Eden Lake - James Watkins (2008)

Moderator: jogiwan

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horror1966
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Eden Lake - James Watkins (2008)

Beitrag von horror1966 »

Eden Lake.jpg
Eden Lake.jpg (185.84 KiB) 159 mal betrachtet



Eden Lake
(Eden Lake)
mit Kelly Reilly, Michael Fassbender, Tara Ellis, Jack O'Connell, Finn Atkins, Jumayn Hunter, Thomas Turgoose, James Burrows, Tom Gill, Lorraine Bruce, Shaun Dooley, James Gandhi, Bronson Webb, Lorraine Stanley, Rachel Gleeves
Regie: James Watkins
Drehbuch: James Watkins
Kamera: Christopher Ross
Musik: David Julyan
SPIO/JK
Großbritannien / 2008

Am idyllischen Eden Lake wollen Jenny und Steve ausspannen, doch statt eines romantischen Wochenendes durchlebt das Paar einen Albtraum. Die Provokationen einiger Jugendlicher eskalieren zur brutalen Gewalt, als der Kampfhund des Anführers getötet wird. Von jetzt an machen die Kids in den Wäldern unerbittlich Jagd auf die Erwachsenen und lassen auch die letzten Grenzen zwischen Leben und Tod hinter sich.


Die hier gezeigte Thematik wurde schon in etlichen Filmen verarbeitet, doch mir fällt eigentlich kein Film ein, in dem es so hart und intensiv zur Sache ging. Jugendliche, die sich mit Erwachsenen anlegen und wo das am Anfang noch eher respektlos wirkende "Machtspiel" auf einmal zum absolut blutigen Überlebenskampf wird, wurden wohl noch nie so hart und eiskalt in Szene gesetzt. Gerade in der heutigen Zeit, in der viele Jugendliche immer aggressiver werden und teilweise gefühlskalt wirken, ist dieser Film in meinen Augen ein sehr realitätsnahes Beispiel dafür, wie schnell eine Situation kippen kann und aus sogenannten "Halbstarken" reissende Bestien werden können.

"Eden Lake" zeigt genau dieses Szenario und das mit einer Heftigkeit, die kaum zu überbieten ist. Die ersten 30 Minuten des Films bauen hier sehr gekonnt die Geschichte auf, die eher harmlos beginnt, bevor sie dann wirklich schlagartig eine beklemmende und bedrohliche Stimmung entfaltet, die den Betrachter mit der Wucht eines Keulenschlags trifft. Obwohl man ja mittlerweile weiss, zu was Jugendliche in der Lage sind, schockiert einen die hier zu Tage tretende Gewalt und Gefühlskälte und versetzt einen in einen Zustand der Fassungslosigkeit.

Vor allem Brett, der Anführer der Jaugendbande, zeichnet sich hier durch erschreckende grausamkeit und Gefühlskälte aus. Durch seinen diktatorischen Führungsstil zwingt er auch einige seiner zwiegespaltenen Freunde dazu, selbst Initiative bei der Jagd und der Folterung der Erwachsenen zu ergrifen. Um seine Freunde zum endgültig auf seine Seite zu ziehen, lässt er ihre Taten mit einer handykamera aufzeichnen, damit er ein Druckmittel in den Händen hält. So kommt es, das alle Jugendlichen mitmachen und zunehmend auch ihre Hemmschwellen zu verlieren. Gerade Jack O'Connell, der die Figur des Brett spielt, überzeugt hier durch eine erstklassige darstellerische Leistung, man nimmt ihm die Rolle vollkommen ab und vergisst manchmal, das hier ein Schauspieler lediglich eine Rolle spielt.

Und gerade das ist die große Stärke des Films, das hier eigentlich alle Darsteller eine so realistische und überzeugende Leistung abliefern, das man sich phasenweise selbst für einen Teil des gezeigten Szenarios hält. Der Horror, der hier entsteht und gezeigt wird, geht auf die eigene Psyche über und lässt einen mit schweissnassen Händen vor dem Bildschirm mitfiebern. Dabei sollte man noch anmerken, das sich die wirklich harten Szenen durchaus in einem überschaubaren Rahmen bewegen und die Brutalität des Films vielmehr durch die Darstellung der Täter und durch das Gesamtgeschehen an sich entsteht.

Regisseur James Watkins ist es hier perfekt gelungen, eine bekannte Thematik spannungsgeladen und realistisch hart in Szene zu setzen. Er lässt den entstehenden Horror im Kopf des Betrachters explodieren und zwingt ihn dadurch praktisch dazu, das Geschehene richtiggehend mitzuerleben. Und somit lässt er sein Werk zu einem der intensivsten Terror-und Survival Filme werden, den man in den letzten Jahren zu Gesicht bekommen hat. Dazu, das ich zu dieser persönlichen Meinung gekommen bin, hat auch das extrem tragische, aber perfekt zum Film passende Ende beigetragen, das dafür sorgt, das einem auch am Ende des Films noch einmal die haare zu Berge stehen.

"Eden Lake" ist ein absolut kompromissloser und knallharter Film, den man nach Sichtung erst einmal längere Zeit sacken lassen muss, den es handelt sich hier um sehr harten Tobak. Ein Film, der durchaus Spuren hinterlässt, der nachdenklich macht und auch nachhaltig in der Erinnerung des Betrachters haften bleibt.


Fazit:


Leider handelt es sich bei "Eden Lake" keineswegs um Fiktion, vielmehr schildert der Film auf knallharte und kompromisslose Art die Gleichgültigkeit eines Teils der heutigen Jugend. Auch Ereignisse wie in vorliegender Story sind längst kene Seltenheit mehr, was den Film noch um Einiges intensiver und schockierender erscheinen lässt. Meiner Meinung nach handelt es sich um ein durchaus realistisches und vor allem brutales Meisterwerk, das man nicht so schnell wieder vergisst.


10/10
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buxtebrawler
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Re: Eden Lake - James Watkins

Beitrag von buxtebrawler »

Holla. Bei diesem britischen Terrorfilm, der 2008 auf dem "Fantasy Film Fest" vorgeführt wurde, handelt es sich um einen verdammt schwer verdaulichen Brocken, der seine Wirkung aus dem Realismus des Gezeigten und dem für den Zuschauer unbefriedigenden Ende erzielt.

"Eden Lake" gehört mit Sicherheit zum Härtesten, was ich in letzter Zeit gesehen habe und hatte mit unterhaltsamem Feierabend-Filmgenuss nicht mehr viel gemein. Was die Jugendlichen hier unter Gruppenzwang und -Dynamik und Anleitung ihres sadistischen Anführers treiben, bleibt erschreckenderweise immer irgendwie nachvollziehbar und weist dadurch wesentlich weniger Distanz zum Zuschauer auf, als es im Horrorgenre üblicherweise gegeben ist. Wenn sich die Gepeinigten dann wehren, werden die Wut und Verzweiflung, aber auch die moralischen Konflikte und die Verunsicherung für den Zuschauer kaum abgeschwächt oder gefiltert spürbar, so dass einen dieser Film richtiggehend mitzunehmen vermag. Das Ende, das dann einen Erklärungsansatz für den gezeigten Sadismus liefert, lässt einen ohnmächtig und schockiert zurück.

Ein beklemmendes, beunruhigendes Filmerlebnis, das auf den Magen schlägt - und zwar in erster Linie durch seine psychologische Gewalt, die hier die grafische noch einmal eindeutig übertrumpft.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Eden Lake - James Watkins

Beitrag von untot »

Hab den gesehen...
Solche Filme ekeln mich an, weil sie einen in einem echt miesen Zustand zurücklassen, das hat für mich mit Filmvergnügen nicht mehr viel zu tun, muss ich wirklich nicht haben sowas.
Wie soll man so nen Film werten? Am Besten gar nicht!
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horror1966
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Re: Eden Lake - James Watkins

Beitrag von horror1966 »

Nun ja, dann dürfte man allerdings etliche Filme gar nicht erst schauen, da sie einen mit einem miesen Gefühl zurücklassen. "Eden Lake" ist halt ein kompromissloser Terror-Schocker, der einem die Realität schonungslos vor Augen führt. Wenn man nicht mit einem schlechten Gefühl zurückgelassen werden möchte, sollte man auch einen großen Bogen um Werke wie "Evil" oder "An American Crime" machen.
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Re: Eden Lake - James Watkins

Beitrag von untot »

Martyrs haste vergessen, bä ganz schlimm!! :thdown:
Gesehen hab ich die alle, mag sie nur nicht, außerdem muß ich ja erst mal gucken, mit was für nem Gefühl die mich zurücklassen! ;)
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horror1966
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Re: Eden Lake - James Watkins

Beitrag von horror1966 »

Zwar wird man bei diesen Filmen wirklich mit einem mulmigen Gefühl zurückgelassen, andererseits sind das nicht die typischen 08/15 Werke, denn hier wird man auch sehr nachdenklich gestimmt und solche Filme liebe ich. :thup:
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Blap
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Re: Eden Lake - James Watkins

Beitrag von Blap »

buxtebrawler hat geschrieben:...der seine Wirkung aus dem Realismus des Gezeigten und dem für den Zuschauer unbefriedigenden Ende erzielt.
Welcher Realismus? Dazu verhalten sich die "Opfer" viel zu blöd (Was mich freilich nicht stört). :mrgreen:

Aber vor allem: Wies sollte das Ende "unbefriedigend" sein? Das Ende ist konsequent und angenehm, hebt sich vom üblichen Sülz ab.

Ein älterer Kurzkommentar (04/09):


Eden Lake

Jenny (Kelly Reilly) und Steve (Michael Fassbender) wollen ein romantisches Wochenende verbringen. Steve fährt mit seiner Freundin an den Eden Lake, einen kleinen See der versteckt im Wald liegt. Zunächst ist alles wunderbar, doch als eine Gruppe Jugendlicher auftaucht ist es vorbei mit der Romantik und der Ruhe. Steve fordert die Burschen auf doch bitte ein wenig Rücksicht zu nehmen, erntet jedoch nur Hohn und wüste Beschimpfungen. Nach und nach eskaliert die Situation, ein Strudel aus Gewalt und Terror zieht alle Beteiligten in Richtung Abgrund...

James Watkins ist mit "Eden Lake" (2008) ein echter Volltreffer gelungen. Schon mehrfach habe ich gelesen, dass man den Film auch als finstere Gesellschaftkritik verstehen kann. Abstreiten will ich dies keinesfalls, in erster Linie ist der Streifen aber ein Terrorfilm, ein Terrorfilm erster Güteklasse. Die beiden Hauptfiguren werden von Kelly Reilly und Michael Fassbender sehr glaubwürdig dargestellt (Wie bitte???). Besonderes Lob verdient auch die Auswahl der Halbstarken. Heiliger Satan, was hat man da für fiese Hackfressen aufgetan! Wer glaubt wir Deutschen seien Europas hässlichstes Volk, der soll sich nur diese Gesichtsruinen von der britischen Insel anschauen, klasse. Doch die Kids sehen nicht nur fies aus, sie bringen ihre Rollen ebenfalls sehr überzeugend rüber. Lobenswert ist ferner die Tatsache, dass nicht die ganze Gruppe nur aus stumpfsinnigen, gefühlskalten Monstern besteht. Im Gegenteil, auch innerhalb der Gruppe herrscht teils blankes Entsetzen über die Vorgänge, dieses Grauen wird jedoch mit brutaler Gewalt vom "Anführer" der Gang unterdrückt, der sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen will.

Dieser Film fesselte mich von Beginn an und bleibt bis zu letzten Sekunde packend. Erfreulicherweise hat man das Finale nicht unnötig weichgespült, gerade deshalb hinterlässt "Eden Lake" Spuren im Herz und Hirn des Zuschauers. Für mich ist dieses Werk ein ganz klarer Pflichtkauf, eine Perle die in jede gepflegte Sammlung gehört. Beim Kauf ist Vorsicht geboten. Die DVD mit dem Siegel "Keine Jugendfreigabe" ist stark gekürzt, ergo muss man zur Scheibe mit SPIO/JK Freigabe greifen.

Mich hat "Eden Lake" vollständig überzeugt. Sehr guter Stoff = 8/10 mit steigender Tendenz...

***

Tjo, so wird es wohl sein. Anderenfalls: Was kümmert mich der Scheiss, den ich vor ein paar Jahren verzapft habe.
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buxtebrawler
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Re: Eden Lake - James Watkins

Beitrag von buxtebrawler »

Blap hat geschrieben:Welcher Realismus? Dazu verhalten sich die "Opfer" viel zu blöd (Was mich freilich nicht stört). :mrgreen:
Ich zitiere mich selbst, um zu verdeutlichen, welche Art von Realismus ich meine:

"Was die Jugendlichen hier unter Gruppenzwang und -Dynamik und Anleitung ihres sadistischen Anführers treiben, bleibt erschreckenderweise immer irgendwie nachvollziehbar und weist dadurch wesentlich weniger Distanz zum Zuschauer auf, als es im Horrorgenre üblicherweise gegeben ist. Wenn sich die Gepeinigten dann wehren, werden die Wut und Verzweiflung, aber auch die moralischen Konflikte und die Verunsicherung für den Zuschauer kaum abgeschwächt oder gefiltert spürbar, so dass einen dieser Film richtiggehend mitzunehmen vermag."
Blap hat geschrieben:Aber vor allem: Wies sollte das Ende "unbefriedigend" sein? Das Ende ist konsequent und angenehm, hebt sich vom üblichen Sülz ab.
Es ist insofern unbefriedigend, als die Rachegelüste, die der gemeine Zuschauer vermutlich während des Films entwickelt haben wird, nicht befriedigt werden. In diesem Falle war das "unbefriedigend" aber keinesfalls negativ gemeint.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Eden Lake - James Watkins

Beitrag von Blap »

Ok, akzeptiert.

(Was? Wer war das? Wenn ich den erwische...!!!)
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purgatorio
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Re: Eden Lake - James Watkins

Beitrag von purgatorio »

EDEN LAKE ist ein fieser Bastard von einem Film! Auch wenn hier und dort genretypisch unlogisch gehandelt wird, ist das Grundszenario absolut glaubwürdig und darum zutiefst verstörend. EDEN LAKE tut weh – richtig weh. Sowohl die ungehört verhallenden Deeskalationsversuche der Erwachsenen als auch die sich ungehemmt steigernden Aggressionen in der Gruppendynamik der Jugendlichen sind glaubwürdig und eben darum verstörend und erschreckend. Zwar basieren die herzensguten Urlauber und die Teenager aus sozialen Brennpunkten auf rein stereotyper Wahrnehmung von eskalierenden Generationskonflikten, dadurch bieten sie aber für jedermann ein hohes Potenzial an Wiedererkennungswert und nachvollziehbarer Tragik. EDEN LAKE ist folglich eine schmerzende Form von social-reality-horror. Der Gesamteindruck wird lediglich durch ein eher typisches Ende getrübt, das zwar bewusst und absichtlich gegen jedes Rechts-, Gerechtigkeits- und Werteverständnis verstößt und dem Rezipienten so zusätzlich noch in die Magengrube tritt, es hätte aber auch gern etwas anderes angeboten werden können. 8/10
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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