus Majowski...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Ein Film, den ich tatsächlich auf der Leinwand erleben konnte, was in diesem Jahrzehnt nahezu einer Sensation gleichkommt. Dazu muss man wissen, dass es in meinem Dreckskaff kein offizielles Kino mehr gibt und inzwischen auch keine Videothek. Aber einige Unerschrockene, die in selbstloser Art und Weise trotzdem ein Super-Super-Schmalspur-Programm an Kinoaufführungen auf die Beine stellen.
So fand ich mich tatsächlich zu aktuellen Zeiten des Streifens, 2010, in einer Schulaula mit einer Schar von anderen Neugierigen. Was mich damals aus persönlichen Gründen, die hier niemanden zu interessieren haben, ansprach, war die Essstörungsthematik von Marie, die nach kritischer Begutachtung als durchaus einigermaßen authentisch geschildert empfunden wurde. So hatte der Film schon mal gute Karten und enttäuschte auch nicht.
Keine dieser typischen deutschen Komödien, die ihren Appeal aus hippen Darstellern und pseudo-komischer Handlung und Dialogen schöpfen, die von massenkompatiblen Leuten wie Till Schweiger oder Katja Riemann dargeboten werden, (man möge mir verzeihen, hier zwei meiner absoluten Hassobjekte des deutschen Kinos erwähnt zu haben) sondern etwas mehr Tiefgang.
Es gelingt durchaus, die Emotionen der Protagonisten nachvollziehbar rüberzubringen und so kann lässt sich tatsächlich eine Spannung für die Handlung und die Entwicklung der Charaktere aufbauen. Die unterschiedlichen psychischen Defizite sorgen auch dafür, dass die Drei eben nicht zu glatt und mainstramig werden, sondern kantig genug bleiben um interessant zu sein.
Ein aufgesetztes Happy End hätte dem Film nicht gut zu Gesicht gestanden, umso schöner, dass er sich nicht drauf einlässt.
Eine rundum erfreuliche Angelegenheit, die auf jeden Fall zu meinen persönlichen Highlights dieses Kinojahrzehnts gehört und die es sogar schaffte, von mir sofort nach Erscheinen als DVD gekauft zu werden. Aussergewöhnlich!
08/10
P.S. Katharina Müller-Elmau, die hier die arme Therapeutin gibt, der von den Dreien ihr Auto geklaut wird, hat übrigens eine ziemlich coole Vergangenheit, war sie doch einstmals Schlagzeugerin einiger obskurer und dafür umso interessanterer Underground-Bands.
Die "Freaky Fuckin Weirdoz", in denen sie spielte, nachdem sie den Ruhrpott verlassen hatte, um für ihre Schauspielausbildung nach München zu ziehen, fand ich ich jetzt nie sonderlich spannend, aber "Asmodi Bizarr" sind selbstverständlich ein absoluter Goth-Rock Klassiker.
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Diktatur der Toleranz
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.