Die Fratze / Fright - Peter Collinson (1971)
Moderator: jogiwan
Die Fratze / Fright - Peter Collinson (1971)
Die Fratze / Fright - Peter Collinson
Originaltitel: Fright
Alternativtitel: Die Fratze / Die Fratze - Ein Albtraum des Grauens / Die Nacht des kalten Grauens
Herstellungsland: Großbritannien / 1971
Regisseur: Peter Collinson
Darsteller: Susan George, Honor Blackman, John Gregson, Ian Bannen
Story:
Die junge Schülerin Amanda wird eines Tages von der Familie Loyd als Babysitter angeheuert, da der Vater und die Mutter zwecks Jubiläumsfeierlichkeiten ein Lokal besuchen möchten. Schon bei ihrer Ankunft bemerkt Amanda, dass die Mutter sichtlich besorgt und emotional etwas neben der Spur ist. Trotzdem lässt sie sich nicht beirren und stellt sich auf einen ruhigen Abend ein. Doch schon wenig später hört sie seltsame Geräusche und eine unbekannte Person scheint um das Haus zu schleichen...
Originaltitel: Fright
Alternativtitel: Die Fratze / Die Fratze - Ein Albtraum des Grauens / Die Nacht des kalten Grauens
Herstellungsland: Großbritannien / 1971
Regisseur: Peter Collinson
Darsteller: Susan George, Honor Blackman, John Gregson, Ian Bannen
Story:
Die junge Schülerin Amanda wird eines Tages von der Familie Loyd als Babysitter angeheuert, da der Vater und die Mutter zwecks Jubiläumsfeierlichkeiten ein Lokal besuchen möchten. Schon bei ihrer Ankunft bemerkt Amanda, dass die Mutter sichtlich besorgt und emotional etwas neben der Spur ist. Trotzdem lässt sie sich nicht beirren und stellt sich auf einen ruhigen Abend ein. Doch schon wenig später hört sie seltsame Geräusche und eine unbekannte Person scheint um das Haus zu schleichen...
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Re: Die Fratze / Fright - Peter Collinson
Sehr hübscher, jedoch etwas unbekannter Beitrag zum Thema "Babysitter vs. Psychokiller" mit einer grandiosen Susan George ("Straw Dogs") und Honor Blackman ("Goldfinger") in den Hauptrollen. Die darstellerischen Leistungen sind top und auch die Settings sind sehr gelungen. Das etwas düstere Haus der Familie Loyd entpuppt sich schon bald als tödliche Falle, als der gewaltbereite und psychopathische Ex-Mann von Helen aus der Psychiatrie entflieht und vor der Türe steht. Was dann passiert wird natürlich nicht verraten.
Der Film ist jedenfalls recht kurzweilig und auch wenn gerade einmal eine handvoll Personen mitspielen, so bleibt er doch ziemlich spannend und unberechenbar. Mir hat "Fright" jedenfalls gut gefallen und der Streifen läuft ja anscheinend auch immer wieder im Fernsehen. Wer nicht warten will, kann auf die Ami-DVD aus dem Hause Anchor Bay zurückgreifen, die den Film in schöner Qualität, jedoch mit minimalen Bonus veröffentlicht haben. 7/10 Punkten!
Der Film ist jedenfalls recht kurzweilig und auch wenn gerade einmal eine handvoll Personen mitspielen, so bleibt er doch ziemlich spannend und unberechenbar. Mir hat "Fright" jedenfalls gut gefallen und der Streifen läuft ja anscheinend auch immer wieder im Fernsehen. Wer nicht warten will, kann auf die Ami-DVD aus dem Hause Anchor Bay zurückgreifen, die den Film in schöner Qualität, jedoch mit minimalen Bonus veröffentlicht haben. 7/10 Punkten!
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Re: Die Fratze / Fright - Peter Collinson
Den hab ich vor extrem langer Zeit mal auf SAT.Uno gesehen und eine verbleibende Gehirnzelle flüstert mir, dass der Film nicht schlecht war.
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Re: Die Fratze / Fright - Peter Collinson
der englische Babysitter-Grusler kommt Ende Mai von Subkultur Entertainment:
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Re: Die Fratze / Fright - Peter Collinson
Die Fratze (Großbritannien 1971, Originaltitel: Fright)
Gefährlichster Job der Welt? Babysitter!
Amanda (Susan George) sucht das Anwesen von Helen (Honor Blackman) und Jim (George Cole) auf, die Studentin hat sich als Babysitter für Helens dreijährigen Sohn Tara (Tara Collinson) auf einen ruhigen Abend eingestellt. Das alte Gemäuer mutet unheimlich an, tatsächlich wird Amanda recht schnell von einem unguten Gefühl heimgesucht, glaubt durchs Fenster eine verzerrte Fratze in der Dunkelheit zu sehen. Alles nur Einbildung oder ein dummer Scherz? Vermutlich, denn plötzlich taucht Chris (Dennis Waterman) auf, der Bekannte der jungen Frau hofft auf ein heisses Schäferstündchen. Derweil erreichen Helen und Jim ihr Ziel, ein ungefähr zehn Kilometer entfernt gelegenes Lokal. Helen kann ihre Beunruhigung nicht abstreifen, noch immer hat sie die schrecklichen Vorfälle nicht verarbeitet, welche sich während der Ehe mit ihrem psychisch kranken Mann Brian (Ian Bannen) zutrugen. Dr. Cordell (John Gregson) behandelt den Psychopathen in einer geschlossenen Anstalt. Der Mediziner ist mit Helen und ihrem neuen Partner Jim befreundet, er ist ebenfalls im Lokal anwesend, versucht beruhigend auf Helen einzuwirken. Von den damaligen Vorfällen ahnt die Babysitterin nichts, erst durch Chris erfährt sie die beängstigende Geschichte, mag ihrem Freund aber nicht glauben und reagiert verärgert auf dessen Erzählung. Chris zieht erneut den Zorn Studentin auf sich, als er während eines Anrufs der besorgten Helen groben Unfug treibt. Äusserst ungehalten wirft Amanda den jungen Burschen raus, im Wald vor dem Haus hat Chris eine unangenehme und schmerzhafte Begegnung...
Regisseur Peter Collinson trug sich mit "Charlie staubt Millionen ab" (The Italian Job, 1969) in die Filmhistorie ein, für die Gruselspezialisten Hammer inszenierte er den Thriller "Ehe der Morgen graut" (Straight on Till Morning, 1972). "Die Fratze" gehört zum edlen Kreis der frühen Slasherfilme, die etliche Jahre vor John Carpenters Meisterwerk "Halloween" (1978) entstanden. Erst "Halloween" sorgte für einen deutlich erhöhten (bis in die Gegenwart anhaltenden) Ausstoss dieser Spielart, deren Wurzeln zwar noch viel weiter zurückreichen, doch Hitchcocks "Psycho" (1960) mag als erstes und übergrosses Ausrufezeichen gelten! Collinson tischt dem Zuschauer zahlreiche Spezialitäten des Genres auf, selbstverständlich liegt das Haus des Schreckens irgendwo am Anus der Welt. Damit nicht genug, es rumpelt in der Wasserleitung, es klappert die Wäschespinne, der Möchtegernstecher erzählt Gruselgeschichten, im Fernsehen läuft ein Horrorstreifen von Hammer. Freilich trägt die Heldin ein dekoratives Minikleid und schwarze Lackstiefel, unvermeidbar die überschaubaren Fähigkeiten der zuständigen Gesetzeshüter. Weitere Standards sind vorhanden, aber ich will mich nicht in endlosen Auflistungen verlieren. Wer auf wüstes Gemetzel mit jeder Menge Mettgut und Möpsen hofft, dem wird dieser Film eventuell zu brav und arm an Schauwerten angelegt sein. Wirft man eine solche (sowieso überflüssige) Erwartungshaltung jedoch über Bord, bietet "Die Fratze" vortrefflich gemachtes Genrekino für Geniesser, punktgenau inszeniert, erstklassig gespielt und konsequent zu Ende gebracht.
Ausufernd angelegte Gewalt grafischer Natur ist in diesem Fall nicht nötig, die "natürlich gruselige" Umgebung und der herrlich irre aufspielende Bösewicht wiegen vordergründiges Gepansche ohne Schwierigkeiten auf. Zunächst soll Susan George gewürdigt werden, deren Leistung mich beeindruckt, begeistert und fasziniert hat. Die frühen siebziger Jahre waren Susans grosse Zeit, in "Straw Dogs" (1971) spielte sie an Dustin Hoffmans Seite, Pete Walker strapazierte Frau George in seinem "Schrei nach Leben" (Die Screaming, Marianne, 1971), unverzichtbare und (hoffentlich) unvergessene Perlen. Susan bietet im hier kurz vorgestellten Proto-Slasher viel mehr als der Großteil ihrer Leidensgenossinnen aus zahllosen anderen Flicks, ihre Amanda ist kein Abziehbildchen ohne Tiefe. Nein, Amanda ist eine intelligente, selbstbewusste und fürsorgliche junge Frau, sich durchaus ihrer weiblichen Reize bewusst. So bleibt sie uns nicht fremd, berührt uns ihr Kampf ums nackte Überleben, der ungleiche Kampf gegen einen total aus dem Ruder laufenden Gegner. Susan meistert die Klischeeabteilung mit Bravor, drückt den typischen "Slashermomenten" lieblichen Charme auf, behauptet sich in den tragischen Ausritten ebenso souverän. Besser kann man diese Rolle nicht spielen! Honor Blackman wurde durch den dritten Bond-Streifen "Goldfinger" (1964) zur Legende, Pussy Galore war nicht nur ein unverschämt frivoler Name für ein Bond Girl, Blackman spielte nicht minder prickelnd auf. Diesmal sehen wir sie als besorgte Mutter und drangsalierte Frau, die noch immer von ihrer jüngeren Vergangenheit gepeinigt wird. Obschon der grosse Schrecken und grauenvolle Terror, vor allem die zunächst ahnungslose Babysitterin heimsucht. Zu Beginn neigt Blackmans Helen zu hysterischen Anwandlungen, mit Blick auf die später ausgeleuchtete Vorgesichte eine absolut nachvollziehbare Darbietung. Die dritte grosse Nummer in diesem Kosmos ist Ian Bannen, der einen Bogen vom angeblich hilfsbereiten Nachbarn zum wahnsinnigen Mörder spannt, schliesslich vor keiner Grausamkeit zurückschreckt. Neben diesen starken Akteuren bleibt für das übrige Ensemble nicht mehr allzu viel Raum. George Cole ringt als neuer Lebensgefährte um Fassung, John Gregson möchte Zuversicht verbreiten, Dennis Waterman sorgt für den unvermeidbaren Nachwuchsbock, mit Maurice Kaufmann, Roger Lloyd-Pack und Michael Brennan sind gefragte Nebendarsteller im Rennen.
Nach knapp 84 Minuten endet das Treiben abrupt, mündet in einen Knall aus Trauer, Tränen und trügerischer Erlösung. Bei mir drückt "Die Fratze" die richtigen Knöpfe in der verpolten Schaltzentrale, sorgt für ein rundum glücklich machendes Filmerlebnis. Europäisches Genrekino nach meinem Geschmack, neben Mario Bavas "Im Blutrausch des Satans" ( Reazione a catena, 1971) und Sergio Martinos "Torso" (I corpi presentano tracce di violenza carnale, 1973) ein Höhepunkt aus dem "Zeitalter vor Halloween"! Hölle, diese drei Streifen als Triple Feature in einer gepflegten "Proto-Slasher-Nacht", ich würde vor lauter Glück einen Herzkasper erleiden! Wer es bei einem Double Feature britischer Natur belassen möchte, dem lege ich "Fright" als Nachbrenner zu "Assault" (1971) ans Herz.
Längst war eine Veröffentlichung für den deutschen Markt überfällig! Media Target hat den Streifen im Rahmen der "Special Screenings" Reihe auf DVD gebannt, in sehr schöner Qualität, inklusive deutscher und englischer Tonspur. Zusätzlich dürfen wir die Super 8-Version geniessen, bekommen einen englischen Trailer zu Gesicht, erhalten einen Überblick über weitere Filme mit Susan George, obendrauf gibt es eine Fotogalerie. Die grösste Zierde der Bonussektion darf nicht unterschlagen werden, der geschätze Pelle Felsch philosophiert unterhaltsam über den Slasherfilm und dessen blutiges Wurzelwerk, sehr angenehm! Klare Sache, diese Scheibe muss in jeder geplegten Sammlung einen Ehrenplatz erhalten, vielen Dank dafür!
8/10 (sehr gut)
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Re: Die Fratze / Fright - Peter Collinson
Zwischen Alfred Hitchcocks Meisterwerk und Slasher-Blaupause „Psycho“ und John Carpenters „Halloween“, mit dem der Slasher als Subgenre manifestiert wurde und in Serie ging, lagen 18 Jahre, in denen eine ganze Reihe von Filmen entstand, die die anschließende Slasher-Welle auf verschiedene Weise inspirierten. Ein wichtiger Vertreter der Untergattung „Babysitter vs. Psychopath“ ist der britische Film „Die Fratze“ von Regisseur Peter Collinson („Charlie staubt Millionen ab“) aus dem Jahre 1971, der dieses Handlungs-Sujet ins Leben gerufen haben dürfte.
Das Paar Helen (Honor Blackman, Pussy Galore aus „Goldfinger“) und Jim Lloyd (George Cole, „Gruft der Vampire“) möchte endlich wieder einmal ausgehen, um den Scheidungstag von Helens Ex-Mann (Ian Bannen, „Ein Haufen verwegener Hunde“) zu feiern, und engagiert daher die Studentin Amanda (Susan George, „Straw Dogs – Wer Gewalt sät...“) als Babysitterin für den kleinen Sohnemann Tara (Tara Collinson) in ihrem abgelegenen, ausladenden Landhaus. Helen jedoch ist nervös, handelte es sich bei ihrem geschiedenen Mann doch um einen gefährlichen Psychopathen, der in einer Nervenheilanstalt untergebracht wurde. Amanda weiß von all dem nichts und muss sich zunächst mit einem paarungswilligen Verehrer aus dem Freundeskreis herumplagen – bis ihr schmerzlich bewusst wird, dass die Fratze, die sie durch ein geschlossenes Fenster beobachtet hat, tatsächlich nicht ihr aufdringlicher, doch letztlich harmloser Nachsteller war...
„Die Fratze“ beginnt stimmungsvoll mit einer sanften Ballade, bis Helens geheimniskrämerisch-beunruhigendes Verhalten die nervöse Grundstimmung des Films einleitet. Während die häufig angenehm ästhetische und originelle Kameraführung Spiegelungen im Uhrpendel und andere schöne Details einfängt, wird die unbehagliche Atmosphäre eines großen, leeren Hauses, die mit geschärften Sinnen für jedes kleine Geräusch einhergeht, visuell wie akustisch perfekt umgesetzt. Die voranschreitende Unruhe Amandas überträgt sich auf den Zuschauer, der die spannungsgeladenen Szenen an ihrer Seite verfolgt und mit ihr vorsichtig durch das Haus schleicht. Dieses Geschick, Angst und Panik spürbar zu machen, zieht sich durch den gesamten Film und ist einer seiner großen Pluspunkte. Wenn in einer Suspense-Szene plötzlich der Ton komplett aussetzt und erst mit Amandas panischer Atmung wieder einsetzt, dürfte sich so manche Hand in die Kinosessel gegraben haben. Ob die hässliche Einrichtung des Gebäudes mit ihren scheußlichen Tapeten bereits damals bewusst als Stilmittel eingesetzt wurde oder schlicht dem Zeitgeist entsprach, kann ich hingegen nicht beurteilen.
Aus heutiger, genreerfahrener Sicht ist die Handlung natürlich arg vorhersehbar, so sehr sich Helen und Jim anfänglich auch über die wahren Hintergründe bedeckt halten und der Zuschauer erst nach und nach aus dem Mund des geschwätzigen verhinderten Liebhabers Amandas und den Gesprächen des Paares mit dem behandelnden Arzt Dr. Cordell (John Gregson) erschließt, welche Gefahr durch wen nun genau besteht. Den Begriff „Klischee“ vermeide ich an dieser Stelle jedoch bewusst, denn Collinsons Psycho-Thriller war einerseits zu früh da, um ihm derartige Vorwürfe machen zu können, und umschifft zudem Allgemeinplätze wie die einer verantwortungslosen Babysitterin oder dem unmittelbar zum Tod führenden Sex beinahe komplett. Amandas Möchtegern-Freund kommt nicht richtig zum Zuge und außer ein paar schlüpfrigen Kommentaren seinerseits war es das dann auch schon. Nichtsdestotrotz ist auch „Die Fratze“ sexuell aufgeladen, jedoch nicht im bekannten Stile leichtfüßiger Teenie-Slasher.
Wenn deutlich wird, dass Helen Recht behalten sollte und der psychisch derangierte Ex-Mann tatsächlich ins Haus kommt und Amanda sowie Tara bedroht, regieren einerseits Hysterie und Wahnsinn par excellence, bekommt der Film andererseits aber auch eine ausgeprägte tragische Note, da er Brian eindeutig als Opfer einer psychischen Erkrankung charakterisiert, statt ein emotionsloses Monster aus ihm zu machen. Szenen wie die einer Vergewaltigung wirken dadurch nur noch beklemmender und übler, der Täter indes vollkommen unberechenbar. Kamera-Zooms auf die Gesichter setzen groß die Mimik der hervorragenden Schauspieler in Szene. Susan George ist nicht nur ein wahrer Augenschmaus, sondern wird als eine Art Archetypus einer „Scream Queen“ etabliert, die in ihrer Rolle voll aufgeht. Nicht minder beeindruckend ist Ian Bannen, der an der Grenze zum Overacting agieren muss und eine beeindruckende Leistung abliefert. Die Stimmungsumbrüche vom gespielt netten Nachbarn zum seine Ex-Frau in Amanda sehenden, rasenden Irren wirken beängstigend, der Schizophrenie seiner Rolle wird er gerecht.
Unterm Strich ist „Die Fratze“ ein gelungener, sorgfältig inszenierter Psycho-Thriller, der zum Vorreiter einer ganzen Untergattung wurde und Defizite der absehbaren Handlung sowohl durch seine ruhigeren, atmosphärischen Suspense-Momente als auch durch das starke, noch immer an die Nieren gehende, tragische Finale wettmacht, das u.a. zum Nachdenken über Selbstjustiz anregt. Wer einen Proto-Slasher mit hohem „Bodycount“ oder einen exploitativen „Sex & Violence“-Streifen erwartet, wird hingegen zwangsläufig enttäuscht werden. Zwei Besonderheiten möchte ich nicht unerwähnt lassen: Wie in so vielen anderen Thrillern und Horrorstreifen auch schaut die Protagonistin selbst einen Genrefilm im TV, hier ist es der empfehlenswerte britische Zombiereißer „Nächte des Grauens“. Und Tara ist nicht nur eigentlich ein Frauenname, sondern der tatsächliche Vorname des Kleinen, der der Sohn des Regisseurs ist – und hier einiges über sich ergehen lassen muss.
Das Paar Helen (Honor Blackman, Pussy Galore aus „Goldfinger“) und Jim Lloyd (George Cole, „Gruft der Vampire“) möchte endlich wieder einmal ausgehen, um den Scheidungstag von Helens Ex-Mann (Ian Bannen, „Ein Haufen verwegener Hunde“) zu feiern, und engagiert daher die Studentin Amanda (Susan George, „Straw Dogs – Wer Gewalt sät...“) als Babysitterin für den kleinen Sohnemann Tara (Tara Collinson) in ihrem abgelegenen, ausladenden Landhaus. Helen jedoch ist nervös, handelte es sich bei ihrem geschiedenen Mann doch um einen gefährlichen Psychopathen, der in einer Nervenheilanstalt untergebracht wurde. Amanda weiß von all dem nichts und muss sich zunächst mit einem paarungswilligen Verehrer aus dem Freundeskreis herumplagen – bis ihr schmerzlich bewusst wird, dass die Fratze, die sie durch ein geschlossenes Fenster beobachtet hat, tatsächlich nicht ihr aufdringlicher, doch letztlich harmloser Nachsteller war...
„Die Fratze“ beginnt stimmungsvoll mit einer sanften Ballade, bis Helens geheimniskrämerisch-beunruhigendes Verhalten die nervöse Grundstimmung des Films einleitet. Während die häufig angenehm ästhetische und originelle Kameraführung Spiegelungen im Uhrpendel und andere schöne Details einfängt, wird die unbehagliche Atmosphäre eines großen, leeren Hauses, die mit geschärften Sinnen für jedes kleine Geräusch einhergeht, visuell wie akustisch perfekt umgesetzt. Die voranschreitende Unruhe Amandas überträgt sich auf den Zuschauer, der die spannungsgeladenen Szenen an ihrer Seite verfolgt und mit ihr vorsichtig durch das Haus schleicht. Dieses Geschick, Angst und Panik spürbar zu machen, zieht sich durch den gesamten Film und ist einer seiner großen Pluspunkte. Wenn in einer Suspense-Szene plötzlich der Ton komplett aussetzt und erst mit Amandas panischer Atmung wieder einsetzt, dürfte sich so manche Hand in die Kinosessel gegraben haben. Ob die hässliche Einrichtung des Gebäudes mit ihren scheußlichen Tapeten bereits damals bewusst als Stilmittel eingesetzt wurde oder schlicht dem Zeitgeist entsprach, kann ich hingegen nicht beurteilen.
Aus heutiger, genreerfahrener Sicht ist die Handlung natürlich arg vorhersehbar, so sehr sich Helen und Jim anfänglich auch über die wahren Hintergründe bedeckt halten und der Zuschauer erst nach und nach aus dem Mund des geschwätzigen verhinderten Liebhabers Amandas und den Gesprächen des Paares mit dem behandelnden Arzt Dr. Cordell (John Gregson) erschließt, welche Gefahr durch wen nun genau besteht. Den Begriff „Klischee“ vermeide ich an dieser Stelle jedoch bewusst, denn Collinsons Psycho-Thriller war einerseits zu früh da, um ihm derartige Vorwürfe machen zu können, und umschifft zudem Allgemeinplätze wie die einer verantwortungslosen Babysitterin oder dem unmittelbar zum Tod führenden Sex beinahe komplett. Amandas Möchtegern-Freund kommt nicht richtig zum Zuge und außer ein paar schlüpfrigen Kommentaren seinerseits war es das dann auch schon. Nichtsdestotrotz ist auch „Die Fratze“ sexuell aufgeladen, jedoch nicht im bekannten Stile leichtfüßiger Teenie-Slasher.
Wenn deutlich wird, dass Helen Recht behalten sollte und der psychisch derangierte Ex-Mann tatsächlich ins Haus kommt und Amanda sowie Tara bedroht, regieren einerseits Hysterie und Wahnsinn par excellence, bekommt der Film andererseits aber auch eine ausgeprägte tragische Note, da er Brian eindeutig als Opfer einer psychischen Erkrankung charakterisiert, statt ein emotionsloses Monster aus ihm zu machen. Szenen wie die einer Vergewaltigung wirken dadurch nur noch beklemmender und übler, der Täter indes vollkommen unberechenbar. Kamera-Zooms auf die Gesichter setzen groß die Mimik der hervorragenden Schauspieler in Szene. Susan George ist nicht nur ein wahrer Augenschmaus, sondern wird als eine Art Archetypus einer „Scream Queen“ etabliert, die in ihrer Rolle voll aufgeht. Nicht minder beeindruckend ist Ian Bannen, der an der Grenze zum Overacting agieren muss und eine beeindruckende Leistung abliefert. Die Stimmungsumbrüche vom gespielt netten Nachbarn zum seine Ex-Frau in Amanda sehenden, rasenden Irren wirken beängstigend, der Schizophrenie seiner Rolle wird er gerecht.
Unterm Strich ist „Die Fratze“ ein gelungener, sorgfältig inszenierter Psycho-Thriller, der zum Vorreiter einer ganzen Untergattung wurde und Defizite der absehbaren Handlung sowohl durch seine ruhigeren, atmosphärischen Suspense-Momente als auch durch das starke, noch immer an die Nieren gehende, tragische Finale wettmacht, das u.a. zum Nachdenken über Selbstjustiz anregt. Wer einen Proto-Slasher mit hohem „Bodycount“ oder einen exploitativen „Sex & Violence“-Streifen erwartet, wird hingegen zwangsläufig enttäuscht werden. Zwei Besonderheiten möchte ich nicht unerwähnt lassen: Wie in so vielen anderen Thrillern und Horrorstreifen auch schaut die Protagonistin selbst einen Genrefilm im TV, hier ist es der empfehlenswerte britische Zombiereißer „Nächte des Grauens“. Und Tara ist nicht nur eigentlich ein Frauenname, sondern der tatsächliche Vorname des Kleinen, der der Sohn des Regisseurs ist – und hier einiges über sich ergehen lassen muss.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Die Fratze / Fright - Peter Collinson
Wie muss man die Scheibe denn preislich ansetzen? Ich hab den Film vor Urzeiten mal im TV gesehen, ein Wiedersehen wäre vielleicht ganz angenehm. Aber 25 € würde ich hier nicht springen lassen.
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Re: Die Fratze / Fright - Peter Collinson
18 Taler im OFDb-Shop, die mir persönlich der Film wert wäre.ugo-piazza hat geschrieben:Wie muss man die Scheibe denn preislich ansetzen? Ich hab den Film vor Urzeiten mal im TV gesehen, ein Wiedersehen wäre vielleicht ganz angenehm. Aber 25 € würde ich hier nicht springen lassen.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Die Fratze / Fright - Peter Collinson
Sehr schöner, etwas (positiv) bejahrter britischer Grusel mit einer tollen Besetzung. Ian Bannen ist quasi die Idealbesetzung für angeschrägte, finstere, doch auch irgendwo mitleiderregende Typen (hierzu kann ich auch "Sein Leben in meiner Gewalt" empfehlen, wo er sich in einem Psychoduell mit Sean Connery messen kann). Und Susan George kann so herzzerreißend in Angst und Tränen ausbrechen, dass sie hier zur perfekten Scream Queen wird, m. W. lange bevor der Ausdruck überhaupt erfunden wurde. Der notgeile Freund mit seinem "Beulen im Pulli"-Gelaber senkt das Niveau des Films leider etwas ab, vor allem kam es hier typischerweise wieder so, dass selbst der größte Depp nur lange genug einer Frau auf die Nerven gehen muss, damit sie sich irgendwann näherkommen.
Viel besser finde ich allerdings noch "See No Evil" alias "Stiefel, die den Tod bedeuten" von Richard Fleischer mit Mia Farrow, m. E. der allerbeste "Einsames Mädchen in großem Haus"-Thriller.
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Re: Die Fratze / Fright - Peter Collinson
Danke für den Tipp, den kenne ich noch gar nicht. Gleich mal bestellt.Adalmar hat geschrieben:Viel besser finde ich allerdings noch "See No Evil" alias "Stiefel, die den Tod bedeuten" von Richard Fleischer mit Mia Farrow, m. E. der allerbeste "Einsames Mädchen in großem Haus"-Thriller.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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