D 1950
D: Otto Wernicke, Wolfgang Neuss, Günther Erich Marsch, Erich Schulz, Til Kiwe, Ursula Herking, Ruth Hambrock
Am 09.06.1949 kam es in Mannheim zu einem Überfall auf einen Geldtransport der Post, bei dem die damals enorme Summe von 160.000 DM geraubt wurde, das erste derartige Verbrechen in der frisch gegründeten Bundesrepublik. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44447309.htmlDVD-Backcover hat geschrieben:Deutschland, kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges: Die Freunde Penny, Heiner und "Der Chef" (Wolfgang Neuss) nutzen ihre Spedition als Tarnung, um ungestört LKWs auszurauben und das Diebesgut zu verkaufen. um mit seiner neuen Liebe Renate Münster ein redliches Leben führen zu können, entschließt Penny sich, aus der Bande auszusteigen. "Der Chef" aber will ihn nur gehen lassen, wenn er noch bei einem letzten großen Coup mitmacht: dem Überfall auf einen Geldtransport der Post. Penny stimmt dem Plan zu, kann er doch mit seinem Anteil an der Beute ein neues Leben mit Renate beginnen. Mit Hilfe eines gestohlenen grauen Fords wird der Überfall durchgeführt.
Die Polizei, allen voran Kommissar Thieme (Otto Wernicke), tappt lange Zeit im Dunkeln - bis Penny einen Fehler begeht. Getrieben von seinem schlechten Gewissen, schickt er seinen Anteil an der Beute anonym an die Polizei...
Bereits im folgenden Jahr 1950 wurde der Überfall mit eben diesem Film auf die Leinwand gebracht, womit "Wer fuhr den grauen Ford?" wohl der erste Kriminalfilm in der BRD-Geschichte war. Der Film schildert dabei sowohl die Situation der Täter, wobei dort natürlich auch die aufkeimende Beziehung zwischen Penny und Renate ein zentraler Fokus ist, als auch die polizeiliche Ermittlungsarbeit.
Penny wird geschildert als junger Mann mit Gewissensbissen, der von seinen Komplizen genötigt wird, zumindest nun beim großen Postraub mitzumachen, und der zunächst darauf hofft, mit seinem Anteil sich aus dem Milieu zu lösen und mit seiner neuen Freundin Renate ein neues Leben zu beginnen. "Der Chef" (Wolfgang Neuss!) hat erkannt, dass der "Dreck am Stecken" nicht mehr interessiert, sofern man genug Geld hat. Nachdem er im Krieg verletzt wurde (und seine Komplizen Penny und Heiner durch den Krieg zu Waisen wurden), interessieren ihn moralische Vorbehalte nicht mehr: Er will Geld sehen. Allerdings ist "Der Chef" gar nicht der richtige Chef, der echte Drahtzieher des Überfalls ist nämlich noch jemand ganz anderes...
Interessant ist auf die Verteilung bei der Polizei. Der ermittelnde Kommissar Thieme dürfte vom Ruhestand nicht mehr allzuweit entfernt sein, wird als verständnisvolle Vaterfigur geschildert (obwohl er keine Kinder hat) und steht mitten im Leben: In der Kneipe zapft er schon selbst ein Bier, wenn es zulange dauert, auf die Wirtin zu warten, wenn er nicht seinen Durst mit Steinhäger löscht. Und auch die örtlichen Prostituierten scheint er alle zu kennen. Sein Vorgesetzter, Polizeirat Proske (Til Kiwe), ist erheblich jünger als der Kommissar und soll wohl den Neuanfang bei der Polizei verkörpern, den die ja auch dringend nötig hatte. Für das Jahr 1950 sicherlich ungewöhnlich dürfte auch die Kriminalassistentin Sattler (Ursula Herking) gewesen sein, die auch sonst dem Zeitgeist voraus ist: "Geht auch ohne!" "Ohne Mann?" "Ohne Heirat!"
Aus heutiger Sicht kann man dem Film Charme nicht absprechen, und so ist er zumindest als Sonntagmittagsunterhaltung für Nostalgiker geeignet. Und für die Freunde filmischen Geschmuddels ist zumindest die Information interessant, dass als Regieassistent und Schnittmeister Walter Boos mitwirkte...