Deliria-Italiano

Nach all den Lesetipps hat mich nun auch bereits die erste physische Leihgabe erreicht, nämlich der bereits gedroppte Sammelband "Actionkino" von Irsigler, Lembke, Strank, erschienen 2014 bei Bertz und Fischer.

Die Einleitung liefert im Grunde genau das, wonach ich gesucht habe, nämlich eine überblicksartige, gut lesbare, seitentechnisch nicht allzu umfangreiche Taxonomie dessen, was denn ein gemeinhin als "Actionfilm" deklariertes ästhetisches Artefakt in ihren Grundfesten konstituiere - aufgezogen anhand von insgesamt elf griffigen, aufeinander aufbauenden und sich ergänzende Thesen, die da lauten:

1. Der Actionfilm ist ein fuzzy concept.

2. Der Actionfilm ist ein Hybridgenre.

3. Actionfilme sind "Gewaltpornografie".

4. Der Actionfilm braucht coole Entspannungspausen.

5. Actionfilme brauchen Actionhelden.

6. Actionhelden sind Einzelgänger.

7. Actionhelden brauchen Schurken.

8. Helden leiden, aber sie sterben nicht.

9. Actionfilme sind reaktionär.

10. Actionfilme sind ein serielles Phänomen.

11. Der Actionfilm ist ein Meta-Actionfilm.

Wie man sieht, sind das allesamt Stellungnahmen, die man gewinnbringend diskutieren kann, (ob man sie nun ablehnt oder ihnen zustimmt). Spannend fand ich, dass die schon hier im Vorwurf aufgeworfene Frage, ob es denn den "Actionfilm" als eigenständiges Genre überhaupt gebe, gleich in den ersten beiden Thesen aufgenommen und als Merkmal desselben festgeschrieben wird. Lohnend scheint mir auch ein Essay von Umberto Eco zu sein, den die Autoren gleich mehrfach erwähnen, und wo der italienische Semiotiker und Schriftsteller offenbar so klug wie witzig erklärt, wie man denn einen Pornofilm erkennen könne. Zu guter Letzt stoße ich auf etliche Trademarks, die man spielerisch auch im Peplum-Genre finden kann, weshalb der Einlass, auch ein Monumentalfilm wie Fredas SPARTACO müsse als "Actionfilm" gelten, mir ebenso nachvollziehbar erscheint.