Clockwork Orange - Stanley Kubrick
Moderator: jogiwan
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Re: Clockwork Orange - Stanley Kubrick
Ich habe zu diesem Film genau die gegenteilige Meinung des geschätzten Herrn Blap: Ich mag Kubrik allgemein nicht sonderlich (nicht dass ich ihn schlecht finde, aber viele seiner Filme halte ich für überschätzt), aber von Uhrwer Orange war ich mehr als angetan.
Der Film spielt mit der Haltung des Publikums seinem Hauptcharakter gegenüber. Wir werden hier und da gezwungen Alex zu hassen (warum muss ich wohl nicht erklären) aber an anderer Stelle können wir nicht anders als Mitleid mit ihm zu empfinden, in der letzten halben Stunde ist er sogar die einzige Figur, die gewissen Identifikationsmöglichkeiten bietet (natürlich außer Joe, ich mochte Joe). Und nicht vergessen, ER ist der Erzähler, also die einzige Figur, die direkt zum Publikum sprechen kann.
Überhaupt ist er in den ersten beiden Tritteln ein toller Bösewicht. Ich mags besonders, wenn ihn der Minister zum ersten Mal sieht und sich als guter Menschenkenner entpuppt, weil er Alex sofort charakterisieren kann und neben "normalen" Eigenschaften wie "dynamisch" oder "agressiv" nennt er ihn auch mit dem abstrakten Begriff "böse". Auch für sich sprechend war die Szene in der Alex die Bibel ließt und wir schon an seine Besserung glauben, er sich aber in Wirklichkeit in der Rolle der Jesus-Peiniger sieht (Hm, McDowell als Römer, frag mich ob Tinto Brass den Film gesehen hat...)
Uhrwerk Orange ist so ein Film über den man stundenlang nachdenken könnte. Neben der Frage welche Botschaft Kubrik nun am ehesten versendet (wer ist der größte Übeltäter, der gewalttätige Alex, die Ärzte, die Gesellschaft, welche den geheilten Alex nicht fördert oder alle zusammen?) wirft er auch die Frage nach dem Ursprung der Gewalt auf. Ziemlich eindeutig ist, dass Alex veränstigte M und P was damit zu tun haben aber trotzdem, begeht Alex all diese Verbrechen, weil es ihm ein Gefühl von Macht gibt, weil er sonst keinen Weg sieht in dieser Gesellschaft klarzukommen oder weil er sich ganz einfach nichts dabei denkt???
An Kubriks Regie fand ich beachtlich, dass wir hier sehr sehr viele lange unbewegte Einstellungen bekommen, wenig Kamerafahrten, wenige Schnitte, nur eine handvoll Zooms. Über das, was er damit ausdrücken wollte könnte man nun spekulieren, ich fand aber zumindest die Wirkung dieser filmischen Faulheit sehr groß, weil in Uhrwerk Orange so viel komisches Zeug gezeigt wird, seien es die Charaktere, ihre Dialoge oder die Inneneinrichtungen, dass wir uns durch die wenigen Schnitte etc. mehr auf die Inhalte der Bilder konzentrieren können. Man stelle sich nur mal vor der Dreier zur Wilhelm-Tell-Musik in fünffacher (geschätzer Wert) Geschwindigkeit beinhalte noch nach jeder Viertelsekunde einen Schnitt oder eine Kamerafahrt, ich glaube da würde man selbst mit Klammern in den Augen versuchen wegzusehen.
Also 10/10 auf jeden Fall.
Der Film spielt mit der Haltung des Publikums seinem Hauptcharakter gegenüber. Wir werden hier und da gezwungen Alex zu hassen (warum muss ich wohl nicht erklären) aber an anderer Stelle können wir nicht anders als Mitleid mit ihm zu empfinden, in der letzten halben Stunde ist er sogar die einzige Figur, die gewissen Identifikationsmöglichkeiten bietet (natürlich außer Joe, ich mochte Joe). Und nicht vergessen, ER ist der Erzähler, also die einzige Figur, die direkt zum Publikum sprechen kann.
Überhaupt ist er in den ersten beiden Tritteln ein toller Bösewicht. Ich mags besonders, wenn ihn der Minister zum ersten Mal sieht und sich als guter Menschenkenner entpuppt, weil er Alex sofort charakterisieren kann und neben "normalen" Eigenschaften wie "dynamisch" oder "agressiv" nennt er ihn auch mit dem abstrakten Begriff "böse". Auch für sich sprechend war die Szene in der Alex die Bibel ließt und wir schon an seine Besserung glauben, er sich aber in Wirklichkeit in der Rolle der Jesus-Peiniger sieht (Hm, McDowell als Römer, frag mich ob Tinto Brass den Film gesehen hat...)
Uhrwerk Orange ist so ein Film über den man stundenlang nachdenken könnte. Neben der Frage welche Botschaft Kubrik nun am ehesten versendet (wer ist der größte Übeltäter, der gewalttätige Alex, die Ärzte, die Gesellschaft, welche den geheilten Alex nicht fördert oder alle zusammen?) wirft er auch die Frage nach dem Ursprung der Gewalt auf. Ziemlich eindeutig ist, dass Alex veränstigte M und P was damit zu tun haben aber trotzdem, begeht Alex all diese Verbrechen, weil es ihm ein Gefühl von Macht gibt, weil er sonst keinen Weg sieht in dieser Gesellschaft klarzukommen oder weil er sich ganz einfach nichts dabei denkt???
An Kubriks Regie fand ich beachtlich, dass wir hier sehr sehr viele lange unbewegte Einstellungen bekommen, wenig Kamerafahrten, wenige Schnitte, nur eine handvoll Zooms. Über das, was er damit ausdrücken wollte könnte man nun spekulieren, ich fand aber zumindest die Wirkung dieser filmischen Faulheit sehr groß, weil in Uhrwerk Orange so viel komisches Zeug gezeigt wird, seien es die Charaktere, ihre Dialoge oder die Inneneinrichtungen, dass wir uns durch die wenigen Schnitte etc. mehr auf die Inhalte der Bilder konzentrieren können. Man stelle sich nur mal vor der Dreier zur Wilhelm-Tell-Musik in fünffacher (geschätzer Wert) Geschwindigkeit beinhalte noch nach jeder Viertelsekunde einen Schnitt oder eine Kamerafahrt, ich glaube da würde man selbst mit Klammern in den Augen versuchen wegzusehen.
Also 10/10 auf jeden Fall.
- buxtebrawler
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Re: Clockwork Orange - Stanley Kubrick
Stanley Kubrick & Malcolm McDowell on the set of A Clockwork Orange
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: Clockwork Orange - Stanley Kubrick
Ein unglaublicher Film, so etwas wird heute leider nicht mehr gedreht. Damals das Buch gelesen und der Film hat mich total geplättet. Es stimmt einfach ALLES und für mich ist dieser Film einer der besten aller Zeiten.
Respekt an alle die damals an diesem Streifen beteiligt gewesen sind.
Respekt an alle die damals an diesem Streifen beteiligt gewesen sind.
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
Re: Clockwork Orange - Stanley Kubrick
Ein Duschvorhang der besonderen Art:
Wenn das mal keine Geile Idee ist dann weiß ich auch nicht weiter .
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Re: Clockwork Orange - Stanley Kubrick
und die Skull Badematte hab ich genau die gleiche hier
Re: Clockwork Orange - Stanley Kubrick
Der Lappen kam mir doch gleich so bekannt vor , da hat doch der Braumeister volltrunken mal drauf geschlafen oder ??dr. freudstein hat geschrieben: und die Skull Badematte hab ich genau die gleiche hier
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
Re: Clockwork Orange - Stanley Kubrick
Wir wollen Details hören!Onkel Joe hat geschrieben:Der Lappen kam mir doch gleich so bekannt vor , da hat doch der Braumeister volltrunken mal drauf geschlafen oder ??dr. freudstein hat geschrieben: und die Skull Badematte hab ich genau die gleiche hier
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