Stars of Exploitation # 59 - Christiane Krüger

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Moderator: jogiwan

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Prisma
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Stars of Exploitation # 59 - Christiane Krüger

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♦ CHRISTIANE KRÜGER ♦ (* 08 September 1945 in Hamburg)

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»Ob das Volk mich vermissen wird?«
Filmauswahl:

♦ 48 Stunden bis Acapulco (1967)
♦ Das Gesicht im Dunkeln (1969)
♦ Lovemaker (1969)
♦ 11 Uhr 20 (1970) [TV]
♦ Fluchtweg St. Pauli - Großalarm für die Davidswache (1971)
♦ Marina - Der brutale Aufstieg einer Hure (1973)
♦ Der schwarze Panther (1974)
♦ Es muss nicht immer Kaviar sein (1977) [TV]
♦ Sehnsucht nach dem rosaroten Chaos (1982)
♦ Eine Frau für gewisse Stunden (1985)
♦ Die verlorene Tochter (1997) [TV]
♦ Kissenschlacht (2011) [TV]


Christiane Krüger zählt definitiv zu meinen persönlichen Lieblingsschauspielerinnen, denn sie war von Anfang an eine ständige Begleiterin bei meinem Filmwerdegang. Die kühle Hamburgerin, wie sie oft genannt wurde, ist eine der beständigen Größen in der deutschen Film- und TV-Landschaft geblieben, auch wenn ihre Auftritte heute eher seltener geworden sind. Christiane Krüger ist die Tochter des Weltstars Hardy Krüger (* 1928) und der Schauspielerin Renate Densow (* 1918) und wuchs in der Schweiz auf. Aus einer Schauspieler-Familie stammend, schien für sie nichts anderes in Frage zu kommen, als diesen Weg ebenfalls einzuschlagen und sie erhielt ihre klassische Ausbildung unter der profilierten Else Bongers, die in den 40er und 50er Jahren Besetzungschefin bei der UFA war. Christiane Krüger debütierte am Theater Koblenz und an der Komödie Berlin, bis es zu ersten Rollenangeboten kam. 1967 besetzte Klaus Lemke die damals Anfang 20-jährige in seinem ersten Langfilm "48 Stunden bis Acapulco", in dem sie die weibliche Hauptrolle spielte. Der Film wurde ein Jahr später mit dem Bambi ausgezeichnet. Nach wenigen TV-Produktionen ging es für Krüger dann Schlag auf Schlag und sie partizipierte in beliebten Kino-TV-und Serienformaten, wie beispielsweise "Edgar Wallace", "Der Kommissar" oder "Tatort", und machte auch in internationalen Produktionen eine gute Figur.

Obwohl sie zwischenzeitlich immer wieder in Kinofilmen zu sehen war, wurden TV-Produktionen zu ihrer Domäne, bei der Kriminalserie "Derrick" hat sie beispielsweise 9 Gastauftritte vorzuweisen. Des Weiteren absolvierte Christiane Krüger Theatertourneen und sie war die erste deutsche Schauspielerin, die sich 1972 für die November-Ausgabe des deutschen Playboy ablichten ließ. 1974 heiratete sie den Maler und Fotografen Manfred Bockelmann, mit dem sie einen Sohn hat, der ebenfalls Schauspieler geworden ist. Heute lebt die Schauspielerin am Starnberger See. Auf der Suche nach Informationen erschien es mir doch sehr verwunderlich, dass über Christiane Krüger recht wenige Daten zu finden sind, obwohl sie ja nach wie vor zu den guten Bekannten der deutschen TV-Landschaft gehört. Häufiger kann man heute eher Berichte aus der Boulevardpresse vernehmen, die immer wieder gerne auf das angespannte Verhältnis zu ihrem Vater Hardy Krüger, den die Schauspielerin nach eigenen Angaben Mitte der Achtziger wohl zum letzten Mal gesehen haben soll, zu sprechen kommen.

Meine ersten Eindrücke zu Christiane Krüger konnte ich - wie könnte es anders sein - bei Wallace sammeln, wo sie in "Der Mann mit dem Glasauge" als Linda, und in "Das Gesicht im Dunkeln" als Christine zu sehen war. Es waren zwei unmittelbar aufeinander folgende Rollen in der gleichen Serie, die jedoch unterschiedlicher nicht angelegt sein konnten. Schnell stellte sich für mich also ihre Fähigkeit heraus, ihre Darbietungen der jeweiligen Anforderung entsprechend abzustimmen, zu prägen und zu formen. Besonders Auffällig ist und bleibt die Tatsache, dass Christiane Krüger ihre Rollen stets außergewöhnlich gut strukturieren konnte, und oft wurde sie als eher spröde Schönheit klassifiziert. Ihr exakt dosiertes Temperament könnte man sogar eine einzige, und Grund eigene Choreografie nennen und nur selten bot man ihr die Gelegenheit, vollkommen aus sich herauszukommen, wie beispielsweise in Radley Metzgers bemerkenswertem Film "Marina - Der brutale Aufstieg einer Hure", in dem sie nicht nur eine ihrer wenigen Hauptrollen spielte, sondern mit einer unbändigen Leistung fasziniert.

Als Markenzeichen sehe ich ihre unverkennbare und wohlklingende Stimmfärbung, die die ohnehin vorhandene Fähigkeit, Stimmungen und Emotionen nahezubringen nur noch untermauert, auch die Sprache ihrer blauen Augen ist international verständlich. Über ihre Schönheit und Attraktivität muss man erst gar nicht streiten, und glücklicherweise wurde meistens das Potenzial gesehen, sie nicht nur als schmückendes Beiwerk einzusetzen. Christiane Krügers Filmografie gibt bei den doch sehr unterschiedlichen Rollen schon ein eher eindeutiges Profil her. Oft mit Vergangenheit, Abgründen und Kalkül zu sehen, stellte sie gerne selbstbewusst und stark die moderne Frau dar, aber sie arbeitete auch immer wieder tragische und sogar oberflächliche Elemente solide heraus. Die tatsächlichen Einsätze in Filmen und TV-Produktionen geben dies zwar nicht immer unbedingt her, doch ich halte sie für ein Allround-Talent, deren Fähigkeiten unterm Strich leider nur zu verhalten und sporadisch eingesetzt wurden, so dass man auch bei ihr sagen muss, dass innerhalb der Karriere der Christiane Krüger viel verschenkt wurde, und Möglichkeiten liegen gelassen wurden. Also, was die kühle Blonde konnte und was nicht, wird in absehbarer Zeit hier noch genauer unter die Lupe genommen werden, denn eine kleinere bis größere Hommage hat die Serien-Pionierin für meine Begriffe durchaus verdient. Wie immer würde mich selbstverständlich über Kommentare, Denkanstöße oder gar Informationen zu ihrer Person sehr freuen!
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CHRISTINE in DAS GESICHT IM DUNKELN (1969)

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Da Christiane Krügers zweiter Wallace-Beitrag "Das Gesicht im Dunkeln" tatsächlich in eigenwilliger Erinnerung bleibt, macht diese Rolle von 1969 auch hier den Anfang. Auf die Anlegung der Rolle von Christine reduziert, ist dieser Auftritt von Christiane Krüger durchaus als charakteristisch zu bezeichnen, zumindest für ihre frühe Spielfilm-Karriere. Ganz allgemein kann man also sagen, dass sie von Beginn an einen indirekten Star-Bonus mitbrachte, der genau wie ihre Atraktivität erkannt, und Gewinn bringend genutzt wurde. Riccardo Fredas Wallace-Betrag wird ketzerisch gerne als einer der Tiefpunkte der gesamten Reihe abqualifiziert, ein Gedanke, der aus erz-konservativer Sicht auch zu keinem anderen Punkt führen kann. Es kommt bei "Das Gesicht im Dunkeln" und allem was dazu gehört, tatsächlich auf den zweiten, oder dritten Blick an, um die Qualitäten dieses bis dato zugegebenermaßen untypischen Beitrages anzuerkennen und schätzen zu lernen. Hier dauert es eine geraume Zeit, bis man Christiane Krüger zum ersten Mal zu Gesicht bekommt, dann aber in beinahe fulminanter Art und Weise. Untrmalt mit der wunderschönen Musik von Nora Orlandi, sieht man sie als ungebetenen Gast in John Alexanders feudaler Villa, hier wahlweise direkt unter der Dusche, und es sollte in den folgenden Jahren noch einige dieser Szenen im gleichen Setting geben. Nachktszenen waren gleich zu Beginn von Christiane Krügers Karriere kein Tabu, was natürlich nicht immer überwichtig für die Kohärenz eines Filmes war, aber durchaus angenehm anzusehen bei einer Person mit ihrer Schönheit und dieser blendenden Konstitution.

Christine redet nicht lange um den heißen Brei herum und liefert schwammige Argumente für ihr Auftauchen. »Warum willst du eigentlich nicht, dass ich hier mit dir schlafe?«, hört man sie angriffslustig fragen, bis der Film durch diese neue Person eine weitere Etappe im Szenario, und seinen gezielteren Velauf nimmt. Christine kann als eine Art unscheinbare Schlüsselfigur betrachtet werden, die für meinen Geschmack allerdings eine präzisere Färbung des Drehbuches nötig gehabt hätte. Christiane Krüger ist daher kein Vorwurf von der rein darstellerischen Seite zu machen, denn sie wirkt bei der Anlegung der Rolle authentisch, beziehungsweise überzeugend und natürlich Aufsehen erregend. Wer ist Christine? Ja, ein Flittchen, käuflich im doppelten Sinne, sprunghaft im Wesen aber zielstrebig im Handeln, der Spross einer Generation, die das Leben völlig neu definieren konnte. Als Köder funktioniert sie wie von den Hintermännern erwartet, doch man sieht dem Empfinden nach keinen eiskalt-berechnenden Anstrich. Entsteht lediglich das Verlangen nach Luxus und Komfort, oder tatsächlich eine ungewollte Zuneigung für John? Es bleibt schwer, diese unkonventionelle Christine zu durchschauen, nicht zuletzt weil ihr Auftritt einen so plötzlichen, und daher empfindlichen Abriss erfährt, was für den Film sehr schade ist! Wie dem auch sei, Christiane Krüger vermag es, Akzente zu setzen und alle Kapazitäten innerhalb einer Rolle zu nutzen, der von vorne herein kein optimaler Schliff zu Teil wurde. Mir lieferte "Das Gesicht im Dunkeln" vor vielen Jahren meine erste Begegnung mit Christiane Krüger, da müsste ich zehn, vielleicht elf Jahre jung gewesen sein, naja, und ich muss einfach sagen, dass alte Liebe dann doch nicht rostet. Insgesamt sehe ich nach wie vor eine freche und unverbrauchte Interpretation, die daher richtig nachhaltig geblieben, und immer wieder ansprechend ist!
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CHRISTINA LARSSON in DER SCHWARZE PANTHER (1974)

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Eine weitere interessante Rolle auf internationalem Parkett übernahm Christiane Krüger in dem Polit-Thriller "Der schwarze Panther" aus dem Jahre 1974. Es wirkt schon beachtlich, wie sich die Hamburgerin hier neben der hochkarätigen Konkurrenz präsentiert, und es kommt zu einigen besonders intensiven Szenen, die nach diesem Verlauf im Gedächtnis bleiben dürften. Wie bereits erwähnt, konnte man Christiane Krüger im Verlauf ihres Schaffens häufiger unter der Dusche betrachten, und in dieser Produktion kommt es in diesem Zusammenhang zu einem der kleinen Karriere-Höhepunkte der Deutschen. Doch zunächst zur Person der Christina Larsson. Das Edel-Callgirl scheint sehr gut beschäftigt zu sein und betreut bevorzugt Kundschaft aus den besten Kreisen. Ganz in der Strategie des Films liegend, bekommt man kaum Informationen darüber, wie die Personen-Konstellationen überhaupt zu Stande gekommen sind, also kann man es sich als Zuschauer nur denken, wie das Verhältnis zwischen Professor Elliot und Christina Larsson ist. Er bezahlt sie, ihre Wohnung, ihre Ausstattung, ihren Luxus. Auch bekommt man das Gefühl, als sei Robert Elliot mehr für sie als nur Auftraggeber und Mäzen. Geklärt wird das Ganze jedoch nicht und was Christina angeht, so bleibt es bei einem recht interessanten Rosemarie-Nitribitt-Effekt, falls man das so nennen kann, da sie ebenfalls prekäre Informationen, hier in Form von Mitschnitten und Fotos für Elliot sammelt, und ein ebenso gewaltsames Ende findet.

Als Callgirl hat Christina Larsson alle Tricks und Finessen parat, um die Kundschaft zufriedenzustellen und zu entzücken. Danach macht sie Komplimente, die eigentlich nichts anderes als Phrasen sind, beispielsweise wie sehr sie jemanden doch möge, oder dass ihr die Nummer Spaß gemacht habe. Das kommt gut an und bringt vielleicht noch ein großes Scheinchen zusätzlich. In bestimmten Situationen wirkt sie also sehr oberflächlich, also eigentlich vor, im und nach dem Lotterbett, und äußerst naiv im Zusammensein mit ihrem Gentleman-Zuhälter Elliot, der sie gerne wie ein kleines Schulmädchen behandelt und sie maßregelt. Christina Larsson wird durch ihn Zahnrad und Opfer eines Mordkomplotts zugleich. Als sie ihren Dienst ausgeführt hat, steht ihr angeheuerter Mörder auch schon bereit. Hier bekommt man wie gesagt eine der intensivsten und spannendsten Szenen des gesamten Films präsentiert, die sich in jedem anständigen Giallo recht wohlgefühlt hätte, wie übrigens Christiane Krüger selbst auch. Wieder einmal angenehm erscheint die Tatsache, dass sich die Schauspielerin für die deutsche Version selbst gesprochen hat, auch in der englischen Sprachfassung macht es Spaß, ihren zwar harten deutschen Akzent herauszuhören, aber ihn charmant zu finden. Ich habe zwar noch lange nicht alle internationalen Filme mit ihr gesehen, aber bislang war noch nie einer dabei, in welchem sie sich nicht selbst synchronisiert hätte, was ich als aussagekräftiges Kompliment für eines ihrer Markenzeichen, eben die unverkennbare und kraftvolle Stimme ansehe. Im Endeffekt handelt es sich also erneut um eine sehr gute Rolle von Christiane Krüger, die mich persönlich überhaupt zu diesem sehr starken Film gebracht hat.
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EINE FRAU in DER LETZTE KAMPF (1983)

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Nahezu 90 Minuten bleibt man bei "Le dernier combat" im Unklaren, ob es denn tatsächlich stimmt dass Christiane Krüger wie ausgewiesen in dieser Produktion mit von der Partie ist und schließlich kommt es auch noch zu einer kurzen Begegnung, denn sie läutet das Ende des Films ein. Bei dieser Gastrolle handelt es sich allerdings nur um eine etwa zehnsekündige Einstellung in zwei Großaufnahmen und natürlich wortlos im Sinne des Films. Der Abspann setzt ein und sie wird mit einem »avec la participation de Christiane Krüger« noch explitit erwähnt. Krüger, die Anfang der 80er Jahre sporadisch im französischen Fernsehen als Gast zu sehen war und fließend Französisch spricht, macht immer einen guten Eindruck, selbst wenn man sie sich nur kurz anschauen kann. In diesem Endzeit- beziehungsweise Männerfilm sind Frauen Mangelware und sie spielt als eines der letzten Exemplare mit.

Auch ohne weitere Erklärungen ist dem Zuschauer klar, welches Dasein sie fristen muss. Sie wird behütet wie ein Schatz, aber offenbar nicht gerade behandelt wie eine Königin. Alles muss versucht werden, damit sie nicht wegläuft denn sonst wäre das Leben der Männer noch unerträglicher. Eingesperrt in einem Wohnwagen sieht man es der Frau im Gesicht an dass sie weiß was die Stunde geschlagen hat, wenn sich die Türe öffnet. Der Blick ist mittlerweile nicht mehr verängstigt, denn sie scheint mit ihren Aufgaben durchaus vertraut zu sein, er ist eher suchend in einer Hoffnung, es könnte sich ja etwas anderes als das Übliche tun. Die Trostlosigkeit dieser Situation und der Szene wird durch ein verhaltenes Lächeln und einen erleichterten Blick der Krüger entschärft und suggeriert schließlich, dass es selbst in der ausweglosesten Situation einen Hoffnungsschimmer gibt, man muss ihn nur registrieren. So viel zu diesem Ultrakurz-Auftritt von Christiane Krüger, der eben der Vollständigkeit halber nicht fehlen sollte.
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INGE KAYSER in SOKO 5113 - AUTOS À LA CARTE (1988) [TV]

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In Serien, und vornehmlich Krimi-Reihen war Christiane Krüger ein immer wieder auftauchender, und gerne gesehener Gast, in der Reihe "SOKO 5113" übernahm die Hamburgerin zwischen 1987 und 2013 Rollen in fünf Episoden. In "Autos à la carte" spielt Christiane Krüger die Zwischenhändlerin der italienischen Auto-Mafia und man bekommt als Zuschauer eigentlich gar keine Informationen über die Hintergründe, sondern nur über den weiteren Verlauf. Die alleinerziehende Mutter einer siebenjährigen Tochter wird trotz dieser Tatsache sehr gut in das Szenario integriert, bei ihrer Festnahme wirkt sie ruhig und gefasst. Nur als es um ihre Tochter geht, die selbst in dieser Situation ihr einziger Gedanke ist, wirkt sie angespannt und nervös, was sich wie ein roter Faden durch diese Episode ziehen wird. Wieder einmal zeigt sich Krüger jeder Situation angepasst. Bei den Verhandlungen mit ihren Mittelsmännern gibt sie sich trotz innerer Anspannung souverän und geschäftstüchtig, man kann es sehr gut verstehen, dass Geschäfte im großen Stil mit ihr abgewickelt werden konnten.

Ihre Eleganz demonstriert dem Zuschauer förmlich, dass sie das Parkett der besseren Kreise sicher und erfolgreich begehen kann, auch dass sie sich auf das doppelte und überaus gefährliche Spiel auf beiden Seiten einlässt beweist, dass Frau Kayser es ohnehin gewohnt ist, sich zu behaupten und Risiken einzugehen. Christiane Krüger interpretiert hier eine ziemlich obligatorische Rolle im Bereich ihrer Ausflüge in Kriminal-Serien. Nicht immer über jeden Verdacht erhaben und oftmals sogar explizit auf der anderen Seite des Gesetzes stehend, schafft sie es dennoch, eine eigenartige Sympathie auf sich zu ziehen. Als Zuschauer ist man daher nachsichtig mit ihren halbseidenen Damen, so auch mit Inge Kayser, mit der man sogar mitfiebern wird. Akzente werden wie üblich im Strukturieren ihrer Rollen gesetzt, Gestik und Mimik wirken mal wieder nahezu perfekt und daher macht es auch Spaß, Christiane Krüger begleiten zu dürfen. So hat man es bei der achtzigsten "SOKO 5113"-Folge mit einer guten Gast-Hauptrolle zu tun, die der Anforderung entsprechend sehr präzise und glaubhaft wirkt.
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MARIA HEYNOLD in DER KOMMISSAR - MESSER IM RÜCKEN (1970) [TV]

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»Du weißt Bescheid Maria!« Mit diesem kurzen Satz wird Christiane Krüger in die zwanzigste "Kommissar"-Folge integriert und man sieht ihre Maria Heynold, deren Ehemann einige Stunden vorher ermordet wurde, zunächst wortlos. Die Kamera lässt sich hier nicht lange bitten und fängt das außergewöhnlich schöne Gesicht der Hamburgerin in beeindruckenden Strecken von Großaufnahmen ein. Unterstützend hierbei wirkt natürlich die Bildgestalung in Schwarz/Weiß, die einen Hauch von Makellosigkeit transportiert. Selbst Kommissar Keller wird man zwar trocken, aber durchaus aufrichtig betonen hören, dass Frau Heynold eine sehr attraktive Frau sei. Die junge Dame trägt schwarze Kleidung, wenngleich man sie sicherlich als lustige Witwe bezeichnen könnte, ihr blondes Haar und das harte Make-Up setzen zusätzliche Akzente, sie schweigt. Ihre Augen scheinen auf der Suche zu sein und sie findet ihr Ziel auch schnell, so dass sie ihrem Schwager verachtende Blicke zuwirft und außerdem dokumentieren diese noch ihren jetzigen, und ohnehin allgemeinen Gefühlszustand. Maria ist sichtlich genervt von der Komplikation Mord und sie ist gelangweilt vom Leben im goldenen Käfig.

Diesen hat sie bereits verlassen, wenn auch inkonsequent, ihr junger Liebhaber ist aus einer anderen Gesellschaftsschicht, und man würde ihn vielleicht kurz und knapp einen Habenichts nennen. Aber Maria möchte leben, sich amüsieren, das Geld ihres Gatten macht es möglich. Mit allen Mitteln will sie sich von gesellschaftlichen Konventionen abgrenzen und vor allem oppositionell sein, weil sie weiß, dass sie ihre Verwandtschaft damit am meisten treffen wird. Christiane Krügers erste von insgesamt drei Gastrollen bei "Der Kommissar" kann als fulminanter Einstieg in die Serie betrachtet werden, da sie es bereits hier schafft, eine nachhaltig in Erinnerung bleibende Interpretation zu formen und darüber hinaus eine der interessanteren Frauenrollen zu kreieren. Dabei sorgt sie in einer Szene sogar für eine ungewöhnlich hoch dosierte Prise Erotik, als man sie beim Umziehen betrachten darf. Im optischen Sinne hat man sie tatsächlich selten so makellos schön, und in ihrem Wesen so unbändig stolz gesehen, ja diese Maria Heynold macht schon große Freude, auch wenn es ein ewiges Rätsel bleiben wird, wie sie sich hier ausgerechnet Jörg Pleva an den Hals werfen konnte.
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MARINA PINARES in LITTLE MOTHER (1973)

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Eine leere, weite Straße an deren Rand die schöne Staatschefin auf großen Plakaten thront. Ein schwarzer Mercedes-Benz Pullman wird von mehreren Fahrzeugen eskortiert, und im Inneren befindet sich die Drahtzieherin der Macht: Marina Pinares. Elegant in ihrer Erscheinung, mit schwarzer Sonnenbrille und in edlen Nerz gehüllt, wirkt sie sogleich dominant und unerbittlich, sie kommandiert, delegiert und entscheidet über das Schicksal der anderen, so dass dem Zuschauer nach dieser Einführung sofort klar wird, mit wem man es zu tun bekommen wird. Ohne jeden Zweifel, darf man hier eine der besten Karriere-Interpretation von Christiane Krüger bestaunen, vielleicht sogar die beste und dieses Spektakel wirkt beinahe revolutionär! Betrachtet man ihre Filmografie, so wird deutlich, dass die Hamburgerin viel zu häufig verschwenderisch eingesetzt wurde und vergleichsweise in Belanglosigkeiten partizipierte, wobei man vor allem manche ihrer Spielfilme nennen muss. Ihre Kapazitäten gab die Deutsche dann hauptsächlich später, in bekannten TV-Serien preis, wo sie glücklicherweise immer wieder zur Stamm-Besetzung zählte. Als Marina Pinares liefert sie eine beispiellose Darbietung zwischen Präzision und Spiellaune ab, sie lässt einem dabei beinahe das Blut in den Adern gefrieren. Marina Pinares jongliert sie nicht nur mit großen Worten und leeren Drohungen, nein, sie schreitet ohne Kompromisse zur Tat, so dass eine ihrer Aussagen ihr Vorgehen besonders deutlich charakterisiert: »Wenn ich etwas haben will, dann gehe ich mit unerbittlicher Grausamkeit vor!«

Und es stimmt, die erste Frau in diesem Staat wird tatsächlich nichts unversucht lassen, um unbequeme Kontrahenten loszuwerden, das Schicksal zu manipulieren und resolut daran zu arbeiten, sich ein Denkmal für die Ewigkeit zu setzen. Ihr Werdegang fängt im Kleinen an, eher gesagt in der Gosse, doch um ihre Ziele zu erreichen, kämpft sie mit den perfektionierten Waffen einer Frau. Dabei nimmt sie alle Etappen mit Leichtigkeit, wobei Etappen lediglich ein Synonym für Betten darstellt. Marina schläft sich an die Spitze des Staates, in dem sie die mächtigste Instanz im Hintergrund darstellt. Christiane Krüger hört man sowohl in der englischen, als auch in der deutschen Version glücklicherweise mit ihrer unverkennbaren Originalstimme und sie setzt gezielte Pointen im Rahmen großartiger Dialoge, wobei die englische Sprachfassung noch wesentlich deftiger ausgefallen ist. Sie prägt diese Hauptrolle einfach in jeder Hinsicht und eine derartig temperamentvolle Interpretation habe ich persönlich noch nicht von ihr gesehen. So lernt man in "Marina - Der brutale Aufstieg einer Hure" eine Christiane Krüger kennen, die auch mal andere Seiten aufziehen kann und im Schimmer des internationalen Formats glänzt, so dass ich unabhängig von meiner ohnehin großen Wertschätzung einfach nur zum hundertsten Mal sagen kann: WOW!
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Re: Stars of Exploitation # 59 - Christiane Krüger

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VERA in FLUCHTWEG ST. PAULI (1971)

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Nach einem halben Dutzend Spielfilme und einigen Partizipationen in TV-Produktionen war Christiane Krüger längst in der deutschen Filmlandschaft angekommen und sie wurde gerne für unterschiedlichste Charaktere gebucht. In "Fluchtweg St. Pauli" sieht man allerdings trotzdem eine gewisse Abkehr von ihrem bereits geprägten Image und der Zuschauer kann sie hier mit einem bis dahin ungewöhnlich bürgerlichen Anstrich sehen. Vera ist mit einem rücksichtslosen Kriminellen verheiratet, der seit seinem letzten, gescheiterten Coup obendrein auch noch im Knast sitzt. Es ist offensichtlich, warum sie nun mit ihrem Schwager zusammen ist, denn er steht für ganz gegensätzliche Werte und hat ihr durch die schwere Zeit helfen können. Anders als sonst, vermittelt Christiane Krüger nicht die sonst obligatorisch wirkenden, zweifelhaften Tendenzen ihrer Charaktere, sie wirkt ehrlich, direkt und sympathisch. Für die gebürtige Hamburgerin waren derartig angelegte Rollen der bedrohten Schönheit alles andere als üblich, so dass diese Darbietung einigermaßen überraschend erscheint. Zwar als fester Bestandteil der Dreieckskonstellation integriert, wirkt sie dem Tauziehen der beiden Brüder strikt untergeordnet und man vermisst ihre üblicherweise eher auffällige Stärke im Umgang mit den männlichen Akteuren. Vera sieht man hier im permanenten Verteidigungsmodus.

Nicht nur, dass sie verschleppt und bedroht wird, sie sieht sich auch immer wieder tätlichen und verbalen Angriffen ausgesetzt, verliert dabei allerdings nicht die Nerven, sie schafft es sogar, in dieser Ausnahmesituation zu funktionieren. Zwischen ihr und ihrem Noch-Ehemann gibt es sogar ein paar vertraute, beinahe sogar intime Momente, als man sich gemeinsam an die guten Zeiten erinnert, die allerdings in jedem nächsten Moment wieder von der Realität überlagert werden. Optisch sieht man Christiane Krüger hier in der Blüte ihrer Attraktivität, sie wirkt sehr agil und kann ebenso nachdenkliche und besorgte Tendenzen sehr gut heraus arbeiten. Sehr bodenständig und überzeugend das Ganze, wenngleich die Rolle der Vera aus mir unbeschreiblichen Gründen nicht zu meinen persönlichen Favoriten gehört. Vielleicht liegt es daran, dass sie hier tatsächlich zu greifbar herüber kommt und nicht so kühl und spröde wie üblich wirkt, was ja immer den persönlichen Reiz ausgemacht hat. Insgesamt sollte noch erwähnt werden, dass Christiane Krüger sowohl zu Horst Frank, als auch zu Heinz Reincke hervorragend passt, ohnehin macht sie einen mehr als routinierten, und selbstverständlich passenden Eindruck auf heimischem Boden. Eine gute Hauptrolle in einem ebenso guten Film.
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PETRA HAUSING in DER FAHNDER - DER PARASIT (1986) [TV]

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Peter Hausing lädt ihren jüngeren Bekannten zu sich nach Hause ein, macht ihn zu ihrem Liebhaber und gleichzeitig zum unwissenden Werkzeug. Die erfolgreiche Modedesignerin bewegt sich selbstsicher und großspurig in ihrem Luxusapartment, aber gleichzeitig auf dünnes Eis, da sie einen Einbruch bei sich vortäuscht, in dem Juwelen von 100000 DM verschwinden. Alles ist geplant, alles scheint durchdacht und in Christiane Krügers reifer gewordenem Gesicht spiegelt sich Zufriedenheit wider und reflektiert einen vermeintlichen Triumph. Das verschwenderische Leben in Saus und Braus hat Petra Hausing offenbar in finanzielle Nöte gebracht, eine Verlegenheit, die für jeden normalen Bürger ausreichend Spielraum zum Leben lassen würde. Aber sie ist die Haute Couture und den Jet Set gewöhnt, doch allerdings nicht, Abstriche zu machen. Christiane Krüger strahlt in dieser Episode von "Der Fahnder" nicht nur die geschilderte Selbstsicherheit aus, sondern auch Schlagfertigkeit und eine beinahe gewöhnlich wirkende Eleganz. In dieser Serie sollte es Krügers einziger Gast-Auftritt bleiben, und es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie sie die gängigen Krimi-Formate aller couleur so Gewinn bringend bediente und bereicherte.

Wie so oft übernahm sie auch hier die Episoden-Hauptrolle und wurde von Regisseur Peter Fratzscher recht gut inszeniert, wobei die Hamburgerin natürlich das Übrige dazu tut. Allerdings hat sie die Rechnung ohne den hartnäckigen Fahnder gemacht und sie wird zusehends unruhiger und nervöser, so dass sie als Spinne Gefahr läuft, sich in ihrem eigenen Netz zu verfangen. Eine interessante Serien-Rolle in der eine komplette Fassade schlagartig umkippt. Die Frau, die es gewöhnt ist, die Kontrolle über Personen und Situationen zu haben verliert diese und steht ohnmächtig daneben. Interessant ist, wie Faber mit Petra Hausing umspringt, denn das alles wirkt nicht gerade zimperlich, geschweige denn galant. Aber er hat die erste Begegnung mit der augenscheinlichen Dame von Welt nicht vergessen, in der sie ihn mit zynischer Arroganz und von oben herab behandelte. Insgesamt handelt es sich hier erneut um eine von Christiane Krügers obligatorischen Rollen und daher auch eine ihrer leichtesten Fingerübungen. Auffällig ist, dass sie den Zuschauer nicht wie sonst eher mit kühler Distanz zurückweist, sondern ihre Emotionen und das Temperament zu einem offenen Buch werden lässt. Eine erfrischende Abwechslung innerhalb Christiane Krügers Schaffen, wo man sich auch optische Veränderungen zu Nutze machte.
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EVA MÜLLER in DER ALTE - KONKURS (1977) [TV]

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Ein vertrauliches Gespräch unter Freunden? Das heimliche Komplott eines sich liebenden Ehepaares? Eine geschäftliche Besprechung? Alles könnte man für möglich halten, wenn man Eva Müller zum ersten Mal im Umgang mit ihrem Mann sieht. Erneut stellt sich also in Windeseile heraus, dass Christiane Krüger auch hier ihrem Namen alle Ehre macht, und sich als Darstellerin mit den vielen Gesichtern präsentiert. Sowohl vor, als auch nach dieser Episode aus der Serie "Der Alte", hat man sie unzählige Male in der Rolle der starken, selbstbewussten, aber auch zwielichtigen Frau gesehen, doch hier zeigen sich sehr auffällig gewisse Veränderungen. Eva Müller ist ganz offensichtlich eine gesellschaftliche Größe, dieser Status wurde ihr bereits mit in die Wiege gelegt. Eine Tatsache, die einen nicht gerade hart für das Erreichen seiner Ziele arbeiten lassen muss, und man so in der Lage ist, sich auf Reputation oder Vorschusslorbeeren ausruhen zu können. Eine eigenartige Naivität geht daher von dieser Person aus, die es offensichtlich gewöhnt ist, dass alles in geregelten, beziehungsweise anvisierten Bahnen verläuft. Ihr blindes Vertrauen irritiert, ihre hinnehmende und beschwichtigende Art gibt eher Rätsel auf. Sie wirkt wie ein offenes Buch, was bei Christiane Krüger mehr als exotisch wirkt.

Um keine Annehmlichkeiten entbehren zu müssen, und gleichzeitig ihren Willen durchsetzen zu können, fährt die attraktive Frau zweigleisig, denn sie bleibt die ewige Prinzessin ihres mächtigen Vaters, der es lediglich duldet, dass sie sich mit ihrem Mann ein für ihn indiskutables Spielzeug genommen hat, andererseits steht sie zu ihrem Mann, was sie zumindest behauptet. Aber es waren ja auch noch keine richtig schlechten Zeiten und Zerreißproben da. Christiane Krüger bewährt sich hier erneut als Allround-Talent, denn sie überlagert ihre übliche Stärke hier mit diversen Schwächen, die Voraussetzung für ihre Rolle und das Gelingen dieser Episode darstellen. Beinahe fassungslos sieht man dieser Dame dabei zu, wie sie sich selbst betrügt, wie sie sich außerdem selbst in Gefahr bringt, so dass sie dem Zuschauer im Endeffekt fast mitleidige Blicke abverlangt. Christiane Krüger hat wenige, dafür aber sehr gute Szenen, die sie mit der üblichen Präzision und Routine ausstattet. Leider kommt man in "Konkurs" nicht in den Genuss, dass Krüger gemeinsame Szenen mit ihrem Filmvater O.E. Hasse hat, was der Geschichte sicherlich noch einen Schuss mehr an Brisanz und Finesse gegeben hätte. Eva Müller machte in "Der Alte" also den Anfang, es sollten bis 1988 noch drei weitere Auftritte innerhalb der Serie folgen.
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